Montag, 22.08.2011 – Whiskyherstellung selbst gemacht bei Laphroaig
Da wir heute schon um 9 Uhr eine Tour bei Laphroaig gebucht hatten, hieß es aufstehen und um 7:45 Uhr frühstücken. Wir bekamen wieder ein leckeres Porridge von Margareth und starteten dann frisch gestärkt.
Bei Laphroaig waren auch die anderen Tourteilnehmer schon angekommen, vier Holländer, zu welchen noch ein Engländer gehörte. Zuerst wurden alle aufgefordert, die bereit stehenden Gummistiefel anzuziehen. Nach einiger Wartezeit wurden wir alle in einen Kleinbus mit neun Sitzen verladen. Die Tour ist aufgrund der Plätze im Kleinbus auf acht Teilnehmer beschränkt, wir waren zu Siebt.
Nach einer kurzen Fahrt wanderten wir über eine Schafweide zur Quelle von Laphroaig. Da es in der Geschichte von Laphroaig Streit wegen der Wasserquelle mit Lagavulin gegeben hat, hat die Destillerie das Land mit der Quelle und darum herum komplett aufgekauft, sodass es hier keine Querelen mehr geben kann. Die drei Destillerien Laphroig, Lagavulin und Ardbeg liegen alle innerhalb einer Distanz von 5-6 Meilen, also sehr nahe beieinander.
Die Quelle liegt mitten in den Hügel hinter der Destillerie. Wenn man das Wasser anschaut ist es leicht bräunlich, schmecken tut es jedoch sehr gut. Das Wasser wird von einem kleinen Damm gestaut und bietet so das ganze Jahr genügend Wasser für die Destillerie, so dass hier keine Ruhezeiten aufgrund Wassermangels notwendig sind.
Rhona, unser Guide, hatte in ihrem Rucksack für jeden ein Glas und einen 10jährigen Laphroig. In dieser Umgebung mochte ihn sogar Julia. Es hat Charme, wenn man einfach zur Quelle läuft und sich das Wasser zum Verdünnen des Whiskys direkt holen kann. So hat man das gleiche Wasser, das auch im Whisky verwendet wird.
Wieder zurück im Kleinbus ging die Fahrt zum Torfstechen. Die Torffelder liegen entlang der Strecke von Port Ellen nach Bowmore. Hier sind wir auch schon mehrfach vorbeigekommen, allerdings war uns noch nie Vielzahl der schon genutzten Flächen aufgefallen. Witzig war, dass wir genau dort anhielten, wo Ralf jedes Mal die Torfhäufen angeschaut hatte.
Es wird nur ca. zwei Monate im Jahr Torf gestochen. Die Arbeiter erhaltenen pro gestochenem Meter 50 Pence. Es heißt also schnell sein, sonst verdient man zu wenig. Der gestochene Torf wird dann zum Trocknen ausgelegt und später mit zwei Traktoren zum Sammelplatz gebracht, von wo er zur Destillerie gefahren wird. Dort gibt es große Lager, in welchen der Jahresbedarf untergebracht wird. Die Traktoren sind uralt und werden auch das ganze Jahr über auf dieser Fläche abgestellt. Kurz vor Beginn der Stechsaison werden sie repariert. Neuere Modelle können nicht verwendet werden, da diese vorne zu schwer wären und einsinken würden. Die Hinterräder haben eine spezielle Konstruktion, um nicht einzusinken.
Die Technik ist eigentlich ganz einfach. Zuerst wird die oberste Schicht abgestochen. Dies geschieht mit einer riesigen Schaufel, die man an der Schnittkante in die Erde treibt. Es werden immer Rechtecke abgestochen und dann wird mit dieser obersten Schicht der vorhandene Graben abgedeckt, damit sich alles wieder verwachsen kann. Sonst würde mit der Zeit die Landschaft zerstört. An alten Torffeldern sieht man auch, dass es sich wieder gut verwächst.
Wenn die oberste Schicht abgetragen und versorgt ist, wird der eigentliche Bedarf an Torf gestochen. Hierfür gibt es ein spezielles Werkzeug, mit welchem schmale Streifen abgestochen werden. Diese werden dann getrocknet und irgendwann verfeuert. Jeder durfte einmal um sich seinen nächsten Dram zu verdienen.
Bei den Männer hatte das Torfstechen so einfach ausgesehen, aber als Julia selbst versuchte, ging es verdammt schwer. Das würde richtig schnell Muskelkater geben, wenn man mehr als ein oder zwei Torfstücke abstechen müsste. Als nächstes gab es einen 10jährigen in Fassstärke aus der dritten Auflage mit 55,3% Alkohol. Dieser schmeckte uns beiden von allen Laphroaig Whiskys am besten.
Bei diesem Teil der Tour waren wir für die Gummistiefel echt dankbar, da man zwischendurch schon leicht einsank, wenn man nicht aufpasste, auch schnell mal ein bisschen mehr. Danach ging es zurück zur Destillerie.
Nach der Ankunft durften wir zuerst unsere Gummistiefel ablegen und wurden auch für diese Anstrengung belohnt: Es gab einen Laphroaig Quarter Cask. Dieser Whisky trägt keine Altersangabe, da er zu Teilen aus sehr jungem Whisky besteht, der in einem besonderen Fass, dem Quarter Cask, gelagert wird. Dieses ist deutlich kleiner als alle anderen Fässer und fasst nur ca. 125 Liter. Es wird aus Fassdauben von alten Bourbon-Fässern zusammengesetzt und der Whisky reift darin aufgrund des stärkeren Kontakts mit dem Holz deutlich schneller.
Dann brachen wir zu den Malzböden auf. Hier durften wir selbst einen kleineren Teil des Gerstenmalzes mit einer Art Rechen wenden. Wir mussten noch richtig Hand anlegen, tatsächlich gibt es hierfür aber auch eine Maschine, mit der das Wenden erleichert wird. Überraschenderweise wurden wir dafür nicht mit einem Dram belohnt…
Dafür konnten wir jedoch auf dem angrenzenden Darrboden, dem sogenannten Kiln, spazieren gehen. Darin war ein starker Duft nach Torfrauch vorhanden.
Der andere Darrboden war sogar gerade in Benutzung und mit Torfrauch gefüllt. Hier durften wir auch kurz reinschauen, oder vielmehr reinriechen, da aufgrund des Rauches das Sehen etwas eingeschränkt war. Der Duft von frischem Torfrauch ist durchaus angenehm, man sollte sich jedoch nicht lange ohne Atemschutz im Darrboden aufhalten. Das war das erste Mal, dass wir einen Kiln sehen durften, der gerade in Benutzung war. Bei Laphroaig wird von Montag bis Donnerstag gedarrt.
Auf dem Weg zum Ofen kamen wir an der einzigen Eisenbahn Islays vorbei, einem Waggon, mit dem der Torf von außen zu den Öfen gefahren wird. Die Länge der Eisenbahnstrecke ist nur ca. 20m.
Als nächstes mussten wir den Darrboden noch weiter befeuern. Jeder von uns durfte in den großen Ofen unter dem Darrboden dazu ein Stück Torf einlegen.
Offiziell endet die Hunters Hike Tour an dieser Stelle. Auf Nachfrage durften wir noch eine Blick ins Lagerhaus werfen. Die Schritte zwischen Darren und Brennen werden bei einer extra Tour erläutert, die dann auch ins Lagerhaus führt. Diese haben wir uns für das nächste Mal aufgehoben, da wir den Vorgang schon bei vielen Touren beschrieben bekommen haben. Der Rest war wirklich etwas Besonderes und kann nur empfohlen werden.
Das Lagerhaus liegt wieder direkt am Meer und trägt die Nr. 1. Interessanterweise war dieses bei weitem nicht voll. Hier werden die Fässer noch auf alt hergebrachte Weise eingelagert.
Abschließend ging die ganze Gruppe wieder in das Visitor Centre, wo sich jeder über einen letzten Dram freuen durfte. Der letzte Dram war ein 18-Jähriger, den Ralf am zweitliebsten mochte. Wie bei jedem Dram zuvor, bot Rhona uns bereitwillig an, nachzuschenken. Whisky hatte es an diesem Morgen mehr als genug gegeben.
Nach einem kurzen Dank an Rhona fuhren wir zu Lagavulin, um uns für eine frühere Tour anzumelden. Das ging in Ordnung. Wie schonmal bemerkt, liegen Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg nur ca. 5km auseinander an der gleichen Straße.
Anschließend fuhren wir zu Ardbeg, um noch einmal im Old Kiln Cafe zu essen. Dort hatte es uns sehr gut gefallen und das Essen war sehr gut. Auch bei diesem Besuch wurden wir nicht enttäuscht.
Zurück bei Lagavulin outeten wir uns als Friends of the Classic Malts, bekamen einen Stempel in unsere Bücher und durften kostenlos an der Tour teilnehmen. Da Caol Ila nicht geöffnet ist, erhielten wir hier auch den Stempel für Caol Ila.
Leider ist das Fotografieren bei den zur Diageo-Gruppe gehörenden Destillerien im Inneren verboten. Fotos haben deshalb keine. Die Tour war trotzdem richtig gut, unser Guide gab sich Mühe und gestaltete die Tour sehr unterhaltsam. Mit 20 Teilnehmern war es schon eine größere Tour.
Lagavulin kauft das Malz zu und beginnt den Vorgang vor Ort mit dem Mahlen der Gerste. Danach unterscheidet sich der Vorgang nicht von den bislang beschriebenen. Witzig war, dass man hier wieder “Bier” testen durfte und in jeden wash back einen Blick werfen durfte. Tja, dass in einem soviel Bewegung ist, dass es direkt herausspritzt, wenn man den Deckel zur Seite schiebt, damit hatten wir nicht gerechnet, Ralf hatte dann halt einige Spritzer auf seinem T-Shirt.
Die Lagerung der Fässer erfolgt großteils auf dem schottischen Festland, da Diageo auf Islay keine Lagerkapazitäten mehr hat. Lagavulin lagert bei Caol Ila 3000 Fässer, in den eigenen Lagerhäusern 9000 und in den Lagerhäusern von Port Ellen 6000. Dies ist nicht viel für die Mengen an Rohwhisky, die bei Lagavulin prduziert werden, insbesondere da die Standardabfüllung schon mindestens 16 Jahre alt ist.
Den Abschluss der Tour bildete auch hier ein Tasting. Julia entschied sich für die Lagavulin Destillers Edition, abgefüllt 2010, die ihr auch sehr gut schmeckte. Ralf nahm eine Limited Edition, was eigentlich ausgewählten Fässern der Destillers Edition in Fassstärke entspricht. Auch dieser war sehr gut.
Um den Südteil der Insel endgültig abgeschlossen zu haben, liefen wir noch zu einer Ruine direkt an der Bucht von Lagavulin. Diese war jedoch wenig spektakulär und es gab auch keine weiteren Informationen, wozu die Ruine einmal gedient hatte.
Das Abendessen gab es heute im Bowmore Hotel. Es ist ein eigentümliches Restaurant. Die Einrichtung gehört ganz dringend renoviert, die Qualität des Essen ist dafür sehr gut. Es dauert nur alles sehr lange, was aber bei der riesigen Auswahl an Speisen nicht erstaunt. Würden hier die Küchenchefs vorbeikommen, hieße es zuerst einmal Karte zusammenstreichen. Es gab auch solch ausgefallenen Sachen wie Strauß, Känguru oder Krokodil. Wir blieben bodenständig, Ralf nahm Hirsch-Medaillons und Julia ganz britisch Spagetti mit Meeresfrüchten und Pommes. Die Portionen waren so riesig, dass wir beide irgendwann streikten. Obwohl die Whiskyauswahl gut war, entschieden wir uns für einen Tee auf unserem Zimmer, da es einfach zum Bleiben zu sehr zog.