Von Wick nach Grantown on Spey
Unser Tag fing sehr früh an, da wir bereits um 7:30 Uhr zum Frühstück mussten. Unsere Gastmutter hatte einen Arzttermin in Inverness vereinbart und musste selbst um 8:30 Uhr losfahren. In Wick gibt es zwar ein Krankenhaus, aber um Fachärzte aufzusuchen, muss man teilweise nach Inverness und das sind einfach über 100 Meilen.
Heute konnten wir bei recht guter Sicht Bohrinseln im Meer entdecken. Sie sind zwar soweit weg, dass man schon genau schauen muss, aber man kann sie eindeutig als Bohrinseln identifizieren.
Eine Besonderheit und überall angepriesene Sehenswürdigkeit sind die Whaligoe Steps. Um sie zu finden, benötigt man entweder Glück oder muss sich sehr genau vorher informiert haben, wie man hinkommt, angeschrieben sind sie jedenfalls nicht. Die Treppe hat 365 Stufen, die an der Steilküsten in den Fels gebaut wurden und z. T. sehr uneben sind. Insgesamt ist die Treppe recht steil. Sie wurde im 19 Jahrhundert gebaut, um Fisch, insbesondere Hering, aus dem Hafen in Körben nach oben zu tragen. Uns ist allerdings überhaupt nicht klar, warum man das Stück Land unten überhaupt als Hafen betrachtet und wie man auf die Idee kam, dort solch eine Treppe zu bauen. Da muss sich der Fischfang schon sehr gelohnt haben.
Absolut keinen bleibenden Eindruck hat in Helmsdale das Time Span Museum hinterlassen. Im Reiseführer wurde das Museum als interessante Reise durch die Geschichte Schottlands angepriesen. Es gab hier z. B. einen Laden, in welchem über einem Lautsprecher im Hintergrund der aktuelle Dorfklatsch eingespielt wurde oder eine alte Schmiede. Allerdings wurden nicht viele Räume nachgestellt und außer einem Raum, in dem Geschichten erzählt wurden, und einem weiteren über die Vertreibung der Siedler gab es noch eine Galerie. Im Gegensatz zum Wick Heritage Centre ist dieses Museum keinen Besuch wert.
Der Ort Helmsdale ist ein netter und gemütlicher Ort. Hier kann man durchaus noch einmal her, nur das Museum lassen wir dann außen vor.
Auf unserem Weg nach Süden stoppten wir bei der Clynelish Destillerie. Clynelish gehört auch zum Diageo-Konzern, weshalb innen wieder keine Fotos erlaubt waren. Clynelish ist keine Destillerie, die man gesehen haben muss. Die Tour begann beim Maischbottich, in welchen wir sogar hineinschauen durften. Man darf nur in einen Gärbottich schauen, wenn zufällig gerade einer offen ist, was bei den hölzernen Bottichen unwahrscheinlich ist, da die Öffnung nicht am Gang liegt und Besucher nicht um die Bottiche herumlaufen dürfen. Clynelish ist eine große Destillerie mit drei Wash Stills und drei Spirit Stills.
Interessant war die Geschichte, warum Brora und Clynelish direkt neben einander liegen. Brora hieß ursprünglich auch einmal Clynelish und wurde später durch die neue und größere Clynelish Destillerie abgelöst und geschlossen. Einige Jahre später wurde Caol Ila zur Renovierung geschlossen. Für die Blends fehlte damit der rauchige Whisky. Aus diesem Grund wurde die alte Clynelish Destillerie wieder eröffnet, allerdings nun unter dem Namen Brora. Brora wurde dann um die 15 Jahre betrieben bevor die große Krise kam. Zu diesem Zeitpunkt wurde sie geschlossen und seitdem auch nicht mehr eröffnet. Das Equiment ist wohl noch komplett vor Ort, jedoch wäre eine umfangreiche Renovierung nötig, da alles nicht mehr auf dem aktuellen Stand ist.
Im Laufe der Tour konnten wir noch in die ehemalige Abfüllstation von Brora hinein und in ein Lagerhaus.
Der Whisky von Clynelish ist lecker. Aber da wir schon genügend Whisky im Schrank haben und er nicht unsere erste Wahl ist, werden wir ihn uns wohl nicht zulegen.
Bei drei weiteren Destillerien schauten wir vorbei, um zu sehen, ob wir dort noch an einer Tour teilnehmen können. Bei Balblair fiel die Tour aufgrund unvorhersehbarer Probleme aus. Bei Dalmore war sie von einer Gruppe privat vorgebucht worden und weitere Teilnehmer nicht erwünscht und bei Tomatin war sie auch bereits ausgebucht.
Wir sind nach Grantown on Spey weitergefahren und haben uns dort einen gemütlichen Nachmittag gemacht und abends indisch gegessen. Später sind wir noch auf Empfehlung unserer Gastgeber vom Rosehall Guest House in die Craig Bar gegangen. Dort haben wir uns, wie in einem Pub üblich, an der Bar einen Whisky ausgesucht.
Ein Herr sprach Ralf gleich bei seiner Wahl darauf an, dass Julia wohl die bessere Wahl getroffen hätte. Ralf hatte sich für einen Tomatin entschieden und Julia für einen Balvenie double Wood. Später setzte sich der Herr noch zu uns und berichtete, dass er bei Glenlivet arbeitet und wir unterhielten uns einige Zeit über Whisky mit ihm. Der Aufhänger für ihn war ein Krug mit Wasser gewesen, den wir vom Wirt nicht bekommen hatten. Er ist der Meinung, dass Whisky mit Wasser gewinnt. Es war eine nette Unterhaltung.
Zurück im Rosehall Guest House genossen wir noch wenig den tollen Blick aus Zimmer 4, das direkt unter dem Dach liegt, auf den Square. Die Stadt ist nett und lädt zum Wiederkommen ein.