D-Day

Speyside once again

Da wir in den letzten beiden Tagen schon alles besucht hatten, was wir für heute auf dem Plan hatten, sind wir noch einmal in die Speyside gefahren. Dort waren wir vor zwei Jahren schon einmal, aber es gab dort noch die eine oder andere Destillerie, die wir noch nicht von innen gesehen hatten.

Gestartet sind wir in Keith. Dort besuchten wir die Strathisla Destillerie, IMG_7709 die zu Chivas Brothers gehört und vor allem für Blends produziert. Leider darf man hier auch  nur von außen fotografieren. Aber auch von außen ist die Destillerie sehr sehenswert. Sie hat eine wunderschöne Außenanlage. Nett war die Bank, die aus einem alten Gärbottich hergestellt worden war.

Wir waren mit einem anderen deutschen Paar bei der Tour. Unser Führerin war richtig nett, als sie einmal aufgetaut war. Strathisla ist eine recht kleine Destillerie, mit einem kleinen Maischbottich, der für 10 Gärbottiche die Maische liefert. Der Maischbottich ist besonders, er ist aus IMG_7721Stahl, hat aber am oberen Ende Außenwand noch auf der Hälfte ca. 20 Zentimeter ein feines Drahtgitter, aus dem es herausdampfte. Die Gärbottiche sind aus Holz. In zwei Wash Stills und zwei Spirit Stills wird destilliert.

Als Highlight waren wir auch in einem Lagerhaus. Um das IMG_7728 Risiko zu minimieren werden hier Fässer aller möglichen Destillerien gelagert, die dann irgendwann in den Blends verarbeitet werden. Chivas kauft die Fässer frisch abgefüllt zu und lagert sie dann selbst. Das verändert dann teilweise auch den Charakter gegenüber den bei den Destillerien selbst gelagerten Fässern. Wir haben Fässer von Glenlivet, Glen Grant, Aberlour und Strathisla selbst entdeckt.

Am Ende durften wir noch zwei Chivas Regal Blends testen und einen Strathisla Single Malt. Die Blends waren nicht so toll, der Strathisla Single Malt ist ok, aber nicht so besonders.

Nach der Führung haben wir versucht eine Kirche zu finden, die im Reiseführer als sehr sehenswert beschrieben wurde. Wir fanden drei Kirchen in der genannten Straße, aber alle waren verschlossen und hießen anders. Tja, so kann es auch gehen.

Dafür haben wir den Bahnhof der Strathspey Eisenbahn gesehen. Von hier verkehrt die Whiskyeisenbahn nach Dufftown, im September allerdings nur noch am Wochenende.

IMG_7747 Nett ist in Keith noch eine Brücke, die 1609 erbaut wurde und Auld Brig heißt. Wir sind einmal darüber gelaufen und wieder zurück.

Anschließend führte uns der Whisky in eine uns bekannte Region. Wir fuhren Richtung Dufftown, wo wir vor zwei Jahren schon einmal Quartier bezogen hatten. Damals hatten wir drei Destillerien nicht gesehen, dort wollten wir heute noch einmal einen Besuch wagen.

Auf dem Programm stand zuerst Glenfarclas. Glenfarclas ist die einzige noch vollständig in Familienbesitz befindliche und von der Familie betriebene Destillerie in Schottland.

Dort trafen wir wiederum auf Deutsche: Vier Motorradfahrer aus Rottweil und Karlsruhe. In dieser Gruppe machten wir uns dann zur IMG_7762 Tour auf. Nach den üblichen Erklärungen des Mälzens, das bei Glenfarclas wie bei den meisten Destillerien nicht mehr vor Ort gemacht wird, konnten wir die Malz-Mühle bei der Arbeit sehen und auch fotografieren. Überraschenderweise war die Malz-Mühle aus den 1970er Jahren. Die meisten Destillerien haben noch geradezu antike Mühlen, da diese bei entsprechender Wartung nahezu ewig funktionieren. Insgesamt wirkte die Destillerie sehr modern. So modern wie diese hatte bislang keine Destillerie auf uns gewirkt.

IMG_7766 Danach konnten wir den größten Maischbottich Schottlands mit ca. 10m Durchmesser betrachten, woraus aus einem Maischvorgang zwei komplette Gärbottiche gefüllt werden können. Der Maischbottich und die Gärbottiche sind alle aus Stahl. Auch hier und abschließend im Still House, in dem 6 Brennblasen in Betrieb sind, IMG_7779 durften wir frei fotografieren.

Leider durften wir nicht in ein Lagerhaus und auch das abschließende Tasting war eher uninspiriert. Wir durften nur den 10-Jährigen probieren, der wie alle Glenfarclas aus frischen Sherryfässern und mehrfach benutzten Bourbonfässern gemischt wird. Wir beide waren wie schon beim letzten Mal nicht sehr begeistert.

Danach brachen wir direkt zur Cardhu Destillerie auf. Diese ist im Besitz des Getränkekonzerns Diageo und deswegen durften dort leider keine Fotos gemacht werden. Die Tour begann mit einem Geruchstest. Wir durften drei verschiedenen Dinge riechen und mussten dann raten, worum es sich handelte. Nur beim Torf waren wir alle richtig.

Cardhu verwendet für seine Malts ca. 2 ppm Torf. Gemahlen wird das Malz mit einer Portheusmühle. Der Maischbottich ist hier auch aus Stahl. Bei den Gärbottichen sind acht aus Holz und werden auch gegen Holzbottiche ausgetauscht, weil Stahlbottiche am Stück geliefert werden und hierfür das Dach abgenommen werden müsste. Die Holzbottiche werden im Gebäude zusammengesetzt. Zwei weitere Gärbottiche in einem anderen Gebäude sind aus Stahl. Das zeigt, dass nach Meinung Cardhus das Material des Gärbottichs keine Auswirkung auf den späteren Geschmack des Whiskys hat. Bei den Stills wird jedoch nie eine ganze Brennblase ausgetauscht, weil sie hier Angst haben, das könnte den Geschmack ändern.

IMG_7808  Bei Cardhu gibt es drei Wash stills und drei spirit stills. Interessanterweise geht hier der Hals bei der spirit still sogar noch leicht nach oben, was wir so noch nicht gesehen haben. Im Lagerhaus durften wir in einen durch eine Scheibe abgetrennten Vorraum. Auch schade.

Auch hier endete die Tour mit einem Tasting. Wir bekamen einen 12-jährigen, den Special Cask Reserve Batch 1009 und einen Caol Isla 12 Jahre. Cardhu ist ok, muss aber nicht in unseren Schrank.

Abschließend machten wir noch einen Abstecher zu Cragganmore. Dort waren wir vor zwei Jahren schon einmal, leider gab es heute keine Führung mehr. Ralf durfte noch einen Whisky testen und entschied sich für einen 16-jährigen Mortlach aus der Flora and Fauna Series, der ganz lecker war. Bei Cragganmore hatten sie einiges umgebaut, z. B. einen alten Schuppen abgerissen, der während des harten Winters vor zwei Jahren unter der Schneelast zusammengebrochen war. Hier ist nun der Parkplatz. Der Shop hat auch großzugigere Räumlichkeiten erhalten.

Da wir heute in Summe drei Destillerien besucht hatten und Ralf jeweils Julias Drums mit trinken musste, wurde es unser persönlicher Destillerie-D-Day, der wieder mit einem Besuch beim Inder in Inverurie endete. Das Übernehmen der Drums von Julia fiel Ralf übrigens extrem schwer. ;-)

2 Antworten zu “D-Day”

  1. Dieter sagt:

    Mir ist nicht klar, weshalb Ihr in der Cardhu Destillerie einen Caol Isla zu probieren bekommen habt. Hängt das auch mit dem Besitzer Diageo zusammen, oder wird der Caol Isla von Cardu hersgestellt?

    Fast bekomme ich Mitleid mit Ralf, daß er sich auch noch der Drams von Julia annehmen muß und ich kann mir gut vorstellen, wie viel ‘Überzeugungsarbeit’ das Julia gekostet hat *lach*. Aber so langsam mache ich mir scon Sorgen um den Zustand von Ralfs Leberle….

    Weiterhin einen schönen Urlaub und macht auch mal Pause bei den Destilleriebesuchen!

  2. Julia sagt:

    So langsam kommen wir in Gebiete, wo wir auf weniger Destillerien treffen. Heute gab es z. B. keine, mal sehen ob wir morgen eine oder zwei von innen sehen, danach werden wohl nicht mehr viele besuchen.

    Coal Isla ist einfach ein ganz anderer Whisky als ihn Cardhu herstellt. Hier wollten sie nur einen anderen Whisky als Kontrast präsentieren. Diageo hat ja genug Auswahl. ;-)

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