Archiv für den Monat September 2010

Linlithgow nach Böblingen

Sonntag, 26. September 2010

Sonntag, 26.09.2010

Unseren letzten Tag begannen wir mit einem netten Frühstück, das fast alles typisch Schottische beinhaltete. Wir saßen an einem großen Tisch mit einer schottischen Männer-Wander-Gruppe. Mit den Herren, die eine spitze Zunge hatten, konnte man sich gut unterhalten.

Unseren Urlaub konnte wir nicht ohne die Besichtigung eines alten Bauwerks beenden, so dass unsere Wahl auf Linlithgow Palace fiel. In diesem ehemaligen Schloss ist Maria Stuart geboren. Wenn man sich die noch recht gut erhaltene Ruine anschaut, ist diese auch durchaus als luxuriöser Bau vorstellbar. Die Ruine war bis zu fünf Stockwerke hoch und enthielt einen großen Saal und wohl auch eine Kapelle. Hier gab es richtig viel zu besichtigen und vor allem noch einmal viele Treppenstufen.

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Die Fahrt zum Flughafen war kurz, einmal Volltanken und dann das Auto zurückgeben. Das Auto wurde sofort abgenommen und alles war soweit bestens. Wir waren noch einmal erstaunt, wie weit der Weg von der Autoabgabe bis zum Terminal tatsächlich ist.

Am Flughafen in Edinburgh hatten wir noch eine gute Stunde Zeit. Ralf beschäftigte sich noch einmal ausführlich mit Whisky, da am Flughafen zur Zeit das Whiskyfestival mit 20% Rabatt auf verschiedene Whiskys stattfand. Man konnte die rabattierten Whiskys testen. Ralf entschied sich, einen preislich interessanten Glenlivet Nadurra  zu kaufen. bmi führte den Flug durch. Da der Flug leicht verspätet ankam, kamen wir auch nicht ganz pünktlich nach Londen Heathrow. In London genehmigten wir uns ein frühes Abendessen und machten uns dann auf den Weg zu unserem Gate. Das war das erste Mal, dass wir in London nicht über Terminal 5 geflogen sind, sondern über Terminal 1. Als wir im Flugzeug saßen, pünktlich zum Start bereit, bekamen wir allerdings keine Starterlaubnis, da die Start- und Landebahnen durch zu viele Starts überlastet waren. So mussten wir noch 20 Minuten am Boden warten. Als wir endlich zur Startbahn durften, standen noch mindestens acht andere Flugzeuge mit uns in der Warteschlange.

Gegen 21:35 Uhr landeten wir wieder in Stuttgart und wurden von Rosi und Dieter abgeholt. Die Beiden brachten uns wieder nach Hause, wo wir uns auf unsere eigenen Betten freuten.

Dunkeld nach Linlithgow

Samstag, 25. September 2010

Samstag, 25.09.2010

IMG_9532Nach einem etwas hektischem Frühstück, da das Hotel voll besetzt war, starteten wir direkt zur Dunkeld Cathedral. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am alten Stadtzentrum vorbei. Direkt neben dem Marktplatz steht der “Ell Shop”, der so genannt wird, da an der Wand die genormte Elle, also das alte Längenmaß, angebracht ist, gegen die sich jeder Händler messen lassen musste.

Zufällig war der “Tag der offenen Kirche” in Dunkeld, so dass wir nicht nur die Ruine der Kathedrale besichtigen konnten, sondern auch den Turm der Kathedrale besteigen konnten. Der Aufstieg war abenteuerlich, da sehr eng und uneben. Die Aussicht war aber wundervoll, insbesondere da wir durch das gute Wetter auch eine tolle Sicht hatten. Ansonsten ist leider auch von dieser Kathedrale nach der IMG_9545Reformation nicht viel übrig geblieben und man durfte wegen Sicherheitsbedenken das Kirchenschiff nicht betreten.

Danach sind wir noch kurz in die noch genutzte Kirche von Dunkeld gegangen, die direkt an eine Wand der Ruine der Kathedrale angebaut ist. Hier konnten wir eine Gruppe von Damen und Herren bewundern, die mit verschiedensten Glocken und Glöckchen Musik machten. Durch die gute Akustik in der Kirche war dies sehr schön anzuhören.

Da wir auf dem Weg keine großartigen Sehenswürdigkeiten ausmachen konnten und ein wenig Strecke Richtung Flughafen machen wollten, fuhren wir direkt zur Glenkinchie Destillerie süd-östlich von Edinburgh. Diese ist durch die Nähe zu Edinburgh sehr touristisch aufgemacht und man durfte leider wieder mal keine Fotos machen. Dafür gab es am Anfang ein schön gemachtes Modell einer Destillerie, das sehr detailreich ist und auch fotografiert werden durfte.

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Die Destillerie zeichnet sich durch die größten Brennblasen in Schottland aus, die erste Brennblase hat 30000l Volumen, die zweite immer noch 21000l. Für diese Größe sind sie eigentlich recht niedrig, wodurch der aus Ralfs Sicht nicht ganz Lowland-typische Geschmack zustande kommt. Viele halten Glenkinchie aber für einen typischen Lowland-Vertreter und so wurde Glenkinchie auch in die Serie der Classic Malts gewählt. Leider durfte man auch nicht in ein Lagerhaus, dafür durfte man aber in der Bar nahezu jeden Whisky des Konzerns, zu dem Glenkinchie gehört, probieren.

Danach wollten wir eigentlich zum House of the Binns fahren, einem alten Landsitz, der noch teilweise bewohnt wird, dabei fuhren wir aber zufällig direkt an unserem B&B vorbei, das wir aufgrund des Wochenendes direkt am Morgen in der Tourist Info in Dunkeld gebucht hatten. Dies nutzten wir, um direkt unsere Koffer abzustellen.

Das B&B gehört zu einem Bauernhof und war wunderschön aufgemacht. Da das Haus auf einem Hügel mitten im Nirgendwo lag, hatte man einen traumhaften Ausblick bis zum Firth of Forth.

DSC07125Danach ließen wir uns den Weg zum House of the Binns kurz erklären und fuhren hin. Man kann diesen Landsitz nur mit einer Führung besichtigen, wir hatten aber eine sehr kleine Führung erwischt und waren nur insgesamt 4 Personen. Im Haus waren sehr viele Möbel und Accessoires, zu denen unsere Führerin nette Geschichten erzählen konnte.

Danach gingen wir noch zu einem Turm, den ein früherer Besitzer des Landhauses wegen einer Wette errichten ließ: Vier Gentleman wetteten, wer den günstigsten falschen Turm (also ein Turm ohne echte Funktion) bauen könne. Auch hier hatte man eine schöne Aussicht. Im Garten waren außerdem sehr viele schöne Pfauen unterwegs, sogar einige Pfauen-Küken.

DSC07132Da wir von Fuß des Turmes, den man leider nicht besteigen durfte (oder vielleicht auch gar nicht konnte?), bereits das naheliegende Blackness Castle sehen konnte, fuhren wir dort noch kurz vorbei. Leider war es bereits geschlossen. Die Lage des Blackness Castle direkt am Firth of Forth ist sehr schön, aber ansonsten schien es nicht so interessant zu sein.

Vor der Rückfahrt wollten wir uns noch stärken und gingen nach einem kurzen Stopp bei Sainsbury, wo Julia sich noch Tee zum Mitnehmen nach Deutschland besorgte, zu einem indischen Restaurant, das uns vom Eigentümer des B&B empfohlen worden war. Von außen sah es eher nach einer Spielhölle aus, das Essen war aber ausgezeichnet. Nach der Rückfahrt begann der schlimmste Teil des Urlaubs: Packen für den Heimflug.

Fort Augustus nach Dunkeld

Freitag, 24. September 2010

Freitag, 24.09.2010

Dieses Frühstück ist definitiv eine Erwähnung wert: Wir durften uns am Abend vorher aus verschiedenen Frühstücks-Varianten eine aussuchen. Ralf hatte Käse und Schinken,  Baguette und viele frische Früchte. Julia wählte das süße Frühstück mit Croissant und zwei anderen süßen Teilchen und vielen Früchten.

Julia wünschte sich noch eine Fahrt durch die Highlands, damit wir abschließend noch einmal etwas Natur genießen konnten.

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Entlang an verschiedenen Lochs z. B. Loch Lochy, vielen kleinen Wasserfällen, die direkt neben der Straßen herabflossen und Bergen, gelangten wir zum inoffiziell höchsten Ort und zur höchsten Destillerie in Schottland: Dalwhinnie.

IMG_9431In dieser Destillerie gibt es nur zwei stills, die dafür sehr groß (spirit still 16000l) sind. Die stills sind recht niedrig im Vergleich zur Größe und beide stills sind in einfacher “Zwiebelform” ohne Ausbuchtungen. Auf Nachfrage durften wir ins Lagerhaus, das normalerweise nur durch eine Glasscheibe besichtigt wird. Da wir schon viele Destillerien gesehen hatten, machte uns die teilweise schwerverständliche Aussprache des Guides nicht ganz so viel aus. Fotos gibt es hier leider keine, da auch hier Fotos nicht erlaubt waren. 
Versuchen durften wir einen 15-jährigen Whisky, der mit ein wenig Wasser ziemlich lecker schmeckte.

Von Dalwhinnie gelangt man auf dem Weg Richtung Süden auf eine vierspurige Passstraße, die A9. Die Passstraße ist sehr breit und gut IMG_9444ausgebaut und wurde ursprünglich von General Wade zur Befriedung der Highlands angelegt. Auch heute erkennt man noch, warum diese Leistung extrem hoch war. Man sieht an vielen Stellen, welche Gesteinsmengen weggesprengt werden mussten, um überhaupt die Straße bauen zu können. In dieser Region stehen eigentlich keine Bäume mehr, was den Highlands den Eindruck einer Hochgebirgsregion vermittelt, tatsächlich ist man an den höchsten Stellen der Straße ca. 460 Meter hoch und die Berge überragen einen nicht um sehr viel.

IMG_9468Durch die gut ausgebauten Straßen gelangten wir sehr schnell zu Blair Castle. In diesem Castle werden direkt im Eingangsbereich sehr viele Waffen gezeigt. Ebenfalls sehenswert sind die Räume mit Stuckdecken und Bordüren.

Dieses Castle ist wirklich empfehlenswert, auch wenn es eine Schloss im Privatbesitz ist und deshalb keine unserer Mitgliedschaften beim Eintritt halfen. Es ist der Sitz der Atholl Highlanders, der letzten Privatarmee Schottlands.
IMG_9464Mehrmals täglich spielt ein Dudelsackspieler einige Minuten direkt vor dem Castle. Während wir dem Dudelsackspieler zuhörten konnten wir die frei laufenden Pfauen beobachten. Ein Rad hat leider keiner geschlagen.

 

Abschließend haben wir noch eine Spaziergang zum und durch einen schönen parkartigen Garten gemacht. Im Garten ist ein recht großer See angelegt, in dem viele Enten und einige Schwäne schwammen bzw. auf den Wiesen herumliefen. Im Winter wurde hier früher öfter Curling auf dem zugefrorenen See gespielt. Hier erfuhren wir auch, dass Curling in Schottland ein Volkssport ist und deshalb in vielen Häusern einfach Curlingsteine liegen.

Eine letzte Destillerie wollten wir dann doch noch besichtigen und nachdem wir in Pitlochry bei unserem letzten Schottlandaufenthalt die Edradour-Destillerie schon besichtigt hatten, steuerten wir die Blair Atholl Destillerie an.

IMG_9526Es fand dann auch noch eine Führung an diesem Tag statt, die eine der Größten (bezogen auf die Anzahl der Teilnehmer) unseres ganzen Urlaubs wurde. Insgesamt gab es wenig Spannendes zu sehen, aber dafür hatten wir einen witzigen Guide, der eigentlich alle Worte zur Whiskyherstellung in Deutsch und Spanisch konnte. Bei Blair Athol wird sehr viel Whisky für den Blend Bells hergestellt. Blair Athol steht auch als Bestandteil auf Bells darauf. Wir konnten leider in den mashtuns und den washbacks nichts mehr sehen, da beide schon leer war. Die Brennblasen sahen ähnlich aus wie bei Dalwhinnie, waren aber etwas kleiner. Es gab hier wieder zwei wash stills und zwei spirit stills, also insgesamt vier stills. Bei der Führung wurde uns auch gezeigt, wo das Wasser für den Whisky herausgefiltert wird. Hier konnten wir die noch die Abfüllanlage bewundern und die Lagerräume sehen. Die Besonderheit bei Blair Athol ist, dass für die Lagerung nur Sherry- Fässer und diese nur einmal verwendet werden. Anschließend werden die Fässer weiter verkauft. Auch hier gab es ein Probiererle, einen 12-jährigen Blair Athol. Der Whisky ist nicht schlecht, Ralf mochte ihn recht gern. Unser Guide ließ noch verlauten, dass auch ein Blend sehr gut sein kann und man aufpassen sollte, dass man nicht Whisky-snobbisch wird und einem Blend gegenüber einem Single Malt keine Chance gibt.

Nach einigem Hin- und Herdiskutieren entschieden wir uns für eine Weiterfahrt nach Dunkeld. Dort angekommen wollten wir uns ein B&B suchen, stellten aber fest, dass es dort keine B&Bs dort gibt, sondern nur Hotels. Im Royal Dunkeld Hotel bekamen wir das letzte Zimmer. Das war es aber von der Lage hergesehen auch, 3. Stock ohne Aufzug, das letzte Zimmer vor der Feuertüre am Ende des Ganges. Das Zimmer war ok, allerdings war das Bad recht eng. Abends genehmigten wir uns im Hotel das Abendessen und fanden es sehr lecker. Ralf orderte noch einen Famous Grouse Whisky. Das ist ein Blended Whisky, der allerdings gar nicht so schlecht war. Famous Grouse ist der meistverkaufte Blend in Großbritannien. Nach einem eher gemütlichen Abend gingen wir dann auch früh zu Bett.

Inverness nach Fort Augustus über Golspie

Donnerstag, 23. September 2010

Donnerstag, 23.09.2010

Das Frühstück war in Ordnung, aber generell würden wir das Guest House nicht weiterempfehlen.

Von Inverness aus fuhren wir zu Glenmorangie, wo wir aber erst mal keine Tour bekamen, die Tour sei um zwei nach 10 Uhr schon weg und es gäbe auch keine Chance noch zur 10 Uhr Tour hinzuzustoßen. So entschieden wir uns, erst einmal weiter zu fahren. Die restlichen Tour-Zeiten für den Tag ließen wir uns uns noch geben.

Bis Dunrobin Castle kamen wir noch an schönen Flecken vorbei, da es die meiste Zeit leicht regnete, war aber unsere Lust auszusteigen und etwas zu laufen nicht groß. Dunrobin Castle bietet die Besichtigung des Schlosses und der Gärten sowie eine Falknerei an. Wir besichtigten zuerst die Räume im Schloss. Das Schloss hat teilweise wundervolle Stuckdecken und Einrichtungsgegenstände, die sehr schön zu betrachten sind. Julia lästerte irgendwann, dass wohl immer ein Anbau hinzukam, wenn der Platz für die ganzen Portraits ausging. Das stimmt so nicht ganz, aber Portraits konnte man sehr viele bewundern. Nicht alle waren aus heutiger Sicht vorteilhaft. Leider darf man auch hier nicht fotografieren.

Nach der Besichtigung der Innenräume, von welchen man einen schönen Blick über den Garten hat, sind wir in den Garten hinuntergestiegen und haben hier noch ein wenig Zeit verbracht, bis die Vorführung der Falknerei begann. Inzwischen hatte es komplett aufgehört zu regnen und die Sonne versuchte hin und wieder zwischen den Wolken hervorzuschauen.

IMG_9211 Vom Garten aus hat man einen traumhaften Blick auf das Schloss, es wirkt wie ein Märchenschloss. Allein für diesen Blick lohnte sich der Eintritt.

Die Falknerei bietet zweimal täglich Vorführungen an. In unserer Vorführung kamen ein Adler, eine Eule und zwei Falken zum Einsatz. Der Adler und die Eule landeten regelmäßig beim Falkner auf dem Arm, die Falken schossen immer nur vorbei, wenn es etwas zu essen gab. Die Vorstellung dauert beinahe eine Stunde und war klasse anzusehen.

Wir fuhren zurück zu Glenmorangie und besorgten Karten für die Tour um 14 Uhr. Da wir nur noch eine knappe Stunde Zeit hatten, fuhren wir direkt ins benachbarte Tain, um dort eine Kleinigkeit zu essen.

Im St. Duthus gab es für uns einen Burger. Dieser Burger enthielt eine Scheibe Schinken, dann angebratenen Speck und ein Fleischküchle. Bei soviel Wust und Fleisch ging das bisschen vorhandener Käse unter. Das war mal eine etwas andere Variante, aber gut war er, vor allem als Grundlage für die nächste Destillerie-Tour.

Bei Glenmorangie war es mit der Teilnehmerzahl mit 10 Personen eine der größeren Touren. Bei Glenmorangie durften wir die Gerstenmalz-IMG_9376 Lager-Tanks stehen, sowie die üblichen Bereiche, Maischtank, Gärtanks aus Stahl, Brennblasen (stills) und den spirit safe. Interessant sind hier die stills, da sowohl die wash stills als auch die spirit stills extrem hoch sind und sich in der Größe kaum unterscheiden.

Glenmorangie verwendet im Gegensatz zu den Speyside-Destillerien hartes Wasser bei der Whisky Herstellung. Bei Glenmorangie endete die Führung mit einem Blick in ein Lagerhaus. Dieser Destillerie ist es wichtig, dass alle Lagerhäuser direkt am Meer liegen. Zur Lagerung werden vor allem Bourbon-Fässer verwendet, weniger Sherry-Fässer. Die Fässer werden auch nur maximal zweimal benutzt. Viele andere Destillerien benutzen die Fässer drei- oder sogar viermal. Glenmorangie bringt dafür regelmäßig besondere Abfüllungen mit Portwein, Madeira, etc. auf den Markt. Versuchen durften wir hier einen Quinta Ruban. Dies ist ein 12-jähriger Whisky mit Port-Finish. Der war sehr lecker, benötigte aber einen Schluck Wasser zum Aufschließen.

Bei Glenmorangie erfuhren wir, dass Ardbeg (auf Islay) auch zum Unternehmen gehört und Glen Moray im letzten Jahr verkauft wurde.

Da wir vor dem Berufsverkehr unterwegs waren, rutschten wir die Meilen nach Urquhart Castle am Loch Ness schnell herunter. Wir kamen noch trockenen Fußes ins Visitor Centre, allerdings kam dann  ein richtig starker Regenschauer herunter, so dass wir beschlossen, das Casle im Schnelldurchgang zu besichtigen. Im Gegensatz zu den anderen Ruinen, die von Historic Scottland betreut werden, merkt man hier, dass mehr für die Touristen getan wurde, wie z. B. geteerte Wege und ein großes Visitor Centre. Es gab hier auch wesentlich mehr Touristen als in anderen vergleichbaren Ruinen und der Preis war höher.

Irgendwann ließ der Regen etwas nach und wir konnten doch mit etwas mehr Ruhe das Castle anschauen. Da immer noch ein starker Wind ging, trockneten wir auch schnell wieder.

IMG_9403Das Castle ist ganz nett, aber besonders viel sieht man wirklich nicht mehr. Es fehlt auch eine Infotafel, auf der die Geschichte der Ruine etwas erläutert wird. Vermutlich hätte man sich dazu die Broschüre kaufen müssen. Jedenfalls hat man einen schönen Blick über Loch Ness, Nessie haben wir leider nicht entdecken können.

Auf Loch Ness werden auch Bootstouren angeboten, allerdings waren wir echt froh nicht auf diesen Booten zu sein, da aufgrund des Wetters doch ein größerer Wellengang war und die Boote gut durchgeschaukelt wurden.

Weiter an Loch Ness entlang gelangten wir nach Fort Augustus am südlichen Ende von Loch Ness. Dort fanden wir eine B&B direkt an der Hauptstraße mit W-Lan.

DSC07111 Abends sind auf den Tipp der B&B-Besitzer im Bothy essen gegangen. Vorher haben wir noch einen Abstecher gemacht und die Schleusen gezählt, die direkt hintereinander in der Stadt gelegen sind. Es sind fünf Stück. Das Essen im Bothy war gute schottische Hausmannskost und passte in Preis und Leistung perfekt. Als Abschluss genehmigten wir uns noch zwei Whiskys: Julia wählte einen Auchentoshan (12 Jahre) und fand ihn lecker. Für Ralf gab es einen Ardbeg (10 Jahre), der sehr torfig war. Das Wasser zum Aufschließen hat leider gefehlt…

Dufftown nach Inverness

Mittwoch, 22. September 2010

Mittwoch, 22.09.2010

Nach einem letzten Frühstück im Davaar B&B brachen wir von Dufftown Richtung Inverness auf. Zufällig sahen wir ein Schild Macallan-Destillerie. So kam es, dass wir dort einen Zwischenstopp einlegten und an der 10-Minuten später beginnende Tour teilnahmen. Außer uns waren noch drei Schweden dabei. Die Tour war interessant, nur leider durfte man hier in den Gebäuden mit Ausnahme des Lagers keine IMG_9066Fotos machen. Macallan ist eine größere Destillerie, hier wird der Großteil des Brandes in Sherry-Fässern gelagert. Besondere Abfüllungen gibt es kaum. Als Besonderheit wird jedoch der unverdünnte Brand gelagert, sonst wird in der Regel Wasser vor der Lagerung beigemischt.

Außerdem verwendet Macallen nur Gerste von seinen eigenen Feldern, da noch eine Farm dabei ist und bestimmten Bauernhöfen, wobei es sich zusätzlich um eine geschützte Sorte handelt, die nur von Macallen-Vertragsbauernhöfen angebaut werden darf.

Bei Macallan wird das Holz in Spanien gekauft und von dortigen Küfern zu Fässern verarbeitet, die dann einmal für die Sherry-Lagerung verwendet werden und anschließend zu Macallan kommen. Bei IMG_9072Macallan bekamen wir auch noch einmal eine sehr ausführliche Schilderung zur Fassherstellung und über die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, die man aus Whisky herausschmecken kann.

Probieren durften wir hier einen 10-jährigen Whisky aus einem Sherry-Fass: Er war ok, aber nicht unser Favorit. Auch von deren Likör bekamen wir ein “Probiererle”, das Julia mochte, Ralf weniger. Es war sehr süß und schmeckte nach Honig und Ahornsirup. Kaufen werden wir auch den Likör sicher nicht.

Glen Grant war uns von vielen Einheimischen als schöne Tour empfohlen worden. Unser Fazit war, dass die Tour wenig spannend war, dafür Fotos überall erlaubt waren. Gelernt haben wir hier, dass DSC07051_gedrehthier die Brennblasen nie komplett ausgetauscht werden, sondern immer nur der kaputte Teil, um so  wenig wie möglich am Geschmack zu verändern. Bei Glent Grant werden die Whiskys teilweise schon nach fünf Jahren verkauft, was eine eher kurze Lagerungszeit ist. Der Hauptexportmarkt ist Italien, Besitzer der Destillerie ist auch Campari. Zum Versuchen gab es hier den Major’s Reserve, nur fünf Jahre gelagert und ziemlich scharf, und einen 10-jährigen, der schon besser war, aber auch keinen Einzug in unsere Hausbar finden wird.

Der Höhepunkt der heutigen Destillerien war Glen Moray. Dies ist eine kleine Destillerie bei der man überall hinschauen durfte, fotografieren IMG_9135 durfte und insgesamt eine super Atmosphäre herrschte. Die Tour wurde von Emma, einer jungen Schottin durchgeführt, von der sich Ralf fragte, ob sie überhaupt schon alt genug war, um selbst Whisky zu trinken. Emma verstand es, uns unterhaltsam und humorvoll durch die Destillerie zu führen. Hier durften wir auch alle Bereiche der Whisky-Herstellung kennenlernen und konnten viele Fotos schießen. Zum ersten mal sahen wir auch die “Zapfsäule”, wo der gebrannte Spirit in die Fässer zur Lagerung gefüllt wird.

IMG_9107 Außerdem konnten wir live beim Verladen der Fässer in einen LKW zuschauen und als uns die Lagerarbeiter bemerkt hatten, posierten sie noch ein wenig für die Kamera.

Abschließend durften wir auch hier etwas probieren:
Es gab einen 12-jährigen Whisky, der gut war. Noch besser war der 16-jährige, die Steigerung war ein Cask Strenght Port Finish. Generell können wir Glen Moray nur empfehlen, sowohl zum Trinken, als auch für eine Destilleriebesichtigung.

IMG_9161 In Elgin schauten wir uns die Ruine der Kathedrale an. Auch diese Kathedrale war bei der Reformation  zerstört worden, einzig das Kapitelhaus ist noch komplett erhalten. Auch wenn wir bereits zwei Ruinen von Kathedralen gesehen hatten, war diese dennoch sehenswert, weil insgesamt noch mehr stand.

St. Giles Kirk steht in der Innenstadt und wird von zwei weniger befahrenen Straßen umgegeben. Die Kirche ist recht groß, war aber geschlossen.

Nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt erreichten wir unser nächstes Ziel: Gordon & MacPhail. Gordon & MacPhail ist eigentlich ein Feinstkostladen, bei dem man alles bekommt, auch Lindt Weihnachtsmänner und Ritter Sport Schokolade. Insbesondere handelt es sich hier um einen unabhängigen Whiskyabfüller, der auch Ausgefallenes verkauft, so z. B. eine Flasche  Whisky für 10000 Pfund. Man kann auch selbst den Auftrag geben, etwas abfüllen und mit einem Etikett versehen zu lassen. Den Text für das Etikett kann man frei wählen. Die Wurst- und Käseauswahl ist mit deutschen Geschäften überhaupt nicht vergleichbar.

In der Tourist Info haben wir noch eine Unterkunft für die nächste Nacht in Inverness gebucht und sind dann auf direktem Weg nach Inverness gefahren. Inverness ist vermutlich ganz schön, aber da es dann die ganze Zeit stark regnete, war unsere Lust, die Stadt noch zu erkunden sehr gering. Deshalb gingen wir noch bei einem Inder Namens Rajah essen. Das Essen war gut, der Service so na ja…

Dufftown – Tag 2

Dienstag, 21. September 2010

Dienstag, 21.09.2010

Bei einem erneut leckeren Frühstück, bei dem es für Julia Pancakes gab, lernten wir ein Ehepaar aus der Nähe von Edinburgh kennen. Die beiden erzählten von den Problemen mit der Forth Bridge. Die Brücke muss voraussichtlich in drei Jahren für den Schwerlastverkehr geschlossen werden. Wir hatten auch schon davon gehört, dass bereits verschiedene Möglichkeiten geprüft werden, wie es hier künftig weitergehen soll. Die beiden erzählten nun vom aktuellen Plan, während des laufenden Betriebes die Stahlseile auszutauschen. Bei der Brücke handelt es sich um eine Hängebrücke. Mal sehen, was daraus wird.

DSC06983Diesen Tag starteten wir mit einer Besichtigung der Destillerie Glenlivet. Diesen Whisky haben wir auch zu Hause in unserer Hausbar und kennen ihn bereits seit einiger Zeit. Leider gehört Glenlivet zu den  Destillerien, in welchen keine Fotos erlaubt sind. Glenlivet hat seine Kapazitäten stark gesteigert und gehört jetzt zu den aller größten Destillerien in Schottland. Das Wasser fließt durch torfiges Gelände, so dass der Torf vor allem nach starken Regenfällen auch im Wasser schmeckbar ist. Bei Glenlivet gibt es die  zweithöchsten Stills Schottlands. Das besondere an den Stills war aber auch, IMG_8970dass ein Fenster eingebaut war und wir einen Blick hineinwerfen konnten. Das war einzigartig.
Zu jeder ordentlichen Führung gehört ein Tastig, hier bekam jeder einen Whisky und da wir als Paar dort waren, konnten wir zwei wählen und dann tauschen. Der 18-jährige war lecker, versucht haben wir noch den Nadurra Triumph (1991, spezielle zweireihige Gerste, die nicht mehr benutzt wird), der sehr gut war, den hätten wir mitnehmen sollen… Ausnahmsweise bekam Ralf noch einen Nadurra Cask strength aus einer anderen Charge, der etwas schärfer als der Triumph war und nicht ganz so toll.

Nach einigen Quellen aus dem Internet sollte das Whisky-Castle in Tomintoul recht gut sein, das können wir so nicht ganz bestätigen, jeder gut sortierte Whiskyladen, z. B. in Dufftown, hat die gleiche Auswahl und ist vor allem günstiger. Das Whisky-Castle ist teuer.

DSC07016  An der Tomintoul Destillerie sind wir nur vorbeigefahren und haben einen Blick in den Hof geworfen. Eine Besichtigung ist wohl mit Voranmeldung möglich, das hatten wir allerdings nicht gemacht.

Auf der Suche nach der Destillerie Glenfarclas sahen wir zufällig das Schild für Cragganmore und fuhren spontan hin. Wir bekamen eine supergeniale Privat-Tour, da außer uns gerade niemand da war. Debby war anfangs extrem schüchtern, zeigte uns jedoch alles und lies und auch stets die Zeit, die wir brauchten um alles anzusehen. Wir konnten fragen so viel wir wollten und bekamen stets gute Antworten. Cragganmore hat wohl Winters DSC07028  hin und wieder Probleme mit der Zufahrt wegen des Schnees, letzten Winter musste die Produktion einige Tage eingestellt werden, da keine gemälzte Gerste mehr angeliefert werden konnte und auch kein fertiger Spirit mehr abtransportiert werden konnte. Dies war die erste Destillerie, wo wir richtig ins Fasslager durften und uns darin frei bewegen durften. Die abschließende Whiskyprobe brachte einen neuen Julia-Whisky hervor. Der 12-jährige Whisky ist etwas scharf aber gut. Die Destiller’s choice  ist ein sehr sanfter Whisky und Julias Favorit.

Da wir einmal soviel Glück hatten versuchten wir es auch bei Cardhu, Hier hätten wir fast eine Stunde auf die nächste Tour warten müssen, weswegen wir beschlossen keine Tour mitzumachen, da es uns zu lange dauerte. Einen Dram bekamen wir dennoch angeboten, lehnten aber dankend ab.

Dann fuhren wir endlich zu Glenfarclas. Auch hier hätten wir auf eine Tour zu lange warten müssen, so dass wir uns entschieden auch keine Tour mehr zu machen. Den angebotenen Dram versuchte Ralf und fand den 10-jährigen mäßig. Julia erinnerte sich dann wieder, dass wir diesen Whisky schon versucht hatten und da auch nur mäßig begeistert waren.

Unseren zweiten Tag in Dufftown beendeten wir in der Speyside Cooperage. Hier werden Fässer hergestellt, in der Mehrzahl jedoch repariert. Soweit wir uns erinnern, lagern hier ca. 18.000 Fässer, was für uns auch am beeindruckendsten war, es sind riesige Fässertürme. Es ist spannend den Küfern bei der Arbeit zuzusehen. Bezahlt werden die Küfer nach Anzahl der bearbeiteten Fässer. Deshalb läuft hier alles vermutlich auch wie am Schnürchen. Bei einem kleinen Selbstbau-Fass versuchte Julia ihr Geschick im Fassbau, scheiterte aber kläglich. Damit wird auch nachvollziehbar, warum die Ausbildung zum Küfer sehr lang ist mit 4-5 Jahren. Der Guide erzählte uns, dass zum ersten Mal ein Ausländer, der nicht bei ihnen gelernt hätte, hier arbeitet. Es ist ein Ungar, der in Ungarn seine Ausbildung absolviert hatte und sehr gut ausgebildet sei. 

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Abends gab es ein Essen im Tannochbrae House. Hier hatten wir am Abend zuvor reserviert, um überhaupt einen Tisch zu bekommen. Es werden alle Gäste in bestimmte Zeitslots eingetaktet, vermutlich da die Küche nur eine begrenzte Kapazität hat. Bis man seinen ersten Gang bekommt wird man in ein Nebenzimmer der Bar platziert, wo man die Karte erhält, seine ersten beiden Gänge und die Getränke wählt. Mit den Getränken wird man dann ins eigentliche Speisezimmer geführt und erhält einen Gruß aus der Küche und ein frisch aufgebackenes Brötchen. Insgesamt erhielten wir ein extrem leckeres Essen, das dementsprechend auch nicht ganz geschenkt war. Mit der riesigen Whiskyauswahl (über 300 Whiskys) und dem tollen Essenist es aber in jedem Fall eine Empfehlung wert. 
Den Abend ließen wir wieder mit einem Whisky ausklingen, Julia trank einen Balvenie Double Wood, der sehr gut war. Ralf entschied sich für einen Balvenie Madeira Finish aus dem Jahr 1991 der ebenfalls super war und sehr teuer :-( .

Dufftown – Tag 1

Montag, 20. September 2010

Montag, 20.09.2010

In unserem B&B gibt es eine Frühstückskarte, von welcher man am Tag zuvor das auswählt, was man als gekochtes Gericht zum Frühstück möchte. Ralf hatte Schinken und Käse gewählt, Julia einen geräucherten Fisch mit Rührei. Der Fisch war sehr lecker, steckte allerdings noch voller Gräten, was das Essen massiv erschwerte. Sue bietet generell immer noch dreierlei Sorten selbstgemachte Marmelade an, die sehr lecker sind. Etwas anders als in allen bisherigen Unterkünften gibt es einen großen Tisch, an dem sechs Personen Platz haben und so viele sitzen dann auch zum Frühstück zusammen. Das ist ungewohnt, allerdings klasse, weil man immer ins Gespräch kommt. Am ersten morgen war ein zweites deutschsprachiges Pärchen mit am Tisch, das alle arbeitenden Destillerien meidet, da sie keinen Whisky mögen und zwei Jungs aus Belgien, die von den tollen kleinen Straßen hier begeistert sind und mit ihren Motorrädern die Gegend erkunden.

Sue buchte für uns noch eine Tour in der Aberlour-Destillerie, die nur mit Voranmeldung möglich ist für 14 Uhr am Nachmittag. Danach zogen wir los, um selbst noch eine Reservierung für eine Tour in der Balvenie-Destillerie zu machen. Balvenie gehört zu Glenfiddich und wird auch von dort, zumindest was Touren angeht, mit verwaltet. Leider war es aufgrund des Whisky-Festivals nicht möglich, diese Woche überhaupt noch eine Tour bei Balvenie zu bekommen. So schauten wir uns als erste Destillerie dieses Jahr Glenfiddich an.

Glenfiddich gilt als die große Destillerie und hat auch momentan die höchsten Produktionszahlen. Man merkt, dass Glenfiddich für viele Besucher ausgelegt ist. Sehenswert war hier schon die Damentoilette, mit Hebelmischern, Schminktischen und einer Sitzgelegenheit im Vorraum. 
Los ging die Führung mit einem Film, dessen Ton man über Kopfhörer in verschiedenen Sprachen wählen konnte. Der Film ist ok. Anschließend wird man von einem Guide abgeholt, der einen auf dem Weg durch die Destillerie begleitet. Schön ist in dieser Destillerie, dass man überall fotografieren darf, außer IMG_8896unten zwischen den Brennblasen und im Fasslager. Als Tourabschluss durften wir drei Glenfiddich Whiskys probieren. Den 12-jährigen Whisky bekommt man bei uns überall zu kaufen, dieser ist ok, aber nichts besonderes. Der 15-jährige Whisky war schon deutlich besser, konnte aber mit 18-jährigen nicht mithalten, der richtig gut war. Glenfiddich ist also nicht so schlecht, wie sein Ruf. Als Einstieg ist diese Führung auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man nicht gerade im Hochsommer mit einer Busladung Touristen herumgeführt wird.

Das Balvenie Castle liegt direkt über der Glenfiddich Destillerie und ist für einen kleinen Spaziergang, um wieder nüchtern zu werden, genau das Richtige. :-)
DSC06938 Balvenie Castle ist eine Ruine, die teilweise noch gut erahnen lässt, wie es einmal ausgesehen hat. Da wir als English Heritage Mitglieder keinen Eintritt bezahlen mussten, war das Castle auch bei Regen noch schön.

Zwischendurch holten wir unser Lunch im Supermarkt, bestehend aus etwas zu trinken, einem Sandwich und etwas Süßem. Diese Kombination nennt sich Meal Deal und ist eigentlich günstig, funktioniert aber nur bei Sandwiches, die noch eine längere Haltbarkeit haben und nicht reduziert sind. Also merke, versuche nie dem Supermarkt etwas Gutes zu tun, wenn man etwas nimmt, was nur noch heute haltbar ist, dann wird es teurer.

Die Aberlour-Tour wurde uns von vielen Seiten empfohlen. Wir hörten auch schon im Voraus, dass es hier viel zu probieren gäbe, so dass wir mal wieder den Bus nutzten, um nicht mehr Auto fahren zu müssen.

Beim Einsteigen in den Bus wunderten wir uns, dass uns der Busfahrer nicht sagen konnte, an welcher Haltestelle wir aussteigen müssen, um zur Destillerie zu gelangen. Auch sonst war er nicht besonders freundlich. Allerdings hat sich dieses Bild doch noch schlagartig geändert. Als einige Fahrgäste zugestiegen waren, fragte er in die Runde, ob uns jemand helfen könne und wir bekamen prompt eine hilfreiche Antwort. Eine Dame drückte sogar auf den Haltewunsch, damit wir rechtzeitig aussteigen konnten.

DSC06959 Da wir etwas zu früh an der Destillerie ankamen machten wir noch einen  halbstündigen Spaziergang zu den kleinen Wasserfällen, die hinter der Destillerie liegen. Sie sind nicht besonders hoch, aber den kleinen Spaziergang wert. Interessant war die dunkle Färbung des Wassers, die wir uns nicht erklären konnte.

Leider war bei der Führung durch die Destillerie das Fotografieren verboten. Nur von außerhalb der Gebäude durfte man nach Innen fotografieren. Im Gegensatz zu Glenfiddich sind hier alle großen Bottiche (mash tun und washback) aus Stahl, bei Glenfiddch wird Wert auf Holz gelegt. Der Vorteil bei Stahl sind die längere Haltbarkeit und die leichtere Reinigung. Es gibt wohl immer wieder Diskussionen, ob es einen Unterschied macht, wenn man Holz oder Stahl verwendet, allerdings gibt es noch keine abschließende Meinung. 

IMG_8902 Das ausführliche an dieser Führung war die Beschreibung das Mahlens der Gerste. Wichtig generell wird in einem ersten Sieb alles Grobe, wie z. B. Steinchen, herausgefiltert. Sollte noch Metall enthalten sein, wird dieses von einem starken Magneten herausgezogen. Es ist extrem wichtig, dass keine groben Gegenstände ins Mahlwerk kommen, da hier bei Funkenschlag eine sehr große Explosionsgefahr besteht.
Die Gerste darf nicht zu fein gemahlen werden, da sonst in den washbacks ein Brei entstehen würde, der dann nicht mehr verwendet werden könnte. Hier durften wir frische Würze probieren, die im Großen und Ganzen einem Gerstenbier entspricht. Die Männer nahmen alle eine Schluck, während die Frauen nur einmal den Finger in die Flüssigkeiten stecken und daran rochen und diesen ablutschten. Diese Destillerie ist im Jahre 1898 abgebrannt. Als jetzt das still house erweitert wurde, fanden die Handwerker eine Zeitung aus dem Jahr 1898, in die eine Flasche Whisky eingewickelt war. In dieser Zeitung war der Brand der Destillerie erwähnt. Die Handwerker tranken während ihrer Mittagspause dreiviertel dieser Flasche leer. An der gleichen Stelle wurde aktuell wieder eine Flasche eingemauert.

Als Abschluss der Tour gab es eine Probe mit sechs Sorten Whisky:
- Spirit
- Sherry Cask
- Bourbon Cask
- 10 Year
- 16 Year
- a’bunadh

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Der Spirit ist einem klaren Schnaps vergleichbar, Sherry Cask ist ein Whisky, der ausschließlich im Sherry-Fass gelagert wurde. Analog Bourbon Cask, im 10-jährigen und im 16-jährigen sind Bestandteile aus Sherry- und aus Bourbon-Fässern enthalten, wobei jeweils größere Teile aus Sherry-Fässern hinzugefügt werden. A’bunadh ist der Versuch, einen Whisky mit dem Geschmack von 1898 herzustellen, der wohl auch ganz gut gelingt. Wir möchten am liebsten die Bourbon-Cask-Abfüllung, den 16-jährigen und a’bunadh. A’bunadh bedeutet im Gälischen ursprünglich. Hier bestand auch die Möglichkeit, sich selbst eine Flasche abzufüllen. Normalerweise besteht hier die Auswahl zwischen dem Sherry-Cask und dem Bourbon-Cask, leider war das Bourbon-Cask leer. Diese beiden Fässer sind im normalen Handel nicht kaufbar, nur bei dieser Führung, wenn man selbst eine Flasche abfüllt.

DSC06969In Aberlour hat auch das bekannte Walkers Shortbread seinen Firmensitz. Allerdings waren wir hier nicht direkt in der Fabrik einkaufen, sondern im ersten Walkers Shop im Dorf direkt. Es gab dort auch jede Menge Bruch zur Auswahl und die Verkäuferin hatte uns viel über die Umgebung zu berichten. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Dufftown.

Abends waren wir wieder in Dufftown essen, heute im Le Faisonderie. Gewählt haben wir das “A taste of Scotland”-Menü mit drei Gängen. Man konnte jeweils aus zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zwei Desserts wählen. Es war lecker, allerdings ist es faszinierend, wie man aus Sahne, Sahne und noch mehr Sahne, sowie Himbeeren, Whisky und etwas geröstetem Getreide einen Nachtisch machen kann. Neben dem Essen war noch der Service bemerkenswert. Obwohl man ihn eigentlich selten bemerken konnte, da der einzige Kellner ein ziemlich schüchterner französischer Austauschstudent war, der sich immer eifrig bedankte und sich beim Küchenchef Tipps zur Aussprache der Gerichte holte.

Whisky-Herstellung

Montag, 20. September 2010

Da wir uns in den letzten Tagen sehr viel mit Whisky, dessen Herstellung und dem Trinken des Produkts beschäftigt haben, hier eine Beschreibung des Herstellungsprozesses. In unseren Tagesberichtigen werden wir dann nur noch die Spezialitäten der einzelnen Destillerien aufführen.

Die Fotos haben wir während unserer vielen Führungen selbst geschossen, sie stammen auch aus unterschiedlichen Destillerien.

Wir hoffen, es ist die eine oder andere neue Information für Euch enthalten, viel Spaß beim Lesen, nebenher schmeckt bestimmt ein Glas Whisky gut. :-)

Das Mälzen der Gerste stellt einen entscheidenden Vorgang während des Herstellungsprozesses dar. Die beim Keimen entstehenden Enzyme werden später zur Verzuckerung der Stärke benötigt. Durch die sich bildende Wärme muss die Gerste ständig umgeschichtet werden, um ein gleichmäßiges Klima innerhalb der Gerste zu erreichen. Das nun entstandene grüne Malz wird ausgebreitet und gedarrt. Beim Darren wird das Malz getrocknet und somit lagerfähig gemacht, wobei dies sowohl mit heißer trockener Luft, als auch durch Rauch geschehen kann: Bei dem mit Torf befeuerten Darren (kiln) durchzieht so der Rauch das grüne Malz, wobei Torf aus verrotteten Moosen, Heidekraut und Riedgräsern besteht. Der Vorgang findet in den Gebäuden mit dem typischen Pagoden-Dach statt. Anhand des Phenolgehaltes im Rauch kann kontrolliert werden, wie stark das Malz beim Darren getorft wurde. Torf wird vor allem für die Insel-Whiskys verwendet.

Da fast keine Destillerie mehr selbst mälzt, haben wir das auch noch nicht live erlebt.

Nach dem Darren wird das Malz zu Schrot (grist) gemahlen und danach im Maischbottich (mash tun) mit heißem Wasser vermischt. Beim Maischen wird die Stärke aus dem Malz zu Zucker über einen enzymatischen Vorgang abgebaut. Durch den perforierten Boden fließt die zuckerreiche Flüssigkeit (wort = Würze) ab und wird gesammelt. Dadurch werden alle vergärbaren Zucker extrahiert.

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Mash tun bei Glen Moray

Nach dem Abkühlen wird die wort in den Gärtank (washback) gepumpt. Die Flüssigkeit (wash) wird mit Hefe (yeast) versetzt, welche den Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid vergärt. Der Vorgang der Fermentation ähnelt dem des Bierbrauens, allerdings ist er bei der Whiskyherstellung nicht steril. Die nach der Fermentation entstandene Maische – auch Beer genannt – hat nun einen Alkoholgehalt von sieben bis neun Volumenprozent.

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Washback bei Glenfiddich

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Blick in einen Washback bei Glenmorangie, der Wash ist beinahe fertig

Auf die Gärung im Gärtank folgt die Destillation. Etwa 15 Prozent der Maische fließt den Brennblasen (pot stills) zu. Beim Brennvorgang durchläuft die wash dann die erste kupferne Brennblase, die wash still. Hier entsteht aus dem dünnen Bier reiner Alkohol. Der entstandene Rohbrand, genannt low wine, fließt in einen Sammeltank. Der Destillationsprozess wird nun in der zweiten kupfernen Brennblase wiederholt, der spirit still. Die Destillation trennt den Alkohol vom Wasser und konzentriert ihn. Der Feinbrand fließt durch den spirit safe, bei dem der Brennmeister den Mittellauf (heart) (rund 30 Prozent des Destillats) vom Vorlauf (head) und vom Nachlauf (tail) trennt. Der Alkoholgehalt des Mittellaufs beläuft sich auf etwa 70 Prozent. Der new make wird mit Wasser versetzt (verdünnt auf ca. 63,5%) zur endgültigen Lagerung in Eichenfässer gefüllt. Die Vor- und der Nachläufe der beiden Brennvorgänge werden gemischt und wieder dem nächsten Brennvorgang zugeführt.

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Stills bei Aberlour, wash still vorne mit Fenster, spirit still hinten

Sollte eine Brennblase aus Gründen des Verschleißes ausgetauscht werden, wird genau darauf geachtet, alle Dellen und kleine Zerstörungen wieder „einzubauen“. Nur so kann auch mit einer neuen Brennblase der gewohnte Geschmack des Whiskys garantiert werden.

Fassreifung

Die jahrelange Reifung in einem Eichenfass kann für 60 bis 80 Prozent des Geschmacks verantwortlich sein. Hierbei sind die Holzart, die frühere Nutzung des Fasses, die geographische Lage des Lagerhauses, die Bauart des Lagerhauses, das Mikroklima und die Dauer der Reife wichtige Faktoren. Über den Einfluss der einzelnen Faktoren scheiden sich jedoch die Geister.

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Blick in ein Warehouse von Macallan

Das Destillat (spirit) reift fast ausschließlich in Fässern aus amerikanischer Weißeiche, daneben in europäischer Eiche. Vorwiegend stammen die Fässer aus Spanien und den USA. Bevor Whisky in diese Fässer gefüllt wird, lagerte zuvor spanischer Sherry oder amerikanischer Bourbon in diesen Fässern. Nach jahrelanger Lagerung entsteht Whisky.

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Fass bei Glen Moray mit Beschriftung von Jack Daniels

Immer beliebter werden Abfüllungen die durch Lagerung in anderen Fässern zusätzlich veredelt werden. Dieses Finishing findet in Fässern statt, in denen zuvor Sherry, Portwein, Rum, Bordeaux, Madeira, Cognac oder verschiedene Weißweine gelagert wurden.

Kostengründe spielen immer noch eine Rolle: amerikanische Fässer kosten rund 30 Euro, spanische rund 300 Euro. Ex-Sherry-Fässer aus Spanien eignen sich mehr für die süßen, komplexen Whiskys der Speyside, während für die Inselwhiskys wegen des rauchigen Geschmacks Bourbon-Fässer aus amerikanischer Eiche zum Einsatz kommen. Bei seit Jahren rückläufigem Konsum von Sherry und Portwein wird es für die Brennereien jedoch zunehmend schwierig, solche Fässer zu bekommen. Die Böttcherei Speyside Cooperage in Craigellachie setzt rund 100.000 Eichenfässer jährlich neu zusammen und repariert Fässer für die umliegenden Brennereien. 2004 lagerten rund 18 Millionen Whiskyfässer in Schottland.

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Lagerflächen der Speyside Cooperage

Pro Jahr verdunstet über die Poren der geschlossenen Fässer etwa 2,0 Prozent des Inhaltes, der sogenannte Anteil der Engel (Angels’ share oder Angels’ dram). Der Reifevorgang für den Whisky ist abhängig vom geforderten Produkt und der erhaltenen Qualität. Anschließend wird der so gewonnene Ausgangs-Whisky je nach Gattung noch weiterverarbeitet.

Vom Gesetzt ist vorgeschrieben, dass sich der spirit erst nach mindestens 3 Jahren Lagerung (Scotch) Whisky nennen darf. Die meisten Malzwhiskys werden aber erst ab einem Alter von 10 Jahren abgefüllt. Die Altersangabe auf den Flaschen bezieht sich auf das jüngste verwendete Fass. Es werden in der Regel unterschiedlich alte Fässer für eine Abfüllung verwendet, um jeweils den gleichen Geschmack sicher zu stellen.

Die Abfüllung der Flaschen findet in der Regel nicht vor Ort statt. Größere Gruppen haben eigene Abfüllstellen, ansonsten gibt es unabhängige Abfüller wie z. B. Gordon&McPhail. Für die Abfüllung in Flaschen wird dem Whisky Wasser hinzugefügt, um eine gebräuchliche Trinkstärke herbeizuführen. Die gebräuchliche Trinkstärke entwickelte sich in den letzten Jahren von 40 % über 43 % zu den heute üblichen 46 %. Zunehmender Beliebtheit erfreuen sich unverdünnte Abfüllungen, die direkt in Fassstärke (cask strength) abgefüllt werden und häufig intensiver und komplexer im Aroma sind.

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Eingang von Gordon&MacPhail in Elgin

Von Aberdeen nach Dufftown

Sonntag, 19. September 2010

Sonntag, 19.09.2010

Nach unserem Frühstück verließen wir mit unserem Auto Aberdeen. Die Entscheidung für unsere weitere Route war uns nicht leicht gefallen, da in dieser Region sehr viele Sehenswürdigkeiten vorhanden sind. Wir haben uns dann für eine eigene Route entschieden, die uns zuerst zum Drum Castle führte und noch einige weitere in petto hatte.

Bei Drum Castle kamen wir eine halbe Stunde vor der eigentlichen Öffnung der Räumlichkeiten an. Deshalb haben wir uns trotz des Regens entschlossen einen Rundgang durch die ummauerten Gärten zu machen. Diese sind in vier Teile angelegt und jeder Teil stellt ein unterschiedliches Jahrhundert zwischen 17. und 20. Jahrhundert dar. Hier wäre ein Besuch im Juli oder August sehenswerter gewesen, da dann vor allem noch mehr Rosen geblüht hätten.

Das Castle an sich war sehenswert, vor allem da wir viele kleine Details wieder von den netten Damen des National Trusts erklärt bekamen. Interessant ist hier vor allem, dass es sich um die DSC06862Originaleinrichtung des letzten Eigentümers handelt, der jedoch von vielen Antiquitäten umgegeben war. Einer der früheren Eigentümer hatte einen Sohn, der malerisch sehr begabt war. Diesen Sohn bat er, für seine neue Bibliothek ein Selbstportrait zu erstellen. Das fertige Bild stellt ihn als Erz-Engel im Adamskostüm dar. 
Der älteste Teil der Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert, ein Turm, in den die genannte Bibliothek mangels Platz irgendwann gebaut wurde. Der obere Stock des Turms ist noch im Originalzustand wie er vermutlich zur Bauzeit war.

Von Drum Castle ging es nur ein paar Meilen weiter zu Crathes Castle. Crathes Castle ist ein Beispiel der Towerhouse Architektur. Allerdings musste der Turm aufgrund der 21 Kinder eines Eigentümerpaares erweitert werden, da hier nicht alle Platz fanden. Diese Turmarchitektur würde für unser heutiges Leben zwar bei den DSC06891 aktuellen Bauplatzpreisen Sinn machen, allerdings wäre das viele Treppensteigen doch sehr umständlich. In Crathes Castle kann man ein viktorianisches Bild bewundern, das aus drei unterschiedlichen Perspektiven drei unterschiedliche Bilder zeigt. Hier war auch eine in ledergebundene Weihnachtskarte von Queen Elisabeth ausgestellt, die der Eigentümer erhalten hat. Der Garten, der zu Crathes Castle gehört ist sehenswert. Auch nicht so groß kann man hier gemütlich einen Spaziergang machen. Leider haben wir die Gordon Highlanders verpasst, die später noch vor dem Castle spielen sollten. Wir hätten hierzu über eine Stunde warten müssen, wozu wir nicht bereit waren. Dafür hörten wir das Stimmen der Dudelsäcke, was sich ziemlich krass anhört, wenn viele einfach nur vor sich hinspielen und es überhaupt nicht zusammenpasst.

In Craigievar Castle war eine Besichtigung nur mit Führung möglich. Wir hatten Glück und konnten uns noch einer Führung anschließen, die kurz zuvor gestartet war. Unser Guide führte uns durch die Räumlichkeiten, des ebenfalls in Towerhouse-Architektur erbauten DSC06900 Castles und machte uns auch mit der Gespenstergeschichte des Castles vertraut. Ein Gast soll vom Eigentümer nachts gefragt worden sein, ob er lieber gegen ihn kämpfen wolle oder aus dem Fenster springen. Der Gast entschied sich für das Fenster, ohne sich bewusst zu sein, wie hoch es war. Leider überlebte er nicht, deshalb kommt er jetzt regelmäßig als Geist wieder, der es bereut nicht gekämpft zu haben. Da das Castle wieder zum National Trust gehört, gibt es auch hier keine Innenfotos. Selbst im Internet war es uns bislang nicht möglich, Bilder von National Trust Sehenswürdigkeiten von innen zu finden. Der NT ist hier wohl sehr restriktiv.

Kildrummy Castle war für uns etwas kompliziert zu finden, da wir erst zum Hotel und den Gärten abgebogen sind und dort aufgeklärt wurden, dass es eine separate Einfahrt für die Ruine des Castles gibt. DSC06917 Wie auch sonst gilt: Wer lesen kann ist klar im Vorteil! Das Hotel wurde aus den Steinen des Castles gebaut und liegt wunderschön in der Pampa. Vermutlich ist es auch noch  nicht ganz billig. Die Gärten sind sicher nett, aber wir hatten für den heutigen Tag bereits genug Garten gesehen. Von Kildrummy Castle ist nicht mehr sehr viel übrig, aber die Überreste lassen auf ein herrschaftliches Castle schließen. Selbst Maria Stuart muss hier einmal zugegen gewesen sein. Insgesamt ist es einen Besuch wert, vor allem wenn man wie wir ganz alleine und in völliger Ruhe durch die Ruine wandern kann.

Von Kildrummy ging es dann endgültig Richtung Whisky. :-) Zu unserem Ziel Dufftown ging es über eine kleinere Straße, dafür hatten wir hier eine wunderschöne Landschaft. Dies weckte zum ersten Mal wieder Highland-Erinnerungen von unserem letzten Schottland-Trip. Zum Teil ist die Landschaft karg mit wenigen kleinen Sträuchern und es wirkt wie im Hochgebirge über der Baumgrenze, dann keine 100 Meter weiter ist man im tiefsten Schwarzwald mit hohen Nadelbäumen rechts und links. Es gibt glücklicherweise wenige Autos, die einem auf solchen Strecken entgegenkommen.

Wir haben uns nun schon einige Male über Straßenbezeichnungen gewundert. Generell sind “A”-Straßen größer als “B”-Straßen, jedoch ist auch die Anzahl der Ziffern, die auf den Buchstaben folgen ein Indiz für die Größe. Allerdings sind wir auch schon B-Straßen mit vier Ziffern gefahren, die deutlich größer und besser ausgebaut waren als manche zwei-ziffrige A-Straße.

In Dufftown kann man nicht in den Ort fahren, ohne an mindestens einer Destillerie vorbeizukommen. Häufiger haben wir jetzt schon das Zitat oder die Aussage “Rome was built on seven Hills, Dufftown stands on seven stills” (Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut, Dufftown liegt auf sieben Brennblasen) gelesen oder gehört. Ganz korrekt ist da so nicht mehr. Ursprünglich waren hier sieben Destillerien ansässig, zwei davon wurden inzwischen geschlossen. Dafür wurden zwei neue Destillerien eröffnet. Leider kann man hier nur zwei der sieben Destillerien überhaupt besichtigen. Aber dazu morgen mehr.

Untergekommen sind wir im Davaar B&B bei Andi und Sue in einem Zimmer mit schmalem Doppelbett und mal wieder nur einer Decke. So langsam gewöhnen wir uns daran, freuen uns aber trotzdem wieder auf unser eigenes Bett. Von Sue haben wir auch die Empfehlung für die nächsten drei Abendessen erhalten. Am ersten Abend waren wir im “A Taste of Speyside” essen. Die beiden Eigentümer waren sehr gesprächig und unterhielten uns sehr gut. Es war ein netter Abend und die Preise waren absolut ok. Interessant war auch die Whisky-Auswahl: ca. 80 Whiskys aus der Speyside-Region. Hier genehmigten wir uns auch noch zwei ortsansässige Whiskys: Ralf hatte einen Mortlach, der uns auch beiden schmeckte. Julia hatte einen Glendullan, der auch lecker war, wobei der Mortlach etwas stärker im Geschmack war als der Glendullan.

Aberdeen

Samstag, 18. September 2010

Samstag, 18.09.2010

Nach dem Frühstück konnten wir unser Auto stehen lassen, da wir alles zu Fuß bzw. mit dem ÖPNV erreichen wollten. Deshalb starteten wir unsere Tour auch in der Tourist Office, wo wir uns über die Buslinien und verschiedene Sehenswürdigkeiten Informationen einholten.

IMG_8818 Danach schauten wir uns das Mercat Cross an, dass anzeigt, dass Aberdeen das Marktrecht besitzt. Es ist nicht besonders sehenswert.

Das Marischal’s College stellt das Gegengewicht zum King’s College in der Old Town dar. Die Dame in der Tourist Info hatte uns am gestrigen Tag erklärt, wo das College ist und wir hatten uns noch gewundert, warum es uns auf dem Weg vom Parkplatz zur Tourist Info nicht aufgefallen war, da es laut Reiseführer sehenswert wäre. Als wir heute gezielt danach suchten, wurde uns schnell klar, weshalb wir daran vorbeigelaufen waren: Es ist komplett eingerüstet und “verhüllt”, so dass man von der Fassade nichts sieht. Einzig ein Seitenturm schaut heraus, der die wahre Schönheit erahnen lässt.

Provost Skene'ss House - Dining RoomProvost Skene’s House: Provost steht für Bürgermeister und einer der  Bürgermeister hieß Skene. Dieser Bürgermeister kaufte das Haus und lies es sehr schön herrichten. Im Haus kann man ein Speisezimmer mit Möbeln und Porzellan besichtigen, einen Raum, der eine wundervolle Deckenmalerei besitzt, ein Musikzimmer, das Schlafzimmer und besonders das Kinderzimmer mit allerlei Spielsachen.

DSC06768 Da wir nun die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt abgeklappert hatten, machten wir uns mit dem Bus auf zur Old Town. Die Busfahrt war ein Erlebnis, da es keine Anzeigen im Bus gab, an welcher Haltestelle man sich befindet, bzw. welche Haltestellen es überhaupt gibt. Zufälliger Weise stiegen wir sogar an der richtigen Haltestelle aus, um zu King’s College zu laufen.

Direkt vor King’s College konnten wir schon einen Blick vermutlich auf die Wohnheime werfen. Hierzu musste man durch ein Tor, dass sehr einem Burgtor ähnelte, blicken.

DSC06773 King’s College selbst ist sehenswert. Leider hatte die Kapelle an diesem Tag geschlossen. Die Kuppel erinnert stark an St. Giles in Edinburgh. Wir sind immer wieder fasziniert, in welchen historischen Gebäude Schulen und Colleges untergebracht sind. Das kennen wir aus Deutschland kaum.

Bei unserer Wanderung durch Old Aberdeen haben wir noch die vielen weiteren Gebäude des King’s College auf uns wirken lassen.

Das Old Town House war gegenüber dem einen oder anderen College Gebäude schon fast schlicht. Direkt gegenüber begann die Canonry Road, die durch schöne Häuser und viele Bäume gesäumt wird. An der Canonry Road liegt auch der Haupteingang zu den botanischen Gärten. Wenn hier alles blüht, sind sie sicher einen Spaziergang wert, bei Regen und wenig blühenden Blumen nicht.

IMG_8854 In der St. Marchar’s Kirche konnten wir noch einen Rundgang machen, bevor dort eine echt schottische Hochzeit stattfand. Begrüßt wurden die Gäste von mehreren Fotografen, die alle erst einmal aufnahmen. Zur Unterhaltung der ankommenden Gäste spielte ein Dudelsackspieler. Viele Gäste kamen tatsächlich im Kilt. Die Trauzeugen des Bräutigams (uns fehlt hier das männliche Gegenstück zu Brautjungfern) haben sich auch frühzeitig mit dem Bräutigam vor der Kirche versammelt. Nach und nach sind alle in die Kirche gegangen. Kurz vor beginn der Trauung tauchte auch die Braut mit ihren Brautjungfern auf. Die Braut wurde vermutlich von ihrem Vater und noch zwei oder drei anderen Männer, alle im Kilt, sowie vier Brautjungfern in die Kirche geleitet. Die Braut trug ein weißes Kleid, das sich nicht von den uns DSC06799 bekannten Hochzeitskleidern unterschied. Die Brautjungfern waren alle in einheitlich braunen Kleidern gekleidet und hatten jeweils auch einen Straus. Die Damen kamen vielfach in wirklich sehr kurzen Röcken ohne Strumpfhosen, wo Julia vom bloßen Hinsehen schon kalt wurde. (Julia trägt eine ge-fütterte Übergangsjacke. :-) )

Direkt hinter der Kirche beginnt Seaton Park. Hier kann man gemütlich spazieren gehen. Wir sind am River Don entlang geschlendert und haben uns dann irgendwann gewundert, dass wir am Ende des Parks rauskamen und noch nicht am nächsten Ziel, der Brig o’Balgownie angelangt waren. Allerdings kamen wir an den Wohnheimen des King’s College vorbei, wo heute offensichtlich die neuen Bewohner Einzug hielten. Mehrfach standen Helfer herum, um die Neuankömmlinge einzuweisen.

DSC06818 Wir sind dann einfach mal weitergelaufen und irgendwann dann doch an besagter Brücke angekommen. Julia fand sie enttäuschend, da sie sich bei einer Sehenswürdigkeit etwas anderes als eine simple, nicht irgendwie verzierte Brücke vorgestellt hatte. Jedoch fing direkt im Anschluss an die Brücke eine Straße mit schönen Häusern an.

Mit dem Bus sind wir dann zurück in die Innenstadt gefahren. Wir wollten dort eine kleine Krypta in der St. Nicolas Kirk besichtigen. Leider waren alle Eingänge verschlossen, obwohl diese laut Öffnungszeiten hätte geöffnet sein sollen.

In einem Einkaufszentrum haben wir uns ein kleines Mittagessen gegönnt. Dies war insofern nett, weil es verschiedene Anbieter gab, die alle eine gemeinsame Sitzfläche hatten, die auch von Servicepersonal abgeräumt und geputzt wurde.

Im Reiseführer war ein kurzer Hinweis auf den Hazlewood Park gestanden und die Dame von der Tourist Info hatte uns auch auf das Labyrinth im Park hingewiesen, so dass wir mit dem Bus dorthin fahren wollten. Die richtige Buslinie fanden wir auch noch problemlos, allerdings hatten wir dann keine Chance die richtige Haltestelle zum Aussteigen zu finden. Hier verzweifelten wir wirklich am ÖPNV in Aberdeen. Auch das Labyrinth war auf keinem Verkehrsschild erwähnt und da in diesem Park drei Golfplätze sein sollen, haben wir es aufgegeben, sind mit dem Bus zur Endstation und wieder zurück in die Stadt gefahren und haben uns so auch vor dem wieder einsetzenden Regen geschützt.

Zurück im Zentrum sind wir ins Maritime Museum gegangen, das interessante Informationen über Ölförderung in der Nordsee und Schiffe enthielt. Die Ölförderung war durch ein Bohrinselmodell sehr gut dargestellt. Auch über den Aufbau und die vorhandenen Räumlichkeiten wurde hier ausführlich informiert.

DSC06830 Wieder mit dem Bus sind wir zum Strand bzw. zum Stadtteil Footdee gefahren. Footdee ist ein kleines Viertel, das Fischer nach ihren Bedürfnissen gebaut haben. Wir vermuten, dass immer außenherum die Wohnhäuser lagen und in den weitläufigen Innenhöfen die Hütten als Speicher genutzt wurden. Manche dieser Hütten sind inzwischen toll hergerichtet, andere stehen kurz vor dem Verfall. In einiger Entfernung kann man den Seehafen sehen. Allerdings kann man von dieser Stelle aus nicht näher hinlaufen. Jedoch liegt Footdee direkt an der Hafenausfahrt, so dass wir bei unserem anschließenden Spaziergang von Footdee zur Vergnügungsmeile zwei größere Schiffe beim Hinausfahren beobachten konnten. Auch auf dem Meer waren in der Ferne mehrere Schiffe zu beobachten, wobei wir uns wunderten weil wir den Eindruck hatten, dass sich diese nicht bewegten.

Am Strand, einem schönen Sandstrand, liefen wir bis zur Vergnügungsmeile. Hier gab es mehrere Restaurants, einen kleinen Vergnügungspark mit Achterbahn und anderen Attraktionen, ein Bowlingcenter, ein Kino, ein Erlebnisbad, …
In einem mexikanischen Restaurant genehmigten wir uns unser Abendessen, nachdem bei Pizzahut kein Tisch mehr frei war. Lecker war es und somit auch eine gute Wahl.

Mit dem Bus ging es zurück zum Hotel, wo wir uns an der Hotel Bar noch zwei Whiskys genehmigten, einen Isle of Jura und einen Glenfarclas. Der Isle of Jura war in Ordnung, wird aber wohl eher nicht zu unserem Favoriten werden. Glenfarclas ist ein eher langweiliger Whisky, der uns nicht von seinem Geschmack begeistern konnte.

Zurück auf dem Zimmer gab es wieder Papst-TV. Es ist schon spannend, den Papstbesuch aus Sicht der Engländer und Schotten mit zu verfolgen. Besonders interessant fand Julia, dass bei den potentiellen Attentätern, das Unternehmen (Veolia) bei dem die Attentäter arbeiteten genannt wurde. Das wäre in Deutschland eher untypisch.