Archiv für den Monat September 2012

Spuren der Weltkriege

Mittwoch, 19. September 2012

Südliche Inseln

IMG_8182 Heute haben wir die Vorteile unseres Ferienhauses so richtig ausgenutzt: Ausschlafen mit anschließendem ausgiebigem und gemütlichem Frühstück.

Danach sind wir auf die südlichen Inseln aufgebrochen. Diese sind durch die Churchill Barriers mitIMG_8185 Mainland verbunden. Die Churchill  Barriers sind künstliche Dämme aus   Betonklötzen, die im zweiten Weltkrieg von italienischen Kriegsgefangenen auf Befehl von Winston Churchill aufgeschüttet wurden, um den Scapa Flow, die Bucht, die von den verschiedenen Orkney-Inseln umschlossen wird, vor Angriffen zu schützen. In der Bucht war in beiden Weltkriegen bis zur Scapa Flow MapMitte der 50er Jahre der Hauptstützpunkt der britischen Flotte eingerichtet worden und deshalb war diese extrem wichtig. Der Großteil wurde von Lyness auf Hoy aus gesteuert.

Dies war insbesondere notwendig geworden, da 1939 das deutsche U-Boot U47 die vorhandenen Dämme und Absicherungen durchbrach und ein Kriegsschiff der Royal Navy, die HMS Royal Oak, versenkte.IMG_8205

Die Italian Chapel wurde im 2. Weltkrieg von italienischen Kriegsgefangenen gebaut, die dort in Camps untergebracht waren um die Churchill Barriers zu bauen. Sie wurde mit den begrenzten Materialien erbaut, die den Gefangenen zur Verfügung standen. Es ist erstaunlich was sie dort an Gemälden und Verzierungen zu Stande brachten.

Beim Tomb of the Eagles handelt es sich um ein spätes steinzeitliches Kammergrab (ca. 3000 vor Christus). Dieses liegt auf einem Farmgelände. Wenn wir die Führerin richtig verstanden haben, hat ihr Vater die Ausgrabung vorgenommen und die gefundenen Gegenstände in der eigenen Ausstellung verwendet. Bevor man zum Kammergrab wandert, bekommt man eine recht umfangreiche Einführung mit der Vorstellung der Verhältnisse der damaligen Zeit und einzelner Gegenstände die dort gefunden wurden. Zur Vorstellung der Steinzeit bekamen wir Schädel zu sehen und viele Schmuckstücke, die z. B. aus Knochen hergestellt worden waren. Neben einem steinzeitlichen Kammergrab wurde auf dem Farmgelände noch ein Gebäude aus der Eisenzeit (2200 vor Christus) gefunden. Auch zu diesem hatten wir ausführliche Infos erhalten, bevor wir unseren Spaziergang starten konnten.

Der Rundweg ist ca. 3 km lang und führt zuerst zu den Überresten des Gebäudes aus der Eisenzeit. Leider gibt es hier wohl wenig Interesse IMG_8224 von Seiten der Archäologen, weitere Ausgrabungen durchzuführen. Es gibt wohl noch wenig Erkenntnisse, wofür das Gebäude tatsächlich genutzt wurde. In der Mitte des Gebäudes liegt ein Wasserbecken, das über Steine beheizt wurde, die zuvor im Feuer erhitzt wurden. Das Wasserbecken war für die damalige Zeit extrem groß, so dass es evtl. sogar als Badewanne genutzt wurde. 

IMG_8244 Ein gutes Stück weiter fanden wir das Tomb of the Eagles. Spannend ist hier der ca. 3 Meter lange Weg hinein und heraus. Man kann entweder hineinkriechen oder auf einer Art Skateboard liegend hineinfahren. Wenn man den schmalen und niedrigen Zugang gemeistert hat, steht man in einem erstaunlich großen Raum. Der Hügel ist zu seinem Schutz mit Gras bedeckt, hat jedoch Fenster in der Decke, so dass man an den meisten Stellen erstaunlich gut sieht.

IMG_8268 Den Rückweg  legten wir zu großen Teilen auf einem Küstenpfad zurück. Unterwegs entdeckten wir sogar zwei Seehunde, die im Wasser die Sonne genossen.

Wir hatten mit unserem Stopp beim Tomb of the Eagle am südlichen Ende der südlichen Inseln angefangen. Auf unserem Weg nach Norden war unser nächster Halt der IMG_8274 Aussichtspunkt Olad Brae. Von diesem Aussichtspunkt sieht man wunderbar in den Scapa Flow, bis zum Festland und auch auf weitere Inseln.

Auf South Ronaldsay gibt es noch die Überreste einer Geschützgruppe genannt Hoxa Head. Bei einem Spaziergang gelangt man über eine Kuhweide zu diesen Befestigungsanlagen aus dem zweiten IMG_8293 Weltkrieg. Hoxa Head diente auch der Verteidigung des Scapa Flow. Auf der Weide mussten wir einige Male den Kühen aus dem Weg gehen und vor allem ihren Hinterlassenschaften. Die Befestigungen sind nur noch als Ruinen vorhanden, waren aber zu Kriegszeiten doch sehr umfangreich, wie die Überreste vor allem der Unterkünfte noch zeigen.

Am heutigen Abend haben wir uns ein nobles Abendessen im Lynnfields genehmigt. Das Lynnfield Hotel liegt oben auf dem Hügel in der Nähe der Highland Park Destillerie mit einem guten Blick auf die Bucht. Im Lynnfield nimmt man im Salon oder bei der Bar einen Aperitif zu sich und sucht nebenbei sein Essen aus. Wenn man bestellt hat, erhält man einen Gruß aus der Küche. Kurz bevor das Essen serviert wird, wird man an seinen Tisch geführt. Man erhält noch etwas Brot und kann dann in aller Ruhe das leckere Essen genießen. Hier werden wir sehr wahrscheinlich noch einmal landen. :-)

http://www.lynnfield.co.uk/

Zimmer zu vermieten

Dienstag, 18. September 2012

Wick nach Kirkwall

Heute mussten wir sehr früh aufstehen, um um 9:30 Uhr die Fähre ab Gills Bay nach Orkney zu erreichen. Die Fähre ist übersichtlich und wird auch nur von einer Seite aus beladen. Das hat Julia zuerst sehr irritiert, weil es doch etwas komplizierter ist, rückwärts auf die Fähre zu fahren. Das war aber nur bei größeren Fahrzeugen notwendig. Wir konnten mit unserem PKW einmal im Schiffsbauch außenherum fahren und so bei der Ausfahrt wieder vorwärts hinaus. Die größeren Fahrzeuge passen nicht unter die Überdachung und müssen deshalb entweder rückwärts hinein oder hinaus, da es keine Wendemöglichkeit gibt.

Leider stürmte es heute wieder einmal. So war die Überfahrt etwas unruhiger und wir benötigten auch 1:15 Stunden statt der geplanten Stunde. Zum ersten Mal spürten wir heute auch den Wind und damit die Wellen. Die Fähre war nicht so groß, so dass sie teilweise doch sehr schwankte. Dennoch sind wir beide gut auf Orkney gelandet.

Unser erstes Ziel war die Tourist Info, da wir spontan beschlossen hatten, eine Woche auf Orkney zu bleiben und uns dort eine IMG_8174 Ferienwohnung zu suchen. Über das Internet war das unmöglich, da alle nur von Wochenende zu Wochenende vermieten und das hatte bei uns nicht gepasst. Eine Ferienwohnung hat gegenüber einem B&B den enormen Vorteil, dass man einfach mehr Platz hat und auch in seinem Schlafzimmer noch umfallen kann. Vor allem kann man auch tagsüber einfach mal da bleiben, in einem B&B stört man irgendwann, wenn die Hausmutter putzen will. Jedenfalls dauerte es sehr lange etwas zu finden. Wir landeten schließlich in einem Cottage mit drei Schlafzimmern. Also, wer möchte kommen, wir haben noch vier Betten frei. Meldet Euch aber bitte vorher noch an. ;-)

IMG_8172 Wir sind noch ein wenig durch Kirkwall geschlendert und mussten dann Einkaufen, damit wir morgen auch etwas zu frühstücken haben. Das ist auch mal ganz lustig, wenn man im Supermarkt nicht nur etwas zu trinken braucht, sondern auch noch einige Kleinigkeiten für das Frühstück. Mal sehen, wie es uns die nächsten Tage gefällt.

Unser Abendessen gab es im The Shore Inn direkt am Hafen. Leckeres Steak für Ralf und Jakobsmuscheln für Julia. Zum Nachtisch gab es heute für beide Whisky, da wir vom Hafen zu unserer Unterkunft laufen können.  

Getrennte Betten

Montag, 17. September 2012

Von Inverness nach Wick

Da wir Richtung Norden aufbrechen wollten, fuhren wir direkt aus Inverness heraus Richtung Beauly. Beauly ist ein nettes Städtchen, in dem man durchaus auch einmal mehr Zeit verbringen kann. Da es jedoch wieder einmal regnete, war unsere Motivation auszusteigen und eine Runde zu laufen zu gering um anzuhalten.

Die Glen Ord Destillerie gehört auch zur Diageo-Gruppe. Dort nahmen wir eine Führung mit. Diese war ganz nett, auch wenn wir eine IMG_8078 Führerin hatten, die nicht wirklich viel Ahnung hatte. Bei Fragen konnte sie recht schnell keine Antwort mehr geben. Der hier produzierte Whisky ist ausschließlich auf dem asiatischen Markt oder direkt in der Destillerie zu erwerben. Diageo produziert drei Singletons, einmal den Singleton of Glen Ord, der ausschließlich nach Asien geht. Der Singleton of Dufftown ist bei uns in Europa zu kaufen und der Singleton of Glendullan wird in Amerika verkauft. Bei Glen Ord ist die Nachfrage derzeit sehr hoch, so dass die Produktion noch erhöht werden soll. Besonders viel Kapazitäten sind jedoch nicht frei, da schon 24 Stunden an 7 Tagen pro Woche produziert wird. Der Whisky dort ist gut, ein wenig rauchig mit einer deutlichen Sherry-Note.

Wir fuhren im Anschluss weiter zu Dalmore. Das ist eine interessante Destillerie, die allerdings mangels Personal derzeit nur zwei Führungen am Tag anbietet. Als wir diese Info im Besucherzentrum erhielten, hätte das eine Wartezeit von 2,5 Stunden bedeutet. Das war uns dann doch zu lang, so fuhren wir weiter.

Dalmore liegt an einem Fjord. In diesem werden Bohrinseln zerlegt. Wir sahen drei Exemplare in unterschiedlichen Stadien. Bei einer IMG_8095 standen nur noch die Stelzen, was allerdings auch schon extrem beeindruckend ist. Generell waren wir von der Größe der Bohrinseln beeindruckt. Normalerweise sieht man diese ja nicht so nah vor sich, aber hier stehen sie fast direkt vor einem. Nachdem wir die Bohrinseln gesehen hatten und es schon wieder tröpfelte, entschieden wir uns direkt nach Norden zu fahren und morgen mit der Fähre  nach Orkney überzusetzen. So fuhren wir ohne weiteren Stopp nach Wick. Überraschenderweise waren die Straßen in den Norden deutlich besser als vielfach an der Westküste.

IMG_8138 In Wick angekommen war uns noch nach etwas Bewegung und frischer Luft. So machten wir einen Spaziergang zu Old Wick Castle. Wäre hier nicht die beeindruckende Steilküste mit vielen abgebrochenen Felsen, würde sich der Spaziergang nicht lohnen. Von Old Wick Castle stehen noch einige Steine und man könnte nicht das Castle nicht von einer Ruine eines normales Wohnhauses IMG_8132 unterscheiden. Besonders ist hier nur die exponierte Lage auf einem Felsvorsprung, so war das Castle von drei Seiten vor Angriffen geschützt.

Nächsten Dienstag werden wir wieder in Wick sein und bei Old Pulteney eine Spezialtour machen. Im Anschluss möchten wir beide nicht mehr fahren, deshalb haben wir eine Unterkunft gesucht, die wir nächste Woche von der Destillerie aus auch zu Fuß erreichen können. Leider gab es dort nur noch ein Twin Room. Twin bedeutet getrennte Betten. So mussten wir heute getrennt schlafen.

Ausflug in die schottische Geschichte

Sonntag, 16. September 2012

Von Macduff nach Inverness

An diesem Morgen mussten wir unsere Heimat der letzten Tage, das Ashtree Cottage leider verlassen. Nach einem gewohnt guten Frühstück wurden wir herzlich verabschiedet und hatten erst mal eine größere Fahrstrecke vor uns. Nachdem wir (sonntags!) in Elgin noch Benzin und Vorräte getankt hatten, fuhren wir noch ein Stück, bis wir schließlich bei unserem ersten Stopp des Tages vorbeikamen: Brodie Castle.

Brodie Castle ist ein Castle, das der National Trust 1980 der Familie abkaufte, als diese feststellte, dass sie es selbst nicht mehr unterhalten möchte. Die Familie hatte zuvor 820 Jahre selbst darin gelebt. Das Castle ist als ein Wohnturm gebaut worden und über die Jahre hinweg stetig erweitert worden. Besonders beeindruckend fand Julia die Bibliothek. So viel Platz wie es hier für Bücher gab, wäre schon schön zu haben. Ansonsten muss man hier sehr viele Treppen steigen und kann viele Gemälde bewundern. Leider war das Castle nur mit einer Führung zu besichtigen. Im Musikzimmer konnten wir sogar ein kurzes Klavierkonzert eines anderen Besuchers anhören.

Wenn man so darüber nachdenkt, gab es doch einige Räume, die sehr schön waren, begonnen mit dem Speisesaal und dessen Nebenzimmer. Weiterhin hatten die Gästezimmer richtig etwas zu bieten und auch das Musikzimmer war sehenswert. Wir hatten nach der Besichtigung eigentlich für uns beschlossen, dass man Brodie nicht unbedingt gesehen haben muss, aber das hing vielleicht auch mit der Führung zusammen, die sehr langatmig war und über 1,5 Stunden dauerte.

Ein kurzes Stück weiter befindet sich auf einer Landzunge Fort George. Dabei handelt es sich um eine Festungsanlage, die heute auch noch IMG_8029 als Kaserne genutzt wird. Die heutige Anlage wurde im 18 Jahrhundert erbaut, um die schottischen Highlands nach dem Jakobitenaufstand von Culloden zu befrieden. Das Fort ist das größte seiner Art. Hier können Unterkünfte und Wachräume aus dem 18. Jahrhundert angeschaut werden. Auch die Kapelle haben wir besucht. Die Größe ist beeindruckend, laut einem Mitarbeiter sind es von einem Ende zum anderen Ende 1 Meile.  Ein Abstecher lohnt sich.

Viel weiter zurück in der schottischen Geschichte liegt der Bau und die IMG_8060 Nutzung der Clava Cairns. Diese datieren auf eine Zeit ca. 2000 vor Christus. Der Die Clava Cairns sind Grabkammern. Die Eingänge der beiden Hauptgrabkammern waren so gebaut, dass bei der Sommersonnwende die Sonne genau auf die hintere Innenwand fiel. Außenherum sind stehende Steine in einem Kreis angeordnet. Die Anlage muss früher sehr beeindruckend gewesen sein, auch heute ist dies noch zu sehen.

Ein weiterer wichtiger tragischer Ort ist das Schlachtfeld von Culloden. Auf dem Gelände der Schlacht von 1746 wurde vom National Trust ein IMG_8068 großes Besucherzentrum gebaut. Hier werden die Geschichte der Schlacht bzw. die Vorgeschichte und die Folgen erzählt. Bei dieser Schlacht ging es darum, dass die Jakobiten Prinz Charles Edward Stuart (Bonnie Prinz Charlie) darin unterstützen, gegen die Engländer Krieg zu führen, um den Thron wieder durch ein Mitglied der Familie Stuart zu besetzen. Durch mehrere unglückliche Umstände und Fehlentscheidungen wurden bei der Schlacht selbst 1500 Jakobiten getötet, auf der Seite der Engländer gab es gerade mal 50 Opfer.

Wir hatten schnell eines der B&Bs in Inverness gefunden, das wir schon in Deutschland herausgesucht hatten. Gelandet sind wir im An Grianan, das uns gut gefiel. Auf Empfehlung unseres Gastgebers landeten wir wieder in einem indischen Restaurant, Jaipur. Das Essen war sehr lecker, wie üblich gab es zuerst Papadam und anschließend ein für uns neues Hauptgericht. Beim Inder sind wir jedes mal am experimentieren, auch wenn wir hin und wieder auf die Nase fallen.

Heute hatten wir sehr viel unterschiedliche schottische Geschichte aus den verschiedensten Epochen. Bislang hatten wir Culloden immer außen vor gelassen. Da es sich hier jedoch um einen Wendepunkt in der schottischen Geschichte handelte, beschlossen wir, dass wir uns bei unserem vierten Schottlandbesuch auch mit diesem Teil der Geschichte beschäftigen sollten. 

Hochzeitsmesse

Samstag, 15. September 2012

Zwischen Macduff und Forres

Heute starteten wir mit Delgatie Castle. Dort fand heute eine Hochzeitsmesse statt. Man konnte sich die Arbeiten verschiedener Fotografen anschauen, auch Hochzeitstorten und sonstiges Gebäck betrachten und versuchen, sich von Hochzeitskleidern inspirieren lassen oder den Blumen- und sonstigen Tischschmuck aussuchen. Es war alles rund um eine Hochzeit vorhanden. Beeindruckt haben uns die Torten, diese sehen nach sehr viel Zucker aus, versucht haben wir sie nicht. Als Location für eine Hochzeit passt Delgatie Castle auch hervorragend. Die Trauung findet in der hauseigenen Kapelle statt und gefeiert wird im Ballsaal. Zu groß sollte die Hochzeit allerdings nicht sein, da sonst sowohl Kapelle als auch Ballsaal gesprengt werden. Das Problem stellt sich für uns allerdings nicht mehr. Zwei Mal heiraten war erst einmal genug.

IMG_7834 Delgatie Castle hat aber auch ohne die Veranstaltung viel zu bieten. Es gibt wunderschöne alte Räume mit toll bemalten Decken. Hier gibt es viele Kleinigkeiten zu sehen. Eine Kuriosität war ein in die Wand gemauert Mönch, der sich dort während der Verfolgung der Katholiken versteckt gehalten hatte und nach seinem Tod nicht einfach außerhalb des Castles beerdigt werden konnte, da dies Fragen aufgeworfen hätte. So haben sie ihn in Wand gemauert. Angeblich hat eine spätere Bewohnerin davon geträumt, dass jemand in die Wand eingemauert wurde und dann für dessen Ausgrabung gesorgt.

Wir hatten lange Gelegenheit, während wir liebevoll eingerichtete Puppenhäuser bewunderten, mit einem der Verantwortlichen des Schlosses zu sprechen. Er erzählte uns viel über die Geschichte des Schlosses. Spannend war, dass das Schloss bis ca. 1640 keine Eingangstüre im Erdgeschoss hatte. Man konnte nur über eine Leiter in das Schloss gelangen. Das bedeutete, dass auch die Damen in ihren Kleidern die Leiter hoch mussten.

IMG_7846 Wieder zurück in Macduff machten wir einen Abstecher ins Aquarium. Auch dort fand heute etwas Besonderes statt: Das Fisch-Festival. Mit diesem Festival sollen die Besucher für die Probleme der Fischfangs sensibilisiert werden. Es finden auch viele Aktionen wie Show-Kochen mit verschiedenen IMG_7854 Fischspezialitäten statt. Das Aquarium ist schön und vor allem für Kinder sehr gut aufgemacht. Man kann es nicht mit großen Aquarien vergleichen, aber gefallen hat es uns trotzdem gut. Wir haben viele lokale Fische gesehen und konnten im Streichelbecken auch Anemonen und Seesterne streicheln.

Heute hoffen wir für beide genannten Veranstalter, dass sich ihre Mühe gelohnt hat und jeweils viele Besucher kamen. 

Um die Benromach Destillerie besichtigen zu können, nahmen wir heute eine längere Fahrt auf uns. Sie hat morgen Ruhetag, weshalb wir die Besichtigung vorzogen.

Benromach gehört Gordon und McPhail. Sie ist eine der kleinsten IMG_7899 Destillerien. Im letzten Jahr haben sie insgesamt 827 Fässer befüllt. Diese Woche werden 19 Fässer abgefüllt. Es wird auch nur an fünf Tagen von acht bis 17 Uhr gearbeitet. Große Destillerien der Speyside-Region füllen ca. 2000 Fässer pro Tag ab, also 100 mal so viele. Interessant ist jedoch, dass Benromach nahezu die gesamte Produktion als Single Malt verkauft und nahezu nichts in Blended Whiskys verarbeitet wird.

Natürlich zeigt sich auch in den Produktionsanlagen, dass hier wenig produziert wird: Der Maischbottich hat nur ca. 2m Durchmesser und ist geradezu niedlich. Hinter unserer Gruppe von 8 Personen war er kaum mehr zu sehen. Ebenso die Gärbottiche: Auch sie kamen uns wie im Miniaturwunderland vor.

Die Brennblasen waren natürlich ebenfalls sehr klein und interessanterweise waren die wash und die spirit still deutlich unterschiedlich von der Form. Das sieht man sehr selten. Als wir neben dem spirit safe standen, durften wir uns ein paar Tropfen des frischen Destillats in den Händen verreiben. So konnte man neben der Malzsüße deutlich riechen, dass Benromach im Gegensatz zu den anderen Speyside Destillerien leicht getorftes Malz einsetzt (12 ppm). Es gibt auch eine stark (35 ppm) getorfte Variante.

IMG_7887 Danach durften wir in die Abfüllanlage, in der die Fässer befüllt werden. Wie schon oben geschrieben, sind das nicht so viele, deswegen reicht ein Vormittag in der Woche zum Befüllen aus. Es werden Bourbon-, Sherry- und Rotwein-Fässer benutzt. Für den Organic Whisky (sozusagen Bio) wurden eigens neue Eichen-Fässer gefertigt, da auch diese den Bio-Richtlinien genügen mussten.

Abschließend durften wir noch in ein Lagerhaus. Es war ein klassisches IMG_7894 mit Erdboden und ganz vorne lagerte ein Fass, das bei der Eröffnung 1998 von Prinz Charles signiert wurde. Er bekommt nun jährlich eine kleine Probe und darf entscheiden, wann das Fass geöffnet und wofür es benutzt wird. Vermutlich wird es eine Sonderabfüllung geben, die für wohltätige Zwecke versteigert wird. Ebenso wurde das Fass mit dem 1.000.000sten produzierten Liter Whisky im Lagerhaus ausgestellt. Es dauerte seit der Eröffnung immerhin 13 Jahre.

Nach der Führung gab es natürlich auch eine kleine Verkostung, wobei wir zunächst den normalen 10jährigen testen durften, aber nebenbei wurde uns noch die gesamte Palette fachkundig erklärt. Ralf konnte nicht widerstehen und probierte noch den Organic Whisky. Dieser ist 6 Jahre in frischen Fässern gereift und hat deswegen eine deutliche Tannin-Note. Er war jedenfalls mal etwas ganz anderes und nach kurzer Gewöhnung sogar ziemlich gut.

Im Engel haben wir uns ja schon öfter über Wellness-Trolle IMG_7903unterhalten. Hier gibt es die Destillerie-Trolle. Gestern haben wir schon eine Männergruppe mit uns bei Glenglassaugh gehabt. Heute waren auch wieder mehrere Männergruppen unterwegs, die mit Kleinbussen zu den Destillerien gefahren werden, damit sie auch etwas trinken können. Jetzt kennen wir auch die Unterhaltung der männlichen Trolle. :-)

In Forres gibt es neben der Benromach Destillerie noch einen großen piktischen Stein, den Sueno’s Stone. Man weiß allerdings nicht so genau, zu welchem Gebäude er gehört hat, oder welchen Zweck er erfüllt hat. Dafür sind die Zeichnungen auf dem Stein  noch sehr gut erhalten. Um dies weiter zu erhalten ist er von Glasscheiben umgeben.

IMG_7916 Über die Küstenstraße sind wir nach Lossiemouth gekommen. Das ist ein nettes Dörfchen direkt am Meer mit zwei schönen Stränden, von denen einer herausragend ist, der East Beach. Hierhin gelangt man über einen Steg und kann dann an einem Sandstrand mit Dünen spazieren oder alternativ natürlich auch baden gehen. Wir haben uns für die Variante des Spazierengehens entschieden, zumal aufgrund des starken Winds der Sand richtig über den Strand geweht wurde. Lossiemouth ist ein Ort an dem man auch mal länger bleiben könnte.

Direkt vor den Toren Elgins liegt Spynie Palace. Hier hatten die Bischöfe von Elgin ihren Sitz. Zwei Türme dieses Palastes stehen auch IMG_7937 noch, die früher Teil der  Außenmauer waren. Es muss früher ein nobler Palast gewesen sein, wenn man sich den Grundriss und einige Überreste der Mauern bzw. der Verzierungen an den Mauern ansieht. Der Palast hatte damals sogar schon einen Tennisplatz und eine Bowlingbahn. Wie auch immer beides ausgesehen haben mag. Spynie Palace ist mit den Schautafeln gut zu besuchen und auch sehenswert. Toll ist hier ein Rundkeller, der auch eine entsprechend kreisrunde Decke hat, die handwerklich super gemacht ist.

IMG_7965 Portknockie ist auch ein Küstenort. An vielen Stellen hat dieser Ort auch richtig Charme, fährt oder läuft man aber einige Meter weiter, steht man mitten in einer Waschbetonhaussiedlung, die nicht so berauschend ist. Portknockie hat eine schöne Felsküste und als Teil davon den Bowfiddle Rock. Beim Bowfiddle Rock handelt es sich um einen in Form einer Fiedel ausgewaschenen Felsen.

IMG_7979 In Cullen gibt es wie in jedem Ort einen Golfclub. Leider verstellt hier ein Clubgebäude den Blick auf den dritten der Three Kings. Die Three Kings sind drei Felsen, die am Strand schön in einer Reihe stehen.  Ein beeindruckender Blick bietet sich, wenn man von Banff herkommend nach Cullen fährt. Hier kommt man direkt auf das Eisenbahnviadukt zu und hat kurz den Eindruck, dass dahinter die Welt endet und man direkt im Meer landet. Das IMG_7970 Eisenbahnviadukt sieht beeindruckend aus und trennt die Altstadt mit den Fischerhäuschen von neuen Dorf. Leider war der Grund für den Bau des Viadukts nicht so toll für die Bevölkerung. Eine Adlige wehrte sich, als die Eisenbahnlinie über ihr Grundstück gebaut werden sollte. Die Bevölkerung Cullens hatte diese Möglichkeit nicht und so wurde mit einem Viadukt quer über das Dorf der gesamten Bevölkerung die Eisenbahn vor die Nase gesetzt. 1967 wurde die Eisenbahn stillgelegt. Cullen hat noch einen netten Marktplatz und einen Park mit einem Kriegerdenkmal. Auch ein nettes Dörfchen.

Abends haben wir uns noch einmal ein sehr leckeres Mahl im Banff Springs Hotel gegönnt.

Ein lohnenswerter Spaziergang!?

Freitag, 14. September 2012

Rund um Macduff

Nach einer doch erstaunlich ruhigen Nacht ohne größere Deckenkämpfe in einem 1,40 m breiten Bett mit nur einer Decke, hatten wir heute ein viel zu umfangreiches Frühstück. Lorna meinte es sehr gut mit uns. Wir saßen in einem schönen Frühstücksraum mit Wintergarten und einer von Ted selbst gemachten Stuckdecke. Lorna und Ted sind vermutlich beide Rentner und betreiben das B&B seit ihre Kinder aus dem Haus sind. Hier wirkt alles sehr gepflegt und es ist geschmackvoll und schön eingerichtet. Hier hat die Homepage nicht getrogen:

http://www.ashtreecottagebandb.com/

Wir begannen unseren Tag mal wieder mit einer Destillerie-Tour. Heute stand Glenglassaugh auf dem Programm. Nicht dass wir von dieser Destillerie schon viel früher gehört hätten. :-) Ralf hatte die Destillerie DSC07547 auf seiner Whiskykarte entdeckt und dann einfach mal gegoogelt, ob sie für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Hier werden erst seit diesem Sommer Touren angeboten und auch das Visitor Centre ist noch neu. Bei dieser Destillerie merkt man, dass noch alles etwas ungeordnet ist, was aber ihren Charme ausmacht. Wir kamen an als gerade eine Tour gestartet war. Der Destilleriemanager brachte uns noch zu der Gruppe und so konnten wir daran noch teilnehmen. Ab der Mühle waren wir dann dabei. Glenglassaugh ist eine alte Destillerie, die 1875 DSC07557 von John Moir gegründet wurde. Er vererbte sie seinen Neffen. Als einer der beiden unerwartet verstarb wurde sie an Robertson und Baxter verkauft, die sie direkt an Highland-Destillers weiterverkauften. 1907 wurde die Destillerie geschlossen, als die Nachfrage sank. Das Equipment blieb auf dem Gelände. Während des zweiten Weltkriegs wurden die Gebäude anderweitig genutzt. 1960 eröffnete Highland Destillers die Destillerie wieder um einen Whisky für ihre Blends zu brennen. Sie wollten einen bestimmten Stil von Whisky für ihre Blends haben. Leider konnten sie diesen mit dem hier vorhandenen harten Wasser nicht brennen. Das war auch der Grund warum sie die Destillerie 1986 schlossen.  2008 wurde die Destillerie erneut verkauft und nach einigen Arbeiten im Dezember 2008 mit der gesamten ursprünglichen Ausrüstung wieder eröffnet. Seitdem wir hier wieder Whisky gebrannt. Die Destillerie arbeitet eigentlich komplett ohne PCs, das bedeutet, dass alles noch von Hand gesteuert wird. DSC07554 Hier haben wir zum ersten Mal zugeschaut, wie ein Gärbottich befüllt wird. Hier waren die Mitarbeiter total schmerzfrei, wir durften überall reinschauen, überall hinlaufen und auch alles fotografieren. So locker war noch keine Destillerieführung. Es war etwas schade, da so unsere Führerin gar nicht so richtig zu Wort kam und man nur mitbekam, was sie erzählte, wenn man zu ihr ging und gezielt zuhörte. Glenglassaugh macht im Gegensatz zu fast allen anderen Destillerien DSC07560 noch alles ab dem Mahlen der Gerste auf dem Gelände. Nur zur Lagerung werden Fässer zu anderen Destillerien gebracht, um das Risiko bei einem Brand oder sonstigem zu streuen. Im Lager sind zur Zeit viele kleine Fässer zu finden, da hier ein kleines Fass erworben werden kann. Es wird dann auf dem Destilleriegelände gelagert und auf Wunsch des Besitzers in Flaschen abgefüllt. Zum Abschluss erhielt jeder noch einen Dram des aktuellen Revival-Whisky. Dafür dass er erst drei Jahre gereift ist, war er schon erstaunlich gut. Der Whisky ist auf jeden Fall interessant, wenn er länger gereift ist.

DSC07599Obwohl es mal wieder regnete und heute sogar auch stürmte, fuhren wir danach nach Fordyce. Das ist ein kleiner verschlafener Ort mit einer kleinen Burg, die allerdings nicht zu besichtigen ist. Man kann auf dem Friedhof auch einen alten Turm besichtigen. Bei schönerem Wetter eignet sich der Ort gut zum Flanieren, aber nicht bei Regen.

DSC07622 Unser nächstes Ziel war wieder ein Hafen, Portsoy. Hier gibt es einen Hafen aus dem 17. Jahrhundert. Der Regen hatte zwischenzeitig aufgehört, allerdings stürmte es weiter. Manche Böen waren so stark, dass man sich richtig hineinlegen konnte. So war das Laufen bei Gegenwind echt anstrengend.

Direkt neben dem alten Hafen befindet sich der neue Hafen. An diesen Häfen konnte man super sehen, wie viel die Hafenmauern bewirken. DSC07618
Das Meer war aufgrund des Sturmes extrem unruhig mit vielen Schaumkronen, im Hafen lag die Schiffe verhältnismäßig ruhig.

Am Hafen gönnten wir uns noch ein kleines Mittagessen in einem Laden. Es war lecker und in einer ungewöhnlichen Atmosphäre.

Über Whitehills sind wir zurück nach Banff gefahren. Wir haben in Banff die alten georgianischen Häuser gesehen, das Marktkreuz und einen Schuhladen. Leider gab es auch in diesem Schuhladen keine Winterstiefel für Julia.

Da es am Nachmittag noch richtig sonnig wurde, beschlossen wir noch einen 8 km langen Spaziergang zur Brücke von Alvah zu machen. Dieser DSC07644startete am Parkplatz von Duff House und führte am Eishaus und am  Mausoleum von Duff House vorbei.

Die Brücke mag ja ganz schön sein, nur leider kann man sie nur beim Darübergehen betrachten, nie von der Seite. Sie ist auf jeden Fall schon älter. Der Rundweg war aber diesem Punkt nicht mehr so toll. Sollte jemand die Brücke unbedingt besuchen wollen, geht man lieber auf dem gleichen Weg über das Gelände von Duff House zurück, als den gesamten Rundweg zu laufen. Das letzte Stück führt direkt an der Straße vorbei. In der Tourist Info war die Dame sehr angetan von dem Spaziergang und auch in einem unserer Reiseführer ist er erwähnt. Das kann man sich aus unserer Sicht sparen, wir würden den Rundweg mit unserem heutigen Wissen nicht weiterempfehlen.

Den Tag beschlossen wir im Knowes Hotel mit einem Abendessen. Das war leider mit gestern überhaupt nicht zu vergleichen. Wahrscheinlich waren wir schon negativ eingestellt, als wir feststellten, dass der Tisch nicht besonders gut abgewischt wir und man darauf noch festklebte. Hier werden wir sicher nicht mehr landen.

Qual der Wahl: Regen oder Wind

Donnerstag, 13. September 2012

Von Inverurie nach Macduff

Nach vier Nächten sind wir heute von Inverurie nach Macduff an der Nordostküste weitergezogen. Macduff ist wie Böblingen und Sindelfingen direkt neben Banff und wird nur durch einen Fluss getrennt.

Aber zuerst zum Weg dorthin. Wir sind im strömenden Regen in Inverurie aufgebrochen und Richtung Ostküste gefahren. Auf unserem Plan stand dort eine Burgruine und eine Felshöhle am Meer. Wir haben uns dann überlegt, dass wir im strömenden Regen darauf verzichten und lieber trocken bleiben. Wir sind auf direktem Weg bis Fraserburgh durchgefahren und haben dort das LeuchttuDSC07480rmmuseum besucht. Wir konnten direkt eine Tour in den Kinnaird-Head-Leuchtturm mitmachen. Dort wohnten bis 1991 die diensthabenden  Leuchtturmwächter, die immer abwechselnd im Dienst waren. Der Leuchtturm musste von ihnen immer penibel sauber gehalten werden, ebenso wie die dazugehörigen WohnhäuscDSC07492hen. Auch der Maschinenraum musste gepflegt sein. Es konnte jederzeit eine Prüfung durch einen Vorgesetzten erfolgen, der z. B. auch kontrollierte, ob auf den Türrahmen kein Staub lag. Die Wächter trugen im Dienst immer Uniform. Besonders wichtig war dass das Signal nachts pünktlich  erfolgte und in der richtigen Frequenz. Hierzu musste alle halbe Stunde das Drehwerk nachgezogen werden und das Gas nachgefüllt werden. Wir waren im Aufenthaltsraum der Wächter und oben beim Licht und den Linsen. Das war ein sehenswerter Stopp, zumal auch noch im  Museum einiges zu sehen war.

DSC07506 Als wir aus dem Museum kamen, hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten in Fraserburgh noch das Mercat Cross bestaunen. Insgesamt hat Fraserburgh eine schöne Innenstadt mit einigen alten Gebäuden.

Von Fraserburgh folgten wir weiter dem Küstenweg Richtung Roseharty. In Roseharty machten wir einen Abstecher zu Pitsligo Castle und DSC07524 wunderten uns, warum es überhaupt nicht ausgeschildert war und auch am Eingang keinerlei Infos zu finden waren, was wir vor uns haben. Als wir hineinkamen, beschlossen wir aufgrund des sehr ruinösen Zustandes zum nächsten Ausgang wieder hinaus zu gehen. An diesem Ausgang stand dann auch groß “Danger” und dass man sich nicht darin aufhalten sollte. Unser Eindruck hatte somit nicht getäuscht.

Wir folgten weiter der Küstenstraße. Diese kam uns zwischendurch recht schmal vor. Wir lernten auf dem letzten Stück nach Pennan aber IMG_7827 erst, was eine wirklich kleine Straße ist. Hier geht es extrem steil bergab und das auf einer kurvigen und damit zum Teil sehr unübersichtlichen Single Track Road. Pennan liegt direkt am Meer und war früher ein Fischerdorf. Direkt hinter den Häusern kommt aber auch schon eine steil ansteigende Küste. Der Platz zwischen Meer und Felsen reichte gerade für eine Häuserreihe und eine Straße. Ein nettes Örtchen, das so klein ist und die Zufahrt so eng, dass es sich für viele Touristen noch nicht einmal anbietet, dorthin einen Abstecher zu  machen.

IMG_7828 Es ging dann gleich zum nächsten Küstendörfchen, Crovie. Hier hatte noch nicht einmal eine Straße Platz zwischen Meer und Klippen, nur eine Häuserreihe. Nach Crovie kann man auch nicht hinunterfahren, sondern von einem Aussichtspunkt den Blick über den Ort bewundern oder hinunterlaufen, was wir aufgrund des wieder einsetzenden Regens bleiben ließen. Auch hier fragten wir uns, warum man dort lebt, aber da gerade die Post dort unten unterwegs war, leben wohl doch Menschen dort.

Anders aber auch nett ist Gardenstown. Gardenstown hat wesentlich mehr Platz und die Küste ist nicht so steil, so dass die Häuser sich dann am Hang entlang ziehen. Gardenstown ist aber auch wesentlich größer und hat auch wunderschöne Häuser. Dort wäre ein Ferienhaus durchaus nett.

Von Gardenstown nach Macduff war es nur noch ein Katzensprung. Da es weiter stark regnete fuhren wir ein wenig in Banff und Macduff herum und waren von beiden Städten angetan. Hier lohnt sich bei schönerem Wetter auf jeden Fall noch ein Spaziergang. Aufgrund des Regens entschieden wir uns, Duff House zu besuchen. Duff House gehört überraschenderweise zu Historic Scotland. Dort findet man sonst nur Ruinen und als wir das der Dame an der Kasse erklärten, meinte sich auch, Historic Scotland freue sich, ein Gebäude mit einem Dach zu haben, da das ganz neue Möglichkeiten bieten würde.

Duff House wirkt an vielen Stellen leer, wenn man durch die Räume DSC07530 zieht. Dies liegt aber sicher an der Geschichte des Hauses. Es wurde von der Duff Familie in Auftrag gegeben und später als Hotel und Krankenhaus genutzt. Im zweiten Weltkrieg waren dort deutsche Offiziere gefangen. Ironischer Weise warfen Deutsche dort eine Bombe ab, so dass einige deutsche Offiziere starben und ein Teil des Gebäudes zerstört wurde.

Daraufhin stand das Gebäude eine ganze Weile leer und wurde erst vor einigen Jahren renoviert und wieder zugänglich gemacht, da das Haus architektonisch besonders wertvoll ist. Nachdem es im April diesen Jahres wieder hätte geschlossen werden sollen, wurde das Haus an Historic Scotland übergeben, nun soll es dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich sein. In Duff House hat man mehr eine Galerie, an fast jeder fand sind einige Gemälde, vor allem Portraits, zu bewundern.

Als wir das Haus verließen regnete es immer noch und wir wollten das Macduff Marine Aquarium besuchen. Dabei handelt es sich um ein großes Aquarium, in dem die lokalen Meeresbewohner vorgestellt werden. Es gibt sogar eine Art “Streichelzoo”. Leider war dieses nur noch eine gute halbe Stunde geöffnet, deswegen entschlossen wir uns, den Besuch zu vertagen.

Stattdessen gingen wir noch kurz einkaufen, um uns für die Trips der nächsten Tage einzudecken und danach fuhren wir auf Umwegen durch einige schöne Straßenzüge von Macduff zu unserem B&B “Ashtree Cottage”. Das B&B ist wirklich schön und auch das Zimmer ist nett hergerichtet, auch wenn es etwas klein ist. Das Bad ist jedoch etwas größer als in unserer letzten Unterkunft.

Nach unseren Recherchen ist das B&B durchaus in walking distance zur Innenstadt von Macduff. Jedoch kommen auf auf einige hundert Meter Entfernung auch beinahe so viele Höhenmeter, da die Küste hier in der Gegend sehr steil ist. Deswegen und wegen des weiter anhaltenden Regens entschlossen wir uns, einem Tipp unserer Vermieterin zu folgen und in das etwas entfernte Banff Springs Hotel zum Essen zu fahren.

Das Banff Springs wurde uns als bestes Seafood-Restaurant der DSC07537 Gegend empfohlen, da diese den zubereiteten Fisch sogar teilweise selbst fangen. Dies war auch nicht zu viel versprochen, wir waren mit dem Essen überaus zufrieden. Und auch der Regentag stimmte uns zum Abschluss mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Klippen von Banff noch versöhnlich.

Heute hätten wir uns etwas mehr Wind gewünscht, dann wären die Regenwolken vielleicht etwas verblasen worden. Wenn man die Wahl zwischen Regen und Wind hat, ist Wind vielleicht doch die bessere Alternative. :-)

D-Day

Mittwoch, 12. September 2012

Speyside once again

Da wir in den letzten beiden Tagen schon alles besucht hatten, was wir für heute auf dem Plan hatten, sind wir noch einmal in die Speyside gefahren. Dort waren wir vor zwei Jahren schon einmal, aber es gab dort noch die eine oder andere Destillerie, die wir noch nicht von innen gesehen hatten.

Gestartet sind wir in Keith. Dort besuchten wir die Strathisla Destillerie, IMG_7709 die zu Chivas Brothers gehört und vor allem für Blends produziert. Leider darf man hier auch  nur von außen fotografieren. Aber auch von außen ist die Destillerie sehr sehenswert. Sie hat eine wunderschöne Außenanlage. Nett war die Bank, die aus einem alten Gärbottich hergestellt worden war.

Wir waren mit einem anderen deutschen Paar bei der Tour. Unser Führerin war richtig nett, als sie einmal aufgetaut war. Strathisla ist eine recht kleine Destillerie, mit einem kleinen Maischbottich, der für 10 Gärbottiche die Maische liefert. Der Maischbottich ist besonders, er ist aus IMG_7721Stahl, hat aber am oberen Ende Außenwand noch auf der Hälfte ca. 20 Zentimeter ein feines Drahtgitter, aus dem es herausdampfte. Die Gärbottiche sind aus Holz. In zwei Wash Stills und zwei Spirit Stills wird destilliert.

Als Highlight waren wir auch in einem Lagerhaus. Um das IMG_7728 Risiko zu minimieren werden hier Fässer aller möglichen Destillerien gelagert, die dann irgendwann in den Blends verarbeitet werden. Chivas kauft die Fässer frisch abgefüllt zu und lagert sie dann selbst. Das verändert dann teilweise auch den Charakter gegenüber den bei den Destillerien selbst gelagerten Fässern. Wir haben Fässer von Glenlivet, Glen Grant, Aberlour und Strathisla selbst entdeckt.

Am Ende durften wir noch zwei Chivas Regal Blends testen und einen Strathisla Single Malt. Die Blends waren nicht so toll, der Strathisla Single Malt ist ok, aber nicht so besonders.

Nach der Führung haben wir versucht eine Kirche zu finden, die im Reiseführer als sehr sehenswert beschrieben wurde. Wir fanden drei Kirchen in der genannten Straße, aber alle waren verschlossen und hießen anders. Tja, so kann es auch gehen.

Dafür haben wir den Bahnhof der Strathspey Eisenbahn gesehen. Von hier verkehrt die Whiskyeisenbahn nach Dufftown, im September allerdings nur noch am Wochenende.

IMG_7747 Nett ist in Keith noch eine Brücke, die 1609 erbaut wurde und Auld Brig heißt. Wir sind einmal darüber gelaufen und wieder zurück.

Anschließend führte uns der Whisky in eine uns bekannte Region. Wir fuhren Richtung Dufftown, wo wir vor zwei Jahren schon einmal Quartier bezogen hatten. Damals hatten wir drei Destillerien nicht gesehen, dort wollten wir heute noch einmal einen Besuch wagen.

Auf dem Programm stand zuerst Glenfarclas. Glenfarclas ist die einzige noch vollständig in Familienbesitz befindliche und von der Familie betriebene Destillerie in Schottland.

Dort trafen wir wiederum auf Deutsche: Vier Motorradfahrer aus Rottweil und Karlsruhe. In dieser Gruppe machten wir uns dann zur IMG_7762 Tour auf. Nach den üblichen Erklärungen des Mälzens, das bei Glenfarclas wie bei den meisten Destillerien nicht mehr vor Ort gemacht wird, konnten wir die Malz-Mühle bei der Arbeit sehen und auch fotografieren. Überraschenderweise war die Malz-Mühle aus den 1970er Jahren. Die meisten Destillerien haben noch geradezu antike Mühlen, da diese bei entsprechender Wartung nahezu ewig funktionieren. Insgesamt wirkte die Destillerie sehr modern. So modern wie diese hatte bislang keine Destillerie auf uns gewirkt.

IMG_7766 Danach konnten wir den größten Maischbottich Schottlands mit ca. 10m Durchmesser betrachten, woraus aus einem Maischvorgang zwei komplette Gärbottiche gefüllt werden können. Der Maischbottich und die Gärbottiche sind alle aus Stahl. Auch hier und abschließend im Still House, in dem 6 Brennblasen in Betrieb sind, IMG_7779 durften wir frei fotografieren.

Leider durften wir nicht in ein Lagerhaus und auch das abschließende Tasting war eher uninspiriert. Wir durften nur den 10-Jährigen probieren, der wie alle Glenfarclas aus frischen Sherryfässern und mehrfach benutzten Bourbonfässern gemischt wird. Wir beide waren wie schon beim letzten Mal nicht sehr begeistert.

Danach brachen wir direkt zur Cardhu Destillerie auf. Diese ist im Besitz des Getränkekonzerns Diageo und deswegen durften dort leider keine Fotos gemacht werden. Die Tour begann mit einem Geruchstest. Wir durften drei verschiedenen Dinge riechen und mussten dann raten, worum es sich handelte. Nur beim Torf waren wir alle richtig.

Cardhu verwendet für seine Malts ca. 2 ppm Torf. Gemahlen wird das Malz mit einer Portheusmühle. Der Maischbottich ist hier auch aus Stahl. Bei den Gärbottichen sind acht aus Holz und werden auch gegen Holzbottiche ausgetauscht, weil Stahlbottiche am Stück geliefert werden und hierfür das Dach abgenommen werden müsste. Die Holzbottiche werden im Gebäude zusammengesetzt. Zwei weitere Gärbottiche in einem anderen Gebäude sind aus Stahl. Das zeigt, dass nach Meinung Cardhus das Material des Gärbottichs keine Auswirkung auf den späteren Geschmack des Whiskys hat. Bei den Stills wird jedoch nie eine ganze Brennblase ausgetauscht, weil sie hier Angst haben, das könnte den Geschmack ändern.

IMG_7808  Bei Cardhu gibt es drei Wash stills und drei spirit stills. Interessanterweise geht hier der Hals bei der spirit still sogar noch leicht nach oben, was wir so noch nicht gesehen haben. Im Lagerhaus durften wir in einen durch eine Scheibe abgetrennten Vorraum. Auch schade.

Auch hier endete die Tour mit einem Tasting. Wir bekamen einen 12-jährigen, den Special Cask Reserve Batch 1009 und einen Caol Isla 12 Jahre. Cardhu ist ok, muss aber nicht in unseren Schrank.

Abschließend machten wir noch einen Abstecher zu Cragganmore. Dort waren wir vor zwei Jahren schon einmal, leider gab es heute keine Führung mehr. Ralf durfte noch einen Whisky testen und entschied sich für einen 16-jährigen Mortlach aus der Flora and Fauna Series, der ganz lecker war. Bei Cragganmore hatten sie einiges umgebaut, z. B. einen alten Schuppen abgerissen, der während des harten Winters vor zwei Jahren unter der Schneelast zusammengebrochen war. Hier ist nun der Parkplatz. Der Shop hat auch großzugigere Räumlichkeiten erhalten.

Da wir heute in Summe drei Destillerien besucht hatten und Ralf jeweils Julias Drums mit trinken musste, wurde es unser persönlicher Destillerie-D-Day, der wieder mit einem Besuch beim Inder in Inverurie endete. Das Übernehmen der Drums von Julia fiel Ralf übrigens extrem schwer. ;-)

Wie oft hat es heute geregnet?

Dienstag, 11. September 2012

Inverurie West

Während unseres Frühstücks sahen wir den Wetterbericht, in welchem für heute gutes Wetter angesagt wurde. Das bestätigte uns in IMG_7427 unserer Tagesplanung. Zuerst ging es zu Leith Hall and Garden. Das Herrenhaus Leith Hall kann allerdings nicht besichtigt werden, wir waren also nur im Garten unterwegs. Hier gefiel es uns sehr gut. Allerdings wird hier derzeit noch viel gearbeitet und man sieht einige Stellen, an welchen noch Pflegebedarf besteht. Der Garten ist am Hang gelegen und an vielen Stellen ist dies auch schön in die Gartengestaltung integriert.

Zurück am Auto freuten wir uns, endlich aus der Kälte herauszukommen. Heute ging ein extrem kalter Wind, der die Wolken entsprechend schnell ziehen ließ.

Bei unserem nächsten Ziel freuten wir uns darüber, dass wir noch kurz vor der Abreise Schals, Handschuhe und Mützen eingepackt hatten. Wir besuchten die Nord-Ost-Falknerei und sahen uns eine Vorführung im Freien an, die wir ohne die erwähnten Accessoires wohl nicht überstanden hätten. Es war eine schöne Vorführung, wir bekamen drei Vögel, einen Adler, einen Falke und eine Eule zu sehen. Super war, dass die Zuschauer die Möglichkeit bei dem Adler und der Eule hatten, diese auf ihrem Arm landen zu lassen. Das war eine tolle Sache und wir nutzen die Möglichkeit beide aus.

Man bekam für die linke Hand einen Handschuh und etwas Futter IMG_7473 darauf. Dadurch wurden die Vögel angelockt und landeten bei uns. Der Adler war federleicht, nur beim Starten kam ein wenig Gewicht auf den Arm. Zwischendurch fand der Adler in der Natur selbst Futter und war dann auf unser Futter nicht mehr angewiesen. Er blieb dann bei seinem Futter und ließ sich nicht mehr locken. Der Guide ging los und konnte den Adler wieder holen. Ihm seine Beute wieder abzunehmen bedurfte jedoch einem Tausch gegen anderes Futter.

Die Eule dagegen war richtig schwer. Auf dem ausgestreckten Arm war IMG_7581 sie kaum zu halten, man musste sie näher an den Körper nehmen, dann war es ok. Sie ließ sich ohne Weiteres streicheln. Die Federn sind extrem weich, ebenso wie die Oberseite der Krallen. Krass ist hier der Abflug. Sie duckt sich etwas und spreizt dann die Flügel und drückt sich etwas ab, hält aber am Handschuh richtig lange fest und zieht diesen sogar leicht mit.

Beeindruckend für uns war es auch, dass man die Eule im Flug beinahe IMG_7536 überhaupt nicht hören konnte. Zum Abschluss wurde die Eule noch mit Küken gefüttert. Sie brauchte 3-4 Happen und hatte ein Küken verschluckt. Das war schon krass. Zum Ende der Vorführung fing es so richtig an zu schütten, so dass am Ende alle schnell das Weite suchten.

Nach den Prospekten der Gegend sollte es bei Deans Shortbread ein Besucherzentrum gegeben, in dem man auch die Produktion sehen kann. Das ist alles soweit richtig, man sieht von der Produktion allerdings nur die Verpackung in Schachteln und das Etikettieren. Erstaunlich ist, wie viele Personen hierfür noch beschäftigt werden. Hier hätten wir mehr Automatisierung erwartet. Nett war hier der Shop. Ralf zog den Vergleich zum IKEA-Restaurant. So wie wir die anderen Gäste einschätzten, waren es viele Einheimische, die sich hier zum Mittagessen mit Freunden oder Bekannten trafen.

Das nächste Ziel war Huntly Castle. Eine Ruine, von der auch IMG_7637 erstaunlich viel noch steht. Wir fanden viele interessante Stellen. Besonders beeindruckend waren die beiden Dekore an den offenen Kaminen in den Zimmern der Lady. Auch an der Außenwand gab es noch tolle Verzierungen zu sehen. Insgesamt ist Huntly Castle eine der sehenswerteren Ruinen. Da es mal wieder anfing zu regnen, freuten wir uns auf unser Auto.

Weiter ging es zur Glendronach Destillerie. Karen zeigte uns und einem weiteren Herrn die Destillerie. Ein kleiner Bach fließt beschaulich über das Gelände, allerdings wird das Wasser nur als Kühlwasser verwendet. Die Wasserquelle für den Whisky ist eine Quelle ca. 3 km entfernt auf dem Berg Benrines. Von dort wird das Wasser in Rohren hergeleitet, damit keine Verunreinigungen hineinkommen.

Auf dem ehemaligen Mälzboden stehen heute einige Ausstellungsgegenstände. Gemälzt wird seit einigen Jahren nicht mehr. Auch früher hatten sie nur 15% des Gesamtbedarfes selbst gemälzt. Eine Besonderheit sind zwei paar Schuhe, die man hier sehen kann. Es war wohl vorgeschrieben, dass man zum Mälzen die Schuhe wechseln muss, um keine Verunreinigungen durch die Straßenschuhe in die Gerste zu bringen. Die Schuhe haben eine extrem elastische Sohle und sind nach wie vor in einem tollen Zustand. Das zweite paar Schuhe ist eine Art Sicherheitsschuh, wie er bei den Öfen damals verwendet wurde. Früher wurde ein winziger Bruchteil Torf verwendet (1ppm), heute ist der Whisky komplett torffrei.

Als wir zur Mühle kamen nahm diese gerade den Betrieb auf. Dann ist es leider auch nicht erlaubt zu fotografieren, da es sehr schnell zu Bränden kommen kann. Während des Mahlvorgangs versteht man in diesem Raum kein Wort, weshalb wir schnell weiter gegangen sind. Hier wird eine Boby Mühle verwendet. Man trifft eigentlich immer IMG_7658 Mühlen von Boby oder Porteus an. Leider sind beide Hersteller inzwischen Pleite. Die Qualität war einfach zu gut. :-(

Karen war total nett und hatte auch nichts dagegen, wenn wir uns zwischendurch etwas selbstständig bewegten um z. B. in den geöffneten Mälzbottich aus Stahl und Kupfer zu schauen. Hier war gerade das erste Wasser zu sehen, das noch schön durcheinander gemischt wurde. Ab diesem Raum bis zum Verlassen des Destillierhauses ist es in einer Destillierie immer herrlich (für Julia, für Ralf fast zu) warm.

Auch ein weiterer Mitarbeiter von Glendronach, den wir zwischendurch etwas von der Arbeit abhielten, weil wir so begeistert in den Mälzbottich schauten als er dort arbeitete, war total nett. Insgesamt wirkt dort alles sehr sympathisch.

Die acht Maischebottiche sind alle aus Holz. Die beiden neuen, die vor ca. 2 Wochen erst eingebaut wurden, sind aus schottischem Holz und haben zusammen 15.000 Pfund gekostet. Der älteste Bottich ist inzwischen schon über 70 Jahre alt, hält aber noch gut.

IMG_7667 Im Destillierhaus waren jeweils eine Wash still und eine Spirit Still gerade aktiv. So konnten wir auch im Spirit Safe die Destillate schön durchlaufen sehen. Das Lagerhaus durften wir leider nur durch ein Fenster im Laden sehen. Schade, das ist immer genial.

Insgesamt konnte man sich in dieser Destillerie ein tolles Bild von einer produzierenden Destillierie machen, da alle interessanten und wesentlichen Vorgänge bei unserem Besuch liefen. Hier wird 24 Stunden pro Tag an sechs Tagen pro Woche gearbeitet.

Die Destillerie war von 1996 bis 2002 aufgrund eines zu großen Bestands geschlossen. Seit 2002 wird wieder produziert und der Absatz vor allem in Taiwan nimmt wohl stetig zu. Die Produktion wurde auch erhöht und der erhöhten Nachfrage nachkommen zu können. Das hört sich toll an, man muss nur bedenken, dass die Nachfrage frühestens in acht bzw. 12 Jahren gestillt wird.

Die Destillerie liegt in einem beschaulichen Tal und wird von vielen Bäumen gesäumt. Hier leben viele Vögel. Eine solche Vogelfamilie wird IMG_7676 als “parliament” bezeichnet. Diese Vögel sind früher immer aufgeflogen wenn Steuereintreiber ins Tal kamen und haben so die Destillierer gewarnt. Diese nette Geschichte ist auch Namensgeber für einen Whisky von Glendronach. Zum Standardsortiment gehört ein 8-jähriger, ein 12-jähriger, ein 18-jähriger und der 21-jährige genannt Parliament. Da hier auch gerne experimentiert wird, gibt es auch drei verschiedene Holzfinishs, Tawny Port, Sauternes und Muskateller. Ralf durfte auch zwei davon probieren, den Tawny Port und den Sauternes. Der Tawny Port schmeckte herrlich und wäre durchaus etwas für unsere Hausbar, genauso wie der 12-jährige. Wir werden aber unterwegs noch weitere Glendronach-Abfüllungen versuchen und uns dann vielleicht doch für einen entscheiden, den wir uns zulegen werden.

Bei Fyvie Castle kamen wir kurz vor knapp an. Wir durften uns noch einer Tour anschließen, die gerade begonnen hatte. Fyvie Castle war IMG_7682 auch als Hochzeitsvereinbarung für Anne Gordon gebaut worden, da Haddo House von den Kindern aus früheren Ehen geerbt werden würde und so für die Kinder von Anne Gordon nichts zu erben gewesen wäre. Fyvie Castle ist ein recht modernes Castle, da es sehr lange bewohnt war. Hier gibt es sogar Telefon. Trotzdem ist es sehenswert. Nach einem kurzen Regenschauer konnten wir im Anschluss sogar noch in den Garten und hier ein wenig herumwandern. Der ummauerte Garten ist im Verhältnis zu vielen anderen sehr klein und wird als Nutzgarten verwendet. Aber auch blühender Schnittlauch kann schön sein.

Im Restaurant Fennel in Inverurie gab es unser Abendessen. Das Restaurant wirkt recht neu und modern. Auch die Speisekarte ist gut. Vermutlich hat der Koch auch einige Zeit auf dem Kontinent gearbeitet, es gab auch solche Dinge wie Kartoffel-Rösti auf der Karte. Die Soßen waren fast alle mit Alkohol (Wein oder Schnaps) abgeschmeckt. Lecker war es auf jeden Fall.

Heute hatten wir so viele Regenschauer, dass wir irgendwann aufgehört haben zu zählen. Durch den starken Wind hat es aber alle recht schnell wieder weggeblasen.

Alles Sehenswerte in Schottland an einem Tag

Montag, 10. September 2012

Inverurie, Tolquhon Castle, Haddo House, Pitmedden Garden, Glen Garioch Destillerie, Loanhead of Daviot, Maiden Stone, Inverurie

Nach dem wir von einer lauten Elster und sonstigen Vögeln schon recht früh geweckt wurden und einige Dinge erledigt hatten, gab es um 8 Uhr ein schottisches Frühstück. Für Ralf die komplette Variante, für Julia ein vegetarisches Frühstück. Nach einem Jahr Abstinenz ist es durchaus lecker. Mal sehen, wie lange es uns so geht. Für morgen haben wir gleich mal Porridge bestellt.

IMG_7295 Trotz Regen machten wir uns auf den Weg zur Ruine Tolquhon Castle. Die Ruine ist sehenswert. Es ist noch verhältnismäßig viel erhalten. Man kann auch an vielen Stellen noch in den ersten Stock steigen und so z. B. den Empfangssaal besichtigen. Hier lag sogar noch der Originalfußboden. Da wir sehr früh dort waren, hatten wir das gesamte Castle für uns.

Da es regnete, machten wir uns auf zum Haddo House. Dieses kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Der Guide war sehr unterhaltsam und zeigte uns viele Kleinigkeiten im Schloss. Haddo House war erbaut worden, weil William Gordons Schwiegervater von ihm verlangte, dass für seine Tochter, Williams dritte Frau, einIMG_7308 entsprechendes Haus gebaut wird. Haddo House wurde ca. 1735 georgianischen Stil erbaut. Bei einem Umbau wurde fast alles im viktorianischen Stil umgestaltet. Hierzu hatte der großzügige Ehemann der Frau 100.000 Pfund, das entspricht heute ca. 3.000.000 Pfund, zur Verfügung gestellt. Wie unser Guide betonte, hatte die Ehefrau, “wie es sich für eine gute Ehefrau gehört”, alles ausgegeben. Das Gebäude wurde dem National Trust als Deal zur Verfügung gestellt, als der aktuelle Earl seine Steuern nicht bezahlen konnte. Er musste aufgrund des vielen Grundbesitzes derart hohe Steuern bezahlen, dass es ihm unmöglich war und er aushandelte, dass das Gebäude nach seinem Tod an den National Trust fällt und seine Frau ein Wohnrecht auf Lebenszeit erhält. Sie lebte im Südflügel, bis sie vor sechs Jahren mit 95 Jahren starb.

Im Anschluss gab es im Tea Room ein kleines Mittagessen, wie immer sehr lecker.

IMG_7320 Da es bereits geraume Zeit nicht regnete, entschlossen wir uns, erneut zum Pitmedden Garden zu fahren, den wir vor unserem Besuch bei Haddo House bereits angesteuert hatten. Dieses Mal hatten wir auch wirklich Glück. Zuerst wanderten wir durch das Farming Life Museum. Es ist eine nette Ausstellung, aber wir kannten fast alle ausgestellten Gegenstände und waren so etwas schneller durch. Der Garten ist ein formaler Garten, nett anzuschauen, wir hatten uns jedoch für den Eintrittspreis wesentlich mehr erwartet. Unser Glück war, dass wir auch hier wieder alleine unterwegs waren. Wären wir kein National Trust Mitglied gewesen, hätten wir uns vermutlich über die Preise geärgert.

Untrennbar zu Schottland gehören Destillerien. Wir hatten schon fast Entzugserscheinungen, deshalb waren wir heute bei Glen Garioch. Glen Garioch gehört zum gleichen Konzern wir Auchentoshan und IMG_7376 Bowmore. Wir hatten im Voraus eine Spezialtour angefragt, jedoch leider keine Antwort erhalten. Im Nachhinein war es gut so. Der Guide Frank war zwar sympathisch und lustig allerdings richtig whisky-snobisch. Er verteilte bei jeder Gelegenheit Rundum-Schläge gegen andere Destillerien. Auch die Destillerien des eigenen Konzerns kamen nicht immer gut weg. Glen Garioch startet den Produktionsprozess, wie fast alle Destillerien, mit dem Mahlen der Gerste. Der Maischebottich und alle Gärbottiche sind aus Stahl. Frank legte während der gesamten Führung sehr viel Wert auf die verwendete Hefe. Wir durften diese auch probieren, sie schmeckt IMG_7371 etwas anders als Backhefe und wird in kleinen Kügelchen in einem 15kg Sack geliefert. Das sind dann schon andere Menge als in einem normalen Haushalt. Die Brennblasen waren leider auch nicht in Betrieb, es gibt hier zwei Wash Stills und eine Spirit Still. Abschließend durften wir noch einen Blick ins Lagerhaus Nummer vier werfen, bevor es zur abschließenden Verkostung ging. Das Besondere an einem Destilleriebesuch sind immer wieder die Gerüche. Das kann man auch nicht beschreiben, sondern muss es selbst einmal gerochen haben. Man könnte danach auch süchtig werden. ;-)

Danach sind wir zum abschließenden Tasting zurück in das Besucherzentrum. Dort durften wir dann zunächst den ungelagerten Spirit, also das reine Destillat probieren. Trotz des scharfen Alkohols (ca. 73%) schmeckte es etwas süß nach Malz.

Nun konnten wir uns durch beinahe das ganze Angebot der Destillerie IMG_7387 probieren. Angefangen bei einem 8jährigen (schmeckte noch etwas scharf und unfertig) über den normalen 12jährigen (deutlich runder, leichte Sherry-Noten) kamen wir dann noch zu zwei Spezial-Abfüllungen in Fassstärke destilliert in 1994 und 1997. Beide waren aus Bourbon-Fässern und deswegen ähnlich mit Grundtönen von Vanille.

Julias erster Gedanke beim Riechen an der 1997-Abfüllung war: Popcorn, Karamell. Zum Trinken musste dieser Whisky aufgeschlossen werden, danach hielt er aber den guten Eindruck, den wir vom Geruch her hatten. Die Abfüllung, die 1994 destilliert wurde, hatte eher Noten von frischen Früchten und roten Beeren.

Zum Abschluss des Tages suchten wir noch zwei historische Steine. IMG_7391 Zuerst versuchten wir uns am Loanhead of Daviot. Da die Beschilderung leider sehr schlecht ist, mussten wir einige Zeit suchen, fanden dann aber auch mit Hilfe von Ralfs Navi-Handy zu den Steinkreisen hin. Dabei handelt es sich um zwei bereits 1500 v. Chr. errichtete Steinkreise, in dem rituelle Begräbnis-Zeremonien abgehalten wurden.  In dem kleineren der beiden wurden auch Urnen gefunden.

IMG_7400Danach fuhren wir noch zum Maiden Stone, einer kunstvollen behauenen, über 3m hohen Steinsäule. Der Maiden Stone ist ein piktischer Stein, der einsam in der Landschaft steht. Man kann hier noch schwach einige Verzierungen erkennen. Welchen Zweck er hatte müssen wir noch einmal nachlesen.

Danach ging es zum Abendessen zurück nach Inverurie. Zum Inder wollten wir nicht schon wieder und unsere erste Wahl hatte heute leider Ruhetag. So landeten wir in Schottland beim Italiener. Das Essen war ok, aber unsere eigenen guten Italiener ziehen wir weiterhin vor. Nett war in dem Restaurant die Beflaggung, überall hingen Flaggen von italienischen Fußballvereinen oder Automarken an der Decke.

Nun wieder zurück zur Überschrift. Heute haben wir fast alles gesehen, was Schottland so zu bieten hat. Es fehlt uns noch ein wenig mehr Natur vor allem das Meer mit beeindruckenden Stränden. Wenn man alles was Schottland zu bieten hat in zwei bis drei Tagen sehen kann, ist die Frage von einigen von Julias Kollegen wohl doch berechtigt: “Schon wieder Schottland, kennt ihr da noch nicht alles?”