Wie oft hat es heute geregnet?

11. September 2012

Inverurie West

Während unseres Frühstücks sahen wir den Wetterbericht, in welchem für heute gutes Wetter angesagt wurde. Das bestätigte uns in IMG_7427 unserer Tagesplanung. Zuerst ging es zu Leith Hall and Garden. Das Herrenhaus Leith Hall kann allerdings nicht besichtigt werden, wir waren also nur im Garten unterwegs. Hier gefiel es uns sehr gut. Allerdings wird hier derzeit noch viel gearbeitet und man sieht einige Stellen, an welchen noch Pflegebedarf besteht. Der Garten ist am Hang gelegen und an vielen Stellen ist dies auch schön in die Gartengestaltung integriert.

Zurück am Auto freuten wir uns, endlich aus der Kälte herauszukommen. Heute ging ein extrem kalter Wind, der die Wolken entsprechend schnell ziehen ließ.

Bei unserem nächsten Ziel freuten wir uns darüber, dass wir noch kurz vor der Abreise Schals, Handschuhe und Mützen eingepackt hatten. Wir besuchten die Nord-Ost-Falknerei und sahen uns eine Vorführung im Freien an, die wir ohne die erwähnten Accessoires wohl nicht überstanden hätten. Es war eine schöne Vorführung, wir bekamen drei Vögel, einen Adler, einen Falke und eine Eule zu sehen. Super war, dass die Zuschauer die Möglichkeit bei dem Adler und der Eule hatten, diese auf ihrem Arm landen zu lassen. Das war eine tolle Sache und wir nutzen die Möglichkeit beide aus.

Man bekam für die linke Hand einen Handschuh und etwas Futter IMG_7473 darauf. Dadurch wurden die Vögel angelockt und landeten bei uns. Der Adler war federleicht, nur beim Starten kam ein wenig Gewicht auf den Arm. Zwischendurch fand der Adler in der Natur selbst Futter und war dann auf unser Futter nicht mehr angewiesen. Er blieb dann bei seinem Futter und ließ sich nicht mehr locken. Der Guide ging los und konnte den Adler wieder holen. Ihm seine Beute wieder abzunehmen bedurfte jedoch einem Tausch gegen anderes Futter.

Die Eule dagegen war richtig schwer. Auf dem ausgestreckten Arm war IMG_7581 sie kaum zu halten, man musste sie näher an den Körper nehmen, dann war es ok. Sie ließ sich ohne Weiteres streicheln. Die Federn sind extrem weich, ebenso wie die Oberseite der Krallen. Krass ist hier der Abflug. Sie duckt sich etwas und spreizt dann die Flügel und drückt sich etwas ab, hält aber am Handschuh richtig lange fest und zieht diesen sogar leicht mit.

Beeindruckend für uns war es auch, dass man die Eule im Flug beinahe IMG_7536 überhaupt nicht hören konnte. Zum Abschluss wurde die Eule noch mit Küken gefüttert. Sie brauchte 3-4 Happen und hatte ein Küken verschluckt. Das war schon krass. Zum Ende der Vorführung fing es so richtig an zu schütten, so dass am Ende alle schnell das Weite suchten.

Nach den Prospekten der Gegend sollte es bei Deans Shortbread ein Besucherzentrum gegeben, in dem man auch die Produktion sehen kann. Das ist alles soweit richtig, man sieht von der Produktion allerdings nur die Verpackung in Schachteln und das Etikettieren. Erstaunlich ist, wie viele Personen hierfür noch beschäftigt werden. Hier hätten wir mehr Automatisierung erwartet. Nett war hier der Shop. Ralf zog den Vergleich zum IKEA-Restaurant. So wie wir die anderen Gäste einschätzten, waren es viele Einheimische, die sich hier zum Mittagessen mit Freunden oder Bekannten trafen.

Das nächste Ziel war Huntly Castle. Eine Ruine, von der auch IMG_7637 erstaunlich viel noch steht. Wir fanden viele interessante Stellen. Besonders beeindruckend waren die beiden Dekore an den offenen Kaminen in den Zimmern der Lady. Auch an der Außenwand gab es noch tolle Verzierungen zu sehen. Insgesamt ist Huntly Castle eine der sehenswerteren Ruinen. Da es mal wieder anfing zu regnen, freuten wir uns auf unser Auto.

Weiter ging es zur Glendronach Destillerie. Karen zeigte uns und einem weiteren Herrn die Destillerie. Ein kleiner Bach fließt beschaulich über das Gelände, allerdings wird das Wasser nur als Kühlwasser verwendet. Die Wasserquelle für den Whisky ist eine Quelle ca. 3 km entfernt auf dem Berg Benrines. Von dort wird das Wasser in Rohren hergeleitet, damit keine Verunreinigungen hineinkommen.

Auf dem ehemaligen Mälzboden stehen heute einige Ausstellungsgegenstände. Gemälzt wird seit einigen Jahren nicht mehr. Auch früher hatten sie nur 15% des Gesamtbedarfes selbst gemälzt. Eine Besonderheit sind zwei paar Schuhe, die man hier sehen kann. Es war wohl vorgeschrieben, dass man zum Mälzen die Schuhe wechseln muss, um keine Verunreinigungen durch die Straßenschuhe in die Gerste zu bringen. Die Schuhe haben eine extrem elastische Sohle und sind nach wie vor in einem tollen Zustand. Das zweite paar Schuhe ist eine Art Sicherheitsschuh, wie er bei den Öfen damals verwendet wurde. Früher wurde ein winziger Bruchteil Torf verwendet (1ppm), heute ist der Whisky komplett torffrei.

Als wir zur Mühle kamen nahm diese gerade den Betrieb auf. Dann ist es leider auch nicht erlaubt zu fotografieren, da es sehr schnell zu Bränden kommen kann. Während des Mahlvorgangs versteht man in diesem Raum kein Wort, weshalb wir schnell weiter gegangen sind. Hier wird eine Boby Mühle verwendet. Man trifft eigentlich immer IMG_7658 Mühlen von Boby oder Porteus an. Leider sind beide Hersteller inzwischen Pleite. Die Qualität war einfach zu gut. :-(

Karen war total nett und hatte auch nichts dagegen, wenn wir uns zwischendurch etwas selbstständig bewegten um z. B. in den geöffneten Mälzbottich aus Stahl und Kupfer zu schauen. Hier war gerade das erste Wasser zu sehen, das noch schön durcheinander gemischt wurde. Ab diesem Raum bis zum Verlassen des Destillierhauses ist es in einer Destillierie immer herrlich (für Julia, für Ralf fast zu) warm.

Auch ein weiterer Mitarbeiter von Glendronach, den wir zwischendurch etwas von der Arbeit abhielten, weil wir so begeistert in den Mälzbottich schauten als er dort arbeitete, war total nett. Insgesamt wirkt dort alles sehr sympathisch.

Die acht Maischebottiche sind alle aus Holz. Die beiden neuen, die vor ca. 2 Wochen erst eingebaut wurden, sind aus schottischem Holz und haben zusammen 15.000 Pfund gekostet. Der älteste Bottich ist inzwischen schon über 70 Jahre alt, hält aber noch gut.

IMG_7667 Im Destillierhaus waren jeweils eine Wash still und eine Spirit Still gerade aktiv. So konnten wir auch im Spirit Safe die Destillate schön durchlaufen sehen. Das Lagerhaus durften wir leider nur durch ein Fenster im Laden sehen. Schade, das ist immer genial.

Insgesamt konnte man sich in dieser Destillerie ein tolles Bild von einer produzierenden Destillierie machen, da alle interessanten und wesentlichen Vorgänge bei unserem Besuch liefen. Hier wird 24 Stunden pro Tag an sechs Tagen pro Woche gearbeitet.

Die Destillerie war von 1996 bis 2002 aufgrund eines zu großen Bestands geschlossen. Seit 2002 wird wieder produziert und der Absatz vor allem in Taiwan nimmt wohl stetig zu. Die Produktion wurde auch erhöht und der erhöhten Nachfrage nachkommen zu können. Das hört sich toll an, man muss nur bedenken, dass die Nachfrage frühestens in acht bzw. 12 Jahren gestillt wird.

Die Destillerie liegt in einem beschaulichen Tal und wird von vielen Bäumen gesäumt. Hier leben viele Vögel. Eine solche Vogelfamilie wird IMG_7676 als “parliament” bezeichnet. Diese Vögel sind früher immer aufgeflogen wenn Steuereintreiber ins Tal kamen und haben so die Destillierer gewarnt. Diese nette Geschichte ist auch Namensgeber für einen Whisky von Glendronach. Zum Standardsortiment gehört ein 8-jähriger, ein 12-jähriger, ein 18-jähriger und der 21-jährige genannt Parliament. Da hier auch gerne experimentiert wird, gibt es auch drei verschiedene Holzfinishs, Tawny Port, Sauternes und Muskateller. Ralf durfte auch zwei davon probieren, den Tawny Port und den Sauternes. Der Tawny Port schmeckte herrlich und wäre durchaus etwas für unsere Hausbar, genauso wie der 12-jährige. Wir werden aber unterwegs noch weitere Glendronach-Abfüllungen versuchen und uns dann vielleicht doch für einen entscheiden, den wir uns zulegen werden.

Bei Fyvie Castle kamen wir kurz vor knapp an. Wir durften uns noch einer Tour anschließen, die gerade begonnen hatte. Fyvie Castle war IMG_7682 auch als Hochzeitsvereinbarung für Anne Gordon gebaut worden, da Haddo House von den Kindern aus früheren Ehen geerbt werden würde und so für die Kinder von Anne Gordon nichts zu erben gewesen wäre. Fyvie Castle ist ein recht modernes Castle, da es sehr lange bewohnt war. Hier gibt es sogar Telefon. Trotzdem ist es sehenswert. Nach einem kurzen Regenschauer konnten wir im Anschluss sogar noch in den Garten und hier ein wenig herumwandern. Der ummauerte Garten ist im Verhältnis zu vielen anderen sehr klein und wird als Nutzgarten verwendet. Aber auch blühender Schnittlauch kann schön sein.

Im Restaurant Fennel in Inverurie gab es unser Abendessen. Das Restaurant wirkt recht neu und modern. Auch die Speisekarte ist gut. Vermutlich hat der Koch auch einige Zeit auf dem Kontinent gearbeitet, es gab auch solche Dinge wie Kartoffel-Rösti auf der Karte. Die Soßen waren fast alle mit Alkohol (Wein oder Schnaps) abgeschmeckt. Lecker war es auf jeden Fall.

Heute hatten wir so viele Regenschauer, dass wir irgendwann aufgehört haben zu zählen. Durch den starken Wind hat es aber alle recht schnell wieder weggeblasen.

Alles Sehenswerte in Schottland an einem Tag

10. September 2012

Inverurie, Tolquhon Castle, Haddo House, Pitmedden Garden, Glen Garioch Destillerie, Loanhead of Daviot, Maiden Stone, Inverurie

Nach dem wir von einer lauten Elster und sonstigen Vögeln schon recht früh geweckt wurden und einige Dinge erledigt hatten, gab es um 8 Uhr ein schottisches Frühstück. Für Ralf die komplette Variante, für Julia ein vegetarisches Frühstück. Nach einem Jahr Abstinenz ist es durchaus lecker. Mal sehen, wie lange es uns so geht. Für morgen haben wir gleich mal Porridge bestellt.

IMG_7295 Trotz Regen machten wir uns auf den Weg zur Ruine Tolquhon Castle. Die Ruine ist sehenswert. Es ist noch verhältnismäßig viel erhalten. Man kann auch an vielen Stellen noch in den ersten Stock steigen und so z. B. den Empfangssaal besichtigen. Hier lag sogar noch der Originalfußboden. Da wir sehr früh dort waren, hatten wir das gesamte Castle für uns.

Da es regnete, machten wir uns auf zum Haddo House. Dieses kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Der Guide war sehr unterhaltsam und zeigte uns viele Kleinigkeiten im Schloss. Haddo House war erbaut worden, weil William Gordons Schwiegervater von ihm verlangte, dass für seine Tochter, Williams dritte Frau, einIMG_7308 entsprechendes Haus gebaut wird. Haddo House wurde ca. 1735 georgianischen Stil erbaut. Bei einem Umbau wurde fast alles im viktorianischen Stil umgestaltet. Hierzu hatte der großzügige Ehemann der Frau 100.000 Pfund, das entspricht heute ca. 3.000.000 Pfund, zur Verfügung gestellt. Wie unser Guide betonte, hatte die Ehefrau, “wie es sich für eine gute Ehefrau gehört”, alles ausgegeben. Das Gebäude wurde dem National Trust als Deal zur Verfügung gestellt, als der aktuelle Earl seine Steuern nicht bezahlen konnte. Er musste aufgrund des vielen Grundbesitzes derart hohe Steuern bezahlen, dass es ihm unmöglich war und er aushandelte, dass das Gebäude nach seinem Tod an den National Trust fällt und seine Frau ein Wohnrecht auf Lebenszeit erhält. Sie lebte im Südflügel, bis sie vor sechs Jahren mit 95 Jahren starb.

Im Anschluss gab es im Tea Room ein kleines Mittagessen, wie immer sehr lecker.

IMG_7320 Da es bereits geraume Zeit nicht regnete, entschlossen wir uns, erneut zum Pitmedden Garden zu fahren, den wir vor unserem Besuch bei Haddo House bereits angesteuert hatten. Dieses Mal hatten wir auch wirklich Glück. Zuerst wanderten wir durch das Farming Life Museum. Es ist eine nette Ausstellung, aber wir kannten fast alle ausgestellten Gegenstände und waren so etwas schneller durch. Der Garten ist ein formaler Garten, nett anzuschauen, wir hatten uns jedoch für den Eintrittspreis wesentlich mehr erwartet. Unser Glück war, dass wir auch hier wieder alleine unterwegs waren. Wären wir kein National Trust Mitglied gewesen, hätten wir uns vermutlich über die Preise geärgert.

Untrennbar zu Schottland gehören Destillerien. Wir hatten schon fast Entzugserscheinungen, deshalb waren wir heute bei Glen Garioch. Glen Garioch gehört zum gleichen Konzern wir Auchentoshan und IMG_7376 Bowmore. Wir hatten im Voraus eine Spezialtour angefragt, jedoch leider keine Antwort erhalten. Im Nachhinein war es gut so. Der Guide Frank war zwar sympathisch und lustig allerdings richtig whisky-snobisch. Er verteilte bei jeder Gelegenheit Rundum-Schläge gegen andere Destillerien. Auch die Destillerien des eigenen Konzerns kamen nicht immer gut weg. Glen Garioch startet den Produktionsprozess, wie fast alle Destillerien, mit dem Mahlen der Gerste. Der Maischebottich und alle Gärbottiche sind aus Stahl. Frank legte während der gesamten Führung sehr viel Wert auf die verwendete Hefe. Wir durften diese auch probieren, sie schmeckt IMG_7371 etwas anders als Backhefe und wird in kleinen Kügelchen in einem 15kg Sack geliefert. Das sind dann schon andere Menge als in einem normalen Haushalt. Die Brennblasen waren leider auch nicht in Betrieb, es gibt hier zwei Wash Stills und eine Spirit Still. Abschließend durften wir noch einen Blick ins Lagerhaus Nummer vier werfen, bevor es zur abschließenden Verkostung ging. Das Besondere an einem Destilleriebesuch sind immer wieder die Gerüche. Das kann man auch nicht beschreiben, sondern muss es selbst einmal gerochen haben. Man könnte danach auch süchtig werden. ;-)

Danach sind wir zum abschließenden Tasting zurück in das Besucherzentrum. Dort durften wir dann zunächst den ungelagerten Spirit, also das reine Destillat probieren. Trotz des scharfen Alkohols (ca. 73%) schmeckte es etwas süß nach Malz.

Nun konnten wir uns durch beinahe das ganze Angebot der Destillerie IMG_7387 probieren. Angefangen bei einem 8jährigen (schmeckte noch etwas scharf und unfertig) über den normalen 12jährigen (deutlich runder, leichte Sherry-Noten) kamen wir dann noch zu zwei Spezial-Abfüllungen in Fassstärke destilliert in 1994 und 1997. Beide waren aus Bourbon-Fässern und deswegen ähnlich mit Grundtönen von Vanille.

Julias erster Gedanke beim Riechen an der 1997-Abfüllung war: Popcorn, Karamell. Zum Trinken musste dieser Whisky aufgeschlossen werden, danach hielt er aber den guten Eindruck, den wir vom Geruch her hatten. Die Abfüllung, die 1994 destilliert wurde, hatte eher Noten von frischen Früchten und roten Beeren.

Zum Abschluss des Tages suchten wir noch zwei historische Steine. IMG_7391 Zuerst versuchten wir uns am Loanhead of Daviot. Da die Beschilderung leider sehr schlecht ist, mussten wir einige Zeit suchen, fanden dann aber auch mit Hilfe von Ralfs Navi-Handy zu den Steinkreisen hin. Dabei handelt es sich um zwei bereits 1500 v. Chr. errichtete Steinkreise, in dem rituelle Begräbnis-Zeremonien abgehalten wurden.  In dem kleineren der beiden wurden auch Urnen gefunden.

IMG_7400Danach fuhren wir noch zum Maiden Stone, einer kunstvollen behauenen, über 3m hohen Steinsäule. Der Maiden Stone ist ein piktischer Stein, der einsam in der Landschaft steht. Man kann hier noch schwach einige Verzierungen erkennen. Welchen Zweck er hatte müssen wir noch einmal nachlesen.

Danach ging es zum Abendessen zurück nach Inverurie. Zum Inder wollten wir nicht schon wieder und unsere erste Wahl hatte heute leider Ruhetag. So landeten wir in Schottland beim Italiener. Das Essen war ok, aber unsere eigenen guten Italiener ziehen wir weiterhin vor. Nett war in dem Restaurant die Beflaggung, überall hingen Flaggen von italienischen Fußballvereinen oder Automarken an der Decke.

Nun wieder zurück zur Überschrift. Heute haben wir fast alles gesehen, was Schottland so zu bieten hat. Es fehlt uns noch ein wenig mehr Natur vor allem das Meer mit beeindruckenden Stränden. Wenn man alles was Schottland zu bieten hat in zwei bis drei Tagen sehen kann, ist die Frage von einigen von Julias Kollegen wohl doch berechtigt: “Schon wieder Schottland, kennt ihr da noch nicht alles?”

Endlich Urlaub – Schottland 2012

09. September 2012

Von Böblingen nach Inverurie

Um 4:30 Uhr lagen wir im Bett und haben uns angeschaut. Da wir so oder so nicht mehr schlafen konnten, begannen wir unseren ersten richtigen Urlaubstag etwas früher als geplant.

Um 5:35 Uhr kamen Marianne und Otto und brachten uns zum Flughafen Stuttgart. Hierfür und für das frühe Aufstehen noch einmal vielen Dank.

Von Stuttgart ging es mit Air France nach Paris. Der Flug war kurzweilig und wir hatten fast durchgängig eine tolle Sicht und sahen in Paris auch den Eifelturm und den Triumphbogen von oben. So gut organisiert ein Flughafen in London, Amsterdam, … ist, so katastrophal ist Paris.

Wenn man einen Anschlussflug hat, muss man dennoch komplett aus dem Sicherheitsbereich heraus. Wir mussten zusätzlich  noch das Terminal von 2D nach 2E wechseln. Das war ein Fußmarsch von ca. 10 Minuten. Zum Umsteigen hatten wir 1,5 Stunden. Nach dem Aussteigen und unserem Fußmarsch war noch eine gute Stunde übrig. Am Terminal 2E fanden wir dann auch die Schlange für die Bordkartenkontrolle. Nachdem diese so um die 50 m lang war, stellten wir einen Security-Mitarbeiter die Frage, ob wir es eine schnelle Möglichkeit gäbe, da unser Flug bald gehen würde. Er meinte, es sei kein Problem, wir hätten noch genügend Zeit und sollten uns ganz normal anstellen.

Gesagt getan. Er hatte recht, durch die Bordkartenkontrolle waren wir relativ schnell durch. Dann begann das Anstellen jedoch von neuem für die Passkontrolle. Hier warteten wir erstaunlich lange. Man kommt sich vor wie im Europapark, wenn man bei den tollen Achterbahnen durch so Absperrungen im Zickzack geleitet wird. Nach der Passkontrolle kam noch die Sicherheitskontrolle. Das war recht schnell gegessen. Danach ging es endlich los Richtung Gate. Auch hier hatten wir ein besonderes Glück. Unser Gate befand sich am entferntesten Ende. Als wir am Gate ankamen war auch schon Boarding und wir konnten direkt erneut unsere Bordkarten vorzeigen. 20 Meter weiter stand noch einmal eine Damen und kontrollierte neben den Bordkarten, ob auch die Person mit der Bordkarte einsteigt, die auf dem Ausweis steht. ;-)

Im Flugzeug haben wir uns gut amüsiert, denn zur eigentlich Abflugzeit haben die Jungs noch immer mit dem Gepäck herumgemacht. Ganz am Ende sahen wir sogar unsere Koffer noch an Bord kommen. Es hatte sich also für uns gelohnt, so lange zu warten. Der Flug nach Aberdeen war unspektakulär. Einzig der Landeanflug war recht holprig.

Der Flughafen in Aberdeen ist niedlich. Es gibt genau drei Schalter für die Passkontrolle für alle nicht UK-Ankommenden. In diesem Bereich gibt es für alle ankommenden Flüge auch EIN Gepäckband. Da wohl nicht so viele Flüge am Tag ankommen, wir kamen mit zwei anderen Flugzeugen fast zeitgleich an, ist das wohl ausreichend. Außerhalb des Sicherheitsbereichs gab es für alle UK-Ankommenden auch noch ein Gepäckband, direkt neben den Autoverleihern. So schnell waren wir noch nie bei den Autoverleihern. Wir hatten eine super freundliche Mitarbeiter bei Enterprise, die uns einen Ford Focus gab. Das Auto fährt sich super, ist aber etwas zu schwach motorisiert und damit nichts für Schaltfaule.

Unser erstes Ziel war in bewährter Weise ein Schloss. Wir hatten uns für heute Castle Fraser ausgesucht und begannen unseren Urlaub IMG_7197 direkt mit einer hausgemachten Suppe des Tages. Diese Suppe gibt es bei fast allen Sehenswürdigkeiten und war bisher überall gut. Darauf hatten wir uns schon gefreut. Heute war es eine Zucchini-Suppe, die sehr lecker war. Anschließend schauten wir uns ein sehr verwinkeltes Schloss an, das ursprünglich als Wehrburg gebaut war, durch die vielen Umbauten nichts Wehrhaftes mehr hatte und nun eher als Schloss bezeichnet werden muss. In einem Raum wurden Fotos ausgestellt, was der National Trust bei der Renovierung alles zu tun hatte, das war schon ordentlich. Insgesamt gibt es viele sehenswerte Zimmer, z. T. auch sehr kitschigIMG_7204 und als Einstieg gut, allerdings haben wir schon andere Schlösser gesehen, die wir eher empfehlen würden. Der ummauerte Garten war schön, hier gibt es viele Blumen die schön anzusehen sind. Etwas früher im Jahr wäre noch etwas mehr zu sehen gewesen, aber es passte ganz gut.

Unterwegs stellen wir wieder einmal fest, dass Schottland doch deutlich später erntet, als wir in Deutschland. Hier ist derzeit die Getreideernte in vollem Gang. Wir sahen heute viele Mähdrescher und Traktoren, die Körner oder Strohballen transportierten. Insgesamt ist die Gegend um Inverurie sehr landwirtschaftlich geprägt. Es gibt sehr viel Ackerbau und daneben Viehhaltung.

In Alford wollten wir mit der Steam Valley Railway fahren. Wir gingen von einem historischen Dampfzug aus. Historisch war der Zug, aberIMG_7237 definitiv nicht Dampfbetrieben. Es ist eine Schmalspurbahn, die nur an bestimmten Tagen verkehrt. Die Fahrt dauert ca. 25 Minuten und ist hin und zurück gleich. Es ist ganz nett, weil man mitten durch einen Golfplatz fahrt und so die Golfer hautnah erlebt. Schön so was mal gemacht zu haben, einmal reicht aber auch.

In Alford befindet sich auch das Grampian Transport Museum. Hier werden Transportmittel aller Art ausgestellt. Es beginnt mit IMG_7255 historischen Kutschen und Motorrädern. Die Anzahl ist bei allen Typen nicht besonders groß, z. B. gibt es nur drei Kutschen, aber es hat jeweils sehr interessante Stücke. Nach den Motorrädern folgten Rennwagen, Oldtimer, Fahrräder, ein toller historischer Zirkuswagen vor einer riesigen Kulisse, Lastwagen, der Nachbau einer alten Werkstatt und Armeefahrzeuge. Auch der ÖPNV kam nicht zu kurz, es gab zwei schöne alte Straßenbahnwaggons und einen Doppelstockbus. Schön war auch das alte Feuerwehrauto und eine Ausstellung alter Benzinkanister von verschiedenen Marken. Den  Abschluss bildeten Elektrofahrzeuge. Der Eintritt ist teuer, ob man für die Ausstellung pro Kopf 9 Pfund ausgeben will, muss man sich überlegen. Für uns war es ok.

Da wir das erste B&B noch von Deutschland aus gebucht hatten, versuchten wir aufgrund der erhaltenen Wegbeschreibung es zu finden. Leider war die Wegbeschreibung nicht so, dass wir genau wussten, aus welcher Richtung wir nach Inverurie hineinfahren sollten. Das führte dann auch dazu, dass wir doch einige Zeit suchten, bis wir es fanden. Gelandet sind wir im Breaslann House, einem netten B&B am Rande von Inverurie. Die Eigentümer ist eine resolute und nette Frau, die wirkt als hätte sie alles im Griff. Unser Zimmer ist verhältnismäßig groß, nur das Bad ist etwas eng. Insgesamt sind wir sehr zufrieden, allerdings ist es zu weit außerhalb, als dass man ins Zentrum laufen wollte.

Den Abschluss des heutigen Tages bildete ein Besuch beim Inder “Spice of Life”. Wir hatten uns schon auf indisches Essen gefreut und heute gleich die Gelegenheit genutzt. Das Ambiente war super, die Kellner nett und das Essen klasse. Hier werden wir in den nächsten vier Tagen sicher noch einmal landen.

Malt of the Month August 2012: Auchentoshan Three Wood

18. August 2012

Über die Destillerie

Auchentoshan ist eine der wenigen verbliebenen Lowland-Destillerien und die einzige, in der der Whisky noch dreifach in drei unterschiedlichen Brennblasen gebrannt wird. Der entstehende Spirit (Rohbrand) ist dadurch besonders weich und hat einen sehr hohen Alkoholgehalt. Dieser wird jedoch vor Einfüllen in die Fässer etwas reduziert.

Lage der Auchentoshan Destillerie

Wie die Islay-Destillerie Bowmore befindet sich Auchentoshan seit kurzem in der Hand des japanischen Konzerns Suntory, der in Japan ebenfalls Single-Malt-Destillerien betreibt.

Über den Whisky

Auchentoshan Three Wood, 43% Vol

Als Steigerung zum Glenmorangie des letzten Monats wird der Three Wood, wie der Name schon vermuten lässt, in drei unterschiedlichen Fässern gereift. Er ist vermutlich ca. 12 Jahre im Fass gereift, wovon er die ersten 10 Jahre im typischen Bourbon-Fass lagert, danach 2 Jahre in einem Oloroso-Sherry-Fass und abschließend noch für einen kürzeren Zeitraum in einem Pedro Ximenez Sherry-Fass.

Malt of the Month July 2012: Glenmorangie Nectar d’Or

29. Juli 2012

Über die Destillerie

Glenmorangie befindet sich ein Stück nördlich von Inverness und der Speyside Region an der Ostküste Schottlands und wird zu den Highland Destillerien gezählt.

Lage der Glenmorangie Destillerie

Als Besonderheit dürfen bei Glenmorangie die im Verhältnis zur Größe höchsten Brennblasen Schottlands gelten, die deutlich zum leichten Charakter des Whiskys beitragen. Außerdem werden bei Glenmorangie Fässer nur höchstens zweimal benutzt, wohingegen viele andere Destillerien die Fässer auch öfter benutzen. Glenmorangie kommt außerdem eine Pionierrolle bei den sogenannten “wood finishes” zu. Als wood finishing bezeichnet man den Vorgang, dass der Whisky nach der eigentlichen Reifung noch in ein Fass eines ganz anderen Typs für eine bestimmte Zeit (meist weniger als 2 Jahre) eingelagert wird.

Über den Whisky

Glenmorangie Nectar d’Or, 12 Jahre, verdünnt auf 46% Vol., nicht kühlgefiltert.

Dieser Glenmorangie ist ein exzellentes Beispiel für ein wood finish: Er wurde nach der Reifung in Bourbon-Fässern in Barriques gelagert, in denen zuvor Sauternes-Wein enthalten war.

Malt of the Month June 2012: Glenfiddich 18y

25. Juni 2012

Über die Destillerie

Die Destillerie Glenfiddich ist immer noch im Besitz der Gründerfamilie, was heutzutage eine Seltenheit darstellt. Sie liegt in Dufftown, der Whiskyhauptstadt der Speyside-Region.

Lage der Glenfiddich Destillerie

Die Besitzer bewiesen immer wieder großen Pioniergeist, beispielsweise durch den Vertrieb von Glenfiddich als Single Malt und die Eröffnung eines Besucherzentrums bereits in den 1960er Jahren. Nicht zuletzt durch diese Innovationen wurde Glenfiddich zur größten Single-Malt Destillerie weltweit.

Glenfiddich besitzt sehr kleine Brennblasen, so dass in Summe 28 Brennblasen eingesetzt werden, um die Nachfrage befriedigen zu können.

Über den Whisky

Glenfiddich 18 years, verdünnt auf 40% Vol.

Glenfiddich ist standardmäßig als 12-, 15- und 18-jährige Abfüllung erhältlich. Gerade die älteren Abfüllungen sind unserer Meinung vollkommen zu Unrecht als Massenprodukt von minderer Qualität verschrieen.

Malt of the Month May 2012: The Glenlivet Nadurra

30. Mai 2012

Über die Destillerie

The Glenlivet, im Herzen der Speyside gelegen, ist die einzige Destillerie, die im Titel den Artikel „The“ führen darf, da sie die erste Destillerie war, die in der Region legal betrieben wurde. Mittlerweile ist sie eine der größten Destillerien Schottlands.

Lage der Glenlivet Destillerie

Der Erwerb der Lizenz im Jahre 1823 war für den damaligen Besitzer George Smith die Chance, seinen guten Ruf zu wahren und die lästigen (und illegalen) Konkurrenten auf einen Schlag loszuwerden. Zur damaligen Zeit verwendeten nämlich viele Destillerien den Namenszusatz Glenlivet, auch wenn sie gar nicht im Tal des Flusses Livet gelegen waren.

Über den Whisky

The Glenlivet Nadurra, 16 Jahre, verdünnt auf 48% Vol., nicht kühlfiltriert.

Der Nadurra ist eine Abfüllung von Glenlivet, die möglichst naturbelassen bleiben sollte. Deswegen wurde auch auf die sonst bei Glenlivet übliche Kühlfiltrierung verzichtet. Der Nadurra wird nicht durchgehend abgefüllt sondern nur zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr. Zu diesem Zeitpunkt werden dann einige Fässer ausgewählt und vermählt.

Da die abgefüllte Menge des Nadurra nicht so groß ist, kann keine vollständig gleichbleibende Qualität gewährleistet werden. Auf dem Etikett wird deswegen der sog. Batch, also die Charge der Abfüllung gekennzeichnet.

Dieser Umstand wird auch als Marketinginstrument eingesetzt: So war ein Batch (leider nicht der vorliegende) des Nadurra sortenrein aus der mittlerweile nicht mehr erhältlichen zweireihigen Triumph-Gerste hergestellt.

Malt of the Month April 2012: Bell’s Special Reserve

22. April 2012

Über die Destillerie

Große Teile der Produktion der malerischen Blair Athol Destillerie werden in den verschiedenen Bell’s-Blends verwendet. Dort wurden wir vom unserem Tour-Guide auch belehrt, nicht “Whisky-snobbish” zu werden: Trotz des gegenwärtigen Trends hin zu Single Malt Whiskys sollte man einen Blend nicht grundsätzlich als minderwertig abtun.

Lage der Blair Athol Destillerie

Die Blair Athol Destillerie gehört zur Diageo-Gruppe, die vor allem für die Classic Malt Selection bekannt ist, zu der z. B. auch ein Whisky der Talisker oder Lagavulin Destillerie gehören.

Der Whisky von Blair Athol ist als Single Malt direkt vom Besitzer nur in der sogenannten “Flora & Fauna” Serie erhätlich. Viele weniger prominente Destillerien der Diageo-Gruppe werden in dieser Serie auch als Single Malt vertrieben. Der Name “Flora & Fauna” leitet sich aus dem Design der Etiketten ab: Alle zeigen ein typisches Tier oder eine typische Pflanze aus der Gegend um die Destillerie.

Über den Whisky

Bell’s Special Reserve, keine Altersangabe, verdünnt auf 40% Vol.

Ein hochwertiger Blend, der ausschließlich aus Malt Whiskys besteht, es wurde also kein günstiger Grain Whisky beigemischt. Vermutlich sind neben Whisky von Blair Athol noch zumindest Glenkinchie und Caol Ila im Blend enthalten. Obwohl er keine Altersangabe trägt, wird verschiedentlich darauf hingewiesen, dass alle enthaltenen Whiskys zumindest 8 Jahre alt sind.

Malt of the Month March 2012: Laphroaig 10y cask strength, batch 3

29. Februar 2012

Über die Destillerie

Laphroaig, eine der bekanntesten Destillerien überhaupt, liegt an der Südküste Islays. Viele sagen, dass der Whisky von Laphroaig aufgrund seiner ganz eigenen medizinischen Note die Whisky-Gemeinde teilt: “Man liebt ihn oder man hasst ihn.”

Lage der Laphroaig Destillerie

Laphroaig führt noch nahezu alle Prozesse der Whisky-Herstellung selbst aus, so wird zumindest ein Teil der verwendeten Gerste noch selbst gemälzt und in den Darrböden mit Torf, der auf den eigenen Feldern gestochen wurde, getrocknet.

Eigens dazu wurde auf dem Gelände der Destillerie die einzige Eisenbahn Islays gebaut: Sie transportiert den Torf in das Gebäude zu den Öfen unter den Darrböden.

Über den Whisky

Laphroaig, 10 years, 55,3% Vol. (Fasstärke), nicht kühlfiltriert.

Wer die “normale” und auf Trinkstärke verdünnte Abfüllung des Laphroaig mag, wird diese Edition lieben.

Malt of the Month February 2012: Glen Moray 16y

10. Februar 2012

Über die Destillerie

Glen Moray liegt im Norden der Speyside-Region in einer der heimlichen Whisky-Hauptstädte Schottlands: Elgin. Er ist ein typischer Vertreter der leichten Speyside Whiskys und einer der Top 5 Single Malts in Großbritannien.

Lage der Glen Moray Destillerie

Die Glen Moray Destillerie war ursprünglich eine Brauerei, die zur Destillerie umgebaut wurde. Glen Moray ist ein Platz in den Annalen der Whisky-Industrie sicher: Hier wurde zum ersten Mal in großem Umfang mit “wood finishes” experimentiert, also der Endlagerung des Whiskys in unterschiedlichsten Fässern, die zur längeren Lagerung von Whisky als nicht geeignet angesehen wurden, wie z.B. Süßwein-Fässern.

Leider wurde dies nach einem Besitzerwechsel im Jahre 2008 aufgegeben.

In Elgin ist auch einer der bekanntesten unabhängigen Whisky-Abfüller Schottlangs angesiedelt: Gordon&MacPhail.

Über den Whisky

Glen Moray, 16 years, verdünnt auf 40% Vol.

Gut erhältliche Originalabfüllung, die deutlich mehr Tiefe aufweist als der 12-Jährige von Glen Moray.