Archiv für den Monat August 2011

Harte Arbeit

Montag, 22. August 2011

Montag, 22.08.2011 – Whiskyherstellung selbst gemacht bei Laphroaig

Da wir heute schon um 9 Uhr eine Tour bei Laphroaig gebucht hatten, hieß es aufstehen und um 7:45 Uhr frühstücken. Wir bekamen wieder ein leckeres Porridge von Margareth und starteten dann frisch gestärkt.

IMG_2838 Bei Laphroaig waren auch die anderen Tourteilnehmer schon angekommen, vier Holländer, zu welchen noch ein Engländer gehörte. Zuerst wurden alle aufgefordert, die bereit stehenden Gummistiefel anzuziehen. Nach einiger Wartezeit wurden wir alle in einen Kleinbus mit neun Sitzen verladen. Die Tour ist aufgrund der Plätze im Kleinbus auf acht Teilnehmer beschränkt, wir waren zu Siebt.

Nach einer kurzen Fahrt wanderten wir über eine Schafweide zur Quelle von Laphroaig. Da es in der Geschichte von Laphroaig Streit wegen der Wasserquelle mit Lagavulin gegeben hat, hat die Destillerie das Land mit der Quelle und darum herum komplett aufgekauft, sodass es hier keine Querelen mehr geben kann. Die drei Destillerien Laphroig, Lagavulin und Ardbeg liegen alle innerhalb einer Distanz von 5-6 Meilen, also sehr nahe beieinander.

Die Quelle liegt mitten in den Hügel hinter der Destillerie. Wenn man das Wasser anschaut ist es leicht bräunlich, schmecken tut es jedoch sehr gut. Das Wasser wird von einem kleinen Damm gestaut und IMG_2672 bietet so das ganze Jahr genügend Wasser für die Destillerie, so dass hier keine Ruhezeiten aufgrund Wassermangels notwendig sind.

Rhona, unser Guide, hatte in ihrem Rucksack für jeden ein Glas und einen 10jährigen Laphroig. In dieser Umgebung mochte ihn sogar Julia. Es hat Charme, wenn man einfach zur Quelle läuft und sich das Wasser zum Verdünnen des Whiskys direkt holen kann. So hat man das gleiche Wasser, das auch im Whisky verwendet wird.

IMG_2771 Wieder zurück im Kleinbus ging die Fahrt zum Torfstechen. Die Torffelder liegen entlang der Strecke von Port Ellen nach Bowmore. Hier sind wir auch schon mehrfach vorbeigekommen, allerdings war uns noch nie Vielzahl der schon genutzten Flächen aufgefallen. Witzig war, dass wir genau dort anhielten, wo Ralf jedes Mal die Torfhäufen angeschaut hatte.

Es wird nur ca. zwei Monate im Jahr Torf gestochen. Die Arbeiter IMG_2772 erhaltenen pro gestochenem Meter 50 Pence. Es heißt also schnell sein, sonst verdient man zu wenig. Der gestochene Torf wird dann zum Trocknen ausgelegt und später mit zwei Traktoren zum Sammelplatz gebracht, von wo er zur Destillerie gefahren wird. Dort gibt es große Lager, in welchen der Jahresbedarf untergebracht wird. Die Traktoren sind uralt und werden auch das ganze Jahr über auf dieser Fläche abgestellt. Kurz vor Beginn der Stechsaison werden sie repariert. Neuere Modelle können nicht verwendet werden, da diese vorne zu schwer wären und einsinken würden. Die Hinterräder haben eine spezielle Konstruktion, um nicht einzusinken.

IMG_2690 IMG_2691 Die Technik ist eigentlich ganz einfach. Zuerst wird die oberste Schicht abgestochen. Dies geschieht mit einer riesigen Schaufel, die man an der Schnittkante in die Erde treibt. Es werden IMG_2694 immer Rechtecke abgestochen und dann wird mit dieser obersten Schicht der vorhandene Graben abgedeckt, damit sich alles wieder verwachsen kann. Sonst würde mit der Zeit die Landschaft zerstört. An alten Torffeldern sieht man auch, dass es sich wieder gut verwächst.

Wenn die oberste Schicht abgetragen und versorgt ist, wird der eigentliche Bedarf an Torf gestochen. Hierfür gibt es ein spezielles Werkzeug, mit welchem schmale Streifen abgestochen werden. Diese werden dann getrocknet und irgendwann verfeuert. Jeder durfte einmal um sich seinen nächsten Dram zu verdienen. 

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Bei den Männer hatte das Torfstechen so einfach ausgesehen, aber als Julia selbst versuchte, ging es verdammt schwer. Das würde richtig schnell Muskelkater geben, wenn man mehr als ein oder zwei Torfstücke abstechen müsste. Als nächstes gab es einen 10jährigen in Fassstärke aus der dritten Auflage mit 55,3% Alkohol. Dieser schmeckte uns beiden von allen Laphroaig Whiskys am besten.

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Bei diesem Teil der Tour waren wir für die Gummistiefel echt dankbar, da man zwischendurch schon leicht einsank, wenn man nicht aufpasste, auch schnell mal ein bisschen mehr. Danach ging es zurück zur Destillerie.

Nach der Ankunft durften wir zuerst unsere Gummistiefel ablegen und wurden auch für diese Anstrengung belohnt: Es gab einen Laphroaig Quarter Cask. Dieser Whisky trägt keine Altersangabe, da er zu Teilen IMG_2777 aus sehr jungem Whisky besteht, der in einem besonderen Fass, dem Quarter Cask, gelagert wird. Dieses ist deutlich kleiner als alle anderen Fässer und fasst nur ca. 125 Liter. Es wird aus Fassdauben von alten Bourbon-Fässern zusammengesetzt und der Whisky reift darin aufgrund des stärkeren Kontakts mit dem Holz deutlich schneller.

IMG_2791 Dann brachen wir zu den Malzböden auf. Hier durften wir selbst einen kleineren Teil des Gerstenmalzes mit einer Art Rechen wenden. Wir mussten noch richtig Hand anlegen, tatsächlich gibt es hierfür aber auch eine Maschine, mit der das Wenden erleichert wird. Überraschenderweise wurden wir dafür nicht mit einem Dram belohnt…

IMG_2817Dafür konnten wir jedoch auf dem angrenzenden Darrboden, dem  sogenannten Kiln, spazieren gehen. Darin war ein starker Duft nach Torfrauch vorhanden.

Der andere Darrboden war sogar gerade in Benutzung und mit Torfrauch gefüllt. Hier durften wir auch kurz reinschauen, oder vielmehr reinriechen, da IMG_2826 aufgrund des Rauches das Sehen etwas eingeschränkt war. Der Duft von frischem Torfrauch ist durchaus angenehm, man sollte sich jedoch nicht lange ohne Atemschutz im Darrboden aufhalten. Das war das erste Mal, dass wir einen Kiln sehen durften, der gerade in Benutzung war. Bei Laphroaig wird von Montag bis Donnerstag gedarrt.

Auf dem Weg zum Ofen kamen wir an der einzigen Eisenbahn Islays vorbei, einem Waggon, mit dem der Torf von außen zu den Öfen gefahren wird. Die Länge der Eisenbahnstrecke ist nur ca. 20m.

Als nächstes mussten wir den Darrboden IMG_2831 noch weiter befeuern. Jeder von uns durfte in den großen Ofen unter dem Darrboden dazu ein Stück Torf einlegen.

Offiziell endet die Hunters Hike Tour an dieser Stelle. Auf Nachfrage durften wir noch eine Blick ins Lagerhaus werfen. Die Schritte zwischen Darren und Brennen werden bei einer extra Tour erläutert, die dann auch ins Lagerhaus führt. Diese haben wir uns für das nächste Mal aufgehoben, da wir den Vorgang schon bei vielen Touren beschrieben bekommen haben. Der Rest war wirklich etwas Besonderes und kann nur empfohlen werden.

IMG_2852Das Lagerhaus liegt wieder direkt am Meer und trägt die Nr. 1.  Interessanterweise war dieses bei weitem nicht voll. Hier werden die Fässer noch auf alt hergebrachte Weise eingelagert.

Abschließend ging die ganze Gruppe wieder in das Visitor Centre, wo sich jeder über IMG_2859 einen letzten Dram freuen durfte. Der letzte Dram war ein 18-Jähriger, den Ralf am zweitliebsten mochte. Wie bei jedem Dram zuvor, bot Rhona uns bereitwillig an, nachzuschenken. Whisky hatte es an diesem Morgen mehr als genug gegeben.

Nach einem kurzen Dank an Rhona fuhren wir zu Lagavulin, um uns für eine frühere Tour anzumelden. Das ging in Ordnung. Wie schonmal bemerkt, liegen Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg nur ca. 5km auseinander an der gleichen Straße.

Anschließend fuhren wir zu Ardbeg, um noch einmal im Old Kiln Cafe zu essen. Dort hatte es uns sehr gut gefallen und das Essen war sehr gut. Auch bei diesem Besuch wurden wir nicht enttäuscht.

Zurück bei Lagavulin outeten wir uns als Friends of the Classic Malts, bekamen einen Stempel in unsere Bücher und durften kostenlos an der Tour teilnehmen. Da Caol Ila nicht geöffnet ist, erhielten wir hier auch den Stempel für Caol Ila.

Leider ist das Fotografieren bei den zur Diageo-Gruppe gehörenden Destillerien im Inneren verboten. Fotos haben deshalb keine. Die Tour war trotzdem richtig gut, unser Guide gab sich Mühe und gestaltete die Tour sehr unterhaltsam. Mit 20 Teilnehmern war es schon eine größere Tour.

Lagavulin kauft das Malz zu und beginnt den Vorgang vor Ort mit dem Mahlen der Gerste. Danach unterscheidet sich der Vorgang nicht von den bislang beschriebenen. Witzig war, dass man hier wieder “Bier” testen durfte und in jeden wash back einen Blick werfen durfte. Tja, dass in einem soviel Bewegung ist, dass es direkt herausspritzt, wenn man den Deckel zur Seite schiebt, damit hatten wir nicht gerechnet, Ralf hatte dann halt einige Spritzer auf seinem T-Shirt.

Die Lagerung der Fässer erfolgt großteils auf dem schottischen Festland, da Diageo auf Islay keine Lagerkapazitäten mehr hat. Lagavulin lagert bei Caol Ila 3000 Fässer, in den eigenen Lagerhäusern 9000 und in den Lagerhäusern von Port Ellen 6000. Dies ist nicht viel für die Mengen an Rohwhisky, die bei Lagavulin prduziert werden, insbesondere da die Standardabfüllung schon mindestens 16 Jahre alt ist.

IMG_2919 Den Abschluss der Tour bildete auch hier ein Tasting. Julia entschied sich für die Lagavulin Destillers Edition, abgefüllt 2010, die ihr auch sehr gut schmeckte. Ralf nahm eine Limited Edition, was eigentlich ausgewählten Fässern der Destillers Edition in Fassstärke entspricht. Auch dieser war sehr gut.

Um  den Südteil der Insel endgültig abgeschlossen zu haben, liefen wir noch zu einer Ruine direkt an der Bucht von Lagavulin. Diese war jedoch wenig spektakulär und es gab auch keine weiteren Informationen, wozu die Ruine einmal gedient hatte.

Das Abendessen gab es heute im Bowmore Hotel. Es ist ein eigentümliches Restaurant. Die Einrichtung gehört ganz dringend renoviert, die Qualität des Essen ist dafür sehr gut. Es dauert nur alles sehr lange, was aber bei der riesigen Auswahl an Speisen nicht erstaunt. Würden hier die Küchenchefs vorbeikommen, hieße es zuerst einmal Karte zusammenstreichen. Es gab auch solch ausgefallenen Sachen wie Strauß, Känguru oder Krokodil. Wir blieben bodenständig, Ralf nahm Hirsch-Medaillons und Julia ganz britisch Spagetti mit Meeresfrüchten und Pommes. Die Portionen waren so riesig, dass wir beide irgendwann streikten. Obwohl die Whiskyauswahl gut war, entschieden wir uns für einen Tee auf unserem Zimmer, da es einfach zum Bleiben zu sehr zog.

Einmal quer über die Insel – von Süden nach Norden

Sonntag, 21. August 2011

Sonntag, 21.08.2011 – Viel Natur und nur ganz wenig Whisky

Beim Frühstück konnten wir wieder ein ganz tolles Beispiel für schottische Gastfreundschaft erleben. Bei Margareth gibt es zwei große Tische mit jeweils sechs Personen, um welche sich die Gäste verteilen. Mit uns waren in der letzten Nacht noch ein gebürtiger Schotte, der jetzt in Australien lebt und eine Familie, bei die mit dem Fahrrad unterwegs ist und die Großeltern mit dem Auto das Gepäck transportieren. Dies war eine Gruppe von neun Personen, ähnlich unserem Engelbesuch.

Bei uns saßen die Großeltern und ein Bruder der Oma am Tisch. Alle drei waren total aufgeschlossen und erzählten und fragten, versuchten uns Tipps zu geben, richtig nett. Die Familie wohnt in Ardrossan, wo wir ja unseren Tripp gestartet haben. Früher muss es an der Westküste Industrie gegeben haben, allerdings hat zum Beispiel IBM dort alles aufgelöst und sogar die Gebäude komplett abgerissen. Das sind schon eindeutige Signale. Für die Menschen dort es ist schwierig.

IMG_2385 Nach dem Frühstück fuhren wir ganz in den Süden auf eine Halbinsel, die sich die Oa nennt. Dort gibt es wieder schöne Sandstrände, die sich singing sands (singende Sande) nennen. Man hat von hier aus einen tollen Blick auf Port Ellen und die Lagerhäuser.

IMG_2378Ein Stück weiter kommt man zu einem Leuchtturm. Die Straße dorthin besteht aus sich aneinanderreihenden Schlaglöchern. Da wird auch der erste Gang schnell zum Fahrgang. ;-)

Der Carraigh Phada Leuchtturm steht vorgelagert am Eingang der Bucht von Port Ellen und den singing sands auf einem Felsen. Das Gebäude an sich ist nicht so schön. Ob er noch genutzt wird, wissen wir nicht.

Von hier durchquerten wir “the Oa” komplett. Es gibt hier, wie an vielen Stellen auf Islay, eine Moorlandschaft. Diese hat ihren eigenen Scharm. Weiterhin wird auf den Flächen, wo es möglich ist, Tierhaltung betrieben. Hier trafen wir wieder auf Hochlandrinder, mit ihrem einzigartig zotteligen Fell. 

IMG_2413 Wir gelangten zu einem Parkplatz im Naturschutzgebiet von “the Oa”, wo wir unser Auto abstellen mussten. Über einen Rundweg von ca. 2 Meilen gelangt man zum American Monument. Hier hat das amerikanische Rote Kreuz im ersten Weltkrieg ein Denkmal aufgebaut, als ein amerikanisches Schiff sank, nachdem es von einem deutschen Torpedo getroffen worden war. Dies ist das zweite große Schiffsunglück, das IMG_2426zur Geschichte der Insel gehört.

Vom American Monument hat man einen schönen Blick über die Küste Islays. Im Gegensatz zu vielen anderen Stellen der Insel ist die Küste hier steilabfallend, mit vielen Steinen auch im Meer. Man sieht auch die Küste Nordirlands, wenn es einigermaßen klar ist. Wir konnten sie sehen, aber recht unscharf.

IMG_2409 Der Weg zum American Monument war abenteuerlich, wir mussten durch zwei Weiden mit Hochlandrindern, die sich glücklicherweise nicht so richtig für uns interessierten. Bei einem Zweikampf hätten wir den kürzeren gezogen. Jedoch waren die Rinder nicht das einzige Hindernis. Der Weg wurde zwischendurch extrem matschig, weil er durch das Moor führte. Man musste bei jedem Schritt aufpassen, dass man seine Hosen und Schuhe nicht total versaute. Gummistiefel wären hier toll gewesen. Wir lästerten zwischen durch, wenn es immer wieder schöneIMG_2469 Schmatzgeräusche beim Laufen gab, dass der Boden Hunger hat, uns aber nicht bekommt. :-)
Da es auf Islay häufig regnet, sind schon einige Holzstege verlegt, allerdings reichen diese bei weitem nicht aus. Bei Regen in den Tagen zuvor ist der Weg nicht zu empfehlen.

Um keine Destillerie auszulassen, wollten wir uns heute die Bowmore Destillerie anschauen. Dies war die einzige Destillerie, bei der wir keine Tour gebucht hatten. Glück braucht der Mensch und wir konnten uns spontan für die nächste Tour anmelden.

Zuvor holten wir uns beim Chinesen noch etwas zu essen, das wir auf dem Marktplatz von Bowmore auf einer Bank verzehrten. Es schmeckte lecker, war vom Stil her doch etwas anders als chinesisches Essen in Deutschland. Besonders verwundert waren wir über die Frage, ob wir Reis oder Pommes als Beilage wollen. Die Engländer/Schotten sind schon krass, wenn sie dazu Pommes essen.

IMG_2480 Bowmore mälzt noch weniger als die Hälfte selbst, Darrböden haben sie drei mit jeweils einer Kapazität von 14 Tonnen. Der Whisky ist getorft, aber nicht so stark, an die genaue Zahl können wir uns nicht mehr erinnern. Eine  Besonderheit ist das Lagerhaus Nr. 1, das teilweise unter dem Meeresspiegel liegt und deshalb einen ganz eigenen Geschmack verleiht. Bei der Tour hatten wir den Schweizer und die beiden Radfahrer wieder getroffen.IMG_2552 Die Insel ist so klein, dass man sich doch immer wieder über den Weg läuft.

Über den Wash Backs hängt jeweils ein Schild mit einem der früheren Besitzer. Der aktuelle Besitzer hat kein Schild mehr bekommen, da es keine freie Wash Back in diesem Raum mehr gab.

Das Tasting war nicht so spektakulär, man bekommt einen Dram ausgeschenkt, alle weitern kosten zusätzlich und sind z. T. auch noch nicht ganz billig.

Wir hatten uns im Vorfeld gewundert, weshalb bei unserer Anfrage bei Bowmore die Antwort gekommen war, dass sie in dieser Zeit nicht produzieren, nun wissen wir auch warum. Bei Bowmore geht jeden Sommer das Wasser aus, so dass es jedes Jahr eine Ruhepause von 6-12 Wochen gibt, bis wieder genügend Wasser vorhanden ist. Da es in diesem Jahr relativ viel geregnet hat, war nur für 6 Wochen geschlossen. Letzten Donnerstag hatten sie wieder angefangen, am Montag sollte das erste Mal destilliert werden.

Die Destillerie hat ein Lagerhaus, die Nr. 3, gespendet um daraus ein Vergnügungscenter zu machen. Inzwischen gibt es darin ein Hallenbad und ein Fitnesscenter. Das Wasser im  Hallenbad wird durch die Abwärme aus der Destillerie beheizt. Das ist eine sinnvolle Verwendung für die Wärme. 

Von Bowmore fuhren wir zum Finlaggan Castle, das früher Hauptsitz des Lordship of the Isles war. Dem Lordship of the Isles stand ein IMG_2599 König vor, der aus dem Hause McDonald stammt und zu seinen Glanzzeiten die meisten Inseln Schottlands beinhaltete, Teile der Highlands und Irlands. Der Hauptsitz war auf Islay, da dies relativ zentral lag. Das Castle an sich war auf einer Insel in einem Binnensee, der sehr gut zu verteidigen war und nahe am Meer lag, so dass die Erreichbarkeit mit Schiffen gewährleistet war. Von damals ist nicht mehr viel übrig, die Mauern, die heute noch stehen, stammen vielfach von einer Farm, die auf dieser Insel im 16. Jahrhundert errichtet worden war. So beeindruckend fanden wir es nicht, aber ganz interessant.

Danach fuhren wir zurück, entschieden uns für ein frühes Abendessen und liefen wieder zum Lochside Hotel. Dieses Mal gab es für Ralf Hähnchenbrust und für Julia gebackenen Camembert, beides sehr lecker. Da wir noch so früh dran waren, kamen wir an einem Nachtisch nicht vorbei. Der Käsekuchen mit weißer Schokolade und das Panna Cotta mit Mango waren klasse.

Damit waren wir auch schon gut durch und packten noch alles für unsere Tour bei Laphroig zusammen und fielen ins Bett.

Sonne

Samstag, 20. August 2011

Samstag, 20.08.2011 – Inselerkundung im Südwesten von Islay

Beim Frühstück trafen wir unsere beiden Radler von der Fähre wieder und einen Schweizer, der auf Islay alle Destillerien besichtigen möchte und erst dann wieder abreist. Er ist mit seinem Smart von Basel hergefahren. Das Frühstück an sich war toll mit frisch geschnippeltem Obstsalat und Porridge.

Wir sind dann gemütlich zur Bruichladdich Destillerie gefahren, wo wir IMG_2192 unseren ersten Tour-Termin hatten. Mit etwas Verspätung ging es dann los. Eine große Gruppe mit ca. 20 Leuten fehlte noch. Wir waren heilfroh, dass sie nicht kamen, denn wenn zu unseren 13 Personen noch einmal so viele dazu gekommen wären, wäre das zu viel geworden.

Bruichladdich war viele Jahre geschlossen und produziert erst seit 2001 wieder. Der jetzige Besitzer war mit seinem Fahrrad auf Islay unterwegs und kam an den Gebäuden vorbei und verliebte sich in sie und beschloss die Destillerie wieder zu eröffnen. Das komplette Equipment war noch vorhanden, deshalb konnte er, nachdem die Bank seinen Kredit bewilligt hatte, loslegen. Bruichladdich beginnt den Prozess vor Ort mit dem Mahlen der Gerste, alles andere wird auf dem Festland erledigt. Sie verwenden zu Teilen Gerste, die auf Islay angepflanzt wird. Bei Bruichladdich sind Pläne vorhanden, die frühere IMG_2082 Port Charlotte Destillerie wieder aufzubauen und dort auch Whisky herzustellen, deshalb haben sie eine Brennblase, Ugly Betty, gekauft, die eine komplett ungewöhnliche Form hat. Man nennt diesen Typ von Brennblase auch Lomond Brennblase. Diese Brennblase ist derzeit im Destillationsgebäude von Bruichladdich untergebracht, wo sie einmal zum Destillieren von Gin verwendet wurde.

Bruichladdich destilliert normalerweise zweimal, hat jedoch auch schon mit drei und vier Destilliervorgängen experimentiert. Die Whiskys sind wenig getorft mit nur 3ppm, das Gegenteil hierzu ist der Octomore auch von Bruichladdich mit 131ppm bei Serie 1 und bei Serie 2 mit 167ppm extrem torfig. Der extrem hohe Torfgehalt IMG_2076 kommt jedoch nicht so stark zur Geltung wie bei Ardbegs Supernova. Insgesamt ist der Whisky leichter und kurz im Abgang.

Zum Probieren gab es dann zwei verschiedene 16-Jährige, die noch aus den Beständen des früheren Besitzers abgefüllt wurden. Der erste aus einem Bourbon Fass und der zweite nachgereift in einem Sherry Fass. Die Abfüllung aus dem Sherry Fass mochten wir lieber. Bei Bruichladdich ist es total faszinierend, wie viele verschiedene Abfüllungen auf den Markt kommen, hier verliert man sehr schnell den Überblick.

Von Bruichladdin fuhren wir zum Museum of Islay Life nach Port Charlotte. Dort sind viele Gegenstände aus der lokalen Geschichte ausgestellt. Es wird auch auf die beiden großen Schiffsunglücke im ersten Weltkrieg und die Stationierung der Wasserflugzeuge in derIMG_2108 Bucht von Loch Indaal im zweiten Weltkrieg eingegangen. Das Wasserflugzeugprojekt wurde wieder eingestellt, da die See auch in der Bucht noch zu unruhig war und zu viele Unglücke geschahen. Witzig waren die Pferdeschuhe, die um die Hufe geschnallt wurden, damit die Pferde keine Abrücke der Hufeisen hinterlassen.

IMG_2129 Unser Weg führte uns dann weiter Richtung Südwesten, einmal um das Südende herum nach Port Wymess. Port Wymess ist ein kleines Nest mit einer schönen Häuserfront am Meer gegenüber von der kleinen Insel Orsay, auf der ein Leuchtturm steht. Direkt an Küste führt ein kurzer Pfad entlang, der zum Erkunden der Natur um Port Wymess einlädt. Wir haben hier auch Robben gesehen, allerdings wollten sie sich nicht sonnen, sondern haben nur regelmäßig ihre Köpfe aus dem Wasser gestreckt.

Von Port Wymess ging es in das Nachbardorf Portnahaven. Auch dieses Dorf liegt direkt an einer kleinen Bucht. Es gibt viele weiße IMG_2145 Häuser und man fragt sich, warum man an diesem Ende der Insel “in the middle of nowhere” lebt.

Nach Portnahaven wurde die Straße am Westufer entlang richtig schlecht. Aus der Single Track Road wurde jetzt ein Feldweg mit Schlaglöchern. Hin und wieder sah man Stellen, wo gestochener Torf aufgehäuft war.

IMG_2159 Wir kamen nach einigen Meilen zur Bucht von Kilchiaran. Die Bucht ist ganz nett, jedoch haben wir uns einen Spaziergang nach unten gespart. Die Kirchenruine von Kilchiaran war uns kein Foto wert, auch wenn sie extra angeschrieben ist. Es war einfach nichts besonderes.

Nach Kilchirian ging es einmal quer über die Insel zurück nach PortIMG_2187  Charlotte. Unterwegs wurden wir einige Male von Schafen und Rindern, die uns die Straße versperrten, aufgehalten. Das ist auf Islay absolut üblich, man muss immer aufpassen, dass man nicht auf einmal auf eine Kuh, Schafe oder Moorhühner auffährt. Igel rennen hier auch oft über die Straße. Leider sieht man auch oft tote Tiere auf der Straße liegen.

Unser nächstes Ziel war wieder eine Destillerie, Kilchoman. Diese ist etwas ganz besonderes, weil sie die kleinste und jüngste  Destillerie auf Islay ist. Das erste Fass wurde am 14. Dezember 2005 abgefüllt. Die Destillerie ist so angelegt, wie früher viele Destillerien auf Islay standen, auf einem Bauernhof. Die Gerätschaften sind in einem Geräteschuppen untergebracht. Um sich die Dimensionen vorstellen zu können, die Menge des in einem Jahr destillierten Rohwhiskys von Kilchoman entspricht dem von Caol Ila in zwei Tagen destillierten Rohwhisky. Caol Ila werden wir leider nicht besichtigen, da hier derzeit renoviert wird und die Destillerie deshalb für ca. 6 Monate geschlossen ist.

Zuerst gab es noch einen kleinen Snack zu essen und dann ging es mit einer Gruppe von neun Personen zur Führung. Bei Kilchoman wird auchIMG_2200 alles selbst gemacht, da heißt wir begannen mit dem Mälzen. Hier ist die Fläche auf der gemälzt wird ungefähr so groß wie das Kiblesche oder Eisenhardtsche Wohnzimmer. Auf diese Fläche passen ca. 2 Tonnen Gerste. Gewendet wird diese alle sechs Stunden, damit nichts verklebt. Weiter ging es ins Destilliergebäude. Dort steht neben den beiden Brennblasen auch der Maischbottich. Im Raum nebenan stehen vier Gärbottiche aus rostfreiem Stahl. Witzig waren die Vögel, die in allen Räumen unterwegs waren. Sie sindIMG_2230 bestimmt auch nur wegen des Geruchs hier. ;-)

Die beiden Brennblasen sind richtig süß, solch kleine Brennblasen haben wir noch nie gesehen. Obwohl die Destillerie noch neu ist und auch die Gerätschaften neu beschafft wurden, wird im spirit safe noch von Hand zwischen dem Vor-, Mittel- und Nachlauf umgestellt. Dies wird in manchen Destillerien vollautomatisch gemacht.

Der nächste Abstecher führte ins das einzige Lagerhaus, das sich auf dem Gelände des Bauernhofs befindet. Die weiteren Fässer werden bei Bruichladdich und Laphroig gelagert. Die Führerin erzählte auch, dass sie sofort Unterstützung von den anderen Destillerien auf Islay angeboten bekommen hätten. Sie würden auch keine Konkurrenz darstellen, da sie einfach zu klein sind. Im Lagerhaus steht auch das erste Fass, das IMG_2231 abgefüllt wurde. Schottischer Whisky muss drei Jahre auf schottischem Boden gelagert sein, damit er sich Scotch Whisky nennen darf. Unsere Führerin erzählte auch, dass der letzte Tag, bevor sie ihr erstes Fass öffnen durften länger dauerte als die drei Jahre zuvor zusammen. Bei Kilchoman werden derzeit noch kleine Fässer zum Testen verwendet. In diesen erfolgt die Reifung des Whisky schneller als in den großen Fässern, deshalb eigenen sie sich für diese junge Destillerie zum Testen, was mit ihrem Whisky in den kommenden Monaten passieren wird.

IMG_2242Zum Testen gab es die bisher abgefüllten Whiskys. Uns war er zu scharf und man schmeckte die fehlende Reife. Gerne mal wieder zum Probieren, aber frühestens 2016, wenn er 10 Jahre alt ist.

Anschließend ging es weiter zum Friedhof und zur Ruine der Kirche von  Kilchoman. Die Ruine ist noch eine sehr junge Ruine, man sieht sogar noch die Dachbalken des eingestürzten Daches. Es ist auch eine sehr hässliche Ruine, die keinen Besuch wert ist. Ein auf dem Friedhof stehendes Kreuz ist jedoch sehenswert.

Einige Meter weiter, einmal quer über ein Weide, kam man zum Kriegerfriedhof, auf dem vor allem Soldaten von einem Schiffsunglück  1918 von der HMS Otranto beerdigt sind. Das Schiff wurde von einem anderen Schiff gerammt und war manövierunfähig bevor es sank. Ein Zerstörer lief IMG_2244aufgrund der SOS-Signale trotz der stürmischen See mehre Male aus und rette nach und nach alle bis auf 431 von über 1000 Personen. Von den 431 Personen, die dann auf sich gestellt waren, überlebten nur 16 Stück, die es schafften, an Land zu schwimmen. 75 Opfer sind auf diesem Friedhof beerdigt, davon 43 unidentifiziert. Auch der Kapitän und der Koch sind hier begraben.

Nach diesem traurigen Ausflug in die schottische Geschichte, machten wir an einem der ganz tollen Sandstände Pause. Die Machrie Bay ist eine IMG_2283 schöne Bucht mit ganz feinem Sand, gesäumt von Dünen. Nach einem kurzen Fußweg kommt man vom offiziellen Parkplatz auch schon ans Meer. Wir setzten uns an den Strand und naschten ein wenig, bevor wir vor Richtung Wasser gingen. Julia warnte Ralf noch das die Flut langsam wieder kommt und fotografierte das Wasser, bevor Ralf auf einmal losschrie und Julia dann auch nur noch lossprinten konnte, um nicht komplett nass zu werden. Ein Fuß blieb trocken, der andere war nass. Ungeschickt, wenn dann doch auf einmal eine Welle viel weiter kommt, als die vorherigen.

IMG_2328 Von diesem Erlebnis ließen wir uns nicht abschrecken und fuhren auch noch zur Saligo Bay. Diese ist durch mehr Felsen unterteilt und nicht so weitläufig wie die Machrie Bay, aber genauso sehenswert. Wenn es nur etwas wärmer wäre, dann wäre das perfekt zum Baden.

Damit beendeten wir uns Sight-Seeing-Programm für heute und fuhren zurück nach Bowmore, wo es im Lochside Hotel zum Abendessen heimische Jakobsmuscheln gab. Super lecker!

Heute hatten wir einen wunderschönen Tag mit viel Sonne, ein wenig Wind und keinem Regen! So schön kann Schottland auch sein!

Torf, Torf und noch mehr Torf

Freitag, 19. August 2011

Freitag, 19.08.2011 Campbeltown – Bowmore

In Campbeltown gab es heute schon um 7:30 Uhr Frühstück, nachdem wir alles auch schon ins Auto verladen hatten, damit wir auch sicher unsere Fähre nach Islay erwischen. Nach den schlechten Erfahrungen mit der Zeitschätzung von Google haben wir noch einmal einen zusätzlichen Puffer eingeplant. Glücklicherweise erwies sich die Straße am Westufer von Kintyre als viel besser ausgebaut. Die Straße führt landschaftlich schön zu weiten Teilen an der Küste entlang, vorbei an vielen schönen Sandstränden und Felsformationen.

IMG_1876 Wir kamen rechtzeitig am Fähranleger an, so dass wir noch einen Teil des Anlegemannövers der Fähre MV Finnlaggan sehen konnten. Dieses dauert sehr lange. Mit einer Kapazität von 550 Passagieren und 85 Autos, darunter auch richtige Sattelaufleger, ist das eine sehr große Fähre. Es ist auch das neueste Schiff, das CalMac in seiner Flotte hat, seit Mai diesen Jahres ist es erst im Dienst.

Die Crew der MV Finnlaggan war wieder sehr gut organisiert und das Verladen klappte einwandfrei. Auf diesem Schiff kann man leider nicht einmal komplett außen an der Reling entlang laufen, man muss IMG_1859 zwischendurch immer wieder ins Schiffsinnere, um dann an einer anderen Stelle wieder ins Freie zu kommen. Zum Ablegen sind wir noch draußen geblieben, dann wurde es uns aufgrund des Windes einfach zu kalt und wir haben uns ein zweites kleines Frühstück im Bordrestaurant gegönnt. Das Bordrestaurant ist ganz vorne am Bug angesiedelt, sodass man auch schön rausschauen kann. Da es ganz klar war, konnte man alle umliegenden Inseln und das Festland die komplette Zeit sehen. Da zurzeit der Fähranleger in Port Ellen umgebaut wird, fahren alle Fähren nach Port Askaig, was uns eigentlich recht egal ist. Schöner muss die Hafeneinfahrt in Port Ellen sein, aber wir fanden den Weg zwischen Jura und Islay auch schön.

Auf der Fähre haben wir einen Professor von der FH Erfurt getroffen, der sich eine Destillerie anschauen und ein bisschen golfen will. Dafür wäre uns die Überfahrt nach Islay zu teuer. Nach einer Nacht wollte er auch bereits wieder übersetzen. Wir haben auch zwei Jungs getroffen, über die Julia noch gesagt hatte, dass es ihr in den kurzen Hosen viel zu kalt sei. Einer davon sprach uns nachher auf deutsch an. Er und sein Freund sind Schotten und kommen aus Fife. Es ist selten, dass man einen Schotten trifft, der deutsch kann, bei ihm ist es wohl berufsbedingt. Sein Freund war dann ganz dankbar, als wir wieder englisch gesprochen haben, da er dann mitreden konnte. Ganz am Ende stellten wir fest, dass wir uns im gleichen B&B in Bowmore eingemietet hatten.

Von der Fähre kamen wir dann schnell herunter, da zuerst die LKWs ausgeladen wurden und dann auch schon wir. Die Fähre war bei weitem nicht ausgebucht. Lustig war es dann im Rückspiegel die Fahrzeugkolonne zu beobachten, die sich alle auf der selben Straße hintereinander herschlängelte. Die Einheimischen hatten gleich zu Anfang überholt und waren dann weg, der Rest verteilte sich dann langsam ab Brigdend.

Wir fuhren einmal durch Bowmore und dann weiter nach Port Ellen. Die Straße zwischen Bowmore und Port Ellen liegt nach einem kurzen Stück am Anfang und am Ende in einem Moor und geht immer nur schnurgeradeaus. Mit einem Bandscheibenvorfall sollte man diese nicht fahren, da sie total uneben und wellig ist. Bei großen Bodenwellen stehen rechts und links an der Straße zwei weiße Betonpfeiler. Bei Brücken verengt sich die Straße auf eine Spur, zwei Spuren waren auf Brücken vermutlich zu teuer. Dennoch kann man hier zügig vorankommen, wenn man keinen zu empfindlichen Magen hat.

Direkt am Ortseingang ist Port Ellen Maltings. Dieser Betrieb mälzt fast die gesamte Gerste für die Whiskyproduktion auf Islay, natürlich immer nach den Vorgaben der Destillieren. Soweit wir wissen gehört der Betrieb zur Diageo-Gruppe.

IMG_1972 Port Ellen ist eine ganz nette kleine Stadt, die sich schön um eine sandige Bucht windet. Hinter Port Ellen beginnt die Destillerietour. Sie beginnt mit Laphroig vorne, es folgt Lagavullin und endet mit Ardbeg. Bei Ardbeg hatten wir uns für eine Full Range Tasting Tour angemeldet, das bedeutet, dass wir am Ende der Tour fast alle von Ardbeg produzierten Whiskys probieren durften.

Da wir sehr früh ankamen, aßen wir im Old Kiln Cafe noch eineIMG_1886  Kleinigkeit. Das Cafe ist empfehlenswert, das Essen war lecker und die Einrichtung ist toll. Man sitzt im früheren Darrgebäude. Da Ardbeg weder mälzt noch selbst Gerste darrt, wurden diese Gebäude in ein modernes und gemütliches Besucherzentrum umgebaut.

Unsere Tour war mit 11 Teilnehmern ausgebucht. Kein einziger Teilnehmer war Schotte, wir zwei Deutschen, vermutlich zwei Schweden, zwei Norweger und evtl. vier Dänen. Von den 11 Teilnehmern waren es immerhin mit Julia drei Frauen. Woran das wohl liegen mag?

Unser Tourguide hatte schon mitbekommen, dass wir alle keine Muttersprachler waren und sprach betont langsam und deutlich. Manchmal war es schon fast zu krass, aber gut verständlich war sie allemal. Sie begann mit der Geschichte der Destillerie. Interessant warIMG_1954 ein Produktionsstopp 1981 bis 1989 und noch einmal 1995. Nach der zweiten Ruhepause wurde die Destillerie von Glenmorangie aufgekauft für 7 Mio Pfund. 5,5 Mio waren der Gegenwert für die vorhandenen Fässer, 1,5 Mio für die Gebäude, das Equipment und das Gelände. Dies zeigt, welche Werte an altem Whisky noch in den Lagerhäusern lag. Glenmorangie nahm viele Renovierungen vor und lagerte auch das Mälzen und Darren aus. Glenmorangie wurde selbst weiterverkauft und gehört nun mit Ardbeg zum Konzern LVMH (Louis Vuitton, Moet, Hennessy), der wohl ein sehr gutes Marketing betreibt. 

IMG_1916 Der erste Schritt, den Ardbeg selbst vornimmt, ist das Mahlen des  Getreides, anschließend folgen die üblichen Schritte. Es gab die Möglichkeit in alle Washbacks zu schauen, die z. T. sehr unterschiedlich weit gediehen waren. Ralf durfte aus einem Washback eine Art Bier probieren. Die Spirit Still (2. IMG_1935Brennblase) enthält eine “purifier”. Dies ist ein Rohr, das vom oberen Ende der Brennblase die unreinen Bestandteile des Destillations wieder in die Brennblase zurückleitet. Wir durften auch einen Blick zur Fassabfüllung werfen, jedoch leider nicht in ein Lagerhaus.

Anschließend ging es zum großen Tasting. Es begann mit Blasda, ein niedrig getrofter Whisky mit nur 24ppm Phenolgehalt (also Rauch). Er ist recht jung, im Mittel acht Jahre und schmeckt scharf und schwach im Abgang. Den 10-jährigen IMG_1950 ließen wir aus, da wir den im Schrank stehen haben. Anschließend folgte ein Uigeadail, eine Mischung aus Bourbon- und Sherryfass mit 55ppm. Er ist süßlich und rund. Danach folgte der Corryvreckan mit 55ppm aber nicht süßlich. Ein Teil ist hier in komplett neuen Fässern aus französischer Eiche gereift, die vorher für nichts anderes verwendet wurden. Der Whisky hat dementsprechend auch den Holzgeschmack angenommen und war nicht so unser Fall. Der letzte Whisky war ein Supernova, der ein Spezialabfüllung und ausverkauft ist. Er hat über 100ppm und ist dann doch zu krass.

IMG_1985Nach diesem Tasting konnte sich Julia immer noch nicht für die Ardbeg Whiskys begeistern, die sind ihr dann doch zu heftig. Aus diesem  Grund durfte sie dann auch weiterfahren. Es ging zum Kildalton Kreuz und der Kirchenruine. Hier war die dorthin führende Straße schon ein Erlebnis. Z. T. konnte man in den Schlaglöchern schon schwimmen gehen. Auch die Übersichtlichkeit der Single Track Road ließ an machen Stellen zu wünschen übrig. Das Kreuz und die Ruine sind nett gelegen und man fragt sich, warum man in dieser abgelegenen Gegend überhaupt auf die Idee kommt, eine Kirche zu bauen.

Bei Laphroaig machten wir einen Abstecher, um Ralfs Miete für seine Parzelle Land abzuholen. Beim Kauf einer Flasche Laphroig erhält man die Möglichkeit ein Freund von Laphroig zu werden. Ralf hatte sich im Internet registriert und seine Parzelle Land zugewiesen bekommen. IMG_2024IMG_2014 

 

 

 

 

 

 

 

Man kann sich dann einmal jährlich bei Laphroig die Miete abholen, allerdings muss man dazu persönlich erscheinen. Die Miete erhält man in Form einer Miniatur. Julia entschied sich vor Ort auch eine Freundin von Laphroig zu werden und erhielt auch gleich die Pacht, die Nummer der Parzelle wird jedoch per Mail zugeschickt. So konnte nur Ralf losziehen und seine Parzelle mit einer Deutschlandflagge kennzeichnen. Das Gelände ist jedoch sehr matschig, weshalb wir dann doch nicht die vollen 454 Fuß nach links in den Matsch gelaufen sind, sondern nur so 40. Mal sehen, wie am Montag die große Tour bei Laphroig wird.

IMG_2040 In Port Ellen sind wir noch ein wenig an der Promenade entlang flaniert, bis wir uns ein frühes Abendessen beim Inder gegönnt haben. Das Essen war toll, das Ambiente gewöhnungsbedürftig. Man sollte deshalb nicht von der Einrichtung auf die Küche schließen. Wir würden wieder hingehen.

Dann fuhren wir zu unserem B&B nach Bowmore, wo wir zuerst daranIMG_2046 vorbeifuhren, weil wir das kleine Schild für Lambeth Guest House  übersahen. Margaret führte uns auf unser Zimmer und wir waren glücklich. Die Zimmer sind wunderschön und frisch renoviert. Wir haben im Prinzip zwei Einzelbetten, die bis auf einen Spalt zusammengeschoben wurden und vor allem zwei Decken!!!

So werden wir es die nächsten fünf Nächte aushalten!

Kintyre – Wie falsch die Zeitplanung eines Routenplaners sein kann!

Donnerstag, 18. August 2011

Donnerstag, 18.08.2011: Lochranza – Campbeltown

IMG_1661 Nach einem gemütlichen Frühstück starteten wir in Lochranza Richtung Fähre. Dort waren wir die ersten, konnten aber nach kurzer Zeit schon die Fähre ausmachen, die von Cloanaig kam. Die Crew dieser Fähre war absolut unorganisiert und es war nicht ganz einfach zu verstehen, wohin wir das Auto abstellen sollten. Die Fähre war auch viel kleiner als nach Ardrossan.

In Cloanaig bestand der Fähranleger nur aus ganz wenigen Häusern, eigentlich nicht nachvollziehbar, warum hier überhaupt eine Fähre gebaut wurde.

IMG_1715 Zuerst sind noch ein Stück weiter nach Norden gefahren zum Skipness Castle. Das ist eine gut erhaltene Ruine, die noch einen intakten Turm hat. Ein Stück weiter ist eine kleine Kirchenruine mit einem Friedhof rundherum.

Wir wollten dann von Skipness nach Campbeltown fahren. Google Maps schätzte für 30 Meilen 54 Minuten, reine Fahrtzeit waren es dann allerdings eher 90 Minuten. Knapp daneben! Wenn man auf die Schätzung angewiesen ist, hat man ein großes Problem. Wir hatten schon großzügige Reserven eingeplant, so dass es uns nichts ausmachte. Vermutlich rechnet Google auch auf einer Single Track Road mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit, was absolut utopisch ist.

Bei der Saddle Abbey hielten wir an und schauten uns die wenigen Überreste an. Hier sind vor allem noch einige Grabplatten ausgestellt, viel mehr als ein paar Mauerreste sind von der Abbey nicht mehr IMG_1738 vorhanden. Interessanterweise schreiben die Schotten auf ihre Grabsteine keine Geburtsdaten, nur das Todesdatum und das Alter. Traurig war ein Grabstein, dem zu entnehmen war, dass ein Schäfer und seine Frau fünf Kinder beerdigen mussten.

Kurz nach Saddle wurde aus der Single Track Road dann eine zweispurige Straße, die allerdings z. T. dann auch wieder einspurig wurde. Es ist oft einfacher eine Single Track Road zu fahren als auf einer schmalen zweispurigen Straße, auf der die Einheimischen vorbeiheizen.

In Campbeltown mussten wir ein wenig suchen, um unser B&B zu finden. Leider konnten wir unser Zimmer nicht beziehen, da keiner unserer Hosts zu Hause war. Wir sind dann gemütlich in die Stadt gelaufen und haben das Heritage Museum besichtigt, in welchem wir erfahren haben, dass über das Wochenende ein Musikfestival in der Stadt stattfindet.

Aus diesem Grund waren auch viele Gegenstände weggeräumt, da auch in dieser ehemaligen Kirche ein Konzert stattfinden sollte. Die beiden Damen waren total engagiert und erzählten uns vieles. Zu sehen sind hier lokale Gegenstände und viele Informationen aus der Geschichte Campbeltowns. Besonders beeindrucken war eine Fotografie aus den 1880 Jahren: Die komplette Hafenmauer war mit Fässern zugestellt.

Anschließend liefen wir zum Cadenheads Whisky Shop, wo wir unsere Tickets für die Tour die Tour bei Springbank und Glengyle abholten. Von dort liefen wir zur Springbank Destillerie. Wir waren die einzigen, die für diese Tour gebucht waren und bekamen zufälligerweise einen etwas ungewöhnlichen Führer: Peter.  Peter ist eigentlich der zuständige Manager für die Produktionsplanung, aber da kein anderer Führer vorhanden war, übernahm er die Tour. Es ging los auf dem Mälzboden. Springbank ist unseres Wissen die einzige Destillerie, dieIMG_1774 noch den gesamten Whiskyherstellungsprozess selbst vornimmt. Das Wichtige am Mälzen ist die Gerste so zu mälzen, dass die Körnchen nicht verkleben und trotzdem entsprechen austreiben. Jedoch muss der Prozess rechtzeitig beim Darren gestoppt werden, so dass noch keine neuen Pflänzchen wachsen. Das Mälzen dauert ca. 5-6 Tage, dabei wird die Gerste alle 8 Stunden gewendet. Einmal wenden dauert ungefähr eine Stunde.

Für Springbank, Kilkerran, Longrow und Hazelburn Whisky wird das Mälzen und Darren bei Springbank vorgenommen. Longrow und Hazelburn sind zwei weitere Marken, die bei Springbank produziert werden, Kilkerran wird in der benachbarten Glengyle Destillerie produziert.

Nach dem Mälzen wird der Keimvorgang der Gerste durch das Darren gestoppt. Der Gerstenmalz wird also mittels heißer Luft oder Rauch so erhitzt, dass die Keimung aufhört und gleichzeitig das Malz wieder IMG_1791 trocken ist, damit er gelagert werden kann. Der Ofen, um den Darrboden zu heizen, wird für die unterschiedlichen Whisky-Sorten unterschiedlich lange mit Torf befeuert oder nur mit heißer Luft durchzogen. Für Hazelburn wird überhaupt kein Torf verwendet, sondern das Malz 36 Stunden lang mit heißer Luft getrocknet. Für Kilkerran und Springbank Whisky wird das Malz 6 Stunden über Torfrauch und 30 Stunden über heißer Luft getrocknet und für Longrow wird das Malz 40 Stunden über Torfrauch getrocknet. Dadurch ergibt sich ein Phenol- (Rauch-) Gehalt von 8ppm (parts per million, also Teilchen pro Million Teilchen) für Springbank und Kilkerran und 50ppm für Longrow.

IMG_1800Danach geht der Prozess für alle Whiskys zunächst gleich weiter: Das  Malz wird grob gemahlen und danach wird aus dem Schrot mittels heißem Wasser der Zucker gelöst. Diese süße Flüssigkeit (wort oder Würze)IMG_1801 wird dann mit Hefe vergoren. Dabei entsteht der sogenannte wash oder auch einfach Bier. Interessant bei Springbank ist, dass die Würze bei nur 15°C vergoren wird, wodurch der Gärvorgang sehr lange dauert, nämlich bis zu 110 Stunden. Außerdem entstehen bei der Gärung nur 4,5% Alkohol. Bei anderen Destillerien werden schon in der Gärung bis zu 10% Alkohol erreicht. Dies ist jedoch bei Springbank so erwünscht, um den gleichen Charakter zu erhalten.

Schließlich wird das entstandene Bier destilliert. Hier unterscheiden sich wiederum die drei Whiskysorten: Longrow wird klassisch doppelt destilliert: Zuerst wird das Bier einmal destilliert und das IMG_1808 Zwischenergebnis (die sogenannten low wines) wird nochmals destilliert. Von dieser Destillation wird der Mittelteil (also nicht der Vor- und Nachlauf) in Fässer abgefüllt.

Hazelburn wird, wie früher in den Lowlands gängig und auch heute noch in Irland üblich, dreifach destilliert. Hierbei wird einfach der entstandene Brand nochmals destilliert und erst dann abgefüllt.IMG_1813

Springbank wird 2,5fach destilliert: Bei der zweiten Destillation wird nicht nur der stark alkoholhaltige Teil der ersten Destillation verwendet, sondern es wird nochmals schwach alkoholisches Bier beigemischt. Das Ergebnis daraus wird dann nochmals destilliert und danach abgefüllt.IMG_1751

Danach durften wir noch die Abfüllstation und ein Lagerhaus sehen. Außerdem füllt Springbank als eine von sehr wenigen Destillerien in Schottland noch selbst in Flaschen ab. Auch dies durften wir ansehen. Hier waren wir erstaunt, wie viel Handarbeit hier noch gemacht IMG_1818 wird.

Die Springbank Destillerie läuft nicht das ganze Jahr ununterbrochen auf Hochtouren, vielmehr werden im Jahr pro Sorte nur jeweils zwei Monate für die  Produktion aufgewendet. Die restliche Zeit wird gemälzt und gedarrt. Während dieser Zeit wird dann aber nicht destilliert, obwohl dies technisch möglich wäre. Laut Aussage von Peter ist die Nachfrage nicht so groß und mit dieser Arbeitsteilung kann man die Destillerie mit weniger Mitarbeitern betreiben.

Peter war es auch sehr wichtig, dass bei Springbank alles noch sehr traditionell abläuft. Es werden hier kaum Experimente gemacht, selbst die Sorte Gerste ist schon sehr lange die gleiche, obwohl es mittlerweile ertragreichere Sorten geben würde.

Wir erfragten auch, wie Cadenheads und Springbank zusammenhängen. Die Antwort ist ganz einfach, Cadenheads wurde von Springbank aufgekauft, weil diese die Möglichkeit zum selbständigen Abfüllen haben wollten. Nun wird in der Abfüllanlage auf dem Destilleriegelände für Cadenheads mit abgefüllt. Cadenheads ist als unabhängiger Abfüller bekannt. Naja, so ganz unabhängig sind sie nicht. ;-)

Die Glengyle Destillerie liegt an der selben Straße wie Springbank. Auf dem Weg dahin machte uns Peter darauf aufmerksam, dass es in dieser Straße einmal fünf Destillerien gegeben hatte. Von einigen sieht man heute noch Wände, z. T. stehen sogar noch die Lagerhäuser, häufig ohne Dach.

IMG_1822 Die Glengyle Destillerie gab es vor langer Zeit schon einmal, wurde dann aber für viele Jahre geschlossen. Als das Gelände zum Verkauf stand, kaufte Springbank es auf. Genauso wie alle anderen Grundstücke, die an das Destilleriegelände angrenzen. Im Schottischen muss es ein Sprichwort geben, dass sinngemäß bedeutet, dass man die Möglichkeiten nutzen sollte, wenn man an sein Grundstück angrenzendes Land aufkaufen kann, da man nicht weiß, wann sich die Möglichkeit wieder bietet.

IMG_1843Der Eigentümer beauftragte dann Peter die noch vorhandenen Gebäude wieder als funktionsfähige Destillerie auszustatten. Peter kaufte von verschiedenen Destillerien gebrauchte Geräte und teilweise neue Bestandteile. Die Brennblasen wurden beispielsweise gebraucht gekauft, jedoch so umgeformt, dass die Form das Ergebnis bei der Destillation liefern konnte, das erwünscht war. Es heißt immer, dass die Form der Brennblase zum Geschmack des Whiskys beiträgt.

Da der Name Glengyle bei Whisky bereits geschützt war, wurde der IMG_1829 Whisky Kilkerran genannt. Dieser wird derzeit nur zwei Monate im Jahr (November und Dezember) produziert. Diese kurze Zeit reicht prognostiziert aus, um den Bedarf in ca. 10 Jahren zu decken. Da die Destillerie erst seit einigen Jahren wieder produziert gibt es noch keinen 10-jährigen Whisky, sondern nur Sonderabfüllungen, die sich “Work in Progress” nennen.

Nach dem Besuch bei Glenglye verabschiedete sich Peter von uns und ging zurück an seinen Schreibtisch, er musste noch arbeiten. Wir schauten bei Cadenheads vorbei, wo wir uns noch jeder einen der vier Whiskys zum Probieren aussuchen durften. Wir wählten einen 10jährigen Hazelburn und einen 10jährigen Springbank. Der Hazelburn war erstaunlich scharf und schmeckte erst verdünnt. Dieser wird, obwohl er keinen Torf enthält, nicht in unserer Hausbar landen. Dafür war der Springbank toll, auch für Julia, die normalerweise nicht auf die torfigen Whiskys steht. Enttäuscht waren wir, weil wir nach so einer Tour nicht alle vier probieren durften, das hätten wir erwartet.

Als wir zurück beim Westbank House waren, waren die beiden Eigentümerinnen auch da. Beide sind super lieb und total hilfsbereit. Wir fragten, wo wir gut zu Abend essen könnten und sie empfahlen uns das Ardshiel Hotel, mit einer super Whiskyauswahl. Als wir das annahmen, reservierten sie uns gleich noch einen Tisch. Das Zimmer war schön groß, mit einem Doppelbett und einem zweiten Einzelbett. Das Bad ist später eingebaut worden, was man deutlich sieht, aber nicht schlimm ist. Hier kam die Vorliebe der Schotten für Teppichböden wieder ganz deutlich zum Vorschein: Sogar im Bad gab es Teppichboden.

Das Abendessen gab es im Ardshiel Hotel. Dorthin liefen wir ganz gemütlich. Insgesamt ist die Innenstadt von Campbeltown sehr übersichtlich. Man kennt sich sehr schnell gut aus. Als besonders sehenswert würden wir die Stadt nicht bewerten. Man merkt, dass die Glanzzeiten vorbei sind. Heute hat die Stadt noch 6000 Einwohner, so viele wie sie 1880 schon einmal hatte. Schaut man sich jedoch die Halbinsel Kintyre an, ist Campbeltown ein wichtiges Zentrum.

IMG_1858Im Wintergarten des Ardshiel Hotel gab es unser Abendessen, anschließend zogen wir um an die Whisky Bar. Dort ließen wir uns wir die Karte geben und fanden sogar ein Whisky, von dem das Glas 130  Pfund kostet. Derzeit sind dort ca. 700 verschiedene Flaschen im Angebot. Aktuell  wird dort etwas umgebaut, wenn der Umbau fertig ist, sollen es 1000 Flaschen werden. Das Ardshiel Hotel war im letzten Jahr die beste Whisky Bar ganz IMG_1853Schottlands. Das wird in Campbeltown immer wieder erwähnt, darauf ist man stolz.

Für uns gab es lokale Whiskys, einen Springbank Madeira Finish, einen Springbank Marsala Finish und einen Longrow Shiraz Finish. Ralf mochte alle drei, Julia eigentlich nur den Madeira.

Danach reicht es für den heutigen Abend und wir gingen zurück in unser B&B, wo wir uns für die Nacht fertig machten.

Dann kam es zur ernsten Ehekrise, Ralf schlief im Einzelbett. Naja, ganz so schlimm war es dann doch nicht, Ralf schlief fiel mehr im Einzelbett, weil das Doppelbett so schmal war, dass wir keine Chance gehabt hätten, ohne blaue Flecken die Nacht zu überstehen.

Arran - Inselrundfahrt

Mittwoch, 17. August 2011

Mittwoch, 17.08.2011

Beim Frühstück trafen wir Paulina wieder, mit der wir uns lange unterhielten. Paulina stammt eigentlich aus Polen, hat dann in Deutschland für ein Jahr studiert und ist seit vier Jahren in Schottland. Hier ist sie der Liebe wegen hängen geblieben. Bei der Arran Destillerie hat sie am 01.08. angefangen zu arbeiten, wird nun eingelernt und soll künftig im Verkauf unter anderem den deutschen Markt bearbeiten. Wir werden ihre Ergebnisse direkt verfolgen können. Paulina erzählte auch, dass die Whiskybranche eine sehr kleine ist und eigentlich Jeder Jeden kennt. Es ist schwierig neue und vor allem erfahrene Mitarbeiter zu bekommen, da alle einen Job haben. Aus diesem Grund ist sie auch dort angestellt worden, weil sie jung ist, mehrere Sprachen spricht und ihr Chef das Potenzial in ihr gesehen hat, dass sie die Anforderungen nach einer gründlichen Einarbeitungszeit erfüllen kann.

Nach dem Frühstück fuhren mit einigen Tipps von Jean los. Arran ist eine Insel, um die eine Straße außen herumführt. In der Mitte der Insel  quert eine Straße die Insel in Ost-West-Richtung und im Süden eine weitere. Die Westseite von Arran ist viel schlechter erschlossen als die Ostseite. Die Straßen im Westen sind z. T. eng und häufig unübersichtlich. Das Highlight war an einer besonders Steilen und kurvigen Stelle, als uns ein Tanklaster entgegenkam. Eigentlich hätte er Vorfahrt gehabt, blieb dann aber an einer Stelle stehen, an der wir haarscharf an ihm vorbeipassten. Den Berg hätten wir nicht mehr rückwärts hochgewollt. Krass ist teilweise der Fahrstil der Einheimischen, uns war regelmäßig unwohl, wenn uns ein Einheimischer entgegen kam, da diese schnell fuhren und auch bei Gegenverkehr nicht abbremsten.

IMG_1663Arran ist im Norden bergig, man kommt sich, sobald man einige Meter von der Küste weg ist, wie im Hochgebirge vor. Auch wenn man die Insel von weiter weg sieht, erkennt man gut, dass es extrem bergig ist. Viele Gipfel sehen wie Vulkankegel aus, ob alle auch tatsächlich von einem Vulkan stammen, wissen wir nicht, grundsätzlich hat es auf Arran Vulkanismus gegeben.

Im Süden wird Arran flacher, wobei dies täuscht. Julia hofft, dass die Lowlands noch einmal deutlich flacher sind, als der Süden Arrans. Auch gilt, dass es schnell nach oben geht, sobald man ein Stück vom Meer (es reichen oft 20 bis 50 Meter Luftlinie) auf das Inselinnere kommt.

Für einen Tag Arran hatten wir viele Möglichkeiten, diesen zu gestalten. Als Wanderung hatten wir morgens die Wahl zwischen den Kings Caves (Höhlen direkt an der Küste) oder uralten Steinkreisen. Da die Wanderung zu den Steinkreisen im Machrie Moor nur ca. 1,5 Stunden anstatt mind. 2,5 Stunden zu den Kings Caves dauerte und das Wetter etwas unsicher war, entschieden wir uns für die kürzere Tour.

IMG_1509 Also machen wir unseren ersten Stopp am Machrie Moor, bei den uralten Steinkreisen. Diese sind sogar älter als Stonehenge! Die Forscher gehen davon aus, dass diese zwischen 5700 und 5000 vor Christus errichtet wurden. Es war faszinierend zu rätseln, wie es damals schon möglich war, solch große Steine aufzustellen und das in einer Form, dass sie heute immer noch stehen. Klar fehlen einige Steine zu einem vollen Steinkreis, aber man kann es sich  nach wie vor gut vorstellen. Nicht klar ist uns, IMG_1485 warum man zu dieser Zeit auf einer Insel wie Arran gesiedelt hat, die zu großen Teilen aus Bergen und unwegsamen Gelände bestand. Ackerbau ist hier nur schwer möglich. Dafür gibt es Schafe in rauen Massen.

Als wir auf dem kleinen Parkplatz am Machrie Moor ankamen waren wir das zweite parkende Auto. Auf dem Rückweg zum Auto fingen wir an, uns Sorgen zu machen, ob wir überhaupt noch wegkommen würden, da uns solche Menschenmassen entgegenkamen. Wir hatten Glück und niemand hatte uns zugeparkt, aber der Parkplatz war voll.

Morgens hatten wir unsere Vermieterin Jean gefragt, ob es auf der Insel einen Geldautomaten und einen Supermarkt gibt. Ihre Antwort lautete, nur in Brodick und Lamlash. Das ist schon krass, wenn man für einen größeren Einkauf immer nach Brodick muss. Als wir dann einmal fast um die ganze Insel herumgefahren waren, verstanden wir auch weshalb: Die Ansiedlungen waren so klein, dass es sich nicht lohnte. Oft bestanden die Ortschaften aus 5-10 Häusern. Die größte Ortschaft auf der Südseite, Blackwaterfoot, bestand aus ca. 30 Häusern und einem recht großen Hotel.

Wir hatten in unseren Reiseführern und auch sonst schon viel von den auf Arran produzierten Lebensmitteln gelesen. Sogar auf der Fähre nach Arran hatte man Käse, Haferkekse und Whisky probieren können. Um uns selbst auch ein Bild machen zu können, hielten wir bei der Torylinn Creamery an. Dies ist eine Käserei, die sich auf Hartkäse spezialisiert hat. Es ist wohl nicht möglich in einer Käserei Hart- und Weichkäse herzustellen. Viel zu sehen gab es nicht, wir entschieden uns dennoch ein Stück Käse, Haferkekse und Joghurt mitzunehmen.

Unser Weg führte uns weiter nach Kildonan, wo wir hofften, Seehunde zu sehen. Leider saßen sie nicht auf den Felsen, so dass wir Pech hatten. Dafür gab es dann bei einem kräftigen Regenschauer ein leckeres Picknick im Auto. Richtig toll war der Joghurt, mit Sicherheit nicht Diät-tauglich, aber cremig.

IMG_1549 Vor Kildonan hatten wir einen schönen Blick auf den Phadda Leuchtturm und einen Bergkegel, der wie der Zuckerhut spitz aus dem Meer aufragt.

Von Kildonan fuhren wir nach Whiting Bay. Dort gab es wieder die Möglichkeit zu zwei Wanderungen laut Reiseführer. Die eine sollte zu den Glenashdale Wasserfällen führen und die andere zu Gigantengräbern. Laut Reiseführer sollte der Weg zu den Gräbern kurz aber steil Treppenstufen hinaufführen. Auf Beginn des Wanderwegs stand eine Wegskizze, die sich genauso wie der Reiseführer als unzutreffend herausstellte. Es gab einen schönen Rundwanderweg, der zu beiden Zielen führte. Über einen teilweise IMG_1589 steilen und schmalen Waldweg gelangten wir zur Aussichtsplattform bei den  Wasserfällen. Die Wasserfälle lohnen in jedem Fall die Wanderung. Hier ist das IMG_1560 Wasser durch das torfige Gelände braun. Leider fing es, nachdem wir die Wasserfälle erreicht hatten, leicht an zu regnen. So sahen wir zu, dass wir weiterkamen. Oberhalb von den Wasserfällen ging ein breiter Fahrweg zu den Gräbern. Rechts und links des Fahrwegs war eine tolle Heidelandschaft, viel grün und lila gemischt. Auch auf Arran wurde teilweise massiv aufgeforstet, leider wohl nicht so richtig erfolgreich. Entweder wurden manche IMG_1591Waldstücke wieder gerodet oder vom Wind aufgerissen, es sah jedenfalls manchmal aus, als wäre Lothar gerade durchgezogen.

Die Giants Graves liegen auf einer Hochfläche, von der aus man einen gigantischen Blick auf Arran, das Festland und Holy Island hat. Holy Island ist eine kleine, Arran vorgelagert Insel auf der ein Kloster steht in dem heute Entspannungskurse angeboten werden.

Die Giants Graves an sich sind Grabstätten, in welchen die Gebeine der IMG_1606 Toten aufbewahrt wurden. Vor den Rundbauten war ein Zeremonienplatz, auf welchen die Trauerfeier stattfand. Die Leichen blieben dort liegen, bis das Fleisch von Raaben aufgegessen war. Raaben galten als heilige Tiere, denen man das Fleisch opferte.

Das letzte Wegstück war ein sehr steiler, in Serpentinen angelegter Pfad hinab auf Flussniveau. Gemächlich, um unsere Knie, zu schonen wanderten wir auch dort hinunter und waren heilfroh, den Rundweg nicht anders herum gegangen zu sein. 

Die Weiterfahrt führte über Lamlash nach Brodick. Lamlash hat nicht viel zu bieten außer einer netten Strandpromenade, die wir aufgrund Lauffaulheit nicht weiter erkundeten und einem kleinen Supermarkt, in dem wir nicht mal Putzlappen bekamen. In Brodick gingen wir zur Bank und ganz groß einkaufen: Wasser und Putzlappen. Putzlappen brauchten wir, um unsere Wanderschuhe etwas abputzen zu können. Dann ging es zurück nach Lochranza.

Unterwegs fragten wir im Stags nach, ob es für den heutigen Abend auch noch einen Tisch gäbe und die Antwort lautete ja. So gab es Essen bei Stags: Geschmorte Lammschulter für Ralf und hausgemachte Lasagne für Julia, danach Chocolate Fudge Cake mit Sahne und Eis. Wieder super lecker.

Am Abend genossen wir unseren einzigartigen Blick aus dem Fenster  über die Bucht mit einem schönen Abendrot. IMG_1650

Feueralarm

Mittwoch, 17. August 2011

Mittwoch, 17.08.2011 – morgens 0:50 Uhr

Feueralarm!

Wir waren beide im Tiefschlaf, als plötzlich der Feueralarm losschellte. Völlig verschlafen standen wir auf und zogen uns Schuhe an und waren gerade am Überlegen, was wir denn mitnehmen sollten, als Julia kurz vor die Türe ging und dort auch unsere Hausmama Jean traf, die uns glücklicherweise mitteilte, dass es falscher Alarm war.

So richtig bewusst wurde uns erst nach dem wir wieder im Bett lagen, was da eigentlich gerade los war. In dem Moment wo die Klingel losging, lief alles irgendwie automatisch ab.

Jedenfalls haben wir uns danach überlegt, was wir denn eigentlich hätten mitnehmen wollen, und nun werden wir abends das wichtigste auf dem Nachtisch griffbereit hinlegen. Hoffentlich werden wir nie wieder diesen Fall haben!

Im Nachhinein entschuldigte Jean sich noch mehrfach, sie war auch total verstört in der Nacht, genauso wie Paulina, und erklärte, dass es vermutlich eine Spinne war, die in den Feuermelder geklettert war und dadurch den Alarm auslöste.

Das erste Mal auf der Fähre

Dienstag, 16. August 2011

Dienstag, 16.08.2011: Von Stevenston nach Lochranza

Nach einer, wie befürchtet, sehr unruhigen Nacht, in der Julia die gemeinsame Decke in unserem sehr schmalen Bett doch einige Male sehr erfolgreich für sich beanspruchte, gab es ein leckeres typisch schottisches Frühstück. Unser Koch arbeitet bei zwei Arbeitgebern, morgens als Koch im B&B und abends in einem Restaurant. So wie es sich anhörte, benötigt er auch beide Jobs um seine Familie zu ernähren. Er erzählte, dass es in der Gegend um Ardrossan nicht viele Arbeitsplätze gibt.

IMG_1187 Nach dem Frühstück fuhren wir im strömenden Regen zur Fähre nach Ardrossan. Dort holten wir unsere Tickets für die Fähre ab, die schon vorbereitet am Terminal lagen. Der Fähranleger war gut organisiert, es gab eine Spur für Großgerät, auf dem ein Radlader auf das Verladen wartete, eine Spur für IMG_1198 Fahrzeuge, die nicht gebucht hatten, zwei Spuren für PKWs mit Reservierung und eine Spur für größere Lieferwägen. Während wir warteten, kam noch zwei Mal ein Lieferwagen für Lebensmittel nach Arran, die noch Waren in einen anderen auf die Fähre wartenden Lieferwagen IMG_1195 umluden und wieder wegfuhren. Unsere Spur mit den reservierten Fahrzeugen durfte zuerst auf die Fähre. Wir mussten nach oben, als die Rampe voll war, wurde der hintere Teil nach oben geklappt und darunter beladen. Die Fahrt dauerte eine dreiviertel Stunde. Da es die ganze Zeit mehr oder weniger stark regnete sah man nach kurzer Zeit weder das Festland noch unser Ziel Arran. Die Insel Arran sah man dann auch erst ca. fünf Minuten bevor wir dort anlegten. Da wir beide schon lange nicht mehr Fähre gefahren sind und auch selbst noch nie mit dem PKW auf die Fähre gefahren sind, war es eine neue und interessante Erfahrung. Jedenfalls werden wir auch bei leicht unruhiger See nicht sofort seekrank. Uns ging es beiden gut!

Die Fähre verkehrt nach Brodick. Dort schüttete es dann in Strömen. Wir entschieden deshalb zuerst zu Brodick Castle zu fahren, da wir dort im Castle ohne nass zu werden viel sehen konnten. Wir waren unterIMG_1249 den ersten Besuchern im Castle nach Öffnung und brachten die Freiwilligen des NTS bei einer wundervollen mit Stuck und Wappen verzierten Decken durcheinander, weil sie uns nicht genau erklären konnten, wie sich die Wappen nach einer Heirat ändern. Eine andere Freiwillige konnte weiterhelfen und erklärte, dass das Wappen der Dame auf der rechten Seite und das des Herren auf der linken Seite dargestellt werden. Wenn es dann zu voll wurde, ließ man einfach einzelne Teile weg.

Ein Gast setzte sich kurz an ein vorhandenes Klavier und spielte einige Töne an, schade dass er dann recht schnell wieder aufgab, da es keine verwendbaren Noten gab. Die Familie liebte das Jagen, so waren in der Eingangshalle 80 Hirschgeweihe aufgehängt. Das heutige Schloss war schon eher ein Schloss als ein Herrenhaus und hat eine lange Tradition, so sieht man auch an den verschiedenen Räumen, wann die Funktion der Festung zur Verteidigung wegfiel, da dann die Außenmauern auf einmal wesentlich dünner wurden. Faszinierend war auch hier ein Puppenhaus, das mit unendlich vielen Details liebevoll ausgestattet war. Ferner gab es Möbelstücke, die mit Einlegearbeiten wahnsinnig aufwendig gearbeitet waren. Diese würden sich in Mariannes Antiquitätensammlung gut machen. :-)

Da der Regen etwas nachgelassen hatte, entschieden wir uns, auch noch einen Spaziergang durch den Garten zu machen. Der ummauerte Garten war hier komplett anders angelegt als gestern, aber auchIMG_1246 sehenswert. Das Eishaus ist auch eine interessante Konstruktion. Hier wurde vor der Erfindung des Kühlschrankes Eis aus Amerika importiert und in einem tiefen Loch gelagert, über das ein Haus gebaut war. In diesem Haus war es dann so kühl, dass man hier Lebensmittel über einen längeren Zeitraum lagern konnte, die nicht geräuchert oder eingekocht waren.

Als es wieder zu regnen begann, fuhren wir zu einem Museum, in dem die Geschichte der Insel Arran erzählt wird. Da sich fast alles in kleinen weißgetünchten Häuschen abspielte, war der Regen nicht schlimm. IMG_1288 Hier konnten wir ein Schulzimmer, eine Schmiede, ein Schlafzimmer und vieles mehr bewundern. Zufällig trafen wir eine Dame an einer ausgestellten Telefonvermittlungsstelle, die erzählte, dass sie genau an einem solchen Gerät früher gearbeitet hatte. Die Dame, die ebenfalls eine Besucherin war, erklärte uns auch die Funktionsweise. Wieder hatten wir Glück und konnten bei strahlendem Sonnenschein auch noch die außen ausgestellten Gegenstände besichtigen.

Dieses ständige Wechselspiel von Regen und Sonne sollten wir heute noch einige Male erleben. Es ist auch nicht verwunderlich, dass es so häufig wechselt, da ein sehr starker Wind ging.

Nach einem sehr kurzen Abstecher in einem Lebensmittel-Outlet-Center fuhren wir nach Lochranza. Die Strecke war extrem abwechslungsreich. Wir fuhren bis Sannox direkt an der Küste entlang, durch den kleinen Ort Corrie und dann ging es ins Gebirge. Wir kamen uns bereits wenige Meter nach der Küste wie im Hochgebirge vor. Man kann die Bergwelt von Arran durchaus mit den Highlands vergleichen. Arran hat auch den Ruf, Kleinschottland zu sein, da auf der Insel die Hauptinsel in einem kleinen Ausmaß noch einmal erlebbar ist. Morgen werden wir uns dann die Lowlands vornehmen, mal sehen, ob auch wir das so empfinden.

IMG_1339 Nach einer schönen Tour durch das Gebirge auf einer teilweise schon recht abenteuerlichen Straße, kamen wir in Lochranza an. Wir schauten uns die wenigen Überreste von Lochranza Castle, einer sehr schlecht erhaltenen Ruine an und fuhren dann weiter nach Catacol. Dort stehen 12 IMG_1348 winzige Reihenhäuschen, alle einheitlich gebaut. Sie sehen süß aus, sind aber zum darin Leben zu klein. Wobei wir uns das schon bei vielen Häusern gesagt haben, aber vielleicht sind auch einfach die Ansprüche von uns zu hoch. Unser Haus erscheint uns hier oft schon riesig.

Auf dem Weg zurück von Catacol nach Lochranza kamen wir an der Fähre nach Claonaig vorbei, die wir übermorgen nach Kintyre nehmen wollen. Diese Fähre gehört wie die Fähren von Ardrossan nach Brodick zu Caledonian MacBryne, ist aber richtig beschaulich. Hier legt die Fähre an und dann fahren die max. 18 Autos drauf. Ein Deck für Fahrgäste gibt es nicht, die Autos werden von einem der beiden Besatzungsmitglieder per Winken zum Einfahren aufgefordert, während auf der anderen Fähre alles mit viel mehr Personal ablief. Das sind schon zwei völlig verschiedene Welten. Das wirkte hier auch alles viel entspannter.

Wir checkten dann noch in unserem B&B ein und erhielten dort eine guten Tipp für unser Abendessen. Im Stags reservierten wir einen Tisch, den wir nur bekamen, weil kurz zuvor noch jemand seine Reservierung storniert hatte. Das Stags liegt fast genau gegenüber IMG_1384 von der Lochranza Destillerie in der wir eine VIP-Tour mitmachten. Der erste Teil der Tour führte mit der normalen Tour durch die Räumlichkeiten der Destillerie. Da dort erst heute wieder mit Herstellungsprozess begonnen wurde, war manches noch nicht zu sehen. Beispielsweise war der Spirit Safe noch außer Betrieb. So konnten wir auch dort in aller Ruhe fotografieren. Auch die Brennblasen waren noch leer, da es noch keine IMG_1406 Würze zum Destillieren gibt. Gerard unser Guide erklärte uns auch alles auf eine angenehme Art und Weise. Die Destillerie ist erst 16 Jahre alt und gehört somit zu den Jüngsten in Schottland. Der älteste angebotene Whisky ist 14 Jahre alt. Nach einem Blick auf die Abfüllanlage endete die normale Führung und Gerard verwies uns beide an seine Kollegin Faye, die mit uns den VIP-Teil der Tour absolvierte. Faye ist die Chefin des Visitor Centres und kennt sich auch sehr gut aus. Sie brachte ihre neue Kollegin mit, die am 1. August im Verkauf angefangen hatte und nun das Unternehmen vor Ort kennen lernen sollte, ihr Name ist Paulina.

Zuerst gingen wir zum Fluss, an die Stelle, an der die Destillerie das Wasser für den Whisky entnimmt. Am anderen Ufer, zwei drei Meter vorher, IMG_1442 entnimmt die Stadt das Wasser für die Bürger. Die Wasserentnahmestelle der Gemeinde muss vor der der Destillerie liegen, um die Wasserversorgung der Bürger sicher zu stellen. Die Destillerie hat die Genehmigung 24 Stunden pro Tag und 7 Tage die Woche Wasser aus dem Fluss zu entnehmen, wobei es ein kleiner Fluss ist. Die Destillerie wurde an dieser Stelle gebaut, da hier das reinste Wasser auf Arran zu finden war. Dies hatte eine Uni getestet.

Ralf entnahm noch einen Krug mit Wasser, das wir für das spätere Tasting verwenden wollten. Dann ging es in die Lagerhäuser. Drei Stück sind auf dem Grundstück angesiedelt. Einige Fässer werden bei  IMG_1453 Bladnoch auf dem Festland eingelagert. Bei Arran ist es noch nicht so üblich, die Fässer aus Versicherungsgründen weiter zu verteilen, damit bei einem Brand nicht die komplette Lagerung vernichtet wird. Die älteren Fässer sind alle noch in verschiedenen Farben gestrichen und mit Jahreszahlen versehen, die neuen Fässer haben nur noch einen langweiligen Barcode. Wir durften in alle drei Lagerhäuser. Zwei sind nach dem üblichen Prinzip mit Holzbalken angelegt, in welchen man alle Fässer umlagern muss, um an ein Fass aus der untersten Reihe heranzukommen. Das neue System ist so gemacht, dass man mit einem Stapler an alle Fässer einzeln herankommt.

In diesem neuen Lagerhaus sind auch alle Fässer gelagert, die schon IMG_1459als Fass verkauft wurden, das sind hier gar nicht so wenig. Es gibt auch ein Fass, das Ewan McGregor gehört und jeweils ein Fass von Prinz William und Prinz Harry. Die Queen hatte die Destillerie damals eröffnet, deshalb der Bezug zur königlichen Familie. Lagerhäuser sind einfach immer wieder ganz toll!

Dann ging es zum Tasting. Das Tasting wurde zu einem Gelage, weil wir alle Whiskys probieren durften, die wir wollten. Zuerst begannen wir mit dem Standard, einem 10 jährigen Arran. Danach entschieden wir uns schon, uns immer einen Dram zu teilen. Der 14-jährige war der nächste und auch schon einer von Julias Favoriten. Grundsätzlich schmeckt der 10-jährige beim Riechen nach Vanille, der Geschmack ist jedoch eher nach Zitrone und im Abgang salzig. Beim 14-jährigen ist der süße Vanilleduft nicht mehr vorhanden, er schmeckt jedoch insgesamt runder. Danach gab es eine Fassabfüllung aus einem Bourbonfass. Diese war ok, aber besser schmeckte uns beiden die Abfüllung aus einem Muskateller Weinfass. Diese war unser beider Favorit, ist jedoch leider ausverkauft und ist derzeit auch nicht mehr geplant. Anschließend gab es noch ein Sauternes Finish, dieser war auch nicht schlecht, aber kam nicht an die Muskateller Abfüllung heran. Wobei das nach so viel Whisky auch eine historische Verklärung sein kann. Danach war allerdings noch nicht Schluss, es gab noch ein Abfüllung aus einem italienischen Rotweinfass, wir wissen leider den Namen nicht mehr (Am???). Der letzte Whiskydram war ein Sleeping Warrior. Dieser Whisky wurde in Bourbon-, Sherry und abschließend in Weinfässern gelagert und anschließend zusammengemischt und abgefüllt. Pro verkaufter Flasche wird bei diesem letztgenannten Whisky ein Pfund dem National Trust of Scotland gespendet, der auf Arran auch alle Wanderwege erhält. Faye kam dann zum Ende des Tastings mit dazu und nötigte uns dringend auch noch vom Gold of Arran Likör zu probieren. Gegen Ende des Tastings war auch James IMG_1462 der Masterblender dazugekommen. Der Masterblender ist dafür verantwortlich, regelmäßig die verschiedenen Fässer zu testen und die Auswahl zu treffen, welche Fässer in welcher Edition verwendet werden. So ist es zum Beispiel das Ziel, dass der 10-jährige jedes Mal gleich schmeckt. Dies kann nur erreicht werden, wenn man sehr viele Fässer kombiniert. James ist um die 60 Jahre und kommt ursprünglich von der Bowmore Destillerie. Wir baten James, mal wieder eine Muskatellerabfüllung zu machen, mal sehen, was daraus wird.

Während des Tastings hatten wir uns schon am Tresen festgehalten, aber nun wurde es ernst und wir mussten unsere Jacken wieder anziehen und zum Restaurant laufen, in dem wir zu Abend essen wollten. Das war schon eine Härteprüfung, weil wir mehr als genug Whisky auf unsere recht leeren Mägen getrunken hatten.

IMG_1465Eine Besonderheit auf Arran sind die Tiere, die überall frei  herumlaufen. Wir haben schon Rehe und Hirsche, Eichhörnchen, Schafe, Kühe und Rinder angetroffen.

Im Stags gab es für uns zusammen eine leckere Vorspeise und für Ralf heimischen Hummer und für Julia Meeresfrüchterisotto. Nach einer ebenfalls sehr guten Nachspeise hatte sich der Alkoholpegel bei Ralf wieder soweit gesenkt, dass er sich das Auto fahren zutraute. Bis zu unserer Unterkunft, der Kincardine Lodge, war es auch nur ca. 1 km.

Zurück in unserer Unterkunft genossen wir den tollen Blick über Kintyre, Agryll und Bute.

Schottland 2011 – Es geht los!

Montag, 15. August 2011

Montag, 15.08.2011 Böblingen – Düsseldorf – Edinburgh – Stevenston

Endlich Urlaub!

Gestern morgen hatte alles nicht so richtig entspannt angefangen. Ralf wollte wie immer Online einchecken und stellte dabei fest, dass unser Anschlussflug statt wie gebucht um 10 Uhr ab Brüssel erst um 16 Uhr gehen sollte. Das hätte unseren gesamten Tagesplan für heute durcheinander gebracht. Wir entschieden dann, dass wir bei der Lufthansa anfragen wollten, wie denn das sein kann, da wir erst in der Reiseerinnerung am Samstag die Info über die Flugverschiebung erhalten hatten. Lufthansa teilte Ralf mit, dass der Flug bereits im Februar gestrichen wurde und unser Reiseveranstalter (ebookers) die Umbuchung bestätigt hatte. Wir hatten somit eigentlich keinen Anspruch auf eine Umbuchung. Kulanterweise hat uns Lufthansa trotzdem noch die Möglichkeit zur Umbuchung gegeben und wir konnten uns aussuchen, wie wir denn nun fliegen wollten. So sind wir nun statt über Brüssel über Düsseldorf geflogen, was wir vom letzten Jahr schon kannten.

Rosi und Dieter fuhren uns im strömenden Regen zum Flughafen nach Stuttgart, wo wir eine Kleinigkeit frühstückten. Von Stuttgart flogen wir mit Contact Air nach Düsseldorf, wo wir super pünktlich landeten. Von oben hatten wir einen tollen Blick auf Böblingen, Sindelfingen und konnten sogar noch Leonberg entdecken. Ralf wollte jedoch nicht zur Arbeit und ist an Board geblieben.

In Düsseldorf kannten wir uns im Lufthansa Terminal noch vom letzten Jahr aus. Nach einem kleinen Snack ging es auch schon weiter nach Edinburgh. Bei inzwischen strahlendem Sonnenschein landeten wir in Edinburgh. So eine ruhige Landung hatten wir hier noch nie!

@ Rainer und Andi: Nehmt Sitze auf der linken Seite in Flugrichtung, da könnt Ihr einen schönen Blick über die Stadt haben, wenn es nicht bewölkt ist.

Das Mietwagen abholen war dieses Mal etwas komplizierter. Wir bekamen einen Kia Rio. Der Kofferraum war allerdings so klein, dass wir unsere beiden Koffer nicht unterbrachten. Nach kurzem Überlegen, nahmen wir uns die Zeit und gingen noch einmal zurück und fragten, ob wir vielleicht einen anderen Fahrzeugtyp aus der Kompaktklasse mit etwas größerem Kofferraum haben könnten. Europcar ging darauf sofort ein und wir bekamen einen Golf.

Glücklich und zufrieden fuhren wir nun los. Ralfs Handy diente als Navi und leistete uns gute Dienste durch Glasgow. Zwischendurch regnete es immer wieder, teilweise auch recht stark.

Unser erstes Ziel war Culzean Castle. Dieses Herrenhaus mit riesiger Parkanlage wird vom National Trust verwaltet. Da die Gebäude leider nur noch zwei Stunden offen waren, IMG_1035besichtigten wir sofort das Castle. Es ist aus unserer Sicht mehr ein Herrenhaus als ein Schloss, direkt an der Küste gelegen mit einem Blick auf die Insel Arran und die Halbinsel Kintyre. Beides werden wir in den nächsten Tagen auch noch besuchen. Da es etwas trüb war, war der Kontrast für Fotos über diese Distanz zu gering.

Culzean Castle hat viele sehr hohe Räume mit z. T. herrlichen Stuckdecken. Insgesamt sind die Räume liebevoll restauriert worden. culzean_guide3 Teilweise wurden Damasttapeten verwendet, viele Originaleinrichtungsgegenstände verwendet und die Funktionalität und Einrichtung der Räume auf Infoblättern gut beschrieben. Beeindruckt hat Julia eine Babywiege, diese ist in Form eines kleinen Schiffes hergestellt worden und wurde auch in dieser Funktion genutzt. Spannend ist auch das Klingelsystem, mit dem die Herrschaft ihre Diener rufen konnte. In einem Zimmer war sogar rechts und links des Bettes eine Klingelschnur angebracht, damit die Herrschaft das Bett nicht verlassen musste.

Interessant war auch die Küche mit den vielen blank polierten Gefäßen und Kochstellen. Wie jedes Mal beim National Trust faszinierten uns die vielen, vielen Freiwilligen, die vor Ort die Besucher informierten. Leider darf man auch in diesem Jahr in den Gebäuden des NTS (National Trust of Scotland) keine Fotos machen.

Da wir heute noch nicht richtig gegessen hatten und es mittlerweile schon kurz vor 17 Uhr deutscher Zeit war, gingen wir in das Cafe im Castle und genehmigten uns eine Linsensuppe.

Anschließend wanderten wir ein bisschen in den Garten herum. IMG_1056 Beeindruckend war das Cameliahaus von außen (eigentlich eine Orangerie) mit den vielen Fenstern. Richtig toll waren die Walled Gardens, in welchen wir gerne viel mehr Zeit gehabt hätten, um die vielen verschiedenen Blumen länger genießen zu können und die vielen sich bietenden Motive fotografieren zu können. Hier könnten wir locker einen Tag mit fotografieren zubringen. Unsere kleine Wanderung führte uns weiter zum ScIMG_1133hwanensee. Dieser machte seinem Namen alle Ehre. Wir konnten noch “hässliche Entleins”  bewundern und schöne weiße Schwäne. Hier kamen zumindest bei Julia die Kindheitserinnerungen an das Buch “Das hässliche Entlein” zu Tage.

Es gab auch noch einen Wildtierpark, jedoch meinten diese Tiere es nicht besonders gut mit uns und streckten uns nur die Hinterteile vor die Linse.

Nach diesem wunderschönen Nachmittag, bei strahlendem Sonnenschein, fuhren wir auf einer Küstenstraße mit wunderschönem Blick auf das Meer Richtung Stevenston, wo wir in einem Farm-House B&B übernachten wollten. Ralf entdeckte das Farm-House auch sofort, so dass wir nicht lange suchen mussten.

Unser Zimmer ist neu eingerichtet, sehr gemütlich und hellhörig. Wir bekommen jeden mit, der die Treppe hoch oder runterläuft. Vermutlich werden das jetzt aber nicht mehr so viele sein, oder eher hoffentlich!

Da wir morgen die Fähre nach Arran erreichen wollte, riet uns die Vermieterin des B&B doch heute Abend noch die Tickets zu holen und in Ardrossan Abend zu essen. Wir sind dann auch zum Fährterminal gefahren, konnten die Tickets aber nicht mehr abholen, da es bereits geschlossen war.

Dafür gab es im Cecchinis leckeres italienisches Abend essen, mit sehr viel Knoblauch bei Julia. Ralf wird wohl heute Nacht leiden müssen. :-(

Drückt uns für morgen die Daumen, dass wir nicht seekrank werden!

Bald geht’s wieder los!

Samstag, 13. August 2011

Samstag, 13.08.2011

Montag in aller Frühe geht es wieder los: Ab nach Schottland. Sofern unsere Zeit es zulässt und wir Internet-Zugang haben, werden wir wieder unser Blog updaten.