Mittwoch, 24.06.2009
Mit einem Besuch von Smeatons Lighthouse haben wir heute unseren Tag begonnen. Smeatons Lighthouse ist ein Leuchtturm, der 22 Meter hoch ist und bis Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb war. Er wurde dann durch einen fast doppelt so hohen Leuchtturm ersetzt, der auch entsprechend Platz für die neuere Technik hatte und massiver war. Smeatons Lighthouse wurde zu Beginn mit Kerzen betrieben, später wurden Öllichter eingebaut. Drei Leuchtturmwärter waren immer im Turm und wechselten sich mit den Wachen ab. Sie teilten sich auch die beiden Betten. Wir waren sehr überrascht, wie eng es in einem Leuchtturm tatsächlich ist. Mit Rucksack sind wir die Treppen fast nicht hoch- und heruntergekommen. Die Leuchtturmwärter mussten immer so gut mit Vorräten versorgt sein, dass sie tagelang ohne Nachschub auskommen konnten, da zum Teil Wellen gegen den Leuchtturm schlugen, die höher waren als der Turm selbst. So kam auch oft Wasser von oben herein. Am heutigen Standplatz im Park „The Hoe“ ist das Wasser weit weg und so nicht gefährlich. Man hat von oben einen tollen Rundblick über die Stadt, den Hafen und das Meer.
In „The Hoe“ haben wir noch alle Denkmaler der bekannten Seefahrer, die Kriegsdenkmäler und alle weiteren Denkmäler besichtigt. Auf einer großen Betonfläche haben sich auch viele Skater zum üben getroffen. Einige sind echt gut. Im Park gibt es einen kleinen Sensory Garden, der die Leute zum Erholen einlädt.
Von Westhoe aus hat man einen Blick auf einen kleinen Teil der Docks. Die Docks sind in Plymouth wichtig und wesentlich größer, als von hier zu sehen. Eine schlechte Nachricht haben wir: Falls wir diese Woche noch im Lotto gewinnen, haben wir unser Haus gefunden. Es steht direkt am Meer in mit einem wundervollen Blick in die Plymouth Bucht.
Von den Docks zum Sutton Harbour geht eine Straße mit Fußweg, die Madeira Road, direkt am Meer entlang. Diese ist wundervoll zu laufen.Es ist hier felsig und hat viele Klippen.Man kann die Einheimischen beobachten, aufs Wasser blicken und selbst baden gehen. Julia hat es immerhin bis zu Knien ins Wasser geschafft. Man merkt bei jedem Schritt, wie einem das Blut weiter abgeschnitten wird. Das Wasser ist schon verdammt kalt. Da ist es nicht erstaunlich, dass bereits jedes Kind einen Neoprenanzug besitzt.
Über die Madeira Road kommt man zu „The Barbican“. „The Barbican“ ist die Vergnügungsmeile mit vielen Restaurants und einigen Läden. The Barbican liegt liegt direkt am Sutton Harbour. The Hoe und Barbican sind die beiden zentralen Gegenden, neben den Docks, in Plymouth.
An der Madeira Road liegt auch die „Royal Citadel“, die Anlage wird heute noch als Kaserne genutzt und ist deshalb nur sehr begrenzt zugänglich. Wir haben sie nicht besichtigt.
Am Ende der Madeira Road liegen die Mayflower Steps. Hier sind die Gründungsväter zu ihrer Reise nach Amerika an Bord der Mayflower gegangen, die aus Southhampton kommend in Plymouth noch einmal anlegte. Diese Stelle ist so für Touristen angelegt, dass man sie eigentlich nicht verpassen kann.
Der Sutton Harbour selbst ist in zwei Teile geteilt. Der innere Teil wird vom Äußeren durch eine Schleuse getrennt. Im inneren Teil wird so der Wasserspiegel bei Ebbe und Flut konstant gehalten. Außerdem geht über die Schleuse eine Fußgängerbrücke, eine Drehbrücke, die aufgedreht wird, wenn ein Boot aus dem inneren Teil hinaus aufs Meer möchte. Wir konnten den ganzen Vorgang bei Ebbe beobachten, also auch wie die Schleuse eingesetzt wurde.
Man sieht, dass in Plymouth Wassersport in allen Facetten eine große Rolle spielt. Im Hafen liegen viele Segelboote vor Anker, es werden Kajakkurse angeboten, Baden kann man im Swimmingpool direkt am Meer oder auch im Meer, wo es viele Einstiege ins Wasser gibt. Hier spürt man Ebbe und Flut dann auch wieder ganz deutlich.
Ein Hobby der hiesigen Jugendlichen ist richtig krass. Sie springen von allem, was irgendwie möglich ist, ins Meer. Ein vorhandener Sprungturm ist bei weitem das harmloseste. Jede Klippe oder Ufermauer wird für die Sprünge genutzt. Allen die wir beobachtet haben ist Gott sei Dank nichts passiert. Aber das ist ein echt gefährlicher Sport.
Am Sutton Harbour haben wir uns in der Pasta and Seafood Bar ein Mittagessen gegönnt. Man hat einen direkten Blick auf das Wasser und kann die Boote und vor allem die vielen Passanten beobachten.
Nachdem wir jetzt eine Grundlage im Magen hatten, sind wir zur Plymouth Gin Destillery und haben eine Führung mitgemacht. Plymouth Gin wird in diesen Räumlichkeiten schon seit dem 18. Jahrhundert herstellt. Interessanterweise sind im zweiten Weltkrieg alle angrenzenden Gebäude zerstört worden, nur dieses blieb unbeschädigt. Die Führung beinhaltete einen Geruchsprobe der einzelnen Bestandteile des Gin und später auch eine Kostprobe. Man kann auch die einzelnen Kräuter gut herausschmecken, wenn man sich ein wenig bemüht. Außer dem normalen Gin gab es noch einen Schluck Gin mit Schlehe. Julia fand ihn bitter, Ralf eher süß. Der Guide erzählte, dass eigentlich alle, die ihren Tee mit Zucker trinken den Gin mit Schlehe bitter finden. Das bewahrheitet sich bei uns dann auch.
Obwohl wir nichts einkaufen wollten, haben wir uns noch die Einkaufsstraßen angesehen. Irritiert und absolut negativ beeindruckt waren wir von der hohen Anzahl leer stehender Läden und dem Zustand bzw. der Sauberkeit der Fußgängerzone. Bei vielen Läden war es wirklich so, dass der Ladeneingang gepflegt war und die Stockwerke darüber schon halb zerfallen waren. Auch die Straßen waren eher schäbig. Witzig war eine Art Markthalle, die auf den ersten Blick viel Ramsch verkauft.
In der Fußgängerzone gab es einen Platz mit Public Viewing von Wimbledon. Die Leinwand war riesig und es waren viele Stühle aufgestellt, auf die man sich nach belieben setzen konnte. Wir haben auch ein wenig zugeschaut, war ganz nett, wurde aber mit der Zeit in der Sonne sehr warm.
In Plymouth gibt es noch die Pavillions, dort gibt es ein Erlebnisbad, eine Eislaufhalle und ein Kino/Konzertsaal. Alles unter einem Dach. In der Eishalle war erstaunlich viel los. So etwas hat auch Charme, man kann Gutscheine für Pavillions kaufen und der Empfänger kann aussuchen, was er am liebsten mag.
Ganz ausnahmsweise haben wir uns einen Nachmittagsschlaf gegönnt. Erfrischt sind wir durch „The Hoe“ wieder zum Barbican gelaufen und haben verzweifelt ein Restaurant gesucht, das einen Tisch hatte und uns passte. Wir sind ja schon eher anspruchsvoll, aber es gab auch keine Plätze mehr oder die Restaurants waren komplett leer, was wiederum auch kein gutes Zeichen ist.
Ganz zufällig sind wir dann im Piermasters gelandet. Dies war ein reiner Glücksfall. Wir bekamen ein Fünf-Gänge-Menü für 32 Pfund pro Kopf. Man bekommt eine appetitanregende Suppe, dann sucht man sich eine Vorspeise und ein Hauptgericht aus. Zum Hauptgericht hatte Ralf ein ganz zartes Lamm, das sogar Julia nicht ganz schlecht fand, obwohl sie kein Lamm mag und Julia ein Filet-Steak. Wir sind, wie auch schon bei der Vorspeise aus dem Schwärmen nicht mehr herausgekommen. Es gab dann eine Vornachspeise und die eigentliche Nachspeise konnten wir wieder frei aus der Karte wählen. Wir haben uns beide auf einen Schokonachtisch festgelegt. Mmmhhhhhh!!!!!!!