Zwischen Macduff und Forres
Heute starteten wir mit Delgatie Castle. Dort fand heute eine Hochzeitsmesse statt. Man konnte sich die Arbeiten verschiedener Fotografen anschauen, auch Hochzeitstorten und sonstiges Gebäck betrachten und versuchen, sich von Hochzeitskleidern inspirieren lassen oder den Blumen- und sonstigen Tischschmuck aussuchen. Es war alles rund um eine Hochzeit vorhanden. Beeindruckt haben uns die Torten, diese sehen nach sehr viel Zucker aus, versucht haben wir sie nicht. Als Location für eine Hochzeit passt Delgatie Castle auch hervorragend. Die Trauung findet in der hauseigenen Kapelle statt und gefeiert wird im Ballsaal. Zu groß sollte die Hochzeit allerdings nicht sein, da sonst sowohl Kapelle als auch Ballsaal gesprengt werden. Das Problem stellt sich für uns allerdings nicht mehr. Zwei Mal heiraten war erst einmal genug.
Delgatie Castle hat aber auch ohne die Veranstaltung viel zu bieten. Es gibt wunderschöne alte Räume mit toll bemalten Decken. Hier gibt es viele Kleinigkeiten zu sehen. Eine Kuriosität war ein in die Wand gemauert Mönch, der sich dort während der Verfolgung der Katholiken versteckt gehalten hatte und nach seinem Tod nicht einfach außerhalb des Castles beerdigt werden konnte, da dies Fragen aufgeworfen hätte. So haben sie ihn in Wand gemauert. Angeblich hat eine spätere Bewohnerin davon geträumt, dass jemand in die Wand eingemauert wurde und dann für dessen Ausgrabung gesorgt.
Wir hatten lange Gelegenheit, während wir liebevoll eingerichtete Puppenhäuser bewunderten, mit einem der Verantwortlichen des Schlosses zu sprechen. Er erzählte uns viel über die Geschichte des Schlosses. Spannend war, dass das Schloss bis ca. 1640 keine Eingangstüre im Erdgeschoss hatte. Man konnte nur über eine Leiter in das Schloss gelangen. Das bedeutete, dass auch die Damen in ihren Kleidern die Leiter hoch mussten.
Wieder zurück in Macduff machten wir einen Abstecher ins Aquarium. Auch dort fand heute etwas Besonderes statt: Das Fisch-Festival. Mit diesem Festival sollen die Besucher für die Probleme der Fischfangs sensibilisiert werden. Es finden auch viele Aktionen wie Show-Kochen mit verschiedenen Fischspezialitäten statt. Das Aquarium ist schön und vor allem für Kinder sehr gut aufgemacht. Man kann es nicht mit großen Aquarien vergleichen, aber gefallen hat es uns trotzdem gut. Wir haben viele lokale Fische gesehen und konnten im Streichelbecken auch Anemonen und Seesterne streicheln.
Heute hoffen wir für beide genannten Veranstalter, dass sich ihre Mühe gelohnt hat und jeweils viele Besucher kamen.
Um die Benromach Destillerie besichtigen zu können, nahmen wir heute eine längere Fahrt auf uns. Sie hat morgen Ruhetag, weshalb wir die Besichtigung vorzogen.
Benromach gehört Gordon und McPhail. Sie ist eine der kleinsten Destillerien. Im letzten Jahr haben sie insgesamt 827 Fässer befüllt. Diese Woche werden 19 Fässer abgefüllt. Es wird auch nur an fünf Tagen von acht bis 17 Uhr gearbeitet. Große Destillerien der Speyside-Region füllen ca. 2000 Fässer pro Tag ab, also 100 mal so viele. Interessant ist jedoch, dass Benromach nahezu die gesamte Produktion als Single Malt verkauft und nahezu nichts in Blended Whiskys verarbeitet wird.
Natürlich zeigt sich auch in den Produktionsanlagen, dass hier wenig produziert wird: Der Maischbottich hat nur ca. 2m Durchmesser und ist geradezu niedlich. Hinter unserer Gruppe von 8 Personen war er kaum mehr zu sehen. Ebenso die Gärbottiche: Auch sie kamen uns wie im Miniaturwunderland vor.
Die Brennblasen waren natürlich ebenfalls sehr klein und interessanterweise waren die wash und die spirit still deutlich unterschiedlich von der Form. Das sieht man sehr selten. Als wir neben dem spirit safe standen, durften wir uns ein paar Tropfen des frischen Destillats in den Händen verreiben. So konnte man neben der Malzsüße deutlich riechen, dass Benromach im Gegensatz zu den anderen Speyside Destillerien leicht getorftes Malz einsetzt (12 ppm). Es gibt auch eine stark (35 ppm) getorfte Variante.
Danach durften wir in die Abfüllanlage, in der die Fässer befüllt werden. Wie schon oben geschrieben, sind das nicht so viele, deswegen reicht ein Vormittag in der Woche zum Befüllen aus. Es werden Bourbon-, Sherry- und Rotwein-Fässer benutzt. Für den Organic Whisky (sozusagen Bio) wurden eigens neue Eichen-Fässer gefertigt, da auch diese den Bio-Richtlinien genügen mussten.
Abschließend durften wir noch in ein Lagerhaus. Es war ein klassisches mit Erdboden und ganz vorne lagerte ein Fass, das bei der Eröffnung 1998 von Prinz Charles signiert wurde. Er bekommt nun jährlich eine kleine Probe und darf entscheiden, wann das Fass geöffnet und wofür es benutzt wird. Vermutlich wird es eine Sonderabfüllung geben, die für wohltätige Zwecke versteigert wird. Ebenso wurde das Fass mit dem 1.000.000sten produzierten Liter Whisky im Lagerhaus ausgestellt. Es dauerte seit der Eröffnung immerhin 13 Jahre.
Nach der Führung gab es natürlich auch eine kleine Verkostung, wobei wir zunächst den normalen 10jährigen testen durften, aber nebenbei wurde uns noch die gesamte Palette fachkundig erklärt. Ralf konnte nicht widerstehen und probierte noch den Organic Whisky. Dieser ist 6 Jahre in frischen Fässern gereift und hat deswegen eine deutliche Tannin-Note. Er war jedenfalls mal etwas ganz anderes und nach kurzer Gewöhnung sogar ziemlich gut.
Im Engel haben wir uns ja schon öfter über Wellness-Trolle unterhalten. Hier gibt es die Destillerie-Trolle. Gestern haben wir schon eine Männergruppe mit uns bei Glenglassaugh gehabt. Heute waren auch wieder mehrere Männergruppen unterwegs, die mit Kleinbussen zu den Destillerien gefahren werden, damit sie auch etwas trinken können. Jetzt kennen wir auch die Unterhaltung der männlichen Trolle.
In Forres gibt es neben der Benromach Destillerie noch einen großen piktischen Stein, den Sueno’s Stone. Man weiß allerdings nicht so genau, zu welchem Gebäude er gehört hat, oder welchen Zweck er erfüllt hat. Dafür sind die Zeichnungen auf dem Stein noch sehr gut erhalten. Um dies weiter zu erhalten ist er von Glasscheiben umgeben.
Über die Küstenstraße sind wir nach Lossiemouth gekommen. Das ist ein nettes Dörfchen direkt am Meer mit zwei schönen Stränden, von denen einer herausragend ist, der East Beach. Hierhin gelangt man über einen Steg und kann dann an einem Sandstrand mit Dünen spazieren oder alternativ natürlich auch baden gehen. Wir haben uns für die Variante des Spazierengehens entschieden, zumal aufgrund des starken Winds der Sand richtig über den Strand geweht wurde. Lossiemouth ist ein Ort an dem man auch mal länger bleiben könnte.
Direkt vor den Toren Elgins liegt Spynie Palace. Hier hatten die Bischöfe von Elgin ihren Sitz. Zwei Türme dieses Palastes stehen auch noch, die früher Teil der Außenmauer waren. Es muss früher ein nobler Palast gewesen sein, wenn man sich den Grundriss und einige Überreste der Mauern bzw. der Verzierungen an den Mauern ansieht. Der Palast hatte damals sogar schon einen Tennisplatz und eine Bowlingbahn. Wie auch immer beides ausgesehen haben mag. Spynie Palace ist mit den Schautafeln gut zu besuchen und auch sehenswert. Toll ist hier ein Rundkeller, der auch eine entsprechend kreisrunde Decke hat, die handwerklich super gemacht ist.
Portknockie ist auch ein Küstenort. An vielen Stellen hat dieser Ort auch richtig Charme, fährt oder läuft man aber einige Meter weiter, steht man mitten in einer Waschbetonhaussiedlung, die nicht so berauschend ist. Portknockie hat eine schöne Felsküste und als Teil davon den Bowfiddle Rock. Beim Bowfiddle Rock handelt es sich um einen in Form einer Fiedel ausgewaschenen Felsen.
In Cullen gibt es wie in jedem Ort einen Golfclub. Leider verstellt hier ein Clubgebäude den Blick auf den dritten der Three Kings. Die Three Kings sind drei Felsen, die am Strand schön in einer Reihe stehen. Ein beeindruckender Blick bietet sich, wenn man von Banff herkommend nach Cullen fährt. Hier kommt man direkt auf das Eisenbahnviadukt zu und hat kurz den Eindruck, dass dahinter die Welt endet und man direkt im Meer landet. Das Eisenbahnviadukt sieht beeindruckend aus und trennt die Altstadt mit den Fischerhäuschen von neuen Dorf. Leider war der Grund für den Bau des Viadukts nicht so toll für die Bevölkerung. Eine Adlige wehrte sich, als die Eisenbahnlinie über ihr Grundstück gebaut werden sollte. Die Bevölkerung Cullens hatte diese Möglichkeit nicht und so wurde mit einem Viadukt quer über das Dorf der gesamten Bevölkerung die Eisenbahn vor die Nase gesetzt. 1967 wurde die Eisenbahn stillgelegt. Cullen hat noch einen netten Marktplatz und einen Park mit einem Kriegerdenkmal. Auch ein nettes Dörfchen.
Abends haben wir uns noch einmal ein sehr leckeres Mahl im Banff Springs Hotel gegönnt.
Heute habe ich mir ausgiebig Zeit genommen, eure letzten 3 Berichte ausführlich zu lesen. Zur genauen Orientierung war Google Maps sehr hilfreich, aber schließlich habe ich mir noch meine GB-Karte geholt, zur besseren Übersicht. Nun bin ich bestens informiert, wo ihr in letzter Zeit überall gewesen seid. Ich bin schwer beeindruckt!!! Nicht gar so sehr von den Destillerien - bin ja kein Whisky-Fan :-), aber besonders angetan war ich von den reizenden, kleinen Küstenorten, die ihr besucht habt, wirklich malerisch, doch auch ganz “gottverlassen” einsam. Faszinierend fand ich auch eure Leuchtturm-Besichtigung und alle anderen interessanten Sehenswürdigkeiten. Am liebsten wäre ich auch dabei, in ‘good old Scotland’.
Apropos, bei eurem Bericht vom 14.09. hat wohl ein kleiner Whisky-Troll etwas rumgespukt, denn ich nehme an, dass die Glenglassaugh Destillerie im Dezember 2011 wieder eröffnet wurde und nicht im Dezember 2012.
Ich freue mich schon auf eure weiteren Urlaubsberichte und wünsche euch besseres, trockeneres Wetter und weiterhin einen schönen, erlebnisreichen Urlaub.
Ich kann mich der Meinung meiner Vorschreiberin nur anschließen. Außerdem bin ich erleichtert, daß Ihr nicht über eine weitere Hochzeit nachdenkt. Auf die Dauer ist das doch etwas zu kostspielig
Genießt Euren Urlaub und viele schöne Erlebnisse
Dieter
Baron im luftigen Ausguck über dem Schwandel zu Bitz
(Mehr dazu wenn Ihr wieder zurück seid