Dufftown – Tag 1

Montag, 20.09.2010

In unserem B&B gibt es eine Frühstückskarte, von welcher man am Tag zuvor das auswählt, was man als gekochtes Gericht zum Frühstück möchte. Ralf hatte Schinken und Käse gewählt, Julia einen geräucherten Fisch mit Rührei. Der Fisch war sehr lecker, steckte allerdings noch voller Gräten, was das Essen massiv erschwerte. Sue bietet generell immer noch dreierlei Sorten selbstgemachte Marmelade an, die sehr lecker sind. Etwas anders als in allen bisherigen Unterkünften gibt es einen großen Tisch, an dem sechs Personen Platz haben und so viele sitzen dann auch zum Frühstück zusammen. Das ist ungewohnt, allerdings klasse, weil man immer ins Gespräch kommt. Am ersten morgen war ein zweites deutschsprachiges Pärchen mit am Tisch, das alle arbeitenden Destillerien meidet, da sie keinen Whisky mögen und zwei Jungs aus Belgien, die von den tollen kleinen Straßen hier begeistert sind und mit ihren Motorrädern die Gegend erkunden.

Sue buchte für uns noch eine Tour in der Aberlour-Destillerie, die nur mit Voranmeldung möglich ist für 14 Uhr am Nachmittag. Danach zogen wir los, um selbst noch eine Reservierung für eine Tour in der Balvenie-Destillerie zu machen. Balvenie gehört zu Glenfiddich und wird auch von dort, zumindest was Touren angeht, mit verwaltet. Leider war es aufgrund des Whisky-Festivals nicht möglich, diese Woche überhaupt noch eine Tour bei Balvenie zu bekommen. So schauten wir uns als erste Destillerie dieses Jahr Glenfiddich an.

Glenfiddich gilt als die große Destillerie und hat auch momentan die höchsten Produktionszahlen. Man merkt, dass Glenfiddich für viele Besucher ausgelegt ist. Sehenswert war hier schon die Damentoilette, mit Hebelmischern, Schminktischen und einer Sitzgelegenheit im Vorraum. 
Los ging die Führung mit einem Film, dessen Ton man über Kopfhörer in verschiedenen Sprachen wählen konnte. Der Film ist ok. Anschließend wird man von einem Guide abgeholt, der einen auf dem Weg durch die Destillerie begleitet. Schön ist in dieser Destillerie, dass man überall fotografieren darf, außer IMG_8896unten zwischen den Brennblasen und im Fasslager. Als Tourabschluss durften wir drei Glenfiddich Whiskys probieren. Den 12-jährigen Whisky bekommt man bei uns überall zu kaufen, dieser ist ok, aber nichts besonderes. Der 15-jährige Whisky war schon deutlich besser, konnte aber mit 18-jährigen nicht mithalten, der richtig gut war. Glenfiddich ist also nicht so schlecht, wie sein Ruf. Als Einstieg ist diese Führung auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man nicht gerade im Hochsommer mit einer Busladung Touristen herumgeführt wird.

Das Balvenie Castle liegt direkt über der Glenfiddich Destillerie und ist für einen kleinen Spaziergang, um wieder nüchtern zu werden, genau das Richtige. :-)
DSC06938 Balvenie Castle ist eine Ruine, die teilweise noch gut erahnen lässt, wie es einmal ausgesehen hat. Da wir als English Heritage Mitglieder keinen Eintritt bezahlen mussten, war das Castle auch bei Regen noch schön.

Zwischendurch holten wir unser Lunch im Supermarkt, bestehend aus etwas zu trinken, einem Sandwich und etwas Süßem. Diese Kombination nennt sich Meal Deal und ist eigentlich günstig, funktioniert aber nur bei Sandwiches, die noch eine längere Haltbarkeit haben und nicht reduziert sind. Also merke, versuche nie dem Supermarkt etwas Gutes zu tun, wenn man etwas nimmt, was nur noch heute haltbar ist, dann wird es teurer.

Die Aberlour-Tour wurde uns von vielen Seiten empfohlen. Wir hörten auch schon im Voraus, dass es hier viel zu probieren gäbe, so dass wir mal wieder den Bus nutzten, um nicht mehr Auto fahren zu müssen.

Beim Einsteigen in den Bus wunderten wir uns, dass uns der Busfahrer nicht sagen konnte, an welcher Haltestelle wir aussteigen müssen, um zur Destillerie zu gelangen. Auch sonst war er nicht besonders freundlich. Allerdings hat sich dieses Bild doch noch schlagartig geändert. Als einige Fahrgäste zugestiegen waren, fragte er in die Runde, ob uns jemand helfen könne und wir bekamen prompt eine hilfreiche Antwort. Eine Dame drückte sogar auf den Haltewunsch, damit wir rechtzeitig aussteigen konnten.

DSC06959 Da wir etwas zu früh an der Destillerie ankamen machten wir noch einen  halbstündigen Spaziergang zu den kleinen Wasserfällen, die hinter der Destillerie liegen. Sie sind nicht besonders hoch, aber den kleinen Spaziergang wert. Interessant war die dunkle Färbung des Wassers, die wir uns nicht erklären konnte.

Leider war bei der Führung durch die Destillerie das Fotografieren verboten. Nur von außerhalb der Gebäude durfte man nach Innen fotografieren. Im Gegensatz zu Glenfiddich sind hier alle großen Bottiche (mash tun und washback) aus Stahl, bei Glenfiddch wird Wert auf Holz gelegt. Der Vorteil bei Stahl sind die längere Haltbarkeit und die leichtere Reinigung. Es gibt wohl immer wieder Diskussionen, ob es einen Unterschied macht, wenn man Holz oder Stahl verwendet, allerdings gibt es noch keine abschließende Meinung. 

IMG_8902 Das ausführliche an dieser Führung war die Beschreibung das Mahlens der Gerste. Wichtig generell wird in einem ersten Sieb alles Grobe, wie z. B. Steinchen, herausgefiltert. Sollte noch Metall enthalten sein, wird dieses von einem starken Magneten herausgezogen. Es ist extrem wichtig, dass keine groben Gegenstände ins Mahlwerk kommen, da hier bei Funkenschlag eine sehr große Explosionsgefahr besteht.
Die Gerste darf nicht zu fein gemahlen werden, da sonst in den washbacks ein Brei entstehen würde, der dann nicht mehr verwendet werden könnte. Hier durften wir frische Würze probieren, die im Großen und Ganzen einem Gerstenbier entspricht. Die Männer nahmen alle eine Schluck, während die Frauen nur einmal den Finger in die Flüssigkeiten stecken und daran rochen und diesen ablutschten. Diese Destillerie ist im Jahre 1898 abgebrannt. Als jetzt das still house erweitert wurde, fanden die Handwerker eine Zeitung aus dem Jahr 1898, in die eine Flasche Whisky eingewickelt war. In dieser Zeitung war der Brand der Destillerie erwähnt. Die Handwerker tranken während ihrer Mittagspause dreiviertel dieser Flasche leer. An der gleichen Stelle wurde aktuell wieder eine Flasche eingemauert.

Als Abschluss der Tour gab es eine Probe mit sechs Sorten Whisky:
- Spirit
- Sherry Cask
- Bourbon Cask
- 10 Year
- 16 Year
- a’bunadh

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Der Spirit ist einem klaren Schnaps vergleichbar, Sherry Cask ist ein Whisky, der ausschließlich im Sherry-Fass gelagert wurde. Analog Bourbon Cask, im 10-jährigen und im 16-jährigen sind Bestandteile aus Sherry- und aus Bourbon-Fässern enthalten, wobei jeweils größere Teile aus Sherry-Fässern hinzugefügt werden. A’bunadh ist der Versuch, einen Whisky mit dem Geschmack von 1898 herzustellen, der wohl auch ganz gut gelingt. Wir möchten am liebsten die Bourbon-Cask-Abfüllung, den 16-jährigen und a’bunadh. A’bunadh bedeutet im Gälischen ursprünglich. Hier bestand auch die Möglichkeit, sich selbst eine Flasche abzufüllen. Normalerweise besteht hier die Auswahl zwischen dem Sherry-Cask und dem Bourbon-Cask, leider war das Bourbon-Cask leer. Diese beiden Fässer sind im normalen Handel nicht kaufbar, nur bei dieser Führung, wenn man selbst eine Flasche abfüllt.

DSC06969In Aberlour hat auch das bekannte Walkers Shortbread seinen Firmensitz. Allerdings waren wir hier nicht direkt in der Fabrik einkaufen, sondern im ersten Walkers Shop im Dorf direkt. Es gab dort auch jede Menge Bruch zur Auswahl und die Verkäuferin hatte uns viel über die Umgebung zu berichten. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Dufftown.

Abends waren wir wieder in Dufftown essen, heute im Le Faisonderie. Gewählt haben wir das “A taste of Scotland”-Menü mit drei Gängen. Man konnte jeweils aus zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zwei Desserts wählen. Es war lecker, allerdings ist es faszinierend, wie man aus Sahne, Sahne und noch mehr Sahne, sowie Himbeeren, Whisky und etwas geröstetem Getreide einen Nachtisch machen kann. Neben dem Essen war noch der Service bemerkenswert. Obwohl man ihn eigentlich selten bemerken konnte, da der einzige Kellner ein ziemlich schüchterner französischer Austauschstudent war, der sich immer eifrig bedankte und sich beim Küchenchef Tipps zur Aussprache der Gerichte holte.

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