Simon, Ralf und Julia waren heute Morgen tatsächlich früh wach und so weckten wir David um 7 Uhr, als alle anderen ausgehfertig waren. Um halb acht waren wir beim Frühstück. Weder David noch Simon hatten richtig Hunger. David aß die Würstchen und das Ei gut aber auf das Brötchen hatte er keine Lust, obwohl er es sich selbst ausgesucht hatte. Er suchte nach Dingen an denen er herummäkeln konnte damit er das Brötchen nicht mehr essen musste. Simon brauchte einfach nur Zeit und Ablenkung und aß später beim Frühstück noch richtig gut. Für David packten wir eine Brezel für später ein und dann lieferten wir David im Spielzimmer ab, wo er mit Yasmin noch spielen konnte, bis wir den Rest gepackt hatten, um nach Freiburg zu fahren.
Mit zwei Rucksäcken und dem Hotelkinderwagen gingen wir runter zu David. Ralf schaute sicherheitshalber an der Bushaltestelle noch einmal nach, ob die Angaben die wir gefunden hatten, auch so zutreffen. Leider ist die Homepage der SBG nicht so aktuell. Das muss Julia ihrer Kollegin bald mal unter die Nase reiben J. David und Simon spielten noch ein wenig und dann wackelten wir gemütlich zur Bushaltestelle direkt vor dem Hotel. Mit einem verspäteten roten Bus der Südbadenbus ging es nach Feldberg Bärental. Beim Einstieg fragten wir den Busfahrer, wo wir aussteigen müssen wenn wir zum Bahnhof wollen. Wir waren wohl nicht die Einzigen, weil er gleich sagte, ich sag es durch. Nach einer kurzen Fahrt waren wir in Bärental und der Busfahrer ließ uns direkt an einer Unterführung raus und erklärte, wo wir lang müssen. So kamen wir die 250 Meter vollends schnell an den Bahnhof. Dieser ist sehr beschaulich. Er hat nur vier Parkplätze und zwei Bahnsteige. Außerdem verkehrt dort im Durchschnitt nur je 1 Zug pro Stunde in jede Richtung. Unser Doppelstockzug kam bald. Leider hatten wir an Viererplätzen keine Auswahl mehr und so mussten wir uns mit den beiden Kindern und unserem ganzen Geraffel ein wenig durch den Zug arbeiten. Dafür fanden wir oben einen schönen Viererplatz wo wir nebenan auch den Wagen und alles andere verstauen konnten.
Da Simon hundemüde war, aber alleine nicht zur Ruhe kam, stillte Julia ihn ausnahmsweise und so schlief er ruck zuck ein. Er schaffte nicht einmal die ersten Minuten der Fahrt bis Titisee. Aus dem Zug hatten wir einen tollen Blick auf den Titisee und auch sonst war die Fahrt nett. Wir fuhren durch das Höllental und hatten viele kurze Tunnel und ein paar Brücken. Auch für David war die Fahrt interessant. Er vesperte unterwegs seine Brezel und suchte in Freiburg mit Mama und Papa nach Kirchtürmen.
Der Freiburger Bahnhof ist alles andere als barrierefrei. Dort mit Kinderwagen durchzukommen ist sportlich. Auf die Gleise gibt es keinen Aufzug, man muss den Wagen tatsächlich hochtragen. In unserem Fall war es zuerst einmal runter. Wenn man aber mit Jacken und Pullis ankommt und Freiburg wenigstens fünf Grad wärmer ist als in Feldberg bei der Abfahrt, kommt man ganz schön ins Schwitzen.
Simon war auch wieder wach und kam in den Kinderwagen. Den Rest verstauten wir dann auch im Wagen und bis auf einen Rucksack passte auch alles sehr gut rein. Der Bahnhof liegt nah an der Altstadt und so kamen wir mit David recht problemlos dort an. Unterwegs entdeckte David gleich eine Besonderheit Freiburgs, die Bächle. Dies sind kleine Wasserläufe, die in vielen Straßen an einer Straßenseite zu finden sind. Sie sind nicht tief vielleicht 30 cm und darin läuft eine handbreit Wasser. Vor Hauseingängen oder an Cafes sind oft kleine Brücken. Bald hatten wir unser erstes Ziel erreicht, den Stand einer Rehaeinrichtung, die Bächlesboote herstellt und dort verkauft. Das Bächlesboot ist ein einfacher bunt gestrichener Holzrumpf in dem eine Stange mit einem kleinen Stoffsegel steckt. Daran wird an einer Öse ein Faden befestigt damit das Boot nicht verloren geht. Unter einer der vielen Brücken oder in einem Ablauf könnte das sonst leicht geschehen. David war total begeistert und wollte sein Bächleboot direkt zu Wasser lassen. Allerdings ging das vor dem Münster nicht mehr. Hier waren an den Bächle überall Marktstände, da auch Wochenmarkt war. Das machte die Stadt noch einladender, für David war es doof.
Im Münster krähte Simon fröhlich vor sich hin. Den Schriftzug Ruhe strafte er Lügen. Glücklicherweise war Simon nicht das einzige laut krähende Kind. Er war vergnügt und das musste er mitteilen. David fand das Münster uninteressant. Er wollte endlich sein Boot fahren lassen. Auf eine Runde einmal außenherum ließ er sich aber doch noch ein. Das Münster ist riesig und hat beeindruckende Buntglasfenster. Viele der Fenster wurden von den Zünften der Stadt gespendet und waren dementsprechend reicht verziert, um die anderen Zünfte zu beeindrucken. Jedoch sind es leider nicht so viele Fenster und das Glas ist eher lichtundurchlässig. Im Münster war es dunkel und das fand zumindest Julia nicht einladend. Einzig im Altarraum, den man als Besucher nicht betreten darf, war es nicht ganz so dunkel. Hier kommt mehr Licht herein. David wollte auch keine Kerze anzünden, denn das hätte noch mehr Zeit im Münster bedeutet.
Endlich draußen gingen wir auf die Suche nach einem Bächle. Wir fanden dann auch gleich zwei und David entschied sich für ein ganz kleines und schmales Bächle. Da passt sein Boot grad so rein. Er zog es fröhlich hinter sich her und war stolz. Am Ende des Bächles setzten wir das Boot in das nächste um. Wir kamen an eine Schuhladen vorbei, die im Bächle für ihre Bächlesschuhe warben. Das sind Wassersandalen, die bei richtig warmem Wetter bestimmt super sind in den Bächle. Heute haben wir nur die Werbung und die Hausfassade bewundert. Diese ist auch eine kurze Erwähnung wert. Sie haben ca. einen Meter breit um das komplette Schaufenster und die Tür herum Kunstrasen an der Wand befestigt und darauf viele unterschiedliche Kinderspielsachen vom Rasenmäher bis Sandelsachen. Auch ihre Bächlesschuhe hängen dort.
Wir wanderten noch zum Schwabentor und suchten immer wieder neue Bächle. Im Gerberviertel gab es dann nur noch einen großen Bach und keine Bächle. David war erst sehr enttäuscht, aber sofort wieder glücklich, als wir wieder welche fanden. Wenn man darüber nachdenkt, ist es logisch dass in diesem Viertel ein kleines Bächle historisch nicht ausgereicht hat, dass hier ein ganzer Bach her musste. Wir fanden ein nettes Restaurant zum „Rauhen Mann“ und aßen dort eine Kleinigkeit zu Mittag. Es war sehr lecker, aber reichhaltig. Julia hatte noch nie Käsespätzle, in denen gefühlt zu viel Käse drin war.
Nach dem Mittagessen ging es für die drei Männer auf den Spielplatz und Julia ging Kinderkleider shoppen. Hier gibt es ein tolles Geschäft, das Marken führt, die wir bisher nicht kannten. Das tolle daran ist die Farbenfreude. Die Sachen sind sehr schön und fühlen sich auch hochwertig an. Wenn wir in Freiburg wohnen würden, würden wir arm werden. So durfte erst Simon einmal wegen der Größe mit Julia mit und anschließend David. Mit den Kleidungsstücken haben wir noch eine kleine Erinnerung an unseren heutigen Ausflug. Ralf wurde in einem Naturkosmetikladen auch fündig.
Danach machten wir uns über weitere Bächle langsam auf den Rückweg zum Bahnhof. Unterwegs sahen wir uns noch die Universitätskirche und das Festspielhaus von außen an. Im Bahnhof gab es noch eine kurze Klopause. Noch vor zwei Monaten hätten wir mit David niemals einen solchen Trip machen können, ohne eine Windel mitzunehmen. Es ist toll, wie klasse das bei David jetzt klappt.
Im Zug merkten wir, dass wir schon die ersten Pendler, aber auch noch Schüler dabei hatten. Der Zug war richtig voll und das bereits 4 Minuten nachdem der Zug bereitgestellt wurde und 18 Minuten vor der Abfahrt. Wir bekamen auf Klappsitzen noch ein Plätzchen. Wir hätten erwartet, dass Simon, nachdem er eine ganze Weile bei Papa in der Manduca geschlafen hatte, nun Hunger hat. Dem war leider nicht so. Er wollte aber auch partout nicht sitzen und tat seinen Unmut auch lautstark kund. So durfte Ralf mit Simon die Fahrt im Stehen und zwischendurch gehen verbringen. David war so fertig, dass er noch in Freiburg den Kopf auf Julias Schoß liegend einschlief. Er schlief auch in Titisee noch, so dass wir ihn in den Wagen umbetteten, was er nicht bemerkte. In Bärental stiegen wir aus und machten uns auf die Suche nach der Bushaltestelle. Das hatten wir leider bei der Hinfahrt vergessen zu fragen und so mussten wir mit einigen anderen suchen. Unterwegs schlug David die Augen auf und war erstaunt, wo er sich befand, fand es aber lustig. Bis wir die Bushaltestelle gefunden hatten, schoben wir ihn. Danach baten wir ihn auszusteigen, damit wir den Wagen besser in den Bus heben konnten. War für ihn auch kein Thema. Im Gegensatz zu heute morgen kam wenigstens ein Kinderwagen freundlicher Niederflurbus, so dass wir mit dem Hineinheben kein Problem hatten. Die Rückfahrt zum Hotel war auch kurzweilig. Bus und Bahn waren im Rahmen der Konuskarte, die man vom Hotel ebenfalls bekommt, kostenfrei.
Im Hotel gab es für David und Julia noch einen Pfannkuchen mit Apfelmus und danach gingen wir zu Ralf und Simon aufs Zimmer. Schnell machten wir uns noch fertig für einmal Gondel fahren. Zehn Minuten vor fünf ging es los. Um 16:58 Uhr ging es den Berg wieder hinunter. Wir waren die letzte Gondel, danach wurde direkt abgeschaltet. Da wir Roland bisher nicht gesehen hatten, hatten wir David schon darauf vorbereitet, dass wir heute nicht helfen können beim Gondel aufräumen. Unten blickten wir uns um und entdeckten Roland doch noch. Wir fragten den anderen Liftmitarbeiter, ob David helfen dürfe und deuteten auf Roland, dass wir es mit ihm schon gemacht hätten. Er war dann auch bereit uns helfen zu lassen. Roland übernahm wohl ungeplant mit uns das Aufräumen. Wir durften wieder nach oben in die Garage und Roland ließ uns die Gondeln alleine an ihren Platz schieben. Nebenher erklärte er uns noch wie es geht, dass die Gondeln immer den gleichen Abstand haben. Hierfür werden die Impulse zwischen den Gondeln gemessen. Bei dieser Bahn müssen immer 2000 Impulse zwischen zwei Gondeln sein, ist dies nicht der Fall, schält sich die Bahn ab, da dann die Gefahr bestünde, dass zwei Gondeln aufeinander auffahren. Wir fragten noch, wie dies morgens funktioniert, dass der Abstand passt, auch hier wird es über die Impulse automatisch geregelt. Er lud uns ein, gerne auch mal morgens zu helfen. Da wären sie eigentlich immer alleine. J Mal sehen ob wir es in den verbleibenden drei Tagen noch schaffen um Viertel nach acht an der Gondel zu sein. David durfte die Bahn ausschalten und sogar unten noch die Weiche wieder umstellen. Danach war für alle Feierabend.
Wir gingen zurück ins Hotel und nach einem kurzen Abstecher aufs Zimmer direkt ins Spielzimmer. David war enttäuscht, dass Jasmin nicht da war. Seine Freude am Spielzimmer war nicht besonders groß. Simon fand es toll noch einmal herum krabbeln zu können.
Beim Abendessen fütterte Ralf Simon, aber irgendwie wurde es ihm wohl zu viel Brei, so dass er fast alles wieder spuckte. Während Julia Simon auf dem Zimmer umzog, reinigten die netten Mitarbeiter des Hotels unseren Platz. David aß noch einmal Spätzle mit Soße. Er hatte beim Hauptgang holen schon ausgekundschaftet, dass es heute wieder Schokoeis gibt und das wollte er unbedingt haben. Schon nach wenigen Bissen hatte er seine Spätzle stehen lassen und war spielen gegangen. Als es bei Mama und Papa um den Nachtisch ging, wollte er auch. Das ging so aber nicht und er musste noch Spätzle essen. Wir einigten uns auf fünf Löffel, die er problemlos schaffte. Danach gab es kein Halten mehr und das Schokoeis mit Schokostreuseln und bunten Streuseln musste her.
Bei den Erwachsenen gab es Vanillemouse mit Schokocrumble und Joghurtmouse mit Rhabarber. Sehr lecker!
Simon beschäftigte sich unterdessen mit seinem Lieblingsspielzeug: dem Blumenkübel. Wenn wir nicht schnell genug sind, versucht er diesen ordentlich umzugraben. Ein älterer Herr am Nebentisch vermutete schon, dass Simon mal Gärtner wird.
Im Spielzimmer tauschten wir heute die Rollen. Ralf blieb bei David und unterhielt sich sehr gut in einer Männerrunde mit Jasmins Papa Thomas und einem weiteren alleine reisenden Vater Jürgen. Jürgen wohnt in Waldenbuch, so klein ist die Welt.
Währenddessen räumte Julia oben etwas auf und brachte Simon zu Bett. Unsere Nachbarn müssen auch denken, dass wir unser Kind misshandeln. Simon schrie während er eine frische Windel bekam los als würde er nebenher abgestochen. Genauso auch als Julia kurz auf die Toilette musste und Simon auf den Boden setzte. Simon kennt da gar nichts, wenn ihm etwas nicht passt, wirft er die Sirene an.
< ![endif]–>