Wick
Heute haben wir das Wick Heritage Centre besucht. Dieses wird ausschließlich von Freiwilligen betrieben. Der Eintritt ist mit 4 Pfund pro Kopf extrem günstig für das, was sie bieten. Sie haben tolle Fotografien aus der Vergangenheit Wicks, beispielhaft eingerichtete Zimmer, einen Kiln zum Räuchern von Hering, Walknochen von einem Walfang bei Wick, Geschichten aus der Arbeit der Lifeboats und vieles mehr. Das Museum verteilt sich auf sechs Häuer und ist liebevoll hergerichtet. Letzter Einlass ist 1:15 Stunden vor Schließung des Museums, da sie selbst rechnen, dass man zwei Stunden benötigt, um alles zu sehen und zu lesen. Wir waren ca. 1:30 Stunden im Museum, die Schätzung ist also recht gut.
Im Anschluss haben wir uns noch die Einkaufszone von Wick angesehen, wir waren jedoch sehr schnell fertig, da es nicht besonders viel zu sehen und einzukaufen gibt. Im Gegensatz zum riesigen Tesco (Supermarktkette) in Wick ist die Einkaufszone winzig. Nett ist dafür der Hafen. Hier liegen einige schöne Boote vor Anker, allerdings nicht die richtig großen Trawler wie in Aberdeen.
Am Nachmittag haben wir die lang ersehnte Tour bei Old Pulteney gemacht. Vorweg, es war eine tolle Tour!
Wir hatten uns für 30 Pfund pro Kopf die Connoisseurs Tour ausgesucht. Der Manager der Destillerie, Malcolm Waring, führte uns persönlich herum. Wir durften in alle Bereiche, von Mahlen der Gerste, über die Maische- und Gärbottiche, Brennblasen, Spirit Safe, Abfüllstation und Lagerhaus.
In der Porteus-Mühle wurde gerade Gerste gemahlen. Das ist verhältnismäßig laut. Hier wird die Gerste im Verhältnis 10% Mehl, 60% Schrot und 30% Hülsen gemahlen. Dann ist sie für das Maischen bei Old Pulteney optimal.
In den Maischebottich wurde gerade das zweite Wasser eingelassen. Man merkte richtig, wie sich der Stahlbottich erwärmte. Der Bottich ist im vergangenen Juli und August erst eingebaut worden. Hierzu wurden das Dach und alle Einbauten entfernt und nach dem Einbau wieder aufgebaut.
Malcolm amüsierte sich darüber, dass sie momentan noch Probleme damit haben, die Getreidereste nach dem Maischen aus dem Silo auf einen Wagen zu verladen. Es hängt alles im Silo fest und fällt nicht, wie es normal sein sollte, beim Öffnen der Klappe einfach nach unten. So kommt immer wieder ein wenig raus und dauert statt fünf Minuten über drei Stunden. Er ist aber zuversichtlich, dass sie das noch in den Griff bekommen werden.
Bei Pulteney gibt es fünf Gärbottiche. Malcolm holte uns aus einem frisches “Bier”, das jeder probieren durfte. Auch sonst durften wir in alle Bottiche einen Blick werfen. Ein Bottich wurde derzeit aus dem Maischebottich gefüllt. Es war schön, in alle einen Blick werfen zu können.
Brennblasen gibt es bei Pulteney in Summe zwei Stück, eine Spirit Still und eine Wash Still. Die Form ist vor allem bei der Wash Still spannend. Sie sieht aus, als ob oben ein Stück abgeschnitten wäre. So hat die Brennblase nicht mehr den typischen Schwanenhals, wie eigentlich jede andere Brennblase.
Es gibt hier für jede Brennblase so eine Art Diagrammscheibe, auf der aufgezeichnet wird, welche Temperatur gerade in den Brennblasen gemessen wird.
Der aktuelle Spirit Safe ist ein altes Modell, das beinahe auseinanderfällt. Aber es hat Charme. Wenn man sich direkt daneben stellt, kann man den Alkohol richtig riechen.
Momentan wird dort sehr viel erneuert. An Weihnachten wollen sie noch den Spirit Safe austauschen und die Brennblasen aufpolieren. Man kann an den Brennblasen nur arbeiten, wenn nicht destilliert wird, also in den Betriebsferien. Diese finden jedoch bei vielen Destillerien im Juli und August statt, deshalb ist es in der Zeit sehr schwierig, jemanden zu finden, der sich mit Kupfer auskennt, da alle Destillerien zeitgleich diese Handwerker benötigen.
Die zu lagernden Fässer werden bei Pulteney abgefüllt und verlassen damit das Gelände erst, wenn der Whisky tatsächlich in Flaschen abgefüllt wird. Im Gegensatz zu (fast) allen anderen Destillerien wird der Whisky unverdünnt gelagert. Wasser wird erst bei der Abfüllung zugefügt. Malcolm ist der Meinung, dass man Wasser nicht lagern muss, es wird dabei nicht besser. Die zweite Hälfte des produzierten Whiskys wird von Tankzügen abgeholt und für Blends verwendet.
Das Highlight kam dann. Malcolm nahm den Abfüllschlauch und machte ihn auf. Jetzt durfte jeder seine Hand darunterhalten und bekam frischen Spirit auf die Hände. Man konnte ein wenig davon trinken und hatte danach den angenehmen malzigen Geruch an den Händen, wie ein Parfum.
Wir durften noch einen Blick in ein Hochregallager werfen. Bei Pulteney werden alle Fässer auf dem Destilleriegelände gelagert. Alle Fässer werden auch hin und wieder wo anders gelagert, wenn sie an ein Fass heranmüssen und dann eh umräumen müssen. Bei Pulteney wird auch zwischendurch nicht mehr überprüft, ob ein Fass leckt. Falls es leckt, wird es zufällig bemerkt oder der Inhalt ist verloren.
Abschließend durften wir noch das volle Sortiment von Pulteney testen. Alle sind super lecker und sehr leicht. Die Standardabfüllung ist der 12- Jährige mit dem wir anfingen, weiter ging es mit dem 17-Jährigen, es folgten der 21-Jährige und dann der 30-Jährige. Wenn unsere Flasche zu Hause leer ist, werden wir diese definitiv wieder ersetzen bzw. haben dies mehr oder weniger schon getan. Es gab nämlich noch einen Dram aus einen Fass, aus dem man auch selbst Flaschen abfüllen kann. Diese Abfüllung ist im Handel nicht erhältlich. Sie schmeckte komplett anders als alle Abfüllungen, die man kaufen kann, aber sehr lecker, vor allem zitronig.
Nach Abschluss der Tour gingen wir noch unsere Flasche abfüllen. Das war schon seit vielen Urlauben ein Ziel, uns in einer Destillerie selbst eine Flasche abzufüllen. Bislang mochten wir entweder den Inhalt des ausgewählten Fasses nicht oder es war uns einfach zu teuer.
Man darf zu erst die Flasche befüllen, dann das Etikett ausfüllen, die Abfüllung ein Buch eintragen, in dem alle Abfüllungen eingetragen werden und nach dem Versiegeln der Flasche diese noch in einen Seesack verpacken.
Das war heute eine super Tour, die wir jederzeit empfehlen können. Es war super entspannt und Malcolm beantwortete mit einen Engelsgeduld alle unsere Fragen. Wir bekamen Einblicke in den gesamten Prozess und durften überall fotografieren.
Danach schwankten wir zurück zu unserem B&B und weiter zum Abendessen. Das nahmen wir mal wieder im Bistro No. 1 ein. Heute saßen wir auch wieder im Restaurant und konnten ein sehr leckeres Dreigangmenü in Ruhe genießen.