Edinburgh

Dienstag, 14.09.2010

Unser erster richtiger Urlaubstag in Schottland begann in unserem Hotel mit einem richtigen schottischen Frühstück. Ralf wollte unbedingt black pudding (Blutwurst) essen und fand es auch gar nicht schlecht. Richtig toll fanden wir beide das Porridge mit Sahne und Honig. Insgesamt war das Frühstück richtig gut und vor allem gab es Wurst, Käse und richtiges Vollkornbrot.

Mit vollem Magen sind wir Richtung Royal Mile losgelaufen und haben dort als erstes einen Christmas Shop entdeckt. Dieser hat uns an Andrea erinnert, dort hätten Julia und Andrea sicher viel entdeckt, wenn Rainer und Ralf draußen geblieben wären. :-)

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Neben dem Christmas Shop steht eine Kirche, an deren Namen wir uns allerdings beide nicht mehr erinnern können. Jedoch ist dies die Kirche, in der die Gläubigen, die früher die Kirche am Holyrood Palace nutzen, eine neue Glaubensstätte fanden, nachdem sie durch die königliche Familie aus ihrer Heimatkirche vertrieben wurden. Wir besichtigten jedoch nicht die Kirche selbst, sondern gingen einmal über den Friedhof. Dieser ist recht alt und interessant, weil er sich durch seine riesigen Grabsteine und die mit Gras bewachsenen Gräber von deutschen Friedhöfen unterscheidet. Von diesem Friedhof aus hatten wir einen traumhaft schönen Blick auf den Carlton Hill.

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Wir liefen noch das kurze Stück zum unteren Ende der Royal Mile bis Holyrood House. Dort stand geschrieben, dass der Palast für die Öffentlichkeit geschlossen sei. Bei der späteren Stadtrundfahrt erfuhren wir den Grund: Ein Mitglied der königlichen Familie residiert dort zur Zeit. Interessant waren die vielen Gitter, die schon anlässlich des Papstbesuches am 16.09. aufgestellt wurde. Sofern wir den Guide richtig verstanden haben, ist es das erste Mal, dass ein Papst auf schottischem Boden übernachtet.

Gegenüber von Holyrood House steht das schottische Parlamentsgebäude. Aufgrund seiner ganz eigenen Form ist es sehr interessant und vor allem Julia findet es auch schön.

Wir haben dann wieder begonnen die Royal Mile hochzulaufen. Unterwegs haben wir das Schaufenster von Cadenheads bewundert. Die riesigen Tafeln, auf der alle aktuell geführten Whiskys mit Preisen aufgelistet sind, sind beeindruckend. Rein haben wir uns nicht getraut, da wir nichts kaufen wollten und die einzigen Kunden gewesen wären. Nett war Hund, der es sich im Schaufenster bequem gemacht hatte und sich auch durch uns Schaulustige nicht vertreiben lies.

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Direkt unterhalb von St. Giles steht das Mercat Cross. Für uns sah es aus wie ein Brunnen, zeigt jedoch, dass eine Stadt das Marktrecht verliehen bekommen hat.

Dann haben wir uns die St. Giles Kathedrale angeschaut. Insgesamt ist diese wieder recht dunkel gehalten. Schön ist eine Seitenkapelle, die “thistle chapel”. Störend fanden wir in der alten Kapelle die neuen Verzierungen auf den alten Holzsäulen.

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Im Reiseführer wurde ganz groß das “Heart of Midlothian” vor St. Giles erwähnt, tatsächlich waren es nur verschiedene Steine die im Straßenbelag in Herzform gesetzt waren.

Weiter Richtung Burg machten wir eine Abstecher ins Writer’s Museum. Hier konnten wir alte Bilder und vor allem eine Druckerpresse besichtigen. Die Druckerpresse kann man sich normalerweise vorführen lassen, leider war diese jedoch aktuell außer Betrieb.

Zwei Häuser weiter besuchten wir die erste National Trust Site in Schottland: Gladstone’s land. Hier wurde die Wohnsituation in einer komplett eingerichteten Wohneinheit aus dem 17. Jahrhundert gezeigt. Allerdings kann es sich hier nicht um eine arme Familie gehandelt haben, da außer der Enge, wunderschöne Möbel ausgestellt waren. Von eine älteren Lady  haben wir erfahren, dass die Royal Mile nicht immer so beliebt war wie heute. In ihrer Jugend waren hier die Slums von Edinburgh. Jedoch sind heute die Preise für Wohnungen auf oder an der Royal Mile wohl astronomisch hoch.

Bei unserem letzten Schottland-Tripp waren wir vom Castle und insbesondere dem Blick von dort oben über die Stadt begeistert. Da wir aufgrund unserer Mitgliedschaft bei English Heritage kostenlos reinkamen, sind wir noch einmal nach oben gestiegen und haben die Aussicht genossen. Die einzelnen Ausstellungsräume haben wir dieses Mal außen vor gelassen.

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Direkt unterhalb des Castle findet alljährlich das Edinburgh Tattoo statt, das für uns beide definitiv mal ein Ziel ist. Spannend war es beim Abbau der Tribünen vom Tattoo, von denen der Großteil noch aufgebaut war, zuzuschauen. Allein schon mit der Höhe der Tribünen und dem Castle im Rücken kann man sich die hier herrschende Atmosphäre während des Tattoo lebhaft vorstellen.

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Julia konnte es nicht lassen und überredete Ralf zu einer Stadtrundfahrt. Da es ein Angebot gab, das nur ca. 5 Pfund für beide mehr kostete und man dafür statt einer Stadtrundfahrt vier machen konnte (drei sind recht ähnlich) nahmen wir die große Variante. Gestartet sind wir mit der Mac-Route vom Lawnmarket bis Charlotte Square. An der Waverly Bridge mussten wir auf einen anderen Bus des selben Anbieters umsteigen.

Mit einer Besichtigung des Georgian House (National Trust of Scottland) lernte wir die Lebensweise einer Möchte-Gern-Reichen-Familie Ende des 19. Jahrhunderts kennen. Wichtig war es hier, nach außen etwas darzustellen, wie es tatsächlich um die Finanzen bestellt war, war zweitrangig. Verzichten wollte keinesfalls auf den liebgewonnenen Lebensstil. Auch dieses Gebäude ist liebevoll eingerichtet mit vielen Details versehen und von vielen Freiwilligen bevölkert. Schade ist auch hier, dass man die wundervollen Kleinigkeiten nicht fotografieren darf.

Wir haben beschlossen, durch die Newtown Richtung Waverly Bridge zurück zu laufen. So konnten wir noch einige Eindrücke der Newtown sammeln, die man auf den Hauptstraßen vielleicht nicht so sieht.

Ralf freute sich schon die ganze Zeit auf Scones, die er in England liebgewonnen hatte. Allerdings ist es gar nicht so einfach ein Cafe zu finden. Im Cafe Nero in der Newtown gab es für uns eine heiße Schokolade und einen Schoko-Käse-Kuchen. Scones waren leider nur mit Rosinen im Angebot. Lecker war es, auch wenn Ralf nicht zu seinen Scones kam.

Den ganzen Mittag über kam es immer wieder zu Regenschauer, die spontan kommen kurz und heftig sind mit anschließendem Sonnenschein. So trockenen die Straßen schnell wieder und man sieht nichts mehr vom vorherigen Schauer.

Wir sind zurück zur Waverly Bridge gelaufen und von dort mit den roten Tour-Bussen die komplette Runde gefahren. Hier war angenehm, dass man sich die Führung auf deutsch anhören konnte. Jeder Bus hat hier seine Besonderheit, die roten Busse haben Kopfhörer mit Sprachwahl. Die Mac-Tour-Busse haben einen Führer mit an Bord, der auch Fragen beantwortet und die beiden anderen haben ein Tonband, das abgespielt wird.

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Da bei der Tour einzelne Streckenabschnitte differierten, sahen wir doch viel von der Stadt und lernten noch einmal vieles über Edinburgh, obwohl dies ja nicht unser erster Aufenthalt hier war. Eine ganz krasse Geschichte hörten wir auf allen Rundfahrten: Vor ca. 200 Jahren gab es einen Arzt, der nicht fragte, woher die Leichen für seine Anatomiestudien kamen, wenn sie ihm angeboten wurden, sondern einfach ordentlich dafür bezahlte. Dies war so lukrativ, dass zwei junge Männer anfingen, ihm Leichen zu beschaffen. Am einfachsten war es, Leichen zu beschaffen, indem man die Leute umbrachte. So brachten die beiden in recht kurzer Zeit mindestens 20 Personen um, deren Leichen sie zu Geld machten. Allerdings blieb das Verschwinden von so vielen Personen nicht unbemerkt, weshalb die beiden dann auch gefasst wurden. Einer der Beiden stellte sich als Kronzeuge gegen den Anderen zur Verfügung und erhielt demzufolge eine geringe Strafe, der Kompagnon wurde erhängt.

Unseren Besichtigungstag beendeten wir mit der Majestic Tour. Diese Tour dauert eine Stunde und legt streckenmäßig den mit Abstand größten Weg zurück. Gestartet sind wir auch hier an der Waverly Bridge, dann ein kurzes Stück durch die Newtown zum botanischen Garten. Der Bus war oben vorne überdacht und im hinteren Teil offen. So kam es, dass oben im Bus das Regenwasser herum lief und da es viel geregnet hatte, musste wir teilweise die Füße hochhalten, damit sie nicht nass wurden. Weiter fuhren wir zur Küste und dort zur Royal Jacht Britannia. Über den Stadtteil Leigh ging es dann wieder zurück zur Innenstadt. Die Feuerwehr im Stadtteil Leigh hat extra ein Stück Schiff auf ihrem Grundstück stehen, um den Einsatz auf einem Schiff simulieren zu können, der sich von Landeinsätzen deutlich unterscheidet. Diese Tour ist in jedem Fall empfehlenswert, da man doch deutlich mehr Stadt zu sehen bekommt, die sich in den Vororten stark von der touristischen Innenstadt unterscheidet.

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Um wieder Richtung Stadt und damit Richtung Abendessen zu kommen, nahmen wir die letzte Linie, die wir noch nicht gefahren waren, die grünen Busse, bis Lawnmarket. Viel Neues wurde auf dieser Tour nicht mehr erzählt, es war ja auch schon die Dritte auf einer ähnlichen Strecke. ;-)

Das Cellar Doors haben wir von Martina und Bertil (Freunde von Barbara und Daniel, die vor kurzem in Schottland waren) empfohlen bekommen.

In unserem Edinburghführer, den die Stadt kostenlos verteilt, hatten wir auch vom Cellar Doors gelesen. Martina und Bertil hatten uns keine genaue Adresse genannt, so dass wir einen Abstecher ins Whisky Heritage Center machten, um dort noch einen Edinburghführer zu holen als Wegweiser zum Restaurant.

Als Besonderheit gab es hier ein Zwei- oder Dreigänge Überraschungsmenü, man konnte dem Koch mitteilen, was man nicht essen kann oder möchte und muss sich sonst komplett überraschen lassen. Wir beide überlegten, was wir nicht essen wollten, kamen aber beide auf nichts. Als der erste Gang kam, wusste zumindest Julia wieder, was sie nicht so gern mag: Lamm. Als Hackebällchen mit einem leckeren Dipp waren doch auch diese gut. Genial war der Nachtisch mit einem Schokoladenkuchen, der in der Mitte noch flüssig war. Absolut perfekt. Einen Schokoladennachtisch darf man hier auch erwarten, da dies neben einem Restaurant auch eine Chocolaterie ist.

Auf dem Rückweg zum Hotel gab es mal wieder einen für Schottland typischen kurzen Regenschauer, so dass wir ziemlich nass im Hotel ankamen. Da wir sowieso nur noch ins Bett wollten, legten wir noch alles wieder zum Trocknen aus und verkrochen uns unter die warme Decke.

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