Dienstag, 23.08.2011 Bunnahabhain Destillerie und Ausflug nach Jura
Nach einem frühen Frühstück fuhren wir zur Bunnahabhain Destillerie. Dort hatten wir eine VIP-Tour gebucht, die von einem Teamleiter oder einem Craftsmen geleitet werden sollte. Als Abschluss sollten wir fünf verschiedene Whiskys probieren.
Wir waren etwas zu früh dran, war aber nicht weiter schlimm, da wir beim Parken schon verwirrt wurden, weil es keinen offiziellen Visitor Parkplatz gab, sondern nur eine Art Schuppen, in dem Autos standen. Wir haben unseres also einfach mal dazu gestellt. Nachdem noch drei holländische Jungs angekommen waren, startete Andrew, unser Guide, die Tour.
Wir gingen zuerst zur Mühle, einer Porteus, da das Mahlen der erste Schritt ist, den Bunnahabhain selbst vornimmt. Dort erzählte uns Andrew, worauf es Bunnahabhain beim Schrot ankommt. Es ist recht schwer, die perfekte Konsistenz zu haben, aber auch bei fast perfektem Schrot wird es weiterverwendet. Auch hier hatten sie ein rechteckiges Holzkästchen, das zwei verschiedene Siebe enthält, mit dem geprüft wird, ob das Schrot die richtige Konsistenz hat. Dieses Kästchen haben wir inzwischen schon bei einigen Destillerien gesehen.
Nach der Mühle ging es hoch zum Maischbottich, welcher wirklich riesig ist. Hier lag gerade das Gerstewassergemisch nach der vierten Wasserzugabe. Bei Bunnahabhain wird viermal Wasser zur Gerste zugefügt. Die Gerste saugt einiges auf, gibt aber auch den Zucker an das Wasser ab. Nach dem vierten Wasser sieht das Gemisch nur noch nach Brei aus. Dafür hatte es im Maischbottich 81 Grad. Wenn man da seine Hand reinstreckt wird es doch ziemlich warm.
In einem Schacht konnten wir das Wasser sehen, das aus dem Maischebottich herausgelassen wurde. Es wird von dort durch einen Wärmetauscher geleitet und danach in einen Tank gepumpt. Dann wird es beim nächsten Maischevorgang als erstes Wasser verwendet. Am Wärmetauscher konnte an genau fühlen, aus welcher Richtung das Wasser hindurch fließt, das eine Ende war kalt und das andere warm.
Es ging dann weiter zu den Gärbottichen. Die Qualität der alten Bottiche, die 1963 eingebaut worden waren (vier sind davon noch in Betrieb) ist wesentlich besser, als die der neueren. Von einem 14 Jahre alten Bottich mussten bereits nach sieben Jahren die ersten Holzsparren wieder ausgetauscht werden. Auch beim zweiten neuen Bottich mussten schon Astlöcher geflickt werden, aus denen es geleckt hatte.
Andrew ließ uns auch in mehrere Bottiche hinein riechen und erklärte uns, dass sie die Gärbottiche so aufgeteilt hätten, dass nach drei der Mitarbeiter von den Brennblasen schaut und nach den anderen drei der Mitarbeiter vom Maischebottich schaut, um sicherzustellen, dass dort kein Unfall passiert und falls ja, innerhalb einer relativ kurzen Zeit jemand vorbeikommt. Sollte jemand in einen Gärbottich fallen, ist die Zeit, die man dort überleben kann, aufgrund des extrem hohen Kohlenstoffdioxidgehaltes sehr kurz. Andrew sagte so schön, so lange man die Luft anhalten kann und nicht um Hilfe ruft, kann man überleben. Es ist dort tatsächlich schon einmal jemand in einen Gärbottich gefallen. Sie haben dann sofort alles abgelassen, um den Mitarbeiter zu retten. Da die Gärung schon soweit fortgeschritten war, dass sie sich zum Brennen eignete, haben sie später die Fässer, die aus diesem Brennvorgang entstanden alle mit dem Namen des Mitarbeiters gekennzeichnet, der hineingefallen war.
Anschließend gingen wir weiter zu den Brennblasen. Bei Bunnahabhain gibt es zwei wash stills und zwei spirit stills. Als wir dort waren, war ein Mitarbeiter gerade die ganze Zeit dabei, die Hitze für die wash still Nr. 1 zu regulieren. Es muss stets der Dampf so reguliert werden, dass die Flüssigkeit in der Brennblase nicht zu weit hochkocht, aber dennoch der Destilliervorgang läuft.
Andrew zeigte uns dann auch wie man den Füllstand in den Tanks misst. Eigentlich total einfach, in jedem Tank steckt eine Holzlatte mit eine Skala. Diese wird einmal komplett in den Tank gesteckt und dann sieht man, bis wohin die Latte noch nass ist. Diese gibt es für alle Tanks.
Beim spirit safe durften wir auch ganz nah hin. Auch hier zeigte uns Andrew, wie der Alkoholgehalt gemessen wird. Von der wash still 1 liefen gerade die low wines (das Resultat des ersten Brennprozesses) durch den spirit safe. Von der spirit still 2 liefen noch die faints (der letzte Teil, des zweiten Brennprozesses) durch den spirit safe. Grundsätzlich wird beim zweiten Brennvorgang in den ersten Teil, foreshot/head (Vorlauf), den zweiten Teil, middle/heart (Mittelstück) und den dritten und letzten Teil faints/tale (Nachlauf) unterschieden. Der verantwortliche Mitarbeiter muss selbst umstellen, wenn er der Meinung ist, dass Vorlauf in das Mittelstück bzw. später in den Nachlauf übergeht. Das Mittelstück wird in Fässer abgefüllt, der Vor- und Nachlauf werden beim nächsten Brennvorgang in der spirit still mit den low wines gemischt und erneut gebrannt.
Wenn der Mitarbeiter das Umstellen im spirit safe zwischen Vorlauf und Mittelstück vergisst, ist es nicht so schlimm, da dann einfach alles beim nächsten Mal noch einmal destilliert wird. Sollte jedoch das Umstellen zwischen Mittelstück und Nachlauf vergessen werden, läuft alles in den Tank zur Abfüllung, von wo es keine Möglichkeit zum Zurückpumpen gibt. Das wäre ein größeres Problem, hat es aber bislang noch nicht gegeben.
Man kann alle Brennblasen und die Vorgänge der letzten Stunden auf einem Computer mit verfolgen, hier erklärte uns Andrew auch noch richtig viel und zeigte uns auch verschiedene Infos, die man hier herauslesen kann.
Auf dieser Grafik kann man das Einregulieren einer wash still sehen, bevor es dann gleichmäßig wird und am Ende ein Ventil geöffnet wird. Die Öffnung des Ventils erkennt man an der senkrechten Linie, die nach unten führt.
Nach diesen spannenden und ausführlichen Erklärungen im still house, ging es zur Abfüllung. Hier wurde sogar tatsächlich abgefüllt, so dass wir diesen Vorgang auch live sehen konnten. Es werden immer sechs Fässer von jedem Füllstutzen abgefüllt, diese werden dann gewogen, um die tatsächliche Füllmenge für die restlichen Fässer zu bemessen. Würde man nur auf die Anzeige vertrauen, würden Luftblasen auch mitgerechnet und die möchte man im Fass nicht reifen lassen.
Als Abschluss kam noch ein Besuch im Lagerhaus direkt am Meer. Auch in diesem Lagerhaus freut man sich beim Betreten über den genialen Geruch, der aus den Fässern entweicht. Einfach himmlisch! Einer der Holländer hatte eine Flasche mit Wasser bei sich, Andrew forderte ihn auf, diese vor dem Lagerhaus zu lassen, da es ihn seinen Job kosten kann, wenn jemand ein Gefäß, in dem man Whisky mit nach draußen nehmen kann, hereinbringt. Das ist wegen der noch nicht gezahlten Steuern streng verboten.
Bei Bunnahabhain stehen die unterschiedlichen Farben, mit welchen die Deckel bemalt sind, für die verschiedenen Eigentümer. Einzelfässer werden jedoch nicht verkauft.
Den Abschluss dieser Tour bildete, wie angekündigt, das Probieren der fünf Whiskys. Da Julia noch fahren musste, versuchte sich von ihrem Glas jeweils nur einen kleine Schluck, den Rest bekam Ralf.
Der erste Whisky den wir testen war ein Darach Ur, der leicht und süßlich schmeckte, durchaus etwas für unsere Hausbar. Als nächstes kam der 12jährige, der gut schmeckte, aber nicht an den ersten herankam. Als nächstes der 18jährige, der auch ok war. Der vierte Dram war das absolute Highlight, ein 25jähriger, der rund und komplex schmeckte. Im Shop ist er seit gestern ausverkauft, evtl. bekommt man ihn noch auf ebay. Preis-Leistung ist hier wohl nicht so richtig gut. Zum Schluss gab es einen 16jährigen, der im Sherryfass nachgereift war. Dieser war auch nicht schlecht, reichte aber bei weitem nicht an den 25jährigen heran. Da sich die Teilnehmer wunderten, dass wir keinen getorften Whisky probieren durften, packte Andrew diesen auch noch aus. Da Julia diesen direkt ablehnte, hatte Ralf am Ende gute 10 Dram getrunken, konnte aber immer noch problemlos geradeaus laufen.
Wir brachen dann zur Fähre zur Insel Jura auf. Diese verkehrt auch ab Port Askaig. Als wir dort ankamen, standen schon einige vor uns wir fragten uns, ob es wohl noch reichen würde, mitzukommen oder nicht. Es war dann tatsächlich so, dass wir nicht mitkamen und dann erst beim zweiten Mal befördert wurden. Die Fähre hat eine Fahrzeit von ca. fünf Minuten und es passen ca. 10 Autos abzüglich Lastwägen drauf. Sollte zum vorgegebenen Abfahrtszeitpunkt zu viel Andrang sein, verkehrt die Fähre einfach einmal mehr.
Auf Jura gibt es genau eine Single Track Road, die am Ostufer entlang führt. Wir unterhielten uns darüber, wie man solch eine Straße wohl erneuert, weil komplett gesperrt werden kann sie nicht, da es keine Ausweichmöglichkeit gibt. So schnell wie wir das lernen sollten, konnten wir gar nicht schauen. Einige Kurven weiter mussten wir aufgrund von Bauarbeiten anhalten. Die Straße wird aufgrund ihres schlechten Zustandes erneuert. Dies geschieht einfach im normalen Ablauf. Es wird immer ein kurzes Stück bearbeitet, während die Straße dann ganz einfach komplett gesperrt wird. Ist das Stück dann soweit fertig, dürfen alle passieren und danach wird wieder gesperrt. Wir mussten noch ca. 15 Minuten warten, bis wir weiterfahren durften. Witzigerweise überholten wir so alle, die auf der ersten Fähre noch vor uns gewesen waren.
Gerade noch pünktlich kamen wir bei der einzigen Destillierie auf Jura an. Dort hatten wir auch eine Tour reserviert. Diese war mit 10 Personen gut gebucht. Es waren einige dabei, die wohl noch keine Führung gemacht hatten. Ein Teilnehmer fragt, ob die Destillerie, um immer den gleichen Geschmack zu erreichen ihren Whisky verschneiden würde. Dies wurde von der Führerin sofort verneint, verschneiden wäre es nur, wenn verschiedene Sorten Getreide und Whiskys von verschiedenen Destillerien zusammengemischt würden. Innerhalb von einer Destillerie dürfte man das keinesfalls so nennen. Für die Führerin war es eine Todsünde, dies so zu nennen. Generell war die Tour recht gut, allerdings bekamen wir an vielen Stellen wenig mit, weil alles sehr eng ist und man sich dann zu weit auseinander hinstellen musste, um der Führerin zuhören zu können. Da in der Destillerie gearbeitet wurde, war es auch laut, so dass man sie akustisch einfach nicht verstand.
Zum Abschluss durften wir noch einen Dram probieren. Julia entschied sich für den 16jährigen, der allerdings nicht den Weg in unsere Hausbar finden wird. Ralf nahm den Superstition, der leicht torfig ist und ca. 30ppm hat. Das Besondere an ihm ist die Mischung aus einem ungetorften ca. 15 jährigen und einem 7jähirgen getorften Whisky. Dieser hat uns beiden ziemlich gut gefallen.
Wir entschieden uns trotz des trüben Wetters, noch ein wenig die Insel zu erkunden, und schauten uns den ältesten Friedhof an, der auch heute noch genutzt wird. Hier gab es einige interessante Grabsteine. Vielfach wurden hier Plastikblumen an den Gräbern niedergelegt, was richtig furchtbar aussieht.
Auf dem Weg zum Friedhof und wieder zurück taten wir unserem Mietwagen keinen gefallen, da die Straße alle bisherigen an Schlaglöchern noch problemlos übertraf. Hier konnten wir es nicht vermeiden, kurz aufzusitzen. Man sollte sich also gut überlegen, ob man den Friedhof wirklich gesehen haben muss, wir raten davon ab.
Wieder zurück am Ufer, fuhren wir die Single Track Road noch ein gutes Stück weiter. Es gab einige schöne Strände und vor allem sahen wir noch einmal Robben. Dieses Mal flüchtete Julia dann rechtzeitig vor der zurückkommenden Flut.
Danach entschlossen wir uns kehrt zu machen und zurück zu Fähre zu fahren. Wieder trafen wir auf die Bauarbeiten, wo es dieses Mal hieß, dass wir ca. 45 Minuten warten müssten, bevor es weitergeht. Wir unterhielten uns dann mit einem einheimischen Busfahrer, der unterwegs zur Fähre war, um dort neun Schulkinder abzuholen, die von der Highschool aus Bowmore kamen. Auf Jura gibt es eine Primary School, aber keine weiterführende Schule, weshalb die Kinder jeden Tag nach Bowmore in die Schule pendeln. Er erzählte auch, dass zur Zeit ca. 200 Menschen und 6000 Hirsche und Rehe auf Jura leben. Wir fragte, womit die Menschen hier ihr Geld verdienen, die beiden Hauptarbeitgeber sind die Destillerie und das Hotel, ansonsten gibt es nicht viel. Einige arbeiten wohl von zu Hause aus. Für uns wäre es unvorstellbar, wenn man nichts vor Ort hat. Einkaufen ist hier schon schwer. Kleidung bekommt man hier nicht. Um von der Insel wegzukommen, muss man immer mit der Fähre nach Islay übersetzen. Dort gibt es dann einen Flughafen oder weitere Fähren aus Festland. Wie wichtig die Fähre ist, sieht man auch an einem Schild, dass am Ortsausgang des Dörfchens Craighouse, der größten Siedlung auf Jura, steht auf welchem steht, ob die Fähre regulär verkehrt.
Da gerade sehr viel los war an der Fähre, verkehrte sie mehrmals hintereinander, so dass wir problemlos übersetzen konnten. Zurück in Bowmore aßen wir noch einmal im Lochside Hotel gemütlich zu Abend.
Morgen werden wir Islay wieder verlassen. Es ist eine Insel, die mehr als Whisky zu bieten hat, die jedoch fast jeder zuerst mit Whisky verbinden wird. Der Whisky ist für die Insel mit Sicherheit überlebenswichtig, sollten hier einige Destillerien schließen, wäre es für die Insel schwierig.
Um Islay besser kennen zu lernen, müssten wir jetzt ausgedehnter wandern gehen, doch dafür benötigt man immer gutes Wetter, was hier nicht selbstverständlich ist, auch wenn wir Glück hatten. Mal sehen, ob uns die Insel wieder sieht!