St. Andrews nach Stonehaven

Donnerstag, 16.09.2010

Heute haben wir es tatsächlich einmal geschafft, etwas früher aus dem Bett zu kommen, so konnten wir nach einem gemütlichen Frühstück, mit Blick auf den ältesten Golfplatz der Stadt, zu einem Stadtrundgang aufbrechen, noch bevor die Sehenswürdigkeiten von St. Andrews ihre Tore öffneten.

                        IMG_8613                                          Begonnen haben wir unseren Rundgang, wie vom Reiseführer empfohlen, beim alten Westtor von St. Andrews. Es ist das älteste erhaltene mittelalterliche Stadttor in Großbritannien. Mittlerweile führt eine Einbahnstraße hindurch.

Weiter ging es zur Blackfriars Chapel, der Ruine einer Klosterkapelle mitten in der Stadt. Ursprünglich war hier auch ein Kloster, dieses wurde jedoch während der Reformation zerstört.

Einige Meter weiter kann die Fassade des Rathauses bewundert werden, sie ist schön, aber wir haben schon beeindruckendere Fassaden gesehen.

Auf der anderen Straßenseite wartet aber schon die noch benutzte Holy Trinity Church. Drinnen fand gerade eine Art Krabbelgruppe statt und wir wurden auch ohne Kinder freundlich empfangen. Toll fand vor allem Julia, dass die Kirche unter der Woche nicht leer steht, sondern einfach für eine Krabbelgruppe genutzt wird. Auch einige ältere Damen trafen sich zum Psalm lesen in der Kirche. Die Kirche selbst ist schön, aber nicht außergewöhnlich. Schön ist der Vorgarten der Kirche, bepflanzt mit vielen momentan blühenden Blumen.

Nach einem kurzen Abstecher in den parkähnlichen Innenhof von St. Mary’s College, in dem schon Maria Stuart einen Baum gepflanzt hat (der auch noch dort steht), sind wir schließlich am anderen Ende der Altstadt und damit auch bei der Ruine der Abbey von St. Andrews angekommen.

Wenn man die wenigen Überreste des Kirchenschiffs abläuft, lässt sich  die immense Größe, die das Kirchenschiff hatte nur erahnen. Auch hier hat leider IMG_8683wieder die Reformation zugeschlagen und ein wahrlich imposantes Kloster zerstört. Die umliegenden Flächen werden heute noch als Friedhof genutzt, so dass wir durch den Friedhof zu einem noch erhaltenen Turm kamen, den wir bestiegen. Wir waren heilfroh, dass uns weder beim Hoch- noch Heruntersteigen jemand entgegenkam, da es extrem eng war und aneinander vorbeigehen nur sehr schwer möglich gewesen wäre. Oben wurden wir für unsere Mühen belohnt. Der Blick über St. Andrews und das Meer war klasse. 

St. Andrews Castle war der Wohnsitz des Erzbischofs. Der Kardinal und Erzbischoff, David Beaton (um 1495 bis 29.05.1546) war königstreu, hatte mit seiner Mätresse sieben Kinder und hatte keinen engeren Kontakt zu seinen Mönchen. Er war gleichzeitig Abt in Arbroath. Aufgrund seiner extremen Verfolgung der Protestanten, wurde er von Edelleuten ermordet. Im Castle war es interessant zu sehen, wie Gegner einen Tunnel gegraben hatten um die Mauern des Castle zum Einsturz zu bringen. Die Verteidiger gruben mehrere kleine “Gegentunnel”, um in den Tunnel der Angreifer einzudringen.

IMG_8696 IMG_8712

Auf dem Rückweg zum Hotel machten wir noch einen Abstecher zum Old Golf Course des Royal & Ancient Golf Club, dem ältesten Golfclub der Welt. Ralf wollte sich trotz des Schlussverkaufes nicht mit Golfartikeln eindecken und auch die Mitgliedschaft im Schaichhof kommt nicht so richtig in Frage.

Über Dundee sind wir nach Barry gefahren. Dort konnten wir die Barry Mill besichtigen, die vom National Trust (NT) betreut wird. Klasse war der Mitarbeiter des NT, der uns und vier anderen Personen in aller Ruhe alles erklärte, auf jede Frage einging und einfach authentisch war. Glück hatten wir, dass wir die Mühle in Aktion erleben durften, da dies normalerweise nur am Wochenende der Fall ist. Das Schaumahlen fand für eine erste Klasse einer Schulklasse aus Dundee statt und wir wurden eingeladen zu bleiben und ebenfalls zuzuschauen. Neu für uns war, dass in Schottland in jeder Mühle ein Trockenraum vorhanden ist, da das Korn sonst zu nass zum Mahlen wäre.

DSC06727 DSC06729

Von den Anfangs vier Personen waren beim Schaumahlen außer uns noch zwei Damen aus der Gegend anwesend. Eine der beiden Damen hat sich noch ausführlich mit uns unterhalten, wobei wir lernten, dass das Glenrothes, die Partnerstadt von Böblingen, nicht die Herkunftsstätte des Whiskys ist, sondern der Whisky aus der Speyside-Region kommt.

IMG_8731In Arbroath haben wir uns die Abtei angesehen, die St. Andrews nicht  viel gibt. In dieser Abtei ist mit dem Abbots House noch ein Gebäude komplett erhalten. Diese Abtei erinnerte uns mit ihren roten Sandsteinen stark an Hirsau und weckte Erinnerungen an unsere Hochzeit.

Wir beschlossen noch bis nach Stonehaven zu fahren, was aufgrund der lang zweispurigen Straße, auf der man dann immerhin 70 mph fahren darf, gut ging.

Erstaunt hat uns schon den ganzen Tag über, dass hier noch viel Getreide gedroschen wird. In Deutschland ist dies schon lange vorbei, hier steht auch noch Getreide auf den Feldern. Die Kartoffelernte findet dafür jetzt zeitgleich statt. In dieser Gegend gibt es erstaunlich viele Getreidefelder.

IMG_8744 In Stonehaven fanden wir ein super B&B direkt am Meer im Penthouse mit eigener offener Küche, Wohnraum mit Laptop, zwei Schlafzimmern und Internet. Der Ausblick von unserem Balkon war traumhaft. Wir genossen noch die letzten Lichtstrahlen des Abends, bevor wir dem Tipp unseres Vermieters folgten und Fisch essen ins “Ship Inn” gegangen sind. Als Abschluss des Abends genehmigten wir uns unseren ersten Whisky in diesem Urlaub. Das war aufgrund der Auswahl unumgänglich. Wir zählten mehr als 80 verschiedene Sorten. Auch die Karte enthielt fast jeden Whisky der uns einfiel. Ralf war von seinem Springbank angetan, Julia fand ihren Bladnoch eher nichts sagend.

Gemütlich ließen wir diesen Abend noch auf unserem Sofa ausklingen. Die Nacht wurde allerdings etwas unruhig, da wir beide das Rauschen des Meeres nicht so gewohnt sind und doch einige Kämpfe um die Bettdecke stattfanden. Ralf hatte auch noch Angst vor einem Sturz aus dem Bett, dass extrem hoch war.

Eine Antwort hinterlassen