Samstag, 18.09.2010
Nach dem Frühstück konnten wir unser Auto stehen lassen, da wir alles zu Fuß bzw. mit dem ÖPNV erreichen wollten. Deshalb starteten wir unsere Tour auch in der Tourist Office, wo wir uns über die Buslinien und verschiedene Sehenswürdigkeiten Informationen einholten.
Danach schauten wir uns das Mercat Cross an, dass anzeigt, dass Aberdeen das Marktrecht besitzt. Es ist nicht besonders sehenswert.
Das Marischal’s College stellt das Gegengewicht zum King’s College in der Old Town dar. Die Dame in der Tourist Info hatte uns am gestrigen Tag erklärt, wo das College ist und wir hatten uns noch gewundert, warum es uns auf dem Weg vom Parkplatz zur Tourist Info nicht aufgefallen war, da es laut Reiseführer sehenswert wäre. Als wir heute gezielt danach suchten, wurde uns schnell klar, weshalb wir daran vorbeigelaufen waren: Es ist komplett eingerüstet und “verhüllt”, so dass man von der Fassade nichts sieht. Einzig ein Seitenturm schaut heraus, der die wahre Schönheit erahnen lässt.
Provost Skene’s House: Provost steht für Bürgermeister und einer der Bürgermeister hieß Skene. Dieser Bürgermeister kaufte das Haus und lies es sehr schön herrichten. Im Haus kann man ein Speisezimmer mit Möbeln und Porzellan besichtigen, einen Raum, der eine wundervolle Deckenmalerei besitzt, ein Musikzimmer, das Schlafzimmer und besonders das Kinderzimmer mit allerlei Spielsachen.
Da wir nun die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt abgeklappert hatten, machten wir uns mit dem Bus auf zur Old Town. Die Busfahrt war ein Erlebnis, da es keine Anzeigen im Bus gab, an welcher Haltestelle man sich befindet, bzw. welche Haltestellen es überhaupt gibt. Zufälliger Weise stiegen wir sogar an der richtigen Haltestelle aus, um zu King’s College zu laufen.
Direkt vor King’s College konnten wir schon einen Blick vermutlich auf die Wohnheime werfen. Hierzu musste man durch ein Tor, dass sehr einem Burgtor ähnelte, blicken.
King’s College selbst ist sehenswert. Leider hatte die Kapelle an diesem Tag geschlossen. Die Kuppel erinnert stark an St. Giles in Edinburgh. Wir sind immer wieder fasziniert, in welchen historischen Gebäude Schulen und Colleges untergebracht sind. Das kennen wir aus Deutschland kaum.
Bei unserer Wanderung durch Old Aberdeen haben wir noch die vielen weiteren Gebäude des King’s College auf uns wirken lassen.
Das Old Town House war gegenüber dem einen oder anderen College Gebäude schon fast schlicht. Direkt gegenüber begann die Canonry Road, die durch schöne Häuser und viele Bäume gesäumt wird. An der Canonry Road liegt auch der Haupteingang zu den botanischen Gärten. Wenn hier alles blüht, sind sie sicher einen Spaziergang wert, bei Regen und wenig blühenden Blumen nicht.
In der St. Marchar’s Kirche konnten wir noch einen Rundgang machen, bevor dort eine echt schottische Hochzeit stattfand. Begrüßt wurden die Gäste von mehreren Fotografen, die alle erst einmal aufnahmen. Zur Unterhaltung der ankommenden Gäste spielte ein Dudelsackspieler. Viele Gäste kamen tatsächlich im Kilt. Die Trauzeugen des Bräutigams (uns fehlt hier das männliche Gegenstück zu Brautjungfern) haben sich auch frühzeitig mit dem Bräutigam vor der Kirche versammelt. Nach und nach sind alle in die Kirche gegangen. Kurz vor beginn der Trauung tauchte auch die Braut mit ihren Brautjungfern auf. Die Braut wurde vermutlich von ihrem Vater und noch zwei oder drei anderen Männer, alle im Kilt, sowie vier Brautjungfern in die Kirche geleitet. Die Braut trug ein weißes Kleid, das sich nicht von den uns bekannten Hochzeitskleidern unterschied. Die Brautjungfern waren alle in einheitlich braunen Kleidern gekleidet und hatten jeweils auch einen Straus. Die Damen kamen vielfach in wirklich sehr kurzen Röcken ohne Strumpfhosen, wo Julia vom bloßen Hinsehen schon kalt wurde. (Julia trägt eine ge-fütterte Übergangsjacke. )
Direkt hinter der Kirche beginnt Seaton Park. Hier kann man gemütlich spazieren gehen. Wir sind am River Don entlang geschlendert und haben uns dann irgendwann gewundert, dass wir am Ende des Parks rauskamen und noch nicht am nächsten Ziel, der Brig o’Balgownie angelangt waren. Allerdings kamen wir an den Wohnheimen des King’s College vorbei, wo heute offensichtlich die neuen Bewohner Einzug hielten. Mehrfach standen Helfer herum, um die Neuankömmlinge einzuweisen.
Wir sind dann einfach mal weitergelaufen und irgendwann dann doch an besagter Brücke angekommen. Julia fand sie enttäuschend, da sie sich bei einer Sehenswürdigkeit etwas anderes als eine simple, nicht irgendwie verzierte Brücke vorgestellt hatte. Jedoch fing direkt im Anschluss an die Brücke eine Straße mit schönen Häusern an.
Mit dem Bus sind wir dann zurück in die Innenstadt gefahren. Wir wollten dort eine kleine Krypta in der St. Nicolas Kirk besichtigen. Leider waren alle Eingänge verschlossen, obwohl diese laut Öffnungszeiten hätte geöffnet sein sollen.
In einem Einkaufszentrum haben wir uns ein kleines Mittagessen gegönnt. Dies war insofern nett, weil es verschiedene Anbieter gab, die alle eine gemeinsame Sitzfläche hatten, die auch von Servicepersonal abgeräumt und geputzt wurde.
Im Reiseführer war ein kurzer Hinweis auf den Hazlewood Park gestanden und die Dame von der Tourist Info hatte uns auch auf das Labyrinth im Park hingewiesen, so dass wir mit dem Bus dorthin fahren wollten. Die richtige Buslinie fanden wir auch noch problemlos, allerdings hatten wir dann keine Chance die richtige Haltestelle zum Aussteigen zu finden. Hier verzweifelten wir wirklich am ÖPNV in Aberdeen. Auch das Labyrinth war auf keinem Verkehrsschild erwähnt und da in diesem Park drei Golfplätze sein sollen, haben wir es aufgegeben, sind mit dem Bus zur Endstation und wieder zurück in die Stadt gefahren und haben uns so auch vor dem wieder einsetzenden Regen geschützt.
Zurück im Zentrum sind wir ins Maritime Museum gegangen, das interessante Informationen über Ölförderung in der Nordsee und Schiffe enthielt. Die Ölförderung war durch ein Bohrinselmodell sehr gut dargestellt. Auch über den Aufbau und die vorhandenen Räumlichkeiten wurde hier ausführlich informiert.
Wieder mit dem Bus sind wir zum Strand bzw. zum Stadtteil Footdee gefahren. Footdee ist ein kleines Viertel, das Fischer nach ihren Bedürfnissen gebaut haben. Wir vermuten, dass immer außenherum die Wohnhäuser lagen und in den weitläufigen Innenhöfen die Hütten als Speicher genutzt wurden. Manche dieser Hütten sind inzwischen toll hergerichtet, andere stehen kurz vor dem Verfall. In einiger Entfernung kann man den Seehafen sehen. Allerdings kann man von dieser Stelle aus nicht näher hinlaufen. Jedoch liegt Footdee direkt an der Hafenausfahrt, so dass wir bei unserem anschließenden Spaziergang von Footdee zur Vergnügungsmeile zwei größere Schiffe beim Hinausfahren beobachten konnten. Auch auf dem Meer waren in der Ferne mehrere Schiffe zu beobachten, wobei wir uns wunderten weil wir den Eindruck hatten, dass sich diese nicht bewegten.
Am Strand, einem schönen Sandstrand, liefen wir bis zur Vergnügungsmeile. Hier gab es mehrere Restaurants, einen kleinen Vergnügungspark mit Achterbahn und anderen Attraktionen, ein Bowlingcenter, ein Kino, ein Erlebnisbad, …
In einem mexikanischen Restaurant genehmigten wir uns unser Abendessen, nachdem bei Pizzahut kein Tisch mehr frei war. Lecker war es und somit auch eine gute Wahl.
Mit dem Bus ging es zurück zum Hotel, wo wir uns an der Hotel Bar noch zwei Whiskys genehmigten, einen Isle of Jura und einen Glenfarclas. Der Isle of Jura war in Ordnung, wird aber wohl eher nicht zu unserem Favoriten werden. Glenfarclas ist ein eher langweiliger Whisky, der uns nicht von seinem Geschmack begeistern konnte.
Zurück auf dem Zimmer gab es wieder Papst-TV. Es ist schon spannend, den Papstbesuch aus Sicht der Engländer und Schotten mit zu verfolgen. Besonders interessant fand Julia, dass bei den potentiellen Attentätern, das Unternehmen (Veolia) bei dem die Attentäter arbeiteten genannt wurde. Das wäre in Deutschland eher untypisch.