Von Aberdeen nach Dufftown

19. September 2010

Sonntag, 19.09.2010

Nach unserem Frühstück verließen wir mit unserem Auto Aberdeen. Die Entscheidung für unsere weitere Route war uns nicht leicht gefallen, da in dieser Region sehr viele Sehenswürdigkeiten vorhanden sind. Wir haben uns dann für eine eigene Route entschieden, die uns zuerst zum Drum Castle führte und noch einige weitere in petto hatte.

Bei Drum Castle kamen wir eine halbe Stunde vor der eigentlichen Öffnung der Räumlichkeiten an. Deshalb haben wir uns trotz des Regens entschlossen einen Rundgang durch die ummauerten Gärten zu machen. Diese sind in vier Teile angelegt und jeder Teil stellt ein unterschiedliches Jahrhundert zwischen 17. und 20. Jahrhundert dar. Hier wäre ein Besuch im Juli oder August sehenswerter gewesen, da dann vor allem noch mehr Rosen geblüht hätten.

Das Castle an sich war sehenswert, vor allem da wir viele kleine Details wieder von den netten Damen des National Trusts erklärt bekamen. Interessant ist hier vor allem, dass es sich um die DSC06862Originaleinrichtung des letzten Eigentümers handelt, der jedoch von vielen Antiquitäten umgegeben war. Einer der früheren Eigentümer hatte einen Sohn, der malerisch sehr begabt war. Diesen Sohn bat er, für seine neue Bibliothek ein Selbstportrait zu erstellen. Das fertige Bild stellt ihn als Erz-Engel im Adamskostüm dar. 
Der älteste Teil der Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert, ein Turm, in den die genannte Bibliothek mangels Platz irgendwann gebaut wurde. Der obere Stock des Turms ist noch im Originalzustand wie er vermutlich zur Bauzeit war.

Von Drum Castle ging es nur ein paar Meilen weiter zu Crathes Castle. Crathes Castle ist ein Beispiel der Towerhouse Architektur. Allerdings musste der Turm aufgrund der 21 Kinder eines Eigentümerpaares erweitert werden, da hier nicht alle Platz fanden. Diese Turmarchitektur würde für unser heutiges Leben zwar bei den DSC06891 aktuellen Bauplatzpreisen Sinn machen, allerdings wäre das viele Treppensteigen doch sehr umständlich. In Crathes Castle kann man ein viktorianisches Bild bewundern, das aus drei unterschiedlichen Perspektiven drei unterschiedliche Bilder zeigt. Hier war auch eine in ledergebundene Weihnachtskarte von Queen Elisabeth ausgestellt, die der Eigentümer erhalten hat. Der Garten, der zu Crathes Castle gehört ist sehenswert. Auch nicht so groß kann man hier gemütlich einen Spaziergang machen. Leider haben wir die Gordon Highlanders verpasst, die später noch vor dem Castle spielen sollten. Wir hätten hierzu über eine Stunde warten müssen, wozu wir nicht bereit waren. Dafür hörten wir das Stimmen der Dudelsäcke, was sich ziemlich krass anhört, wenn viele einfach nur vor sich hinspielen und es überhaupt nicht zusammenpasst.

In Craigievar Castle war eine Besichtigung nur mit Führung möglich. Wir hatten Glück und konnten uns noch einer Führung anschließen, die kurz zuvor gestartet war. Unser Guide führte uns durch die Räumlichkeiten, des ebenfalls in Towerhouse-Architektur erbauten DSC06900 Castles und machte uns auch mit der Gespenstergeschichte des Castles vertraut. Ein Gast soll vom Eigentümer nachts gefragt worden sein, ob er lieber gegen ihn kämpfen wolle oder aus dem Fenster springen. Der Gast entschied sich für das Fenster, ohne sich bewusst zu sein, wie hoch es war. Leider überlebte er nicht, deshalb kommt er jetzt regelmäßig als Geist wieder, der es bereut nicht gekämpft zu haben. Da das Castle wieder zum National Trust gehört, gibt es auch hier keine Innenfotos. Selbst im Internet war es uns bislang nicht möglich, Bilder von National Trust Sehenswürdigkeiten von innen zu finden. Der NT ist hier wohl sehr restriktiv.

Kildrummy Castle war für uns etwas kompliziert zu finden, da wir erst zum Hotel und den Gärten abgebogen sind und dort aufgeklärt wurden, dass es eine separate Einfahrt für die Ruine des Castles gibt. DSC06917 Wie auch sonst gilt: Wer lesen kann ist klar im Vorteil! Das Hotel wurde aus den Steinen des Castles gebaut und liegt wunderschön in der Pampa. Vermutlich ist es auch noch  nicht ganz billig. Die Gärten sind sicher nett, aber wir hatten für den heutigen Tag bereits genug Garten gesehen. Von Kildrummy Castle ist nicht mehr sehr viel übrig, aber die Überreste lassen auf ein herrschaftliches Castle schließen. Selbst Maria Stuart muss hier einmal zugegen gewesen sein. Insgesamt ist es einen Besuch wert, vor allem wenn man wie wir ganz alleine und in völliger Ruhe durch die Ruine wandern kann.

Von Kildrummy ging es dann endgültig Richtung Whisky. :-) Zu unserem Ziel Dufftown ging es über eine kleinere Straße, dafür hatten wir hier eine wunderschöne Landschaft. Dies weckte zum ersten Mal wieder Highland-Erinnerungen von unserem letzten Schottland-Trip. Zum Teil ist die Landschaft karg mit wenigen kleinen Sträuchern und es wirkt wie im Hochgebirge über der Baumgrenze, dann keine 100 Meter weiter ist man im tiefsten Schwarzwald mit hohen Nadelbäumen rechts und links. Es gibt glücklicherweise wenige Autos, die einem auf solchen Strecken entgegenkommen.

Wir haben uns nun schon einige Male über Straßenbezeichnungen gewundert. Generell sind “A”-Straßen größer als “B”-Straßen, jedoch ist auch die Anzahl der Ziffern, die auf den Buchstaben folgen ein Indiz für die Größe. Allerdings sind wir auch schon B-Straßen mit vier Ziffern gefahren, die deutlich größer und besser ausgebaut waren als manche zwei-ziffrige A-Straße.

In Dufftown kann man nicht in den Ort fahren, ohne an mindestens einer Destillerie vorbeizukommen. Häufiger haben wir jetzt schon das Zitat oder die Aussage “Rome was built on seven Hills, Dufftown stands on seven stills” (Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut, Dufftown liegt auf sieben Brennblasen) gelesen oder gehört. Ganz korrekt ist da so nicht mehr. Ursprünglich waren hier sieben Destillerien ansässig, zwei davon wurden inzwischen geschlossen. Dafür wurden zwei neue Destillerien eröffnet. Leider kann man hier nur zwei der sieben Destillerien überhaupt besichtigen. Aber dazu morgen mehr.

Untergekommen sind wir im Davaar B&B bei Andi und Sue in einem Zimmer mit schmalem Doppelbett und mal wieder nur einer Decke. So langsam gewöhnen wir uns daran, freuen uns aber trotzdem wieder auf unser eigenes Bett. Von Sue haben wir auch die Empfehlung für die nächsten drei Abendessen erhalten. Am ersten Abend waren wir im “A Taste of Speyside” essen. Die beiden Eigentümer waren sehr gesprächig und unterhielten uns sehr gut. Es war ein netter Abend und die Preise waren absolut ok. Interessant war auch die Whisky-Auswahl: ca. 80 Whiskys aus der Speyside-Region. Hier genehmigten wir uns auch noch zwei ortsansässige Whiskys: Ralf hatte einen Mortlach, der uns auch beiden schmeckte. Julia hatte einen Glendullan, der auch lecker war, wobei der Mortlach etwas stärker im Geschmack war als der Glendullan.

Aberdeen

18. September 2010

Samstag, 18.09.2010

Nach dem Frühstück konnten wir unser Auto stehen lassen, da wir alles zu Fuß bzw. mit dem ÖPNV erreichen wollten. Deshalb starteten wir unsere Tour auch in der Tourist Office, wo wir uns über die Buslinien und verschiedene Sehenswürdigkeiten Informationen einholten.

IMG_8818 Danach schauten wir uns das Mercat Cross an, dass anzeigt, dass Aberdeen das Marktrecht besitzt. Es ist nicht besonders sehenswert.

Das Marischal’s College stellt das Gegengewicht zum King’s College in der Old Town dar. Die Dame in der Tourist Info hatte uns am gestrigen Tag erklärt, wo das College ist und wir hatten uns noch gewundert, warum es uns auf dem Weg vom Parkplatz zur Tourist Info nicht aufgefallen war, da es laut Reiseführer sehenswert wäre. Als wir heute gezielt danach suchten, wurde uns schnell klar, weshalb wir daran vorbeigelaufen waren: Es ist komplett eingerüstet und “verhüllt”, so dass man von der Fassade nichts sieht. Einzig ein Seitenturm schaut heraus, der die wahre Schönheit erahnen lässt.

Provost Skene'ss House - Dining RoomProvost Skene’s House: Provost steht für Bürgermeister und einer der  Bürgermeister hieß Skene. Dieser Bürgermeister kaufte das Haus und lies es sehr schön herrichten. Im Haus kann man ein Speisezimmer mit Möbeln und Porzellan besichtigen, einen Raum, der eine wundervolle Deckenmalerei besitzt, ein Musikzimmer, das Schlafzimmer und besonders das Kinderzimmer mit allerlei Spielsachen.

DSC06768 Da wir nun die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt abgeklappert hatten, machten wir uns mit dem Bus auf zur Old Town. Die Busfahrt war ein Erlebnis, da es keine Anzeigen im Bus gab, an welcher Haltestelle man sich befindet, bzw. welche Haltestellen es überhaupt gibt. Zufälliger Weise stiegen wir sogar an der richtigen Haltestelle aus, um zu King’s College zu laufen.

Direkt vor King’s College konnten wir schon einen Blick vermutlich auf die Wohnheime werfen. Hierzu musste man durch ein Tor, dass sehr einem Burgtor ähnelte, blicken.

DSC06773 King’s College selbst ist sehenswert. Leider hatte die Kapelle an diesem Tag geschlossen. Die Kuppel erinnert stark an St. Giles in Edinburgh. Wir sind immer wieder fasziniert, in welchen historischen Gebäude Schulen und Colleges untergebracht sind. Das kennen wir aus Deutschland kaum.

Bei unserer Wanderung durch Old Aberdeen haben wir noch die vielen weiteren Gebäude des King’s College auf uns wirken lassen.

Das Old Town House war gegenüber dem einen oder anderen College Gebäude schon fast schlicht. Direkt gegenüber begann die Canonry Road, die durch schöne Häuser und viele Bäume gesäumt wird. An der Canonry Road liegt auch der Haupteingang zu den botanischen Gärten. Wenn hier alles blüht, sind sie sicher einen Spaziergang wert, bei Regen und wenig blühenden Blumen nicht.

IMG_8854 In der St. Marchar’s Kirche konnten wir noch einen Rundgang machen, bevor dort eine echt schottische Hochzeit stattfand. Begrüßt wurden die Gäste von mehreren Fotografen, die alle erst einmal aufnahmen. Zur Unterhaltung der ankommenden Gäste spielte ein Dudelsackspieler. Viele Gäste kamen tatsächlich im Kilt. Die Trauzeugen des Bräutigams (uns fehlt hier das männliche Gegenstück zu Brautjungfern) haben sich auch frühzeitig mit dem Bräutigam vor der Kirche versammelt. Nach und nach sind alle in die Kirche gegangen. Kurz vor beginn der Trauung tauchte auch die Braut mit ihren Brautjungfern auf. Die Braut wurde vermutlich von ihrem Vater und noch zwei oder drei anderen Männer, alle im Kilt, sowie vier Brautjungfern in die Kirche geleitet. Die Braut trug ein weißes Kleid, das sich nicht von den uns DSC06799 bekannten Hochzeitskleidern unterschied. Die Brautjungfern waren alle in einheitlich braunen Kleidern gekleidet und hatten jeweils auch einen Straus. Die Damen kamen vielfach in wirklich sehr kurzen Röcken ohne Strumpfhosen, wo Julia vom bloßen Hinsehen schon kalt wurde. (Julia trägt eine ge-fütterte Übergangsjacke. :-) )

Direkt hinter der Kirche beginnt Seaton Park. Hier kann man gemütlich spazieren gehen. Wir sind am River Don entlang geschlendert und haben uns dann irgendwann gewundert, dass wir am Ende des Parks rauskamen und noch nicht am nächsten Ziel, der Brig o’Balgownie angelangt waren. Allerdings kamen wir an den Wohnheimen des King’s College vorbei, wo heute offensichtlich die neuen Bewohner Einzug hielten. Mehrfach standen Helfer herum, um die Neuankömmlinge einzuweisen.

DSC06818 Wir sind dann einfach mal weitergelaufen und irgendwann dann doch an besagter Brücke angekommen. Julia fand sie enttäuschend, da sie sich bei einer Sehenswürdigkeit etwas anderes als eine simple, nicht irgendwie verzierte Brücke vorgestellt hatte. Jedoch fing direkt im Anschluss an die Brücke eine Straße mit schönen Häusern an.

Mit dem Bus sind wir dann zurück in die Innenstadt gefahren. Wir wollten dort eine kleine Krypta in der St. Nicolas Kirk besichtigen. Leider waren alle Eingänge verschlossen, obwohl diese laut Öffnungszeiten hätte geöffnet sein sollen.

In einem Einkaufszentrum haben wir uns ein kleines Mittagessen gegönnt. Dies war insofern nett, weil es verschiedene Anbieter gab, die alle eine gemeinsame Sitzfläche hatten, die auch von Servicepersonal abgeräumt und geputzt wurde.

Im Reiseführer war ein kurzer Hinweis auf den Hazlewood Park gestanden und die Dame von der Tourist Info hatte uns auch auf das Labyrinth im Park hingewiesen, so dass wir mit dem Bus dorthin fahren wollten. Die richtige Buslinie fanden wir auch noch problemlos, allerdings hatten wir dann keine Chance die richtige Haltestelle zum Aussteigen zu finden. Hier verzweifelten wir wirklich am ÖPNV in Aberdeen. Auch das Labyrinth war auf keinem Verkehrsschild erwähnt und da in diesem Park drei Golfplätze sein sollen, haben wir es aufgegeben, sind mit dem Bus zur Endstation und wieder zurück in die Stadt gefahren und haben uns so auch vor dem wieder einsetzenden Regen geschützt.

Zurück im Zentrum sind wir ins Maritime Museum gegangen, das interessante Informationen über Ölförderung in der Nordsee und Schiffe enthielt. Die Ölförderung war durch ein Bohrinselmodell sehr gut dargestellt. Auch über den Aufbau und die vorhandenen Räumlichkeiten wurde hier ausführlich informiert.

DSC06830 Wieder mit dem Bus sind wir zum Strand bzw. zum Stadtteil Footdee gefahren. Footdee ist ein kleines Viertel, das Fischer nach ihren Bedürfnissen gebaut haben. Wir vermuten, dass immer außenherum die Wohnhäuser lagen und in den weitläufigen Innenhöfen die Hütten als Speicher genutzt wurden. Manche dieser Hütten sind inzwischen toll hergerichtet, andere stehen kurz vor dem Verfall. In einiger Entfernung kann man den Seehafen sehen. Allerdings kann man von dieser Stelle aus nicht näher hinlaufen. Jedoch liegt Footdee direkt an der Hafenausfahrt, so dass wir bei unserem anschließenden Spaziergang von Footdee zur Vergnügungsmeile zwei größere Schiffe beim Hinausfahren beobachten konnten. Auch auf dem Meer waren in der Ferne mehrere Schiffe zu beobachten, wobei wir uns wunderten weil wir den Eindruck hatten, dass sich diese nicht bewegten.

Am Strand, einem schönen Sandstrand, liefen wir bis zur Vergnügungsmeile. Hier gab es mehrere Restaurants, einen kleinen Vergnügungspark mit Achterbahn und anderen Attraktionen, ein Bowlingcenter, ein Kino, ein Erlebnisbad, …
In einem mexikanischen Restaurant genehmigten wir uns unser Abendessen, nachdem bei Pizzahut kein Tisch mehr frei war. Lecker war es und somit auch eine gute Wahl.

Mit dem Bus ging es zurück zum Hotel, wo wir uns an der Hotel Bar noch zwei Whiskys genehmigten, einen Isle of Jura und einen Glenfarclas. Der Isle of Jura war in Ordnung, wird aber wohl eher nicht zu unserem Favoriten werden. Glenfarclas ist ein eher langweiliger Whisky, der uns nicht von seinem Geschmack begeistern konnte.

Zurück auf dem Zimmer gab es wieder Papst-TV. Es ist schon spannend, den Papstbesuch aus Sicht der Engländer und Schotten mit zu verfolgen. Besonders interessant fand Julia, dass bei den potentiellen Attentätern, das Unternehmen (Veolia) bei dem die Attentäter arbeiteten genannt wurde. Das wäre in Deutschland eher untypisch.

Stonehaven nach Aberdeen

17. September 2010

Freitag, 17.09.2010

Nach einem leckeren Frühstück, das uns aufs Zimmer serviert wurde, wollten wir bei strahlendem Wetter das nahegelegene Dunnottar Castle erwandern. Leider wehte ein ziemlich starker Wind, was uns in der Bucht von Stonehaven noch nicht so auffiel.

DSC06746Die Wanderung zum Castle führte jedoch über einen atemberaubenden Klippenpfad direkt an der Steilküste entlang. Hier hatten wir einige Male bedenken, vom Wind direkt ins Meer geblasen zu werden. Für diese Ängste wurden wir jedoch mit einem unbeschreiblichen Ausblick entschädigt.

Auf diesem Weg liegt auch das Weltkriegs-Denkmal von Stonehaven, einem kleinen antiken Palast nachempfunden.

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Schließlich, nach ca. 3,5km,   erreichten wir die Burgruine. Dunnottar Castle liegt auf einer vorgelagerten Klippe und ist nur durch einen schmalen Weg mit dem Festland verbunden. Dadurch war diese Burg auch beinahe uneinnehmbar. Von der Burg sind größtenteils nur noch die Grundmauern erhalten, aber insbesondere der Kerker im Keller gibt noch ein bedrückendes Zeugnis vom damaligen Leben in der Burg ab. Dunnottar Castle hat in der schottischen Geschichte auch eine zeitlang eine wichtige Rolle gespielt. Hier waren z. B. auch die Krönungsinsignien untergebracht.

Der Rückweg war deutlich anstrengender als der Hinweg, da wir jetzt gegen den Wind laufen mussten und die Windböen teilweise ganz schön heftig waren. Julia konnte sich zum Teil fast komplett in den Wind legen ohne umzufallen.

Bei der Weiterfahrt nach Aberdeen, musste Ralf auch mal fahren… Er war nicht besonders glücklich darüber, machte seine Sache dafür super. Das größte Problem am Linkslenker ist, wenn man zeitgleich schalten und blinken soll, da man beides mit links machen muss.

DSC06758 Begrüßt wurden wir in Aberdeen vom Rathaus. Dieses hat einen hohen Turm, der sehenswert und von weitem sichtbar ist.

In Aberdeen suchten wir nur kurz selbst nach einer Unterkunft, entschlossen uns dann aber relativ schnell, in der Tourist-Information eine Unterkunft suchen zu lassen. Von dort aus wurde uns das Brentwood Hotel gebucht. Der erste Eindruck ist gut, wir haben wieder Internet, allerdings sind die Zimmer doch sehr hellhörig.

Julia hatte heute mittag dann einen Durchhänger und wollte keinen Besichtigungsstress haben. So blieben wir mal eine Stunde auf dem Zimmer sitzen und tranken gemütlich Tee und heiße Schokolade. Dann war die Welt wieder in Ordnung.

DSC06763 Wir machten dann noch einen kleinen Ausflug zu den Royal Terrace Gardens, dies ist ein kleiner Park mitten in der Stadt. Nett, aber wirklich sehr klein. Von dort hat man einen guten Blick auf His Majesty’s Theater, dessen Fassade sehr sehenswert ist.

Die von allen Seiten gelobte Art Gallery, deren Eintritt frei ist, konnten wir doch nicht links liegen lassen. So bewunderten wir nette Skulpturen und eine insgesamt sehr bunt gemischte Ausstellung.

Auf dem Rückweg tingelten wir durch zwei Einkaufszentren, um uns die Zeit bis zum Abendessen zu verkürzen. Erstaunlich war der hohe Leerstand der Ladenflächen im ersten Einkaufszentrum. Enttäuscht waren wir von den Öffnungszeiten der Läden, sehr viele schlossen bereits um 17 Uhr oder um 18 Uhr. Das hatten wir von unserem letzten Schottlandaufenthalt anders in Erinnerung, aber vermutlich trügt uns unsere Erinnerung.

Da wir in St. Andrews so positive Erfahrungen mit indischem Essen gemacht haben, wählten wir erneut ein indisches Restaurant: Sehr lecker, aber weniger familiär. Hier gab es fünf Kellner, die sich anfangs alle nur um uns kümmerten, da wir die einzigen Gäste waren. Gegen 18:30 Uhr füllte es sich dann schlagartig.

Den Abend haben wir mit ausführlichen Fernsehberichten über den Papstbesuch in London und mit einem Konzert aus Dundee ausklingen lassen.

St. Andrews nach Stonehaven

16. September 2010

Donnerstag, 16.09.2010

Heute haben wir es tatsächlich einmal geschafft, etwas früher aus dem Bett zu kommen, so konnten wir nach einem gemütlichen Frühstück, mit Blick auf den ältesten Golfplatz der Stadt, zu einem Stadtrundgang aufbrechen, noch bevor die Sehenswürdigkeiten von St. Andrews ihre Tore öffneten.

                        IMG_8613                                          Begonnen haben wir unseren Rundgang, wie vom Reiseführer empfohlen, beim alten Westtor von St. Andrews. Es ist das älteste erhaltene mittelalterliche Stadttor in Großbritannien. Mittlerweile führt eine Einbahnstraße hindurch.

Weiter ging es zur Blackfriars Chapel, der Ruine einer Klosterkapelle mitten in der Stadt. Ursprünglich war hier auch ein Kloster, dieses wurde jedoch während der Reformation zerstört.

Einige Meter weiter kann die Fassade des Rathauses bewundert werden, sie ist schön, aber wir haben schon beeindruckendere Fassaden gesehen.

Auf der anderen Straßenseite wartet aber schon die noch benutzte Holy Trinity Church. Drinnen fand gerade eine Art Krabbelgruppe statt und wir wurden auch ohne Kinder freundlich empfangen. Toll fand vor allem Julia, dass die Kirche unter der Woche nicht leer steht, sondern einfach für eine Krabbelgruppe genutzt wird. Auch einige ältere Damen trafen sich zum Psalm lesen in der Kirche. Die Kirche selbst ist schön, aber nicht außergewöhnlich. Schön ist der Vorgarten der Kirche, bepflanzt mit vielen momentan blühenden Blumen.

Nach einem kurzen Abstecher in den parkähnlichen Innenhof von St. Mary’s College, in dem schon Maria Stuart einen Baum gepflanzt hat (der auch noch dort steht), sind wir schließlich am anderen Ende der Altstadt und damit auch bei der Ruine der Abbey von St. Andrews angekommen.

Wenn man die wenigen Überreste des Kirchenschiffs abläuft, lässt sich  die immense Größe, die das Kirchenschiff hatte nur erahnen. Auch hier hat leider IMG_8683wieder die Reformation zugeschlagen und ein wahrlich imposantes Kloster zerstört. Die umliegenden Flächen werden heute noch als Friedhof genutzt, so dass wir durch den Friedhof zu einem noch erhaltenen Turm kamen, den wir bestiegen. Wir waren heilfroh, dass uns weder beim Hoch- noch Heruntersteigen jemand entgegenkam, da es extrem eng war und aneinander vorbeigehen nur sehr schwer möglich gewesen wäre. Oben wurden wir für unsere Mühen belohnt. Der Blick über St. Andrews und das Meer war klasse. 

St. Andrews Castle war der Wohnsitz des Erzbischofs. Der Kardinal und Erzbischoff, David Beaton (um 1495 bis 29.05.1546) war königstreu, hatte mit seiner Mätresse sieben Kinder und hatte keinen engeren Kontakt zu seinen Mönchen. Er war gleichzeitig Abt in Arbroath. Aufgrund seiner extremen Verfolgung der Protestanten, wurde er von Edelleuten ermordet. Im Castle war es interessant zu sehen, wie Gegner einen Tunnel gegraben hatten um die Mauern des Castle zum Einsturz zu bringen. Die Verteidiger gruben mehrere kleine “Gegentunnel”, um in den Tunnel der Angreifer einzudringen.

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Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch einen Abstecher zum Old Golf Course des Royal & Ancient Golf Club, dem ältesten Golfclub der Welt. Ralf wollte sich trotz des Schlussverkaufes nicht mit Golfartikeln eindecken und auch die Mitgliedschaft im Schaichhof kommt nicht so richtig in Frage.

Über Dundee sind wir nach Barry gefahren. Dort konnten wir die Barry Mill besichtigen, die vom National Trust (NT) betreut wird. Klasse war der Mitarbeiter des NT, der uns und vier anderen Personen in aller Ruhe alles erklärte, auf jede Frage einging und einfach authentisch war. Glück hatten wir, dass wir die Mühle in Aktion erleben durften, da dies normalerweise nur am Wochenende der Fall ist. Das Schaumahlen fand für eine erste Klasse einer Schulklasse aus Dundee statt und wir wurden eingeladen zu bleiben und ebenfalls zuzuschauen. Neu für uns war, dass in Schottland in jeder Mühle ein Trockenraum vorhanden ist, da das Korn sonst zu nass zum Mahlen wäre.

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Von den Anfangs vier Personen waren beim Schaumahlen außer uns noch zwei Damen aus der Gegend anwesend. Eine der beiden Damen hat sich noch ausführlich mit uns unterhalten, wobei wir lernten, dass das Glenrothes, die Partnerstadt von Böblingen, nicht die Herkunftsstätte des Whiskys ist, sondern der Whisky aus der Speyside-Region kommt.

IMG_8731In Arbroath haben wir uns die Abtei angesehen, die St. Andrews nicht  viel gibt. In dieser Abtei ist mit dem Abbots House noch ein Gebäude komplett erhalten. Diese Abtei erinnerte uns mit ihren roten Sandsteinen stark an Hirsau und weckte Erinnerungen an unsere Hochzeit.

Wir beschlossen noch bis nach Stonehaven zu fahren, was aufgrund der lang zweispurigen Straße, auf der man dann immerhin 70 mph fahren darf, gut ging.

Erstaunt hat uns schon den ganzen Tag über, dass hier noch viel Getreide gedroschen wird. In Deutschland ist dies schon lange vorbei, hier steht auch noch Getreide auf den Feldern. Die Kartoffelernte findet dafür jetzt zeitgleich statt. In dieser Gegend gibt es erstaunlich viele Getreidefelder.

IMG_8744 In Stonehaven fanden wir ein super B&B direkt am Meer im Penthouse mit eigener offener Küche, Wohnraum mit Laptop, zwei Schlafzimmern und Internet. Der Ausblick von unserem Balkon war traumhaft. Wir genossen noch die letzten Lichtstrahlen des Abends, bevor wir dem Tipp unseres Vermieters folgten und Fisch essen ins “Ship Inn” gegangen sind. Als Abschluss des Abends genehmigten wir uns unseren ersten Whisky in diesem Urlaub. Das war aufgrund der Auswahl unumgänglich. Wir zählten mehr als 80 verschiedene Sorten. Auch die Karte enthielt fast jeden Whisky der uns einfiel. Ralf war von seinem Springbank angetan, Julia fand ihren Bladnoch eher nichts sagend.

Gemütlich ließen wir diesen Abend noch auf unserem Sofa ausklingen. Die Nacht wurde allerdings etwas unruhig, da wir beide das Rauschen des Meeres nicht so gewohnt sind und doch einige Kämpfe um die Bettdecke stattfanden. Ralf hatte auch noch Angst vor einem Sturz aus dem Bett, dass extrem hoch war.

Von Edinburgh nach St. Andrews

15. September 2010

Mittwoch, 15.09.2010

 

Nach einem erneut reichhaltigen Frühstück haben wir unsere Koffer gepackt und sind mit unserem Golf Richtung Stirling losgetuckert. Fast haben wir es dieses Mal geschafft, den direkten Weg aus Edingburgh heraus zu finden. Aber nur fast…

In Schottland werden die Sehenswürdigkeiten immer an allen Hauptstraßen auf braunen Schildern wundervoll ausgewiesen, allerdings sparen die Schotten dafür an den richtigen Wegweisern für die Ortschaften. Hier ist es manches Mal nicht ganz einfach dort anzukommen, wo man eigentlich hin möchte.

Unser erster Stopp war am Falkirk Wheel. Dieses Rad stellt eine gigantische Schleuse dar, die elf frühere Schleusen ersetzt. Leider konnten wir die Schleuse nicht in Aktion erleben, da kein Schiff den Höhenunterschied überwinden wollte. Auf dem Foto kann man einen Eindruck erhalten, wie das Rad funktioniert. Leider hatte Ralf hier einen kleinen Zusammenstoß mit einer Biene oder Wespe, die ihn am Hals gestochen hat. Glücklicherweise geht es ihm aber dank Soventol schon wieder gut.

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Unser heutiges Ziel war es, einen Supermarkt zu finden, und dann, als wir den ersten gefunden hatten, hatten wir plötzlich alle zur Auswahl. Wir sind jedoch direkt im ersten Supermarkt, einem Lidl einkaufen gegangen. Interessant war vielfach die deutschsprachige Verpackungsbeschriftung. Das hatten wir in Schottland nicht erwartet.

Nachdem wir gestern in Edinburgh noch einmal im Castle waren, wollten wir uns Stirling Castle nicht entgehen lassen. Das Castle bietet einen gigantischen Rundblick, ist jedoch um einiges kleiner und weniger imposant als Edinburgh Castle. Hier sind viele Räumlichkeiten noch für den Publikumsverkehr gesperrt, da noch geforscht wird, wie sich das Leben auf der Burg abgespielt hat und welche Ausstellungsform gewählt werden soll. Von der Kapelle waren wir enttäuscht, der “Saal” hat nicht den Stil, den man sich bei einer mittelalterlichen Kapelle vorstellt. Reizvoll hingegen waren die “Großen Küchen”, wo mit vielen Details der dortige Alltag nachgestellt wurde und der “Große Saal” der größte weltliche Raum, der zu dieser Zeit existierte. Stirling Castle wird in einigen Jahren noch einmal einen Tripp wert sein. Stirling ist eine schöne alte Stadt, die einen sehenswerten Stadtkern hat, den wir aus dem Auto heraus begutachten konnten.

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In Schottland erleben wir jetzt wieder, was wir bereits aus England kennen, in Sehenswürdigkeiten, die vom National Trust of Scottland betreut werden, gibt es viele freundliche Freiwillige, die sich freuen, wenn sie angesprochen werden und etwas berichten können. Es gilt jedoch immer im Inneren der Sehenswürdigkeit Fotoverbot. Beim Friends of Historic Scottland, die mit English Heritage eine Kooperation haben, darf bislang auch im Inneren fotografiert werden. 

In Dunfurmline wurden wir von einem traumhaften Rathausturm begrüßt. Diesen sieht man schon von Weitem. Wir sind dann noch zur Abteiruine gegangen und haben diese besichtigt. Besonders viel ist nicht mehr übrig. Die heutige Kirche (nicht zu besichtigen) wurde an die alte Kirche direkt angebaut. Als Kirche erkennt man den alten Bau nur noch bedingt. Alle für eine Kirche typischen Einrichtungsgegenstände fehlen.

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Auf der Strecke lag noch die Stadt Glenrothes. Hier konnten wir uns sehr gut vorstellen, eine Nacht lang zu bleiben. Als wir am Ortsschild vorbeifuhren und lasen, dass es sich hier um die Partnerstadt von Böblingen handelt, waren wir vollends überzeugt: ´Hier übernachten wir und morgen früh darf Ralf in der ortsansässigen Destillerie mit einem Whisky starten. Überrascht wurden wir von der Größe Glenrothes und der Eintönigkeit dieser Stadt. Wir waren zwar nur auf den größeren Straßen unterwegs, jedoch findet man in allen anderen Orten auch hier sehenswerte Gebäude, in Glenrothes überhaupt nicht. Nach langem Suchen nach einer brauchbaren Unterkunft entschieden wir uns trotz der fortgeschrittenen Zeit (17:45 Uhr) die 22 Meilen nach St. Andrews noch zu fahren.

In St. Andrews kamen wir gegen 18:30 Uhr an und wurden durch das erste Hotel am Platz begrüßt. Dieses Hotel ist ein Golf-Hotel und liegt an einem der fünf Golf-Plätze in St. Andrews. St. Andrews ist das Mekka der Golfer, hier werden Regeländerungen für den gesamten Golfsport festgelegt.

Als wir einmal durch den malerischen Ort fuhren, entdeckten wir viele B&Bs und Hotels, leider hing jedoch bei allen B&Bs und vielen Hotels ein Schild “No Vacancies”. So sind wir dann doch einige Zeit durch diesen wunderschönen Ort gefahren und uns entschieden am zweiten Hotel an dem wir vorbeigekommen waren nach einem Zimmer zu fragen. Dieses Hotel gehört wieder zur MacDonald-Gruppe, bei der wir in Edinburgh auch bereits untergekommen waren. Trotz eines Nachlasses von 38 Pfund für Übernachtung und Frühstück für uns beide, war das Zimmer immer noch teuer.

Für unser Abendessen machten wir noch einen gemütlichen Spaziergang durch die Stadt und landeten in einem Restaurant, Maishas, das Ralf auf der Stadtkarte entdeckte, die wir im Hotel erhalten hatten. Maishas ist ein indisches Restaurant, der jedoch ausgefallen indisch kocht. Es gibt sehr viel Fisch und worauf wir uns auch beide gestürzt haben, Fleisch mit Nuss-/Fruchtsoßen. Die Soßen sind mild, aber sehr fruchtig. Wir haben das Essen und unsere Lassis genossen. Julia fand einen der beiden Kellner richtig nett, der witziger Weise auch gerne zu uns an den Tisch kam und sich mit uns unterhielt. Der Junge kommt aus Bangladesch, studiert seit einem Jahr Handel in Dundee und arbeitet hier in Teilzeit.

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(Kleiner Eindruck von St. Andrews, hinten links ist das Maishas)

Gemütlich sind wir zurück zum Hotel gelaufen und haben beschlossen, morgen einmal etwas früher aufzustehen, damit wir nicht wieder erst gegen Abend irgendwo ankommen. Vielleicht schaffen wir es dann ja bis Aberdeen…

Edinburgh

14. September 2010

Dienstag, 14.09.2010

Unser erster richtiger Urlaubstag in Schottland begann in unserem Hotel mit einem richtigen schottischen Frühstück. Ralf wollte unbedingt black pudding (Blutwurst) essen und fand es auch gar nicht schlecht. Richtig toll fanden wir beide das Porridge mit Sahne und Honig. Insgesamt war das Frühstück richtig gut und vor allem gab es Wurst, Käse und richtiges Vollkornbrot.

Mit vollem Magen sind wir Richtung Royal Mile losgelaufen und haben dort als erstes einen Christmas Shop entdeckt. Dieser hat uns an Andrea erinnert, dort hätten Julia und Andrea sicher viel entdeckt, wenn Rainer und Ralf draußen geblieben wären. :-)

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Neben dem Christmas Shop steht eine Kirche, an deren Namen wir uns allerdings beide nicht mehr erinnern können. Jedoch ist dies die Kirche, in der die Gläubigen, die früher die Kirche am Holyrood Palace nutzen, eine neue Glaubensstätte fanden, nachdem sie durch die königliche Familie aus ihrer Heimatkirche vertrieben wurden. Wir besichtigten jedoch nicht die Kirche selbst, sondern gingen einmal über den Friedhof. Dieser ist recht alt und interessant, weil er sich durch seine riesigen Grabsteine und die mit Gras bewachsenen Gräber von deutschen Friedhöfen unterscheidet. Von diesem Friedhof aus hatten wir einen traumhaft schönen Blick auf den Carlton Hill.

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Wir liefen noch das kurze Stück zum unteren Ende der Royal Mile bis Holyrood House. Dort stand geschrieben, dass der Palast für die Öffentlichkeit geschlossen sei. Bei der späteren Stadtrundfahrt erfuhren wir den Grund: Ein Mitglied der königlichen Familie residiert dort zur Zeit. Interessant waren die vielen Gitter, die schon anlässlich des Papstbesuches am 16.09. aufgestellt wurde. Sofern wir den Guide richtig verstanden haben, ist es das erste Mal, dass ein Papst auf schottischem Boden übernachtet.

Gegenüber von Holyrood House steht das schottische Parlamentsgebäude. Aufgrund seiner ganz eigenen Form ist es sehr interessant und vor allem Julia findet es auch schön.

Wir haben dann wieder begonnen die Royal Mile hochzulaufen. Unterwegs haben wir das Schaufenster von Cadenheads bewundert. Die riesigen Tafeln, auf der alle aktuell geführten Whiskys mit Preisen aufgelistet sind, sind beeindruckend. Rein haben wir uns nicht getraut, da wir nichts kaufen wollten und die einzigen Kunden gewesen wären. Nett war Hund, der es sich im Schaufenster bequem gemacht hatte und sich auch durch uns Schaulustige nicht vertreiben lies.

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Direkt unterhalb von St. Giles steht das Mercat Cross. Für uns sah es aus wie ein Brunnen, zeigt jedoch, dass eine Stadt das Marktrecht verliehen bekommen hat.

Dann haben wir uns die St. Giles Kathedrale angeschaut. Insgesamt ist diese wieder recht dunkel gehalten. Schön ist eine Seitenkapelle, die “thistle chapel”. Störend fanden wir in der alten Kapelle die neuen Verzierungen auf den alten Holzsäulen.

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Im Reiseführer wurde ganz groß das “Heart of Midlothian” vor St. Giles erwähnt, tatsächlich waren es nur verschiedene Steine die im Straßenbelag in Herzform gesetzt waren.

Weiter Richtung Burg machten wir eine Abstecher ins Writer’s Museum. Hier konnten wir alte Bilder und vor allem eine Druckerpresse besichtigen. Die Druckerpresse kann man sich normalerweise vorführen lassen, leider war diese jedoch aktuell außer Betrieb.

Zwei Häuser weiter besuchten wir die erste National Trust Site in Schottland: Gladstone’s land. Hier wurde die Wohnsituation in einer komplett eingerichteten Wohneinheit aus dem 17. Jahrhundert gezeigt. Allerdings kann es sich hier nicht um eine arme Familie gehandelt haben, da außer der Enge, wunderschöne Möbel ausgestellt waren. Von eine älteren Lady  haben wir erfahren, dass die Royal Mile nicht immer so beliebt war wie heute. In ihrer Jugend waren hier die Slums von Edinburgh. Jedoch sind heute die Preise für Wohnungen auf oder an der Royal Mile wohl astronomisch hoch.

Bei unserem letzten Schottland-Tripp waren wir vom Castle und insbesondere dem Blick von dort oben über die Stadt begeistert. Da wir aufgrund unserer Mitgliedschaft bei English Heritage kostenlos reinkamen, sind wir noch einmal nach oben gestiegen und haben die Aussicht genossen. Die einzelnen Ausstellungsräume haben wir dieses Mal außen vor gelassen.

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Direkt unterhalb des Castle findet alljährlich das Edinburgh Tattoo statt, das für uns beide definitiv mal ein Ziel ist. Spannend war es beim Abbau der Tribünen vom Tattoo, von denen der Großteil noch aufgebaut war, zuzuschauen. Allein schon mit der Höhe der Tribünen und dem Castle im Rücken kann man sich die hier herrschende Atmosphäre während des Tattoo lebhaft vorstellen.

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Julia konnte es nicht lassen und überredete Ralf zu einer Stadtrundfahrt. Da es ein Angebot gab, das nur ca. 5 Pfund für beide mehr kostete und man dafür statt einer Stadtrundfahrt vier machen konnte (drei sind recht ähnlich) nahmen wir die große Variante. Gestartet sind wir mit der Mac-Route vom Lawnmarket bis Charlotte Square. An der Waverly Bridge mussten wir auf einen anderen Bus des selben Anbieters umsteigen.

Mit einer Besichtigung des Georgian House (National Trust of Scottland) lernte wir die Lebensweise einer Möchte-Gern-Reichen-Familie Ende des 19. Jahrhunderts kennen. Wichtig war es hier, nach außen etwas darzustellen, wie es tatsächlich um die Finanzen bestellt war, war zweitrangig. Verzichten wollte keinesfalls auf den liebgewonnenen Lebensstil. Auch dieses Gebäude ist liebevoll eingerichtet mit vielen Details versehen und von vielen Freiwilligen bevölkert. Schade ist auch hier, dass man die wundervollen Kleinigkeiten nicht fotografieren darf.

Wir haben beschlossen, durch die Newtown Richtung Waverly Bridge zurück zu laufen. So konnten wir noch einige Eindrücke der Newtown sammeln, die man auf den Hauptstraßen vielleicht nicht so sieht.

Ralf freute sich schon die ganze Zeit auf Scones, die er in England liebgewonnen hatte. Allerdings ist es gar nicht so einfach ein Cafe zu finden. Im Cafe Nero in der Newtown gab es für uns eine heiße Schokolade und einen Schoko-Käse-Kuchen. Scones waren leider nur mit Rosinen im Angebot. Lecker war es, auch wenn Ralf nicht zu seinen Scones kam.

Den ganzen Mittag über kam es immer wieder zu Regenschauer, die spontan kommen kurz und heftig sind mit anschließendem Sonnenschein. So trockenen die Straßen schnell wieder und man sieht nichts mehr vom vorherigen Schauer.

Wir sind zurück zur Waverly Bridge gelaufen und von dort mit den roten Tour-Bussen die komplette Runde gefahren. Hier war angenehm, dass man sich die Führung auf deutsch anhören konnte. Jeder Bus hat hier seine Besonderheit, die roten Busse haben Kopfhörer mit Sprachwahl. Die Mac-Tour-Busse haben einen Führer mit an Bord, der auch Fragen beantwortet und die beiden anderen haben ein Tonband, das abgespielt wird.

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Da bei der Tour einzelne Streckenabschnitte differierten, sahen wir doch viel von der Stadt und lernten noch einmal vieles über Edinburgh, obwohl dies ja nicht unser erster Aufenthalt hier war. Eine ganz krasse Geschichte hörten wir auf allen Rundfahrten: Vor ca. 200 Jahren gab es einen Arzt, der nicht fragte, woher die Leichen für seine Anatomiestudien kamen, wenn sie ihm angeboten wurden, sondern einfach ordentlich dafür bezahlte. Dies war so lukrativ, dass zwei junge Männer anfingen, ihm Leichen zu beschaffen. Am einfachsten war es, Leichen zu beschaffen, indem man die Leute umbrachte. So brachten die beiden in recht kurzer Zeit mindestens 20 Personen um, deren Leichen sie zu Geld machten. Allerdings blieb das Verschwinden von so vielen Personen nicht unbemerkt, weshalb die beiden dann auch gefasst wurden. Einer der Beiden stellte sich als Kronzeuge gegen den Anderen zur Verfügung und erhielt demzufolge eine geringe Strafe, der Kompagnon wurde erhängt.

Unseren Besichtigungstag beendeten wir mit der Majestic Tour. Diese Tour dauert eine Stunde und legt streckenmäßig den mit Abstand größten Weg zurück. Gestartet sind wir auch hier an der Waverly Bridge, dann ein kurzes Stück durch die Newtown zum botanischen Garten. Der Bus war oben vorne überdacht und im hinteren Teil offen. So kam es, dass oben im Bus das Regenwasser herum lief und da es viel geregnet hatte, musste wir teilweise die Füße hochhalten, damit sie nicht nass wurden. Weiter fuhren wir zur Küste und dort zur Royal Jacht Britannia. Über den Stadtteil Leigh ging es dann wieder zurück zur Innenstadt. Die Feuerwehr im Stadtteil Leigh hat extra ein Stück Schiff auf ihrem Grundstück stehen, um den Einsatz auf einem Schiff simulieren zu können, der sich von Landeinsätzen deutlich unterscheidet. Diese Tour ist in jedem Fall empfehlenswert, da man doch deutlich mehr Stadt zu sehen bekommt, die sich in den Vororten stark von der touristischen Innenstadt unterscheidet.

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Um wieder Richtung Stadt und damit Richtung Abendessen zu kommen, nahmen wir die letzte Linie, die wir noch nicht gefahren waren, die grünen Busse, bis Lawnmarket. Viel Neues wurde auf dieser Tour nicht mehr erzählt, es war ja auch schon die Dritte auf einer ähnlichen Strecke. ;-)

Das Cellar Doors haben wir von Martina und Bertil (Freunde von Barbara und Daniel, die vor kurzem in Schottland waren) empfohlen bekommen.

In unserem Edinburghführer, den die Stadt kostenlos verteilt, hatten wir auch vom Cellar Doors gelesen. Martina und Bertil hatten uns keine genaue Adresse genannt, so dass wir einen Abstecher ins Whisky Heritage Center machten, um dort noch einen Edinburghführer zu holen als Wegweiser zum Restaurant.

Als Besonderheit gab es hier ein Zwei- oder Dreigänge Überraschungsmenü, man konnte dem Koch mitteilen, was man nicht essen kann oder möchte und muss sich sonst komplett überraschen lassen. Wir beide überlegten, was wir nicht essen wollten, kamen aber beide auf nichts. Als der erste Gang kam, wusste zumindest Julia wieder, was sie nicht so gern mag: Lamm. Als Hackebällchen mit einem leckeren Dipp waren doch auch diese gut. Genial war der Nachtisch mit einem Schokoladenkuchen, der in der Mitte noch flüssig war. Absolut perfekt. Einen Schokoladennachtisch darf man hier auch erwarten, da dies neben einem Restaurant auch eine Chocolaterie ist.

Auf dem Rückweg zum Hotel gab es mal wieder einen für Schottland typischen kurzen Regenschauer, so dass wir ziemlich nass im Hotel ankamen. Da wir sowieso nur noch ins Bett wollten, legten wir noch alles wieder zum Trocknen aus und verkrochen uns unter die warme Decke.

Ankunft in Edinburgh

13. September 2010

Montag, 13.09.2010, 17:00 Uhr

Nachdem unser Flug soweit pünktlich gelandet ist, haben wir unseren Mietwagen abgeholt. Es ist ein neuer VW Golf. Die Freude darüber währte aber nur kurz, denn als wir das Auto schließlich suchen und beladen mussten, regnete es in Strömen.

Und die nächste Hürde lies nicht lange auf sich warten. Mitten in der rush hour mussten wir quer durch Edinburgh zu unserem Hotel. Dabei haben wir eine unfreiwillige Stadtrundfahrt gemacht, da wir vor lauter Baustellen und Durchfahrtsbeschränkungen den richtigen Weg leider verloren hatten.

Schließlich haben wir das Hotel doch gefunden und unser Zimmer bezogen. Das Hotel ist vollkommen ausreichend, wir haben alles gefunden, was wir uns erwartet hatten.

Unseren Golf konnten wir nicht geschickt auf der Straße parken, weshalb wir ihn für 20 Pfund pro Nacht auch im Hotel einmieteten. Da die Fahrzeuge vom Concierge in der Hoteltiefgarage geparkt werden, wussten wir nicht so genau wo diese ist und mussten als wir noch etwas aus unserem Auto holen wollten das Untergeschoss absuchen. Hier fanden wir einen echt großen Fitnessraum und einen schönen Swimmingpool. 

Da wir beide dann doch recht müde waren, entschlossen wir uns im hoteleigenen Steakrestaurant zu bleiben. Es war ein Steakhouse, doch entschieden wir uns nicht für ein Steak sondern ein Menü, bei dem es bei drei Gängen jeweils drei Essen gab, aus denen man sich das Menü selbst zusammenstellen konnte. Bei uns gab es einen Fischkuchen als Vorspeise mit Rucola-Salat, zur Hauptspeise entschied sich Ralf für einen Hackfleisch-Kartoffelauflauf mit einer Gemüsebeilage und Julia für eine Schweinesteak mit klasse Kartoffelecken und Rucola-Salat. Der Nachtisch stellte mit einen Caramelpudding einen leckeren Abschluss dar.

Wir waren unendlich froh, als wir nur noch mit dem Aufzug in den vierten Stock fahren mussten und todmüde in unsere Betten fallen durften.

Zwischenstopp

13. September 2010

Montag, 13.09.2010, 14:30 Uhr:

Bisher haben wir es nur bis Düsseldorf geschafft, und wenn wir hier nicht 5 Stunden rumsitzen würden, wäre dies vermutlich auch keinen Eintrag im Blog wert.

In 5 Stunden kann man das Lufthansa-Terminal hier problemlos erkunden. Es ist zwar recht nett, aber leider kein Vergleich zu British Airways in London.

Da wir uns in Düsseldorf nicht auskennen, hatten wir beschlossen, keinen Trip in die Stadt zu machen, sondern uns die Zeit im Terminal zu vertreiben. Das gelingt uns leidlich gut… Julia kann ein wenig ihr Schlafdefizit verringern und Ralf ärgert sich über die überzogenen Preise für WLAN im Terminal und übt sich schon mal im Internet-Entzug. Hier sind uns die USA noch weit überlegen, dort gibt’s sogar in jedem Fast-Food-Restaurant freies WLAN.

Immerhin gibt es eine reichhaltige Auswahl an Zeitungen: WAZ, Bild, Express, Rheinische Post, Westdeutsche, HaBla, FTD, International Herald Tribune, …
Interessanterweise fehlt die FAZ, möglicherweise ist diese aber schon aus, da nicht nachgefüllt wird.

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Bald geht’s wieder los!

10. September 2010

Freitag, 10.09.2010

Nachdem wir bald zu unserem nächsten Urlaub Richtung Großbritannien aufbrechen werden, haben wir das Blog wieder aktiviert und freuen uns, unsere Erlebnisse wieder mit Euch teilen zu dürfen.

Am Montag, 13.09.2010 geht’s los!

Der letzte Tag

14. Juli 2009

Samstag, 27.06.2009

Am Morgen unseres letzten Flitterwochen-Tages haben wir zunächst die Koffer fertig gepackt und alles ins Auto verladen. Da wir noch sehr viel Zeit bis zu unserem Flug hatten, wollten wir noch etwas unternehmen.

Wir fuhren also zunächst zu King John’s Hunting Lodge, ein sehr altes Haus eines Wollhändlers, das als Museum für die örtliche Geschichte genutzt wird. Leider war noch geschlossen und ein Blick auf die Öffnungszeiten verriet uns, dass wir noch bis zum Nachmittag hätten warten müssen. Das hätte sich wegen des Fluges aber nicht gelohnt.

Deswegen entschlossen wir uns, zum Wookey Hole zu fahren, da wir sicher waren, dass dieses bereits geöffnet war. Dort angekommen hätten wir jedoch eine Kombikarte für die dortige Höhle, das Museum, einen Circus, … kaufen müssen. Der Eintritt in die Höhle allein war nicht möglich. Diese Kombikarte war ziemlich teuer, so dass wir uns auch hier entschlossen weiterzufahren.

In der Nähe des Flughafens von Bristol befand sich noch Tyntesfield House. Tyntesfield House ist ein viktorianisches Anwesen aus dem 19. Jahrhundert, das noch vor nicht allzulanger Zeit von einem alleinstehenden Mann bewohnt war. Es befindet sich deswegen auch noch mitten in der Restaurierungsphase, so dass man nicht in alle Räume kann und viele Räume auch noch nicht restauriert und vollkommen heruntergewirtschaftet sind.

Haupteingang von Tyntesfield House

Haupteingang von Tyntesfield House

Zum Anwesen von Tyntesfield gehört auch ein riesiger Garten, eine Stallanlage und eine Kapelle, die problemlos für 30-50 Besucher Platz bieten sollte. Nachdem wir in diesem riesigen Anwesen die Zeit bis zu unserer Abreise verbracht hatten, brachen wir Richtung Flughafen auf.

Kapelle von Tyntesfield House

Kapelle von Tyntesfield House

Gartenimpressionen von Tyntesfield House

Gartenimpressionen von Tyntesfield House

Nachdem wir den Mietwagen abgegeben hatten, fanden wir noch die Zeit, ein letztes Mal das englische Essen zu genießen. Interessant dabei ist, dass im Flughafen von Bristol die meisten Restaurants hinter der Sicherheitskontrolle sind, so dass man auch die angebotenen Steaks ohne scharfe Messer essen muss. Wir wollten das nicht riskieren und genehmigten uns einen Burger.

Unser ständiger Begleiter

Unser ständiger Begleiter

Leider hatte unser Flug nach Amsterdam etwas Verspätung, so dass die knapp kalkulierte Umstiegszeit noch knapper wurde. In Amsterdam haben wir es dann glücklicherweise noch zu unserem Anschlussflug geschafft, unser Gepäck leider nicht. So konnten wir den Abend ganz unbelastet genießen und bekamen unser Gepäck am nächsten Tag mit dem Kurier zugestellt.