Inverurie West
Während unseres Frühstücks sahen wir den Wetterbericht, in welchem für heute gutes Wetter angesagt wurde. Das bestätigte uns in unserer Tagesplanung. Zuerst ging es zu Leith Hall and Garden. Das Herrenhaus Leith Hall kann allerdings nicht besichtigt werden, wir waren also nur im Garten unterwegs. Hier gefiel es uns sehr gut. Allerdings wird hier derzeit noch viel gearbeitet und man sieht einige Stellen, an welchen noch Pflegebedarf besteht. Der Garten ist am Hang gelegen und an vielen Stellen ist dies auch schön in die Gartengestaltung integriert.
Zurück am Auto freuten wir uns, endlich aus der Kälte herauszukommen. Heute ging ein extrem kalter Wind, der die Wolken entsprechend schnell ziehen ließ.
Bei unserem nächsten Ziel freuten wir uns darüber, dass wir noch kurz vor der Abreise Schals, Handschuhe und Mützen eingepackt hatten. Wir besuchten die Nord-Ost-Falknerei und sahen uns eine Vorführung im Freien an, die wir ohne die erwähnten Accessoires wohl nicht überstanden hätten. Es war eine schöne Vorführung, wir bekamen drei Vögel, einen Adler, einen Falke und eine Eule zu sehen. Super war, dass die Zuschauer die Möglichkeit bei dem Adler und der Eule hatten, diese auf ihrem Arm landen zu lassen. Das war eine tolle Sache und wir nutzen die Möglichkeit beide aus.
Man bekam für die linke Hand einen Handschuh und etwas Futter darauf. Dadurch wurden die Vögel angelockt und landeten bei uns. Der Adler war federleicht, nur beim Starten kam ein wenig Gewicht auf den Arm. Zwischendurch fand der Adler in der Natur selbst Futter und war dann auf unser Futter nicht mehr angewiesen. Er blieb dann bei seinem Futter und ließ sich nicht mehr locken. Der Guide ging los und konnte den Adler wieder holen. Ihm seine Beute wieder abzunehmen bedurfte jedoch einem Tausch gegen anderes Futter.
Die Eule dagegen war richtig schwer. Auf dem ausgestreckten Arm war sie kaum zu halten, man musste sie näher an den Körper nehmen, dann war es ok. Sie ließ sich ohne Weiteres streicheln. Die Federn sind extrem weich, ebenso wie die Oberseite der Krallen. Krass ist hier der Abflug. Sie duckt sich etwas und spreizt dann die Flügel und drückt sich etwas ab, hält aber am Handschuh richtig lange fest und zieht diesen sogar leicht mit.
Beeindruckend für uns war es auch, dass man die Eule im Flug beinahe überhaupt nicht hören konnte. Zum Abschluss wurde die Eule noch mit Küken gefüttert. Sie brauchte 3-4 Happen und hatte ein Küken verschluckt. Das war schon krass. Zum Ende der Vorführung fing es so richtig an zu schütten, so dass am Ende alle schnell das Weite suchten.
Nach den Prospekten der Gegend sollte es bei Deans Shortbread ein Besucherzentrum gegeben, in dem man auch die Produktion sehen kann. Das ist alles soweit richtig, man sieht von der Produktion allerdings nur die Verpackung in Schachteln und das Etikettieren. Erstaunlich ist, wie viele Personen hierfür noch beschäftigt werden. Hier hätten wir mehr Automatisierung erwartet. Nett war hier der Shop. Ralf zog den Vergleich zum IKEA-Restaurant. So wie wir die anderen Gäste einschätzten, waren es viele Einheimische, die sich hier zum Mittagessen mit Freunden oder Bekannten trafen.
Das nächste Ziel war Huntly Castle. Eine Ruine, von der auch erstaunlich viel noch steht. Wir fanden viele interessante Stellen. Besonders beeindruckend waren die beiden Dekore an den offenen Kaminen in den Zimmern der Lady. Auch an der Außenwand gab es noch tolle Verzierungen zu sehen. Insgesamt ist Huntly Castle eine der sehenswerteren Ruinen. Da es mal wieder anfing zu regnen, freuten wir uns auf unser Auto.
Weiter ging es zur Glendronach Destillerie. Karen zeigte uns und einem weiteren Herrn die Destillerie. Ein kleiner Bach fließt beschaulich über das Gelände, allerdings wird das Wasser nur als Kühlwasser verwendet. Die Wasserquelle für den Whisky ist eine Quelle ca. 3 km entfernt auf dem Berg Benrines. Von dort wird das Wasser in Rohren hergeleitet, damit keine Verunreinigungen hineinkommen.
Auf dem ehemaligen Mälzboden stehen heute einige Ausstellungsgegenstände. Gemälzt wird seit einigen Jahren nicht mehr. Auch früher hatten sie nur 15% des Gesamtbedarfes selbst gemälzt. Eine Besonderheit sind zwei paar Schuhe, die man hier sehen kann. Es war wohl vorgeschrieben, dass man zum Mälzen die Schuhe wechseln muss, um keine Verunreinigungen durch die Straßenschuhe in die Gerste zu bringen. Die Schuhe haben eine extrem elastische Sohle und sind nach wie vor in einem tollen Zustand. Das zweite paar Schuhe ist eine Art Sicherheitsschuh, wie er bei den Öfen damals verwendet wurde. Früher wurde ein winziger Bruchteil Torf verwendet (1ppm), heute ist der Whisky komplett torffrei.
Als wir zur Mühle kamen nahm diese gerade den Betrieb auf. Dann ist es leider auch nicht erlaubt zu fotografieren, da es sehr schnell zu Bränden kommen kann. Während des Mahlvorgangs versteht man in diesem Raum kein Wort, weshalb wir schnell weiter gegangen sind. Hier wird eine Boby Mühle verwendet. Man trifft eigentlich immer Mühlen von Boby oder Porteus an. Leider sind beide Hersteller inzwischen Pleite. Die Qualität war einfach zu gut.
Karen war total nett und hatte auch nichts dagegen, wenn wir uns zwischendurch etwas selbstständig bewegten um z. B. in den geöffneten Mälzbottich aus Stahl und Kupfer zu schauen. Hier war gerade das erste Wasser zu sehen, das noch schön durcheinander gemischt wurde. Ab diesem Raum bis zum Verlassen des Destillierhauses ist es in einer Destillierie immer herrlich (für Julia, für Ralf fast zu) warm.
Auch ein weiterer Mitarbeiter von Glendronach, den wir zwischendurch etwas von der Arbeit abhielten, weil wir so begeistert in den Mälzbottich schauten als er dort arbeitete, war total nett. Insgesamt wirkt dort alles sehr sympathisch.
Die acht Maischebottiche sind alle aus Holz. Die beiden neuen, die vor ca. 2 Wochen erst eingebaut wurden, sind aus schottischem Holz und haben zusammen 15.000 Pfund gekostet. Der älteste Bottich ist inzwischen schon über 70 Jahre alt, hält aber noch gut.
Im Destillierhaus waren jeweils eine Wash still und eine Spirit Still gerade aktiv. So konnten wir auch im Spirit Safe die Destillate schön durchlaufen sehen. Das Lagerhaus durften wir leider nur durch ein Fenster im Laden sehen. Schade, das ist immer genial.
Insgesamt konnte man sich in dieser Destillerie ein tolles Bild von einer produzierenden Destillierie machen, da alle interessanten und wesentlichen Vorgänge bei unserem Besuch liefen. Hier wird 24 Stunden pro Tag an sechs Tagen pro Woche gearbeitet.
Die Destillerie war von 1996 bis 2002 aufgrund eines zu großen Bestands geschlossen. Seit 2002 wird wieder produziert und der Absatz vor allem in Taiwan nimmt wohl stetig zu. Die Produktion wurde auch erhöht und der erhöhten Nachfrage nachkommen zu können. Das hört sich toll an, man muss nur bedenken, dass die Nachfrage frühestens in acht bzw. 12 Jahren gestillt wird.
Die Destillerie liegt in einem beschaulichen Tal und wird von vielen Bäumen gesäumt. Hier leben viele Vögel. Eine solche Vogelfamilie wird als “parliament” bezeichnet. Diese Vögel sind früher immer aufgeflogen wenn Steuereintreiber ins Tal kamen und haben so die Destillierer gewarnt. Diese nette Geschichte ist auch Namensgeber für einen Whisky von Glendronach. Zum Standardsortiment gehört ein 8-jähriger, ein 12-jähriger, ein 18-jähriger und der 21-jährige genannt Parliament. Da hier auch gerne experimentiert wird, gibt es auch drei verschiedene Holzfinishs, Tawny Port, Sauternes und Muskateller. Ralf durfte auch zwei davon probieren, den Tawny Port und den Sauternes. Der Tawny Port schmeckte herrlich und wäre durchaus etwas für unsere Hausbar, genauso wie der 12-jährige. Wir werden aber unterwegs noch weitere Glendronach-Abfüllungen versuchen und uns dann vielleicht doch für einen entscheiden, den wir uns zulegen werden.
Bei Fyvie Castle kamen wir kurz vor knapp an. Wir durften uns noch einer Tour anschließen, die gerade begonnen hatte. Fyvie Castle war auch als Hochzeitsvereinbarung für Anne Gordon gebaut worden, da Haddo House von den Kindern aus früheren Ehen geerbt werden würde und so für die Kinder von Anne Gordon nichts zu erben gewesen wäre. Fyvie Castle ist ein recht modernes Castle, da es sehr lange bewohnt war. Hier gibt es sogar Telefon. Trotzdem ist es sehenswert. Nach einem kurzen Regenschauer konnten wir im Anschluss sogar noch in den Garten und hier ein wenig herumwandern. Der ummauerte Garten ist im Verhältnis zu vielen anderen sehr klein und wird als Nutzgarten verwendet. Aber auch blühender Schnittlauch kann schön sein.
Im Restaurant Fennel in Inverurie gab es unser Abendessen. Das Restaurant wirkt recht neu und modern. Auch die Speisekarte ist gut. Vermutlich hat der Koch auch einige Zeit auf dem Kontinent gearbeitet, es gab auch solche Dinge wie Kartoffel-Rösti auf der Karte. Die Soßen waren fast alle mit Alkohol (Wein oder Schnaps) abgeschmeckt. Lecker war es auf jeden Fall.
Heute hatten wir so viele Regenschauer, dass wir irgendwann aufgehört haben zu zählen. Durch den starken Wind hat es aber alle recht schnell wieder weggeblasen.