Sonntag, 28.08.2011 – Auchentoshan
Wie sagte Marianne ganz gerne zu Barbara und Julia, “wer spät ins Bett geht, kann auch wieder früh aufstehen”. Nach diesem Motto begannen wir den heutigen Tag sehr früh. Bereits um 7:30 Uhr trafen wir uns zum Frühstück wieder im Hotelrestaurant.
Auchentoshan liegt von Edinburgh aus gesehen in einem Vorort von Glasgow hinter Glasgow. Wir sind also über die Stadtautobahnen von Glasgow einmal quer durch die Stadt. Die Destillierie war trotz zweier Navis nicht zu finden, da sie keine Straßenangabe hat und an einer Hauptstraße liegt, über dies sie gut ausgeschildet wäre, wenn einen das Navi so schicken würde. Wir haben die Destillerie dann trotz Puffer erst kurz nach 10 Uhr erreicht.
Dort wurden wir schon erwartet und starteten unsere Tour mit einer kurzen Einführung in die verschiedenen Whiskyregionen in Schottland, einer Vorstellung der weiteren von Suntory gekauften schottischen Destillerien: Bowmore und Glen Garioch.
Dann gab es auch schon der ersten Whisky, eine Classic ohne Altersangabe, typischerweise sechs bis acht Jahre alt. Während wir diesen verkosteten, erklärte uns Marge (unsere Führerin) alles zum Maischbottich. Dieser besteht aus rostfreiem Stahl und einer Kuppel aus Kupfer, die Verkleidung ist uralt und aus Holz. Da Sonntag war, fand hier keine Produktion statt.
Da heute Ralf fahren sollte, durfte Julia mittrinken. Marge zeigt uns die Mühle und erklärte, dass gerade die ganzen Schautafeln für die Besucher erneuert würden und dies auch dringend notwendig sei. So schlecht war dies aber bisher auch nicht gemacht, da sie die Vorgänge, wie Mälzen und Darren, die nicht in der Destillerie vorgenommen werden, mit Beispielen und großen Postern gut erklären.
Der nächste Schritt ist das Maischen. Bei Auchentoshan gibt es sieben Bottiche, vier im Besichtungsraum, drei in einem Nebenraum. Die drei Bottiche, in die wir reinschauen durften waren alle schon recht weit gediehen, einen durften wir nicht öffnen, da hier gerade Spritzgefahr bestand. Wir fragten Marge, ob es möglich wir, einmal das Bier zu probieren, was sie uns ermöglichte. Sie schenkte uns in die Becher recht viel ein, wo wir schon abwehrten, sie meinte nur, kein Problem, das leeren wir zurück. Alle durften mal probieren und es schmeckt schon echt nach Hefe, leicht warm und nicht so richtig lecker. Unsere Reste leerten wir tatsächlich wieder in den Bottich zurück. Das ist ja auch wirklich kein Problem, da beim Destillieren sowieso alles abgetötet wird.
Anschließend gab es den nächsten Dram, einen 18jährigen Auchentoshan. Er war schön rund, immer noch leicht, weniger Vanille und Zitrus, mehr Honig und Trockenfrüchte.
Im Still House erklärte uns Marge wie destilliert wird. Das besondere ist bei Auchentoshan die Dreifachdestillation. Hier wird auch zuerst in einer wash still einmal destilliert, als zweites gibt es eine intermediate still und zum schluss eine spirit still. In der spirit still werden der Vor- und Nachlauf aus der letzten Destillation der spirit still mit dem aus der intermediate still vermischt und erneut destilliert. Interessanterweise hatten sie hier Proben von der ersten Destillation, vom neuen spirit und von Zwischen- und Abfallprodukten herumstehen. An diesen konnte man an alle mal riechen.
Da die stills heute nicht in Betrieb waren, war die wash still offen und wir konnten einen Blick hinein werfen, auch auf den spirit safe, der durch die Dreifachdestillation natürlich etwas größer ist. Marge bestätigte, was uns bei Glen Grant auch schon gesagt wurde, es wird nie eine gesamte Brennblase ausgetauscht, da jede Macke auch zum Geschmack beiträgt und sich dieser bei einem gesamten Austausch ändern würde. Das ist wohl auch von Destillerie zu Destillerie etwas unterschiedlich.
Marge beantwortete geduldig all unsere Fragen und freute sich sichtlich, dass wir diese Tour nicht nur gebucht hatten, um möglichst viele verschiedene Whiskys zu testen, sondern weil wir auch Interesse am Produktionsprozess und den Besonderheiten haben. Dies sagte sie uns auch einmal direkt.
Anschließend kam ein Höhepunkt der Tour, wir durften einen Blick in ein Lagerhaus werfen. Hier sind viele unterschiedliche Fässer gelagert. Bei Auchentoshan bedeuten die unterschiedlichen Farben auf den Fässern die Anzahl der bisher eingefüllten spirits. Wird ein Fass zum ersten Mal benutzt bleibt es ungestrichen. Für die zweite Nutzung wird es gelb und für die dritte schwarz oder weiß gestrichen. Von einem Bourbonfass, wo wir zuerst alle einmal daran riechen durften, gab es noch einen weiteren Dram frisch aus dem Fass zum Testen. Wir konnten Marge zuschauen und dann direkt probieren. Das ist einfach schön, vor allem der Whisky dann auch noch richtig lecker schmeckt. Es gab hier die Möglichkeit, aus diesem Fass eine Flasche selbst abzufüllen, aber bei einem Preis von 100 Pfund für 0,7 Liter, ließen wir dies doch sein. Eigentlich hatten wir uns das für diesen Urlaub fest vorgenommen, aber auf Islay hat sich keine Gelegenheit geboten und hier ist Preis-Leistung einfach nicht angemessen.
Marge erzählte, dass bei Auchentoshan auch Whiskys ausschließlich in Weinfässern reifen, was uns natürlich sehr interessierte. So schenkte uns Marge an der Bar statt dem Three Wood diese Spezialabfüllung ein. Die war auch richtig klasse, sofort noch einmal.
Den Abschluss dieser gut 2-Stündigen Tour verbrachten wir im Blenders Room mit einem letzten Whisky, einem Glen Garioch. Auch dieser ist gut, muss aber nicht in unsere Hausbar. Spannend war hier das Vergleichen von frischem spirit von Glen Garioch, Auchentoshan und Bowmore. Bei Bowmore roch man gleich den Torf, bei Glen Garioch roch der spirit viel besser, als der Whisky schmeckte.
Marge erklärte uns noch, wie wir zu einem Pub im nächsten Ort laufen konnten, damit keiner direkt fahren musste. Ralf hatte zwar nicht viel getrunken, aber eine Pause schadete auch ihm nicht.
Nach einem ca. 20-minütigen Spaziergang landeten wir im Glen Lusset Restaurant in Old Kilpatrick. Dort genossen wir ein Mittagessen. Da Rainer gerade nicht so gut zu Fuß war, holten Julia und Ralf das Auto und holten Andrea und Rainer am Restaurant wieder ab. Gemeinsam fuhren wir nach Dumbarton, wo wir eigentlich das Castle anschauen wollten. Als wir jedoch die Gegebenheiten sahen, ließen wir dies sein, da es einen größeren Fußmarsch mit vor allem vielen Höhenmetern auf einer sehr kurzen Strecke bedeutet hätte.
Unterwegs sahen wir noch extrem viele Lagerhäuser von Ballentines Whisky, dies ist ein Blended Whisky.
Am Loch Lomond erkundigten wir uns nach Schifffahrten, aber da gerade erst eine abgefahren war, hätten wir eine Stunde warten müssen und das war uns dann doch zu lang. So beschlossen wir, aufgrund des sehr starken Windes und der niedrigen Temperaturen (ca. 12 Grad) zurück nach Edinburgh zu fahren. Da die letzte Nacht doch recht kurz war, schliefen wir alle, außer unserem Fahrer Ralf, unterwegs für eine Weile ein. Dieses Mal kamen wir sehr gut nach Edinburgh rein. So langsam finden wir uns hier gut zurecht.
Abendessen gab es bei einem Inder, Mother of India Cafe. Es ist etwas speziell, da man viele kleine Portionen bestellt und diese dann aufteilt wie bei einem spanischen Tapas Restaurant. Wir bestellten also für uns vier sieben verschiedene Essen und jeder probierte von allem. Ein tolles Konzept, das vor allem super ist, wenn man noch nicht so viel Erfahrung mit indischem Essen hat und einfach ausprobieren will.
Eigentlich wollten wir noch einen Absacker trinken, irgendwie bekamen wir aber in keiner Bar einen Platz und in der Hotelbar wurden wir einfach nicht bedient. Nachdem wir über zehn Minuten gewartet hatten und sich keiner um uns kümmerte, gingen wir dann auf unsere Zimmer.
Och…. hätte das Navi die Geokoordinaten vom Wiki gehabt, wären wir sicher pünktlichst dagewesen, aber das war ja kein Beinbruch (und ich weiß wovon ich rede
Hier die Destille (für später mal):
http://maps.google.com/maps?q=55.922,-4.439&ll=55.920378,-4.427748&spn=0.018733,0.055747&z=15&vpsrc=6
Also gegenüber der Glenkinchie-Destillerie war diese Privatführung ein noch perfekteres Erlebnis (Danke an Ralf und Julia) und jeden Pence der 45 Pfund wert !!!
Alleine das Probieren des Bieres, kurz vor der Weiterverarbeitung war toll und nicht alltäglich - es schmeckt wie ein unfertiger, leicht angegorener Süßmost ohne dem typischen Apfelgeschmack aus unserer Region.
In den Blenders Room darf sicher auch nicht jeder ?!
Darin habe ich eine 1966-er Hogshead-Cask Abfüllung stehen sehen. Jammi !
Das ist mein Geburtsjahrgang und DER muss gut sein ! (Hab leider nicht gefragt was der kosten würde…)
Ralf als Lonely Driver bei Regen tat mir leid, aber ich war auch einfach zu knülle, um fahren zu können, war ja auch beim Autoverleiher nicht registriert.
LG Rainer