Orkney Mainland West
Ursprünglich planten wir für heute eine der Insel zu besuchen. Wir versuchten es mit der Fähre nach Hoy, wären auch problemlos hingekommen, allerdings heute nicht mehr zurück. Hier verkehren Mittwoch bis Freitag zwei Fähren, die jeweils 16 Autos mitnehmen können, für uns war das heute noch zu wenig. Nachdem wir für Sonntag eine Reservierung gemacht hatten, versuchten wir es bei der Rousay-Fähre. Hierzu fuhren wir einmal quer über die Insel. In Tingwall sahen wir aber schon bei der Einfahrt zum Fähranleger, dass es eher unwahrscheinlich wird, überhaupt mit dieser Fähre hinzukommen. Die Fähre nach Rousay fasst nur neun Autos und es standen schon viele an. Unsere Ahnung wurde bestätigt. Auch hier machten wir eine Reservierung und werden dann am Samstag nach Rousay übersetzen.
Also starteten wir heute eine Reise zurück in die Vergangenheit. In den folgenden Abschnitten könnt ihr uns folgen.
Unser nächstes Ziel war dann der Broch of Gurness. Hierbei handelt es sich um Gräben und Wälle, zu denen ein Turm und später noch eine Siedlung hinzukamen. Die Siedlung entstand zwischen 500 und 200 vor Christus. Ungefähr 100 nach Christus wurde die Siedlung verlassen. Bis ungefähr 800 nach Christus wurde das Gelände noch als Bauernhof genutzt In späteren Zeiten nutzten die Wikinger die verlassene Siedlung als Grabstätte.
Mit unserem nächsten Stopp sind wir bei 3000 vor Christus angelangt. Maes Howe ist vermutlich eine Grabkammer, die man nur bei einer Führung besichtigen kann. Sie ist ungefähr 7,5 Meter hoch. Ihr Eingang wurde nach der Wintersonnenwende ausgerichtet. Genau zur Wintersonnenwende soll die Sonne hier auf die Rückwand scheinen. Dies war für damalige Bevölkerung ein wichtiges Datum, da es den Menschen zeigte, dass die Tage wieder länger werden. Dies war ein Festtag für die Bevölkerung. In die Anlage gelangt man über einen etwa 11 Meter langen Gang, durch den man gebückt ins Dunkle läuft. Im Innenraum erkennt man viele Steine, die erstaunlich gerade aufeinander gestapelt wurden. Auch nach oben hin, wurde aus den Steinen ein Dach gestapelt. Auf die überstehenden Steine des Daches wurden während des Baus Kiesel gestreut, damit es nicht einfiel. Abschließend wurde das Grab vollständig mit Erde bedeckt und Gras wuchs darüber. Neben der Hauptkammer gibt es drei kleine Kammern, vor denen jeweils drei Steine liegen, die genau in die Öffnungen passen. Ob diese hierfür verwendet wurden und wenn ja wie oft, ist nicht bekannt.
In der Anlage finden sich auch Runen, die von den Wikingern in den Sandstein geritzt wurden, als diese dort Unterschlupf suchten. Sie hatten das Dach aufgegraben und waren dann mit Teilen des Hügels in den Innenraum gelangt. Leider hatten sie damit auch die Dachkonstruktion zerstört.
Unstan Cairn liegt in Sichtweite von Maes Howe, genau wie einige weitere historische Plätze. Unstan Cairn ist im Gegensatz zu Maes Howe klein. Hier kommt man über einen noch kleineren Eingang hinein und sieht dann eine ähnliche Kammer wie bei Tomb of the Eagle.
Einige Meter weiter kommt man zu den Standing Stones of Stenness. Hierbei handelt es sich um einen Steinkreis mit Steinen, die bis zu sechs Meter hoch sind. Von den ursprünglichen zwölf Steinen stehen heute noch vier.
Ebenfalls in Sichtweite befindet sich der Ring of Brodgar. Hierbei handelt es sich um den drittgrößten Steinkreis in Großbritannien. Mit einem Durchmesser von 104 Metern ist er größer und älter als Stonehenge. Von den ursprünglich 60 Steinen stehen heute noch 27. 1980 hat ein Blitz in einen der Steine eingeschlagen und diesen zerteilt. Die eine Hälfte steht noch, die andere liegt daneben auf dem Boden. Es wird nun vermutet, dass dieses Schicksal auch andere Steine ereilt haben könnte.
Bei einem Spaziergang zum Yesnaby Castle, einem Felsen der Yesnaby Klippen, kamen wir an einem sehr schönen Küstenstreifen entlang. Auch hier war es auf den Rasenflächen aufgrund der vielen Regenschauer so nass, dass man immer aufpassen musste, dass man nicht zu nass wurde. Durch tolle Blicke auf das Meer und Felsen wurde man für alles entschädigt.
Skara Brae ist eine steinzeitliche Siedlung die ca. zwischen 3100 und 2500 vor Christus erbaut wurde. Sie war zwischenzeitig durch die Dünen von Sand überdeckt worden. Die Siedlung bestand aus acht Häusern, die aus Stein gebaut worden waren. Im Visitor Centre sieht man zuerst einen Film und kann im Anschluss noch einiges nachlesen und startet dann in einem Nachbau eines Hauses, das in der Anlage gefunden wurde. Wir hatten ein größeres Gelände erwartet, aber die acht Häuser sind extrem eng aneinander gebaut. Hier ist jedoch tatsächlich noch richtig viel zu sehen.
Direkt neben an ist das Herrenhaus Skaill House zu besichtigen. Das Haus ist erst ca. 500 Jahre alt. Innen kann die Einrichtung besichtigt werden, die durchaus sehenswert ist. Es gab auch Erinnerungsstücke, wie Uniformen oder Medaillen aus dem zweiten Weltkrieg.
Im Nordwesten Mainlands gibt es eine gezeitenabhängige Sehenswürdigkeit, den Brough of Birsay. Bei Flut wird der Brough zur Insel, bei Ebbe kann man trockenen Fußes hinüberlaufen und unterwegs die Wasserbecken bewundern, in welchen Muscheln und kleine Krebse unterwegs sind. Der Weg hinüber geht durch Sand und über eine Art Steg aus Beton, der stellenweise sehr rutschig ist.
Der Brough of Birsay ist eine Siedlung in von zwei verschiedenen Gruppen genutzt worden war. Ursprünglich war es eine piktische Siedlung, später lebten hier Wikinger ab ungefähr 9. Jahrhundert. Da beide Siedlungen auf dem gleichen Gebiet waren, war es für uns nicht auseinander zu halten, welche Ausgrabung nun wozu gehört. Es gab Wassergräben, die das Gelände durchzogen, eine Kirche und interessanterweise eine Sauna.
Leider sind hier schon Teile ins Meer gestürzt. Wie viel tatsächlich aufgrund der Erosion schon versunken ist, ist nicht mehr nachvollziehbar. Inzwischen wurde eine Mauer errichtet, die das weitere Abrutschen verhindern sollen.
Auf der gleichen Gezeiteninsel wie der Brough of Birsay ist auch ein kleiner unbemannter Leuchtturm. Wenn es auf unserem Weg hinauf und hinunter nicht in Strömen geregnet hätte, wäre das durchaus nett. Lasst Euch von dem Foto nicht täuschen, es regnete noch.
Im 17. Jahrhundert wurde in Birsay der zweistöckige Earl’s Palace erbaut. Er wurde allerdings nur von Robert Steward dem 1. Earl von Orkney bewohnt. Später wurde er nur noch zeitweise bewohnt und begann zu verfallen. Wenn man sich die noch recht umfangreichen Überreste anschaut, muss es damals ein schöner Palast gewesen sein.
Wenn man nun hier die Bilder betrachtet und der Meinung ist, wir hätten wunderbares Wetter, muss man sich vor Augen halten, dass wir noch vom vorherigen Regen nasse Hosen hatten.
Heute gab es noch einen denkwürdigen Moment: Ralf hat die Türe einer Kirche aufgeschlossen. Wir waren nach der Besichtigung des Earl’s Palace auf dem Weg zum Auto, als uns ein älterer Herr ansprach ob wir die St. Magnus Kirk noch anschauen wollten. Da er uns so nett fragte, wollten wir nicht verneinen. Er drückte uns dann kurzerhand den Schlüssel in die Hand und erklärte, wo wir ihn im Anschluss wieder abgeben sollten.
So kamen wir noch zur Besichtigung dieser Kirche, die ursprünglich wichtig auf Mainland war, da hier die Gebeine von Magnus um 1100 untergebracht waren, bevor die St. Magnus Kathedrale in Kirkwall gebaut wurde. Seitdem liegen die Gebeine in Kirkwall. Heute ist es ein unscheinbarer Betonbau, der jedoch ein sehr schönes Ostfenster hat. Komischerweise sind auf einer Seite alle Fenster zugemauert, so wirkt das Kirchenschiff etwas dunkel. Die Gemeinde hat sich sehr viel Mühe gegeben die Kirche so darzustellen, dass man erkennen kann, wie wichtig sie früher war. Leider ist das am Aussehen nicht oder nur noch schwer zu erkennen. Als Ralf den Schlüssel zurückbrachte und sich noch kurz mit dem älteren Herrn unterhielt, freute er sich sichtlich über unseren Besuch und Ralfs Anmerkungen zur Kirche. Ralf hat mal wieder seine diplomatischen Fähigkeiten voll ausgespielt.
Auf dem Rückweg nach Kirkwall machten wir noch einen kurzen Abstecher nach Stromness. Aus unserer Sicht kann man dort durchaus auch Station machen. Beim Hafen gibt es viele kleine Gassen, die man erkunden kann. Stromness ist deutlich kleiner als Kirkwall und hat auch keine Destillerie.
Wir wollen Euch auch noch einem der vielen, vielen, vielen Regenbogen teilhaben lassen, die wir hier auf Orkney gesehen haben:
Zur Abwechslung holten wir uns heute unser Abendessen beim Take away vom Inder. Es war ok, aber nichts besonderes.