Sonne

Samstag, 20.08.2011 – Inselerkundung im Südwesten von Islay

Beim Frühstück trafen wir unsere beiden Radler von der Fähre wieder und einen Schweizer, der auf Islay alle Destillerien besichtigen möchte und erst dann wieder abreist. Er ist mit seinem Smart von Basel hergefahren. Das Frühstück an sich war toll mit frisch geschnippeltem Obstsalat und Porridge.

Wir sind dann gemütlich zur Bruichladdich Destillerie gefahren, wo wir IMG_2192 unseren ersten Tour-Termin hatten. Mit etwas Verspätung ging es dann los. Eine große Gruppe mit ca. 20 Leuten fehlte noch. Wir waren heilfroh, dass sie nicht kamen, denn wenn zu unseren 13 Personen noch einmal so viele dazu gekommen wären, wäre das zu viel geworden.

Bruichladdich war viele Jahre geschlossen und produziert erst seit 2001 wieder. Der jetzige Besitzer war mit seinem Fahrrad auf Islay unterwegs und kam an den Gebäuden vorbei und verliebte sich in sie und beschloss die Destillerie wieder zu eröffnen. Das komplette Equipment war noch vorhanden, deshalb konnte er, nachdem die Bank seinen Kredit bewilligt hatte, loslegen. Bruichladdich beginnt den Prozess vor Ort mit dem Mahlen der Gerste, alles andere wird auf dem Festland erledigt. Sie verwenden zu Teilen Gerste, die auf Islay angepflanzt wird. Bei Bruichladdich sind Pläne vorhanden, die frühere IMG_2082 Port Charlotte Destillerie wieder aufzubauen und dort auch Whisky herzustellen, deshalb haben sie eine Brennblase, Ugly Betty, gekauft, die eine komplett ungewöhnliche Form hat. Man nennt diesen Typ von Brennblase auch Lomond Brennblase. Diese Brennblase ist derzeit im Destillationsgebäude von Bruichladdich untergebracht, wo sie einmal zum Destillieren von Gin verwendet wurde.

Bruichladdich destilliert normalerweise zweimal, hat jedoch auch schon mit drei und vier Destilliervorgängen experimentiert. Die Whiskys sind wenig getorft mit nur 3ppm, das Gegenteil hierzu ist der Octomore auch von Bruichladdich mit 131ppm bei Serie 1 und bei Serie 2 mit 167ppm extrem torfig. Der extrem hohe Torfgehalt IMG_2076 kommt jedoch nicht so stark zur Geltung wie bei Ardbegs Supernova. Insgesamt ist der Whisky leichter und kurz im Abgang.

Zum Probieren gab es dann zwei verschiedene 16-Jährige, die noch aus den Beständen des früheren Besitzers abgefüllt wurden. Der erste aus einem Bourbon Fass und der zweite nachgereift in einem Sherry Fass. Die Abfüllung aus dem Sherry Fass mochten wir lieber. Bei Bruichladdich ist es total faszinierend, wie viele verschiedene Abfüllungen auf den Markt kommen, hier verliert man sehr schnell den Überblick.

Von Bruichladdin fuhren wir zum Museum of Islay Life nach Port Charlotte. Dort sind viele Gegenstände aus der lokalen Geschichte ausgestellt. Es wird auch auf die beiden großen Schiffsunglücke im ersten Weltkrieg und die Stationierung der Wasserflugzeuge in derIMG_2108 Bucht von Loch Indaal im zweiten Weltkrieg eingegangen. Das Wasserflugzeugprojekt wurde wieder eingestellt, da die See auch in der Bucht noch zu unruhig war und zu viele Unglücke geschahen. Witzig waren die Pferdeschuhe, die um die Hufe geschnallt wurden, damit die Pferde keine Abrücke der Hufeisen hinterlassen.

IMG_2129 Unser Weg führte uns dann weiter Richtung Südwesten, einmal um das Südende herum nach Port Wymess. Port Wymess ist ein kleines Nest mit einer schönen Häuserfront am Meer gegenüber von der kleinen Insel Orsay, auf der ein Leuchtturm steht. Direkt an Küste führt ein kurzer Pfad entlang, der zum Erkunden der Natur um Port Wymess einlädt. Wir haben hier auch Robben gesehen, allerdings wollten sie sich nicht sonnen, sondern haben nur regelmäßig ihre Köpfe aus dem Wasser gestreckt.

Von Port Wymess ging es in das Nachbardorf Portnahaven. Auch dieses Dorf liegt direkt an einer kleinen Bucht. Es gibt viele weiße IMG_2145 Häuser und man fragt sich, warum man an diesem Ende der Insel “in the middle of nowhere” lebt.

Nach Portnahaven wurde die Straße am Westufer entlang richtig schlecht. Aus der Single Track Road wurde jetzt ein Feldweg mit Schlaglöchern. Hin und wieder sah man Stellen, wo gestochener Torf aufgehäuft war.

IMG_2159 Wir kamen nach einigen Meilen zur Bucht von Kilchiaran. Die Bucht ist ganz nett, jedoch haben wir uns einen Spaziergang nach unten gespart. Die Kirchenruine von Kilchiaran war uns kein Foto wert, auch wenn sie extra angeschrieben ist. Es war einfach nichts besonderes.

Nach Kilchirian ging es einmal quer über die Insel zurück nach PortIMG_2187  Charlotte. Unterwegs wurden wir einige Male von Schafen und Rindern, die uns die Straße versperrten, aufgehalten. Das ist auf Islay absolut üblich, man muss immer aufpassen, dass man nicht auf einmal auf eine Kuh, Schafe oder Moorhühner auffährt. Igel rennen hier auch oft über die Straße. Leider sieht man auch oft tote Tiere auf der Straße liegen.

Unser nächstes Ziel war wieder eine Destillerie, Kilchoman. Diese ist etwas ganz besonderes, weil sie die kleinste und jüngste  Destillerie auf Islay ist. Das erste Fass wurde am 14. Dezember 2005 abgefüllt. Die Destillerie ist so angelegt, wie früher viele Destillerien auf Islay standen, auf einem Bauernhof. Die Gerätschaften sind in einem Geräteschuppen untergebracht. Um sich die Dimensionen vorstellen zu können, die Menge des in einem Jahr destillierten Rohwhiskys von Kilchoman entspricht dem von Caol Ila in zwei Tagen destillierten Rohwhisky. Caol Ila werden wir leider nicht besichtigen, da hier derzeit renoviert wird und die Destillerie deshalb für ca. 6 Monate geschlossen ist.

Zuerst gab es noch einen kleinen Snack zu essen und dann ging es mit einer Gruppe von neun Personen zur Führung. Bei Kilchoman wird auchIMG_2200 alles selbst gemacht, da heißt wir begannen mit dem Mälzen. Hier ist die Fläche auf der gemälzt wird ungefähr so groß wie das Kiblesche oder Eisenhardtsche Wohnzimmer. Auf diese Fläche passen ca. 2 Tonnen Gerste. Gewendet wird diese alle sechs Stunden, damit nichts verklebt. Weiter ging es ins Destilliergebäude. Dort steht neben den beiden Brennblasen auch der Maischbottich. Im Raum nebenan stehen vier Gärbottiche aus rostfreiem Stahl. Witzig waren die Vögel, die in allen Räumen unterwegs waren. Sie sindIMG_2230 bestimmt auch nur wegen des Geruchs hier. ;-)

Die beiden Brennblasen sind richtig süß, solch kleine Brennblasen haben wir noch nie gesehen. Obwohl die Destillerie noch neu ist und auch die Gerätschaften neu beschafft wurden, wird im spirit safe noch von Hand zwischen dem Vor-, Mittel- und Nachlauf umgestellt. Dies wird in manchen Destillerien vollautomatisch gemacht.

Der nächste Abstecher führte ins das einzige Lagerhaus, das sich auf dem Gelände des Bauernhofs befindet. Die weiteren Fässer werden bei Bruichladdich und Laphroig gelagert. Die Führerin erzählte auch, dass sie sofort Unterstützung von den anderen Destillerien auf Islay angeboten bekommen hätten. Sie würden auch keine Konkurrenz darstellen, da sie einfach zu klein sind. Im Lagerhaus steht auch das erste Fass, das IMG_2231 abgefüllt wurde. Schottischer Whisky muss drei Jahre auf schottischem Boden gelagert sein, damit er sich Scotch Whisky nennen darf. Unsere Führerin erzählte auch, dass der letzte Tag, bevor sie ihr erstes Fass öffnen durften länger dauerte als die drei Jahre zuvor zusammen. Bei Kilchoman werden derzeit noch kleine Fässer zum Testen verwendet. In diesen erfolgt die Reifung des Whisky schneller als in den großen Fässern, deshalb eigenen sie sich für diese junge Destillerie zum Testen, was mit ihrem Whisky in den kommenden Monaten passieren wird.

IMG_2242Zum Testen gab es die bisher abgefüllten Whiskys. Uns war er zu scharf und man schmeckte die fehlende Reife. Gerne mal wieder zum Probieren, aber frühestens 2016, wenn er 10 Jahre alt ist.

Anschließend ging es weiter zum Friedhof und zur Ruine der Kirche von  Kilchoman. Die Ruine ist noch eine sehr junge Ruine, man sieht sogar noch die Dachbalken des eingestürzten Daches. Es ist auch eine sehr hässliche Ruine, die keinen Besuch wert ist. Ein auf dem Friedhof stehendes Kreuz ist jedoch sehenswert.

Einige Meter weiter, einmal quer über ein Weide, kam man zum Kriegerfriedhof, auf dem vor allem Soldaten von einem Schiffsunglück  1918 von der HMS Otranto beerdigt sind. Das Schiff wurde von einem anderen Schiff gerammt und war manövierunfähig bevor es sank. Ein Zerstörer lief IMG_2244aufgrund der SOS-Signale trotz der stürmischen See mehre Male aus und rette nach und nach alle bis auf 431 von über 1000 Personen. Von den 431 Personen, die dann auf sich gestellt waren, überlebten nur 16 Stück, die es schafften, an Land zu schwimmen. 75 Opfer sind auf diesem Friedhof beerdigt, davon 43 unidentifiziert. Auch der Kapitän und der Koch sind hier begraben.

Nach diesem traurigen Ausflug in die schottische Geschichte, machten wir an einem der ganz tollen Sandstände Pause. Die Machrie Bay ist eine IMG_2283 schöne Bucht mit ganz feinem Sand, gesäumt von Dünen. Nach einem kurzen Fußweg kommt man vom offiziellen Parkplatz auch schon ans Meer. Wir setzten uns an den Strand und naschten ein wenig, bevor wir vor Richtung Wasser gingen. Julia warnte Ralf noch das die Flut langsam wieder kommt und fotografierte das Wasser, bevor Ralf auf einmal losschrie und Julia dann auch nur noch lossprinten konnte, um nicht komplett nass zu werden. Ein Fuß blieb trocken, der andere war nass. Ungeschickt, wenn dann doch auf einmal eine Welle viel weiter kommt, als die vorherigen.

IMG_2328 Von diesem Erlebnis ließen wir uns nicht abschrecken und fuhren auch noch zur Saligo Bay. Diese ist durch mehr Felsen unterteilt und nicht so weitläufig wie die Machrie Bay, aber genauso sehenswert. Wenn es nur etwas wärmer wäre, dann wäre das perfekt zum Baden.

Damit beendeten wir uns Sight-Seeing-Programm für heute und fuhren zurück nach Bowmore, wo es im Lochside Hotel zum Abendessen heimische Jakobsmuscheln gab. Super lecker!

Heute hatten wir einen wunderschönen Tag mit viel Sonne, ein wenig Wind und keinem Regen! So schön kann Schottland auch sein!

Eine Antwort zu “Sonne”

  1. Dieter sagt:

    Ihr Lieben,
    neben den interessanten Schilderungen der diversen Destillerien habe ich mich besonders gefreut zu lesen, daß auch ihr endlich ein wenig Sonne gesehen habt. Wir schwitzen uns derzeit bei 35° einen ab :-))

    Danke für die tollen Berichte!
    Dieter und Rosi

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