Alles Sehenswerte in Schottland an einem Tag

Inverurie, Tolquhon Castle, Haddo House, Pitmedden Garden, Glen Garioch Destillerie, Loanhead of Daviot, Maiden Stone, Inverurie

Nach dem wir von einer lauten Elster und sonstigen Vögeln schon recht früh geweckt wurden und einige Dinge erledigt hatten, gab es um 8 Uhr ein schottisches Frühstück. Für Ralf die komplette Variante, für Julia ein vegetarisches Frühstück. Nach einem Jahr Abstinenz ist es durchaus lecker. Mal sehen, wie lange es uns so geht. Für morgen haben wir gleich mal Porridge bestellt.

IMG_7295 Trotz Regen machten wir uns auf den Weg zur Ruine Tolquhon Castle. Die Ruine ist sehenswert. Es ist noch verhältnismäßig viel erhalten. Man kann auch an vielen Stellen noch in den ersten Stock steigen und so z. B. den Empfangssaal besichtigen. Hier lag sogar noch der Originalfußboden. Da wir sehr früh dort waren, hatten wir das gesamte Castle für uns.

Da es regnete, machten wir uns auf zum Haddo House. Dieses kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Der Guide war sehr unterhaltsam und zeigte uns viele Kleinigkeiten im Schloss. Haddo House war erbaut worden, weil William Gordons Schwiegervater von ihm verlangte, dass für seine Tochter, Williams dritte Frau, einIMG_7308 entsprechendes Haus gebaut wird. Haddo House wurde ca. 1735 georgianischen Stil erbaut. Bei einem Umbau wurde fast alles im viktorianischen Stil umgestaltet. Hierzu hatte der großzügige Ehemann der Frau 100.000 Pfund, das entspricht heute ca. 3.000.000 Pfund, zur Verfügung gestellt. Wie unser Guide betonte, hatte die Ehefrau, “wie es sich für eine gute Ehefrau gehört”, alles ausgegeben. Das Gebäude wurde dem National Trust als Deal zur Verfügung gestellt, als der aktuelle Earl seine Steuern nicht bezahlen konnte. Er musste aufgrund des vielen Grundbesitzes derart hohe Steuern bezahlen, dass es ihm unmöglich war und er aushandelte, dass das Gebäude nach seinem Tod an den National Trust fällt und seine Frau ein Wohnrecht auf Lebenszeit erhält. Sie lebte im Südflügel, bis sie vor sechs Jahren mit 95 Jahren starb.

Im Anschluss gab es im Tea Room ein kleines Mittagessen, wie immer sehr lecker.

IMG_7320 Da es bereits geraume Zeit nicht regnete, entschlossen wir uns, erneut zum Pitmedden Garden zu fahren, den wir vor unserem Besuch bei Haddo House bereits angesteuert hatten. Dieses Mal hatten wir auch wirklich Glück. Zuerst wanderten wir durch das Farming Life Museum. Es ist eine nette Ausstellung, aber wir kannten fast alle ausgestellten Gegenstände und waren so etwas schneller durch. Der Garten ist ein formaler Garten, nett anzuschauen, wir hatten uns jedoch für den Eintrittspreis wesentlich mehr erwartet. Unser Glück war, dass wir auch hier wieder alleine unterwegs waren. Wären wir kein National Trust Mitglied gewesen, hätten wir uns vermutlich über die Preise geärgert.

Untrennbar zu Schottland gehören Destillerien. Wir hatten schon fast Entzugserscheinungen, deshalb waren wir heute bei Glen Garioch. Glen Garioch gehört zum gleichen Konzern wir Auchentoshan und IMG_7376 Bowmore. Wir hatten im Voraus eine Spezialtour angefragt, jedoch leider keine Antwort erhalten. Im Nachhinein war es gut so. Der Guide Frank war zwar sympathisch und lustig allerdings richtig whisky-snobisch. Er verteilte bei jeder Gelegenheit Rundum-Schläge gegen andere Destillerien. Auch die Destillerien des eigenen Konzerns kamen nicht immer gut weg. Glen Garioch startet den Produktionsprozess, wie fast alle Destillerien, mit dem Mahlen der Gerste. Der Maischebottich und alle Gärbottiche sind aus Stahl. Frank legte während der gesamten Führung sehr viel Wert auf die verwendete Hefe. Wir durften diese auch probieren, sie schmeckt IMG_7371 etwas anders als Backhefe und wird in kleinen Kügelchen in einem 15kg Sack geliefert. Das sind dann schon andere Menge als in einem normalen Haushalt. Die Brennblasen waren leider auch nicht in Betrieb, es gibt hier zwei Wash Stills und eine Spirit Still. Abschließend durften wir noch einen Blick ins Lagerhaus Nummer vier werfen, bevor es zur abschließenden Verkostung ging. Das Besondere an einem Destilleriebesuch sind immer wieder die Gerüche. Das kann man auch nicht beschreiben, sondern muss es selbst einmal gerochen haben. Man könnte danach auch süchtig werden. ;-)

Danach sind wir zum abschließenden Tasting zurück in das Besucherzentrum. Dort durften wir dann zunächst den ungelagerten Spirit, also das reine Destillat probieren. Trotz des scharfen Alkohols (ca. 73%) schmeckte es etwas süß nach Malz.

Nun konnten wir uns durch beinahe das ganze Angebot der Destillerie IMG_7387 probieren. Angefangen bei einem 8jährigen (schmeckte noch etwas scharf und unfertig) über den normalen 12jährigen (deutlich runder, leichte Sherry-Noten) kamen wir dann noch zu zwei Spezial-Abfüllungen in Fassstärke destilliert in 1994 und 1997. Beide waren aus Bourbon-Fässern und deswegen ähnlich mit Grundtönen von Vanille.

Julias erster Gedanke beim Riechen an der 1997-Abfüllung war: Popcorn, Karamell. Zum Trinken musste dieser Whisky aufgeschlossen werden, danach hielt er aber den guten Eindruck, den wir vom Geruch her hatten. Die Abfüllung, die 1994 destilliert wurde, hatte eher Noten von frischen Früchten und roten Beeren.

Zum Abschluss des Tages suchten wir noch zwei historische Steine. IMG_7391 Zuerst versuchten wir uns am Loanhead of Daviot. Da die Beschilderung leider sehr schlecht ist, mussten wir einige Zeit suchen, fanden dann aber auch mit Hilfe von Ralfs Navi-Handy zu den Steinkreisen hin. Dabei handelt es sich um zwei bereits 1500 v. Chr. errichtete Steinkreise, in dem rituelle Begräbnis-Zeremonien abgehalten wurden.  In dem kleineren der beiden wurden auch Urnen gefunden.

IMG_7400Danach fuhren wir noch zum Maiden Stone, einer kunstvollen behauenen, über 3m hohen Steinsäule. Der Maiden Stone ist ein piktischer Stein, der einsam in der Landschaft steht. Man kann hier noch schwach einige Verzierungen erkennen. Welchen Zweck er hatte müssen wir noch einmal nachlesen.

Danach ging es zum Abendessen zurück nach Inverurie. Zum Inder wollten wir nicht schon wieder und unsere erste Wahl hatte heute leider Ruhetag. So landeten wir in Schottland beim Italiener. Das Essen war ok, aber unsere eigenen guten Italiener ziehen wir weiterhin vor. Nett war in dem Restaurant die Beflaggung, überall hingen Flaggen von italienischen Fußballvereinen oder Automarken an der Decke.

Nun wieder zurück zur Überschrift. Heute haben wir fast alles gesehen, was Schottland so zu bieten hat. Es fehlt uns noch ein wenig mehr Natur vor allem das Meer mit beeindruckenden Stränden. Wenn man alles was Schottland zu bieten hat in zwei bis drei Tagen sehen kann, ist die Frage von einigen von Julias Kollegen wohl doch berechtigt: “Schon wieder Schottland, kennt ihr da noch nicht alles?”

Eine Antwort hinterlassen