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  • Das erste Mal auf der Fähre

    Dienstag, 16.08.2011: Von Stevenston nach Lochranza

    Nach einer, wie befürchtet, sehr unruhigen Nacht, in der Julia die gemeinsame Decke in unserem sehr schmalen Bett doch einige Male sehr erfolgreich für sich beanspruchte, gab es ein leckeres typisch schottisches Frühstück. Unser Koch arbeitet bei zwei Arbeitgebern, morgens als Koch im B&B und abends in einem Restaurant. So wie es sich anhörte, benötigt er auch beide Jobs um seine Familie zu ernähren. Er erzählte, dass es in der Gegend um Ardrossan nicht viele Arbeitsplätze gibt.

    IMG_1187 Nach dem Frühstück fuhren wir im strömenden Regen zur Fähre nach Ardrossan. Dort holten wir unsere Tickets für die Fähre ab, die schon vorbereitet am Terminal lagen. Der Fähranleger war gut organisiert, es gab eine Spur für Großgerät, auf dem ein Radlader auf das Verladen wartete, eine Spur für IMG_1198 Fahrzeuge, die nicht gebucht hatten, zwei Spuren für PKWs mit Reservierung und eine Spur für größere Lieferwägen. Während wir warteten, kam noch zwei Mal ein Lieferwagen für Lebensmittel nach Arran, die noch Waren in einen anderen auf die Fähre wartenden Lieferwagen IMG_1195 umluden und wieder wegfuhren. Unsere Spur mit den reservierten Fahrzeugen durfte zuerst auf die Fähre. Wir mussten nach oben, als die Rampe voll war, wurde der hintere Teil nach oben geklappt und darunter beladen. Die Fahrt dauerte eine dreiviertel Stunde. Da es die ganze Zeit mehr oder weniger stark regnete sah man nach kurzer Zeit weder das Festland noch unser Ziel Arran. Die Insel Arran sah man dann auch erst ca. fünf Minuten bevor wir dort anlegten. Da wir beide schon lange nicht mehr Fähre gefahren sind und auch selbst noch nie mit dem PKW auf die Fähre gefahren sind, war es eine neue und interessante Erfahrung. Jedenfalls werden wir auch bei leicht unruhiger See nicht sofort seekrank. Uns ging es beiden gut!

    Die Fähre verkehrt nach Brodick. Dort schüttete es dann in Strömen. Wir entschieden deshalb zuerst zu Brodick Castle zu fahren, da wir dort im Castle ohne nass zu werden viel sehen konnten. Wir waren unterIMG_1249 den ersten Besuchern im Castle nach Öffnung und brachten die Freiwilligen des NTS bei einer wundervollen mit Stuck und Wappen verzierten Decken durcheinander, weil sie uns nicht genau erklären konnten, wie sich die Wappen nach einer Heirat ändern. Eine andere Freiwillige konnte weiterhelfen und erklärte, dass das Wappen der Dame auf der rechten Seite und das des Herren auf der linken Seite dargestellt werden. Wenn es dann zu voll wurde, ließ man einfach einzelne Teile weg.

    Ein Gast setzte sich kurz an ein vorhandenes Klavier und spielte einige Töne an, schade dass er dann recht schnell wieder aufgab, da es keine verwendbaren Noten gab. Die Familie liebte das Jagen, so waren in der Eingangshalle 80 Hirschgeweihe aufgehängt. Das heutige Schloss war schon eher ein Schloss als ein Herrenhaus und hat eine lange Tradition, so sieht man auch an den verschiedenen Räumen, wann die Funktion der Festung zur Verteidigung wegfiel, da dann die Außenmauern auf einmal wesentlich dünner wurden. Faszinierend war auch hier ein Puppenhaus, das mit unendlich vielen Details liebevoll ausgestattet war. Ferner gab es Möbelstücke, die mit Einlegearbeiten wahnsinnig aufwendig gearbeitet waren. Diese würden sich in Mariannes Antiquitätensammlung gut machen. 🙂

    Da der Regen etwas nachgelassen hatte, entschieden wir uns, auch noch einen Spaziergang durch den Garten zu machen. Der ummauerte Garten war hier komplett anders angelegt als gestern, aber auchIMG_1246 sehenswert. Das Eishaus ist auch eine interessante Konstruktion. Hier wurde vor der Erfindung des Kühlschrankes Eis aus Amerika importiert und in einem tiefen Loch gelagert, über das ein Haus gebaut war. In diesem Haus war es dann so kühl, dass man hier Lebensmittel über einen längeren Zeitraum lagern konnte, die nicht geräuchert oder eingekocht waren.

    Als es wieder zu regnen begann, fuhren wir zu einem Museum, in dem die Geschichte der Insel Arran erzählt wird. Da sich fast alles in kleinen weißgetünchten Häuschen abspielte, war der Regen nicht schlimm. IMG_1288 Hier konnten wir ein Schulzimmer, eine Schmiede, ein Schlafzimmer und vieles mehr bewundern. Zufällig trafen wir eine Dame an einer ausgestellten Telefonvermittlungsstelle, die erzählte, dass sie genau an einem solchen Gerät früher gearbeitet hatte. Die Dame, die ebenfalls eine Besucherin war, erklärte uns auch die Funktionsweise. Wieder hatten wir Glück und konnten bei strahlendem Sonnenschein auch noch die außen ausgestellten Gegenstände besichtigen.

    Dieses ständige Wechselspiel von Regen und Sonne sollten wir heute noch einige Male erleben. Es ist auch nicht verwunderlich, dass es so häufig wechselt, da ein sehr starker Wind ging.

    Nach einem sehr kurzen Abstecher in einem Lebensmittel-Outlet-Center fuhren wir nach Lochranza. Die Strecke war extrem abwechslungsreich. Wir fuhren bis Sannox direkt an der Küste entlang, durch den kleinen Ort Corrie und dann ging es ins Gebirge. Wir kamen uns bereits wenige Meter nach der Küste wie im Hochgebirge vor. Man kann die Bergwelt von Arran durchaus mit den Highlands vergleichen. Arran hat auch den Ruf, Kleinschottland zu sein, da auf der Insel die Hauptinsel in einem kleinen Ausmaß noch einmal erlebbar ist. Morgen werden wir uns dann die Lowlands vornehmen, mal sehen, ob auch wir das so empfinden.

    IMG_1339 Nach einer schönen Tour durch das Gebirge auf einer teilweise schon recht abenteuerlichen Straße, kamen wir in Lochranza an. Wir schauten uns die wenigen Überreste von Lochranza Castle, einer sehr schlecht erhaltenen Ruine an und fuhren dann weiter nach Catacol. Dort stehen 12 IMG_1348 winzige Reihenhäuschen, alle einheitlich gebaut. Sie sehen süß aus, sind aber zum darin Leben zu klein. Wobei wir uns das schon bei vielen Häusern gesagt haben, aber vielleicht sind auch einfach die Ansprüche von uns zu hoch. Unser Haus erscheint uns hier oft schon riesig.

    Auf dem Weg zurück von Catacol nach Lochranza kamen wir an der Fähre nach Claonaig vorbei, die wir übermorgen nach Kintyre nehmen wollen. Diese Fähre gehört wie die Fähren von Ardrossan nach Brodick zu Caledonian MacBryne, ist aber richtig beschaulich. Hier legt die Fähre an und dann fahren die max. 18 Autos drauf. Ein Deck für Fahrgäste gibt es nicht, die Autos werden von einem der beiden Besatzungsmitglieder per Winken zum Einfahren aufgefordert, während auf der anderen Fähre alles mit viel mehr Personal ablief. Das sind schon zwei völlig verschiedene Welten. Das wirkte hier auch alles viel entspannter.

    Wir checkten dann noch in unserem B&B ein und erhielten dort eine guten Tipp für unser Abendessen. Im Stags reservierten wir einen Tisch, den wir nur bekamen, weil kurz zuvor noch jemand seine Reservierung storniert hatte. Das Stags liegt fast genau gegenüber IMG_1384 von der Lochranza Destillerie in der wir eine VIP-Tour mitmachten. Der erste Teil der Tour führte mit der normalen Tour durch die Räumlichkeiten der Destillerie. Da dort erst heute wieder mit Herstellungsprozess begonnen wurde, war manches noch nicht zu sehen. Beispielsweise war der Spirit Safe noch außer Betrieb. So konnten wir auch dort in aller Ruhe fotografieren. Auch die Brennblasen waren noch leer, da es noch keine IMG_1406 Würze zum Destillieren gibt. Gerard unser Guide erklärte uns auch alles auf eine angenehme Art und Weise. Die Destillerie ist erst 16 Jahre alt und gehört somit zu den Jüngsten in Schottland. Der älteste angebotene Whisky ist 14 Jahre alt. Nach einem Blick auf die Abfüllanlage endete die normale Führung und Gerard verwies uns beide an seine Kollegin Faye, die mit uns den VIP-Teil der Tour absolvierte. Faye ist die Chefin des Visitor Centres und kennt sich auch sehr gut aus. Sie brachte ihre neue Kollegin mit, die am 1. August im Verkauf angefangen hatte und nun das Unternehmen vor Ort kennen lernen sollte, ihr Name ist Paulina.

    Zuerst gingen wir zum Fluss, an die Stelle, an der die Destillerie das Wasser für den Whisky entnimmt. Am anderen Ufer, zwei drei Meter vorher, IMG_1442 entnimmt die Stadt das Wasser für die Bürger. Die Wasserentnahmestelle der Gemeinde muss vor der der Destillerie liegen, um die Wasserversorgung der Bürger sicher zu stellen. Die Destillerie hat die Genehmigung 24 Stunden pro Tag und 7 Tage die Woche Wasser aus dem Fluss zu entnehmen, wobei es ein kleiner Fluss ist. Die Destillerie wurde an dieser Stelle gebaut, da hier das reinste Wasser auf Arran zu finden war. Dies hatte eine Uni getestet.

    Ralf entnahm noch einen Krug mit Wasser, das wir für das spätere Tasting verwenden wollten. Dann ging es in die Lagerhäuser. Drei Stück sind auf dem Grundstück angesiedelt. Einige Fässer werden bei  IMG_1453 Bladnoch auf dem Festland eingelagert. Bei Arran ist es noch nicht so üblich, die Fässer aus Versicherungsgründen weiter zu verteilen, damit bei einem Brand nicht die komplette Lagerung vernichtet wird. Die älteren Fässer sind alle noch in verschiedenen Farben gestrichen und mit Jahreszahlen versehen, die neuen Fässer haben nur noch einen langweiligen Barcode. Wir durften in alle drei Lagerhäuser. Zwei sind nach dem üblichen Prinzip mit Holzbalken angelegt, in welchen man alle Fässer umlagern muss, um an ein Fass aus der untersten Reihe heranzukommen. Das neue System ist so gemacht, dass man mit einem Stapler an alle Fässer einzeln herankommt.

    In diesem neuen Lagerhaus sind auch alle Fässer gelagert, die schon IMG_1459als Fass verkauft wurden, das sind hier gar nicht so wenig. Es gibt auch ein Fass, das Ewan McGregor gehört und jeweils ein Fass von Prinz William und Prinz Harry. Die Queen hatte die Destillerie damals eröffnet, deshalb der Bezug zur königlichen Familie. Lagerhäuser sind einfach immer wieder ganz toll!

    Dann ging es zum Tasting. Das Tasting wurde zu einem Gelage, weil wir alle Whiskys probieren durften, die wir wollten. Zuerst begannen wir mit dem Standard, einem 10 jährigen Arran. Danach entschieden wir uns schon, uns immer einen Dram zu teilen. Der 14-jährige war der nächste und auch schon einer von Julias Favoriten. Grundsätzlich schmeckt der 10-jährige beim Riechen nach Vanille, der Geschmack ist jedoch eher nach Zitrone und im Abgang salzig. Beim 14-jährigen ist der süße Vanilleduft nicht mehr vorhanden, er schmeckt jedoch insgesamt runder. Danach gab es eine Fassabfüllung aus einem Bourbonfass. Diese war ok, aber besser schmeckte uns beiden die Abfüllung aus einem Muskateller Weinfass. Diese war unser beider Favorit, ist jedoch leider ausverkauft und ist derzeit auch nicht mehr geplant. Anschließend gab es noch ein Sauternes Finish, dieser war auch nicht schlecht, aber kam nicht an die Muskateller Abfüllung heran. Wobei das nach so viel Whisky auch eine historische Verklärung sein kann. Danach war allerdings noch nicht Schluss, es gab noch ein Abfüllung aus einem italienischen Rotweinfass, wir wissen leider den Namen nicht mehr (Am???). Der letzte Whiskydram war ein Sleeping Warrior. Dieser Whisky wurde in Bourbon-, Sherry und abschließend in Weinfässern gelagert und anschließend zusammengemischt und abgefüllt. Pro verkaufter Flasche wird bei diesem letztgenannten Whisky ein Pfund dem National Trust of Scotland gespendet, der auf Arran auch alle Wanderwege erhält. Faye kam dann zum Ende des Tastings mit dazu und nötigte uns dringend auch noch vom Gold of Arran Likör zu probieren. Gegen Ende des Tastings war auch James IMG_1462 der Masterblender dazugekommen. Der Masterblender ist dafür verantwortlich, regelmäßig die verschiedenen Fässer zu testen und die Auswahl zu treffen, welche Fässer in welcher Edition verwendet werden. So ist es zum Beispiel das Ziel, dass der 10-jährige jedes Mal gleich schmeckt. Dies kann nur erreicht werden, wenn man sehr viele Fässer kombiniert. James ist um die 60 Jahre und kommt ursprünglich von der Bowmore Destillerie. Wir baten James, mal wieder eine Muskatellerabfüllung zu machen, mal sehen, was daraus wird.

    Während des Tastings hatten wir uns schon am Tresen festgehalten, aber nun wurde es ernst und wir mussten unsere Jacken wieder anziehen und zum Restaurant laufen, in dem wir zu Abend essen wollten. Das war schon eine Härteprüfung, weil wir mehr als genug Whisky auf unsere recht leeren Mägen getrunken hatten.

    IMG_1465Eine Besonderheit auf Arran sind die Tiere, die überall frei  herumlaufen. Wir haben schon Rehe und Hirsche, Eichhörnchen, Schafe, Kühe und Rinder angetroffen.

    Im Stags gab es für uns zusammen eine leckere Vorspeise und für Ralf heimischen Hummer und für Julia Meeresfrüchterisotto. Nach einer ebenfalls sehr guten Nachspeise hatte sich der Alkoholpegel bei Ralf wieder soweit gesenkt, dass er sich das Auto fahren zutraute. Bis zu unserer Unterkunft, der Kincardine Lodge, war es auch nur ca. 1 km.

    Zurück in unserer Unterkunft genossen wir den tollen Blick über Kintyre, Agryll und Bute.

  • Schottland 2011 – Es geht los!

    Montag, 15.08.2011 Böblingen – Düsseldorf – Edinburgh – Stevenston

    Endlich Urlaub!

    Gestern morgen hatte alles nicht so richtig entspannt angefangen. Ralf wollte wie immer Online einchecken und stellte dabei fest, dass unser Anschlussflug statt wie gebucht um 10 Uhr ab Brüssel erst um 16 Uhr gehen sollte. Das hätte unseren gesamten Tagesplan für heute durcheinander gebracht. Wir entschieden dann, dass wir bei der Lufthansa anfragen wollten, wie denn das sein kann, da wir erst in der Reiseerinnerung am Samstag die Info über die Flugverschiebung erhalten hatten. Lufthansa teilte Ralf mit, dass der Flug bereits im Februar gestrichen wurde und unser Reiseveranstalter (ebookers) die Umbuchung bestätigt hatte. Wir hatten somit eigentlich keinen Anspruch auf eine Umbuchung. Kulanterweise hat uns Lufthansa trotzdem noch die Möglichkeit zur Umbuchung gegeben und wir konnten uns aussuchen, wie wir denn nun fliegen wollten. So sind wir nun statt über Brüssel über Düsseldorf geflogen, was wir vom letzten Jahr schon kannten.

    Rosi und Dieter fuhren uns im strömenden Regen zum Flughafen nach Stuttgart, wo wir eine Kleinigkeit frühstückten. Von Stuttgart flogen wir mit Contact Air nach Düsseldorf, wo wir super pünktlich landeten. Von oben hatten wir einen tollen Blick auf Böblingen, Sindelfingen und konnten sogar noch Leonberg entdecken. Ralf wollte jedoch nicht zur Arbeit und ist an Board geblieben.

    In Düsseldorf kannten wir uns im Lufthansa Terminal noch vom letzten Jahr aus. Nach einem kleinen Snack ging es auch schon weiter nach Edinburgh. Bei inzwischen strahlendem Sonnenschein landeten wir in Edinburgh. So eine ruhige Landung hatten wir hier noch nie!

    @ Rainer und Andi: Nehmt Sitze auf der linken Seite in Flugrichtung, da könnt Ihr einen schönen Blick über die Stadt haben, wenn es nicht bewölkt ist.

    Das Mietwagen abholen war dieses Mal etwas komplizierter. Wir bekamen einen Kia Rio. Der Kofferraum war allerdings so klein, dass wir unsere beiden Koffer nicht unterbrachten. Nach kurzem Überlegen, nahmen wir uns die Zeit und gingen noch einmal zurück und fragten, ob wir vielleicht einen anderen Fahrzeugtyp aus der Kompaktklasse mit etwas größerem Kofferraum haben könnten. Europcar ging darauf sofort ein und wir bekamen einen Golf.

    Glücklich und zufrieden fuhren wir nun los. Ralfs Handy diente als Navi und leistete uns gute Dienste durch Glasgow. Zwischendurch regnete es immer wieder, teilweise auch recht stark.

    Unser erstes Ziel war Culzean Castle. Dieses Herrenhaus mit riesiger Parkanlage wird vom National Trust verwaltet. Da die Gebäude leider nur noch zwei Stunden offen waren, IMG_1035besichtigten wir sofort das Castle. Es ist aus unserer Sicht mehr ein Herrenhaus als ein Schloss, direkt an der Küste gelegen mit einem Blick auf die Insel Arran und die Halbinsel Kintyre. Beides werden wir in den nächsten Tagen auch noch besuchen. Da es etwas trüb war, war der Kontrast für Fotos über diese Distanz zu gering.

    Culzean Castle hat viele sehr hohe Räume mit z. T. herrlichen Stuckdecken. Insgesamt sind die Räume liebevoll restauriert worden. culzean_guide3 Teilweise wurden Damasttapeten verwendet, viele Originaleinrichtungsgegenstände verwendet und die Funktionalität und Einrichtung der Räume auf Infoblättern gut beschrieben. Beeindruckt hat Julia eine Babywiege, diese ist in Form eines kleinen Schiffes hergestellt worden und wurde auch in dieser Funktion genutzt. Spannend ist auch das Klingelsystem, mit dem die Herrschaft ihre Diener rufen konnte. In einem Zimmer war sogar rechts und links des Bettes eine Klingelschnur angebracht, damit die Herrschaft das Bett nicht verlassen musste.

    Interessant war auch die Küche mit den vielen blank polierten Gefäßen und Kochstellen. Wie jedes Mal beim National Trust faszinierten uns die vielen, vielen Freiwilligen, die vor Ort die Besucher informierten. Leider darf man auch in diesem Jahr in den Gebäuden des NTS (National Trust of Scotland) keine Fotos machen.

    Da wir heute noch nicht richtig gegessen hatten und es mittlerweile schon kurz vor 17 Uhr deutscher Zeit war, gingen wir in das Cafe im Castle und genehmigten uns eine Linsensuppe.

    Anschließend wanderten wir ein bisschen in den Garten herum. IMG_1056 Beeindruckend war das Cameliahaus von außen (eigentlich eine Orangerie) mit den vielen Fenstern. Richtig toll waren die Walled Gardens, in welchen wir gerne viel mehr Zeit gehabt hätten, um die vielen verschiedenen Blumen länger genießen zu können und die vielen sich bietenden Motive fotografieren zu können. Hier könnten wir locker einen Tag mit fotografieren zubringen. Unsere kleine Wanderung führte uns weiter zum ScIMG_1133hwanensee. Dieser machte seinem Namen alle Ehre. Wir konnten noch “hässliche Entleins”  bewundern und schöne weiße Schwäne. Hier kamen zumindest bei Julia die Kindheitserinnerungen an das Buch “Das hässliche Entlein” zu Tage.

    Es gab auch noch einen Wildtierpark, jedoch meinten diese Tiere es nicht besonders gut mit uns und streckten uns nur die Hinterteile vor die Linse.

    Nach diesem wunderschönen Nachmittag, bei strahlendem Sonnenschein, fuhren wir auf einer Küstenstraße mit wunderschönem Blick auf das Meer Richtung Stevenston, wo wir in einem Farm-House B&B übernachten wollten. Ralf entdeckte das Farm-House auch sofort, so dass wir nicht lange suchen mussten.

    Unser Zimmer ist neu eingerichtet, sehr gemütlich und hellhörig. Wir bekommen jeden mit, der die Treppe hoch oder runterläuft. Vermutlich werden das jetzt aber nicht mehr so viele sein, oder eher hoffentlich!

    Da wir morgen die Fähre nach Arran erreichen wollte, riet uns die Vermieterin des B&B doch heute Abend noch die Tickets zu holen und in Ardrossan Abend zu essen. Wir sind dann auch zum Fährterminal gefahren, konnten die Tickets aber nicht mehr abholen, da es bereits geschlossen war.

    Dafür gab es im Cecchinis leckeres italienisches Abend essen, mit sehr viel Knoblauch bei Julia. Ralf wird wohl heute Nacht leiden müssen. 🙁

    Drückt uns für morgen die Daumen, dass wir nicht seekrank werden!

  • Bald geht’s wieder los!

    Samstag, 13.08.2011

    Montag in aller Frühe geht es wieder los: Ab nach Schottland. Sofern unsere Zeit es zulässt und wir Internet-Zugang haben, werden wir wieder unser Blog updaten.

  • Linlithgow nach Böblingen

    Sonntag, 26.09.2010

    Unseren letzten Tag begannen wir mit einem netten Frühstück, das fast alles typisch Schottische beinhaltete. Wir saßen an einem großen Tisch mit einer schottischen Männer-Wander-Gruppe. Mit den Herren, die eine spitze Zunge hatten, konnte man sich gut unterhalten.

    Unseren Urlaub konnte wir nicht ohne die Besichtigung eines alten Bauwerks beenden, so dass unsere Wahl auf Linlithgow Palace fiel. In diesem ehemaligen Schloss ist Maria Stuart geboren. Wenn man sich die noch recht gut erhaltene Ruine anschaut, ist diese auch durchaus als luxuriöser Bau vorstellbar. Die Ruine war bis zu fünf Stockwerke hoch und enthielt einen großen Saal und wohl auch eine Kapelle. Hier gab es richtig viel zu besichtigen und vor allem noch einmal viele Treppenstufen.

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    Die Fahrt zum Flughafen war kurz, einmal Volltanken und dann das Auto zurückgeben. Das Auto wurde sofort abgenommen und alles war soweit bestens. Wir waren noch einmal erstaunt, wie weit der Weg von der Autoabgabe bis zum Terminal tatsächlich ist.

    Am Flughafen in Edinburgh hatten wir noch eine gute Stunde Zeit. Ralf beschäftigte sich noch einmal ausführlich mit Whisky, da am Flughafen zur Zeit das Whiskyfestival mit 20% Rabatt auf verschiedene Whiskys stattfand. Man konnte die rabattierten Whiskys testen. Ralf entschied sich, einen preislich interessanten Glenlivet Nadurra  zu kaufen. bmi führte den Flug durch. Da der Flug leicht verspätet ankam, kamen wir auch nicht ganz pünktlich nach Londen Heathrow. In London genehmigten wir uns ein frühes Abendessen und machten uns dann auf den Weg zu unserem Gate. Das war das erste Mal, dass wir in London nicht über Terminal 5 geflogen sind, sondern über Terminal 1. Als wir im Flugzeug saßen, pünktlich zum Start bereit, bekamen wir allerdings keine Starterlaubnis, da die Start- und Landebahnen durch zu viele Starts überlastet waren. So mussten wir noch 20 Minuten am Boden warten. Als wir endlich zur Startbahn durften, standen noch mindestens acht andere Flugzeuge mit uns in der Warteschlange.

    Gegen 21:35 Uhr landeten wir wieder in Stuttgart und wurden von Rosi und Dieter abgeholt. Die Beiden brachten uns wieder nach Hause, wo wir uns auf unsere eigenen Betten freuten.

  • Dunkeld nach Linlithgow

    Samstag, 25.09.2010

    IMG_9532Nach einem etwas hektischem Frühstück, da das Hotel voll besetzt war, starteten wir direkt zur Dunkeld Cathedral. Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am alten Stadtzentrum vorbei. Direkt neben dem Marktplatz steht der “Ell Shop”, der so genannt wird, da an der Wand die genormte Elle, also das alte Längenmaß, angebracht ist, gegen die sich jeder Händler messen lassen musste.

    Zufällig war der “Tag der offenen Kirche” in Dunkeld, so dass wir nicht nur die Ruine der Kathedrale besichtigen konnten, sondern auch den Turm der Kathedrale besteigen konnten. Der Aufstieg war abenteuerlich, da sehr eng und uneben. Die Aussicht war aber wundervoll, insbesondere da wir durch das gute Wetter auch eine tolle Sicht hatten. Ansonsten ist leider auch von dieser Kathedrale nach der IMG_9545Reformation nicht viel übrig geblieben und man durfte wegen Sicherheitsbedenken das Kirchenschiff nicht betreten.

    Danach sind wir noch kurz in die noch genutzte Kirche von Dunkeld gegangen, die direkt an eine Wand der Ruine der Kathedrale angebaut ist. Hier konnten wir eine Gruppe von Damen und Herren bewundern, die mit verschiedensten Glocken und Glöckchen Musik machten. Durch die gute Akustik in der Kirche war dies sehr schön anzuhören.

    Da wir auf dem Weg keine großartigen Sehenswürdigkeiten ausmachen konnten und ein wenig Strecke Richtung Flughafen machen wollten, fuhren wir direkt zur Glenkinchie Destillerie süd-östlich von Edinburgh. Diese ist durch die Nähe zu Edinburgh sehr touristisch aufgemacht und man durfte leider wieder mal keine Fotos machen. Dafür gab es am Anfang ein schön gemachtes Modell einer Destillerie, das sehr detailreich ist und auch fotografiert werden durfte.

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    Die Destillerie zeichnet sich durch die größten Brennblasen in Schottland aus, die erste Brennblase hat 30000l Volumen, die zweite immer noch 21000l. Für diese Größe sind sie eigentlich recht niedrig, wodurch der aus Ralfs Sicht nicht ganz Lowland-typische Geschmack zustande kommt. Viele halten Glenkinchie aber für einen typischen Lowland-Vertreter und so wurde Glenkinchie auch in die Serie der Classic Malts gewählt. Leider durfte man auch nicht in ein Lagerhaus, dafür durfte man aber in der Bar nahezu jeden Whisky des Konzerns, zu dem Glenkinchie gehört, probieren.

    Danach wollten wir eigentlich zum House of the Binns fahren, einem alten Landsitz, der noch teilweise bewohnt wird, dabei fuhren wir aber zufällig direkt an unserem B&B vorbei, das wir aufgrund des Wochenendes direkt am Morgen in der Tourist Info in Dunkeld gebucht hatten. Dies nutzten wir, um direkt unsere Koffer abzustellen.

    Das B&B gehört zu einem Bauernhof und war wunderschön aufgemacht. Da das Haus auf einem Hügel mitten im Nirgendwo lag, hatte man einen traumhaften Ausblick bis zum Firth of Forth.

    DSC07125Danach ließen wir uns den Weg zum House of the Binns kurz erklären und fuhren hin. Man kann diesen Landsitz nur mit einer Führung besichtigen, wir hatten aber eine sehr kleine Führung erwischt und waren nur insgesamt 4 Personen. Im Haus waren sehr viele Möbel und Accessoires, zu denen unsere Führerin nette Geschichten erzählen konnte.

    Danach gingen wir noch zu einem Turm, den ein früherer Besitzer des Landhauses wegen einer Wette errichten ließ: Vier Gentleman wetteten, wer den günstigsten falschen Turm (also ein Turm ohne echte Funktion) bauen könne. Auch hier hatte man eine schöne Aussicht. Im Garten waren außerdem sehr viele schöne Pfauen unterwegs, sogar einige Pfauen-Küken.

    DSC07132Da wir von Fuß des Turmes, den man leider nicht besteigen durfte (oder vielleicht auch gar nicht konnte?), bereits das naheliegende Blackness Castle sehen konnte, fuhren wir dort noch kurz vorbei. Leider war es bereits geschlossen. Die Lage des Blackness Castle direkt am Firth of Forth ist sehr schön, aber ansonsten schien es nicht so interessant zu sein.

    Vor der Rückfahrt wollten wir uns noch stärken und gingen nach einem kurzen Stopp bei Sainsbury, wo Julia sich noch Tee zum Mitnehmen nach Deutschland besorgte, zu einem indischen Restaurant, das uns vom Eigentümer des B&B empfohlen worden war. Von außen sah es eher nach einer Spielhölle aus, das Essen war aber ausgezeichnet. Nach der Rückfahrt begann der schlimmste Teil des Urlaubs: Packen für den Heimflug.

  • Fort Augustus nach Dunkeld

    Freitag, 24.09.2010

    Dieses Frühstück ist definitiv eine Erwähnung wert: Wir durften uns am Abend vorher aus verschiedenen Frühstücks-Varianten eine aussuchen. Ralf hatte Käse und Schinken,  Baguette und viele frische Früchte. Julia wählte das süße Frühstück mit Croissant und zwei anderen süßen Teilchen und vielen Früchten.

    Julia wünschte sich noch eine Fahrt durch die Highlands, damit wir abschließend noch einmal etwas Natur genießen konnten.

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    Entlang an verschiedenen Lochs z. B. Loch Lochy, vielen kleinen Wasserfällen, die direkt neben der Straßen herabflossen und Bergen, gelangten wir zum inoffiziell höchsten Ort und zur höchsten Destillerie in Schottland: Dalwhinnie.

    IMG_9431In dieser Destillerie gibt es nur zwei stills, die dafür sehr groß (spirit still 16000l) sind. Die stills sind recht niedrig im Vergleich zur Größe und beide stills sind in einfacher “Zwiebelform” ohne Ausbuchtungen. Auf Nachfrage durften wir ins Lagerhaus, das normalerweise nur durch eine Glasscheibe besichtigt wird. Da wir schon viele Destillerien gesehen hatten, machte uns die teilweise schwerverständliche Aussprache des Guides nicht ganz so viel aus. Fotos gibt es hier leider keine, da auch hier Fotos nicht erlaubt waren. 
    Versuchen durften wir einen 15-jährigen Whisky, der mit ein wenig Wasser ziemlich lecker schmeckte.

    Von Dalwhinnie gelangt man auf dem Weg Richtung Süden auf eine vierspurige Passstraße, die A9. Die Passstraße ist sehr breit und gut IMG_9444ausgebaut und wurde ursprünglich von General Wade zur Befriedung der Highlands angelegt. Auch heute erkennt man noch, warum diese Leistung extrem hoch war. Man sieht an vielen Stellen, welche Gesteinsmengen weggesprengt werden mussten, um überhaupt die Straße bauen zu können. In dieser Region stehen eigentlich keine Bäume mehr, was den Highlands den Eindruck einer Hochgebirgsregion vermittelt, tatsächlich ist man an den höchsten Stellen der Straße ca. 460 Meter hoch und die Berge überragen einen nicht um sehr viel.

    IMG_9468Durch die gut ausgebauten Straßen gelangten wir sehr schnell zu Blair Castle. In diesem Castle werden direkt im Eingangsbereich sehr viele Waffen gezeigt. Ebenfalls sehenswert sind die Räume mit Stuckdecken und Bordüren.

    Dieses Castle ist wirklich empfehlenswert, auch wenn es eine Schloss im Privatbesitz ist und deshalb keine unserer Mitgliedschaften beim Eintritt halfen. Es ist der Sitz der Atholl Highlanders, der letzten Privatarmee Schottlands.
    IMG_9464Mehrmals täglich spielt ein Dudelsackspieler einige Minuten direkt vor dem Castle. Während wir dem Dudelsackspieler zuhörten konnten wir die frei laufenden Pfauen beobachten. Ein Rad hat leider keiner geschlagen.

     

    Abschließend haben wir noch eine Spaziergang zum und durch einen schönen parkartigen Garten gemacht. Im Garten ist ein recht großer See angelegt, in dem viele Enten und einige Schwäne schwammen bzw. auf den Wiesen herumliefen. Im Winter wurde hier früher öfter Curling auf dem zugefrorenen See gespielt. Hier erfuhren wir auch, dass Curling in Schottland ein Volkssport ist und deshalb in vielen Häusern einfach Curlingsteine liegen.

    Eine letzte Destillerie wollten wir dann doch noch besichtigen und nachdem wir in Pitlochry bei unserem letzten Schottlandaufenthalt die Edradour-Destillerie schon besichtigt hatten, steuerten wir die Blair Atholl Destillerie an.

    IMG_9526Es fand dann auch noch eine Führung an diesem Tag statt, die eine der Größten (bezogen auf die Anzahl der Teilnehmer) unseres ganzen Urlaubs wurde. Insgesamt gab es wenig Spannendes zu sehen, aber dafür hatten wir einen witzigen Guide, der eigentlich alle Worte zur Whiskyherstellung in Deutsch und Spanisch konnte. Bei Blair Athol wird sehr viel Whisky für den Blend Bells hergestellt. Blair Athol steht auch als Bestandteil auf Bells darauf. Wir konnten leider in den mashtuns und den washbacks nichts mehr sehen, da beide schon leer war. Die Brennblasen sahen ähnlich aus wie bei Dalwhinnie, waren aber etwas kleiner. Es gab hier wieder zwei wash stills und zwei spirit stills, also insgesamt vier stills. Bei der Führung wurde uns auch gezeigt, wo das Wasser für den Whisky herausgefiltert wird. Hier konnten wir die noch die Abfüllanlage bewundern und die Lagerräume sehen. Die Besonderheit bei Blair Athol ist, dass für die Lagerung nur Sherry- Fässer und diese nur einmal verwendet werden. Anschließend werden die Fässer weiter verkauft. Auch hier gab es ein Probiererle, einen 12-jährigen Blair Athol. Der Whisky ist nicht schlecht, Ralf mochte ihn recht gern. Unser Guide ließ noch verlauten, dass auch ein Blend sehr gut sein kann und man aufpassen sollte, dass man nicht Whisky-snobbisch wird und einem Blend gegenüber einem Single Malt keine Chance gibt.

    Nach einigem Hin- und Herdiskutieren entschieden wir uns für eine Weiterfahrt nach Dunkeld. Dort angekommen wollten wir uns ein B&B suchen, stellten aber fest, dass es dort keine B&Bs dort gibt, sondern nur Hotels. Im Royal Dunkeld Hotel bekamen wir das letzte Zimmer. Das war es aber von der Lage hergesehen auch, 3. Stock ohne Aufzug, das letzte Zimmer vor der Feuertüre am Ende des Ganges. Das Zimmer war ok, allerdings war das Bad recht eng. Abends genehmigten wir uns im Hotel das Abendessen und fanden es sehr lecker. Ralf orderte noch einen Famous Grouse Whisky. Das ist ein Blended Whisky, der allerdings gar nicht so schlecht war. Famous Grouse ist der meistverkaufte Blend in Großbritannien. Nach einem eher gemütlichen Abend gingen wir dann auch früh zu Bett.

  • Inverness nach Fort Augustus über Golspie

    Donnerstag, 23.09.2010

    Das Frühstück war in Ordnung, aber generell würden wir das Guest House nicht weiterempfehlen.

    Von Inverness aus fuhren wir zu Glenmorangie, wo wir aber erst mal keine Tour bekamen, die Tour sei um zwei nach 10 Uhr schon weg und es gäbe auch keine Chance noch zur 10 Uhr Tour hinzuzustoßen. So entschieden wir uns, erst einmal weiter zu fahren. Die restlichen Tour-Zeiten für den Tag ließen wir uns uns noch geben.

    Bis Dunrobin Castle kamen wir noch an schönen Flecken vorbei, da es die meiste Zeit leicht regnete, war aber unsere Lust auszusteigen und etwas zu laufen nicht groß. Dunrobin Castle bietet die Besichtigung des Schlosses und der Gärten sowie eine Falknerei an. Wir besichtigten zuerst die Räume im Schloss. Das Schloss hat teilweise wundervolle Stuckdecken und Einrichtungsgegenstände, die sehr schön zu betrachten sind. Julia lästerte irgendwann, dass wohl immer ein Anbau hinzukam, wenn der Platz für die ganzen Portraits ausging. Das stimmt so nicht ganz, aber Portraits konnte man sehr viele bewundern. Nicht alle waren aus heutiger Sicht vorteilhaft. Leider darf man auch hier nicht fotografieren.

    Nach der Besichtigung der Innenräume, von welchen man einen schönen Blick über den Garten hat, sind wir in den Garten hinuntergestiegen und haben hier noch ein wenig Zeit verbracht, bis die Vorführung der Falknerei begann. Inzwischen hatte es komplett aufgehört zu regnen und die Sonne versuchte hin und wieder zwischen den Wolken hervorzuschauen.

    IMG_9211 Vom Garten aus hat man einen traumhaften Blick auf das Schloss, es wirkt wie ein Märchenschloss. Allein für diesen Blick lohnte sich der Eintritt.

    Die Falknerei bietet zweimal täglich Vorführungen an. In unserer Vorführung kamen ein Adler, eine Eule und zwei Falken zum Einsatz. Der Adler und die Eule landeten regelmäßig beim Falkner auf dem Arm, die Falken schossen immer nur vorbei, wenn es etwas zu essen gab. Die Vorstellung dauert beinahe eine Stunde und war klasse anzusehen.

    Wir fuhren zurück zu Glenmorangie und besorgten Karten für die Tour um 14 Uhr. Da wir nur noch eine knappe Stunde Zeit hatten, fuhren wir direkt ins benachbarte Tain, um dort eine Kleinigkeit zu essen.

    Im St. Duthus gab es für uns einen Burger. Dieser Burger enthielt eine Scheibe Schinken, dann angebratenen Speck und ein Fleischküchle. Bei soviel Wust und Fleisch ging das bisschen vorhandener Käse unter. Das war mal eine etwas andere Variante, aber gut war er, vor allem als Grundlage für die nächste Destillerie-Tour.

    Bei Glenmorangie war es mit der Teilnehmerzahl mit 10 Personen eine der größeren Touren. Bei Glenmorangie durften wir die Gerstenmalz-IMG_9376 Lager-Tanks stehen, sowie die üblichen Bereiche, Maischtank, Gärtanks aus Stahl, Brennblasen (stills) und den spirit safe. Interessant sind hier die stills, da sowohl die wash stills als auch die spirit stills extrem hoch sind und sich in der Größe kaum unterscheiden.

    Glenmorangie verwendet im Gegensatz zu den Speyside-Destillerien hartes Wasser bei der Whisky Herstellung. Bei Glenmorangie endete die Führung mit einem Blick in ein Lagerhaus. Dieser Destillerie ist es wichtig, dass alle Lagerhäuser direkt am Meer liegen. Zur Lagerung werden vor allem Bourbon-Fässer verwendet, weniger Sherry-Fässer. Die Fässer werden auch nur maximal zweimal benutzt. Viele andere Destillerien benutzen die Fässer drei- oder sogar viermal. Glenmorangie bringt dafür regelmäßig besondere Abfüllungen mit Portwein, Madeira, etc. auf den Markt. Versuchen durften wir hier einen Quinta Ruban. Dies ist ein 12-jähriger Whisky mit Port-Finish. Der war sehr lecker, benötigte aber einen Schluck Wasser zum Aufschließen.

    Bei Glenmorangie erfuhren wir, dass Ardbeg (auf Islay) auch zum Unternehmen gehört und Glen Moray im letzten Jahr verkauft wurde.

    Da wir vor dem Berufsverkehr unterwegs waren, rutschten wir die Meilen nach Urquhart Castle am Loch Ness schnell herunter. Wir kamen noch trockenen Fußes ins Visitor Centre, allerdings kam dann  ein richtig starker Regenschauer herunter, so dass wir beschlossen, das Casle im Schnelldurchgang zu besichtigen. Im Gegensatz zu den anderen Ruinen, die von Historic Scottland betreut werden, merkt man hier, dass mehr für die Touristen getan wurde, wie z. B. geteerte Wege und ein großes Visitor Centre. Es gab hier auch wesentlich mehr Touristen als in anderen vergleichbaren Ruinen und der Preis war höher.

    Irgendwann ließ der Regen etwas nach und wir konnten doch mit etwas mehr Ruhe das Castle anschauen. Da immer noch ein starker Wind ging, trockneten wir auch schnell wieder.

    IMG_9403Das Castle ist ganz nett, aber besonders viel sieht man wirklich nicht mehr. Es fehlt auch eine Infotafel, auf der die Geschichte der Ruine etwas erläutert wird. Vermutlich hätte man sich dazu die Broschüre kaufen müssen. Jedenfalls hat man einen schönen Blick über Loch Ness, Nessie haben wir leider nicht entdecken können.

    Auf Loch Ness werden auch Bootstouren angeboten, allerdings waren wir echt froh nicht auf diesen Booten zu sein, da aufgrund des Wetters doch ein größerer Wellengang war und die Boote gut durchgeschaukelt wurden.

    Weiter an Loch Ness entlang gelangten wir nach Fort Augustus am südlichen Ende von Loch Ness. Dort fanden wir eine B&B direkt an der Hauptstraße mit W-Lan.

    DSC07111 Abends sind auf den Tipp der B&B-Besitzer im Bothy essen gegangen. Vorher haben wir noch einen Abstecher gemacht und die Schleusen gezählt, die direkt hintereinander in der Stadt gelegen sind. Es sind fünf Stück. Das Essen im Bothy war gute schottische Hausmannskost und passte in Preis und Leistung perfekt. Als Abschluss genehmigten wir uns noch zwei Whiskys: Julia wählte einen Auchentoshan (12 Jahre) und fand ihn lecker. Für Ralf gab es einen Ardbeg (10 Jahre), der sehr torfig war. Das Wasser zum Aufschließen hat leider gefehlt…

  • Dufftown nach Inverness

    Mittwoch, 22.09.2010

    Nach einem letzten Frühstück im Davaar B&B brachen wir von Dufftown Richtung Inverness auf. Zufällig sahen wir ein Schild Macallan-Destillerie. So kam es, dass wir dort einen Zwischenstopp einlegten und an der 10-Minuten später beginnende Tour teilnahmen. Außer uns waren noch drei Schweden dabei. Die Tour war interessant, nur leider durfte man hier in den Gebäuden mit Ausnahme des Lagers keine IMG_9066Fotos machen. Macallan ist eine größere Destillerie, hier wird der Großteil des Brandes in Sherry-Fässern gelagert. Besondere Abfüllungen gibt es kaum. Als Besonderheit wird jedoch der unverdünnte Brand gelagert, sonst wird in der Regel Wasser vor der Lagerung beigemischt.

    Außerdem verwendet Macallen nur Gerste von seinen eigenen Feldern, da noch eine Farm dabei ist und bestimmten Bauernhöfen, wobei es sich zusätzlich um eine geschützte Sorte handelt, die nur von Macallen-Vertragsbauernhöfen angebaut werden darf.

    Bei Macallan wird das Holz in Spanien gekauft und von dortigen Küfern zu Fässern verarbeitet, die dann einmal für die Sherry-Lagerung verwendet werden und anschließend zu Macallan kommen. Bei IMG_9072Macallan bekamen wir auch noch einmal eine sehr ausführliche Schilderung zur Fassherstellung und über die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, die man aus Whisky herausschmecken kann.

    Probieren durften wir hier einen 10-jährigen Whisky aus einem Sherry-Fass: Er war ok, aber nicht unser Favorit. Auch von deren Likör bekamen wir ein “Probiererle”, das Julia mochte, Ralf weniger. Es war sehr süß und schmeckte nach Honig und Ahornsirup. Kaufen werden wir auch den Likör sicher nicht.

    Glen Grant war uns von vielen Einheimischen als schöne Tour empfohlen worden. Unser Fazit war, dass die Tour wenig spannend war, dafür Fotos überall erlaubt waren. Gelernt haben wir hier, dass DSC07051_gedrehthier die Brennblasen nie komplett ausgetauscht werden, sondern immer nur der kaputte Teil, um so  wenig wie möglich am Geschmack zu verändern. Bei Glent Grant werden die Whiskys teilweise schon nach fünf Jahren verkauft, was eine eher kurze Lagerungszeit ist. Der Hauptexportmarkt ist Italien, Besitzer der Destillerie ist auch Campari. Zum Versuchen gab es hier den Major’s Reserve, nur fünf Jahre gelagert und ziemlich scharf, und einen 10-jährigen, der schon besser war, aber auch keinen Einzug in unsere Hausbar finden wird.

    Der Höhepunkt der heutigen Destillerien war Glen Moray. Dies ist eine kleine Destillerie bei der man überall hinschauen durfte, fotografieren IMG_9135 durfte und insgesamt eine super Atmosphäre herrschte. Die Tour wurde von Emma, einer jungen Schottin durchgeführt, von der sich Ralf fragte, ob sie überhaupt schon alt genug war, um selbst Whisky zu trinken. Emma verstand es, uns unterhaltsam und humorvoll durch die Destillerie zu führen. Hier durften wir auch alle Bereiche der Whisky-Herstellung kennenlernen und konnten viele Fotos schießen. Zum ersten mal sahen wir auch die “Zapfsäule”, wo der gebrannte Spirit in die Fässer zur Lagerung gefüllt wird.

    IMG_9107 Außerdem konnten wir live beim Verladen der Fässer in einen LKW zuschauen und als uns die Lagerarbeiter bemerkt hatten, posierten sie noch ein wenig für die Kamera.

    Abschließend durften wir auch hier etwas probieren:
    Es gab einen 12-jährigen Whisky, der gut war. Noch besser war der 16-jährige, die Steigerung war ein Cask Strenght Port Finish. Generell können wir Glen Moray nur empfehlen, sowohl zum Trinken, als auch für eine Destilleriebesichtigung.

    IMG_9161 In Elgin schauten wir uns die Ruine der Kathedrale an. Auch diese Kathedrale war bei der Reformation  zerstört worden, einzig das Kapitelhaus ist noch komplett erhalten. Auch wenn wir bereits zwei Ruinen von Kathedralen gesehen hatten, war diese dennoch sehenswert, weil insgesamt noch mehr stand.

    St. Giles Kirk steht in der Innenstadt und wird von zwei weniger befahrenen Straßen umgegeben. Die Kirche ist recht groß, war aber geschlossen.

    Nach einem kleinen Spaziergang durch die Stadt erreichten wir unser nächstes Ziel: Gordon & MacPhail. Gordon & MacPhail ist eigentlich ein Feinstkostladen, bei dem man alles bekommt, auch Lindt Weihnachtsmänner und Ritter Sport Schokolade. Insbesondere handelt es sich hier um einen unabhängigen Whiskyabfüller, der auch Ausgefallenes verkauft, so z. B. eine Flasche  Whisky für 10000 Pfund. Man kann auch selbst den Auftrag geben, etwas abfüllen und mit einem Etikett versehen zu lassen. Den Text für das Etikett kann man frei wählen. Die Wurst- und Käseauswahl ist mit deutschen Geschäften überhaupt nicht vergleichbar.

    In der Tourist Info haben wir noch eine Unterkunft für die nächste Nacht in Inverness gebucht und sind dann auf direktem Weg nach Inverness gefahren. Inverness ist vermutlich ganz schön, aber da es dann die ganze Zeit stark regnete, war unsere Lust, die Stadt noch zu erkunden sehr gering. Deshalb gingen wir noch bei einem Inder Namens Rajah essen. Das Essen war gut, der Service so na ja…

  • Dufftown – Tag 2

    Dienstag, 21.09.2010

    Bei einem erneut leckeren Frühstück, bei dem es für Julia Pancakes gab, lernten wir ein Ehepaar aus der Nähe von Edinburgh kennen. Die beiden erzählten von den Problemen mit der Forth Bridge. Die Brücke muss voraussichtlich in drei Jahren für den Schwerlastverkehr geschlossen werden. Wir hatten auch schon davon gehört, dass bereits verschiedene Möglichkeiten geprüft werden, wie es hier künftig weitergehen soll. Die beiden erzählten nun vom aktuellen Plan, während des laufenden Betriebes die Stahlseile auszutauschen. Bei der Brücke handelt es sich um eine Hängebrücke. Mal sehen, was daraus wird.

    DSC06983Diesen Tag starteten wir mit einer Besichtigung der Destillerie Glenlivet. Diesen Whisky haben wir auch zu Hause in unserer Hausbar und kennen ihn bereits seit einiger Zeit. Leider gehört Glenlivet zu den  Destillerien, in welchen keine Fotos erlaubt sind. Glenlivet hat seine Kapazitäten stark gesteigert und gehört jetzt zu den aller größten Destillerien in Schottland. Das Wasser fließt durch torfiges Gelände, so dass der Torf vor allem nach starken Regenfällen auch im Wasser schmeckbar ist. Bei Glenlivet gibt es die  zweithöchsten Stills Schottlands. Das besondere an den Stills war aber auch, IMG_8970dass ein Fenster eingebaut war und wir einen Blick hineinwerfen konnten. Das war einzigartig.
    Zu jeder ordentlichen Führung gehört ein Tastig, hier bekam jeder einen Whisky und da wir als Paar dort waren, konnten wir zwei wählen und dann tauschen. Der 18-jährige war lecker, versucht haben wir noch den Nadurra Triumph (1991, spezielle zweireihige Gerste, die nicht mehr benutzt wird), der sehr gut war, den hätten wir mitnehmen sollen… Ausnahmsweise bekam Ralf noch einen Nadurra Cask strength aus einer anderen Charge, der etwas schärfer als der Triumph war und nicht ganz so toll.

    Nach einigen Quellen aus dem Internet sollte das Whisky-Castle in Tomintoul recht gut sein, das können wir so nicht ganz bestätigen, jeder gut sortierte Whiskyladen, z. B. in Dufftown, hat die gleiche Auswahl und ist vor allem günstiger. Das Whisky-Castle ist teuer.

    DSC07016  An der Tomintoul Destillerie sind wir nur vorbeigefahren und haben einen Blick in den Hof geworfen. Eine Besichtigung ist wohl mit Voranmeldung möglich, das hatten wir allerdings nicht gemacht.

    Auf der Suche nach der Destillerie Glenfarclas sahen wir zufällig das Schild für Cragganmore und fuhren spontan hin. Wir bekamen eine supergeniale Privat-Tour, da außer uns gerade niemand da war. Debby war anfangs extrem schüchtern, zeigte uns jedoch alles und lies und auch stets die Zeit, die wir brauchten um alles anzusehen. Wir konnten fragen so viel wir wollten und bekamen stets gute Antworten. Cragganmore hat wohl Winters DSC07028  hin und wieder Probleme mit der Zufahrt wegen des Schnees, letzten Winter musste die Produktion einige Tage eingestellt werden, da keine gemälzte Gerste mehr angeliefert werden konnte und auch kein fertiger Spirit mehr abtransportiert werden konnte. Dies war die erste Destillerie, wo wir richtig ins Fasslager durften und uns darin frei bewegen durften. Die abschließende Whiskyprobe brachte einen neuen Julia-Whisky hervor. Der 12-jährige Whisky ist etwas scharf aber gut. Die Destiller’s choice  ist ein sehr sanfter Whisky und Julias Favorit.

    Da wir einmal soviel Glück hatten versuchten wir es auch bei Cardhu, Hier hätten wir fast eine Stunde auf die nächste Tour warten müssen, weswegen wir beschlossen keine Tour mitzumachen, da es uns zu lange dauerte. Einen Dram bekamen wir dennoch angeboten, lehnten aber dankend ab.

    Dann fuhren wir endlich zu Glenfarclas. Auch hier hätten wir auf eine Tour zu lange warten müssen, so dass wir uns entschieden auch keine Tour mehr zu machen. Den angebotenen Dram versuchte Ralf und fand den 10-jährigen mäßig. Julia erinnerte sich dann wieder, dass wir diesen Whisky schon versucht hatten und da auch nur mäßig begeistert waren.

    Unseren zweiten Tag in Dufftown beendeten wir in der Speyside Cooperage. Hier werden Fässer hergestellt, in der Mehrzahl jedoch repariert. Soweit wir uns erinnern, lagern hier ca. 18.000 Fässer, was für uns auch am beeindruckendsten war, es sind riesige Fässertürme. Es ist spannend den Küfern bei der Arbeit zuzusehen. Bezahlt werden die Küfer nach Anzahl der bearbeiteten Fässer. Deshalb läuft hier alles vermutlich auch wie am Schnürchen. Bei einem kleinen Selbstbau-Fass versuchte Julia ihr Geschick im Fassbau, scheiterte aber kläglich. Damit wird auch nachvollziehbar, warum die Ausbildung zum Küfer sehr lang ist mit 4-5 Jahren. Der Guide erzählte uns, dass zum ersten Mal ein Ausländer, der nicht bei ihnen gelernt hätte, hier arbeitet. Es ist ein Ungar, der in Ungarn seine Ausbildung absolviert hatte und sehr gut ausgebildet sei. 

    IMG_9050 IMG_9028

    Abends gab es ein Essen im Tannochbrae House. Hier hatten wir am Abend zuvor reserviert, um überhaupt einen Tisch zu bekommen. Es werden alle Gäste in bestimmte Zeitslots eingetaktet, vermutlich da die Küche nur eine begrenzte Kapazität hat. Bis man seinen ersten Gang bekommt wird man in ein Nebenzimmer der Bar platziert, wo man die Karte erhält, seine ersten beiden Gänge und die Getränke wählt. Mit den Getränken wird man dann ins eigentliche Speisezimmer geführt und erhält einen Gruß aus der Küche und ein frisch aufgebackenes Brötchen. Insgesamt erhielten wir ein extrem leckeres Essen, das dementsprechend auch nicht ganz geschenkt war. Mit der riesigen Whiskyauswahl (über 300 Whiskys) und dem tollen Essenist es aber in jedem Fall eine Empfehlung wert. 
    Den Abend ließen wir wieder mit einem Whisky ausklingen, Julia trank einen Balvenie Double Wood, der sehr gut war. Ralf entschied sich für einen Balvenie Madeira Finish aus dem Jahr 1991 der ebenfalls super war und sehr teuer 🙁 .

  • Dufftown – Tag 1

    Montag, 20.09.2010

    In unserem B&B gibt es eine Frühstückskarte, von welcher man am Tag zuvor das auswählt, was man als gekochtes Gericht zum Frühstück möchte. Ralf hatte Schinken und Käse gewählt, Julia einen geräucherten Fisch mit Rührei. Der Fisch war sehr lecker, steckte allerdings noch voller Gräten, was das Essen massiv erschwerte. Sue bietet generell immer noch dreierlei Sorten selbstgemachte Marmelade an, die sehr lecker sind. Etwas anders als in allen bisherigen Unterkünften gibt es einen großen Tisch, an dem sechs Personen Platz haben und so viele sitzen dann auch zum Frühstück zusammen. Das ist ungewohnt, allerdings klasse, weil man immer ins Gespräch kommt. Am ersten morgen war ein zweites deutschsprachiges Pärchen mit am Tisch, das alle arbeitenden Destillerien meidet, da sie keinen Whisky mögen und zwei Jungs aus Belgien, die von den tollen kleinen Straßen hier begeistert sind und mit ihren Motorrädern die Gegend erkunden.

    Sue buchte für uns noch eine Tour in der Aberlour-Destillerie, die nur mit Voranmeldung möglich ist für 14 Uhr am Nachmittag. Danach zogen wir los, um selbst noch eine Reservierung für eine Tour in der Balvenie-Destillerie zu machen. Balvenie gehört zu Glenfiddich und wird auch von dort, zumindest was Touren angeht, mit verwaltet. Leider war es aufgrund des Whisky-Festivals nicht möglich, diese Woche überhaupt noch eine Tour bei Balvenie zu bekommen. So schauten wir uns als erste Destillerie dieses Jahr Glenfiddich an.

    Glenfiddich gilt als die große Destillerie und hat auch momentan die höchsten Produktionszahlen. Man merkt, dass Glenfiddich für viele Besucher ausgelegt ist. Sehenswert war hier schon die Damentoilette, mit Hebelmischern, Schminktischen und einer Sitzgelegenheit im Vorraum. 
    Los ging die Führung mit einem Film, dessen Ton man über Kopfhörer in verschiedenen Sprachen wählen konnte. Der Film ist ok. Anschließend wird man von einem Guide abgeholt, der einen auf dem Weg durch die Destillerie begleitet. Schön ist in dieser Destillerie, dass man überall fotografieren darf, außer IMG_8896unten zwischen den Brennblasen und im Fasslager. Als Tourabschluss durften wir drei Glenfiddich Whiskys probieren. Den 12-jährigen Whisky bekommt man bei uns überall zu kaufen, dieser ist ok, aber nichts besonderes. Der 15-jährige Whisky war schon deutlich besser, konnte aber mit 18-jährigen nicht mithalten, der richtig gut war. Glenfiddich ist also nicht so schlecht, wie sein Ruf. Als Einstieg ist diese Führung auf jeden Fall empfehlenswert, wenn man nicht gerade im Hochsommer mit einer Busladung Touristen herumgeführt wird.

    Das Balvenie Castle liegt direkt über der Glenfiddich Destillerie und ist für einen kleinen Spaziergang, um wieder nüchtern zu werden, genau das Richtige. 🙂
    DSC06938 Balvenie Castle ist eine Ruine, die teilweise noch gut erahnen lässt, wie es einmal ausgesehen hat. Da wir als English Heritage Mitglieder keinen Eintritt bezahlen mussten, war das Castle auch bei Regen noch schön.

    Zwischendurch holten wir unser Lunch im Supermarkt, bestehend aus etwas zu trinken, einem Sandwich und etwas Süßem. Diese Kombination nennt sich Meal Deal und ist eigentlich günstig, funktioniert aber nur bei Sandwiches, die noch eine längere Haltbarkeit haben und nicht reduziert sind. Also merke, versuche nie dem Supermarkt etwas Gutes zu tun, wenn man etwas nimmt, was nur noch heute haltbar ist, dann wird es teurer.

    Die Aberlour-Tour wurde uns von vielen Seiten empfohlen. Wir hörten auch schon im Voraus, dass es hier viel zu probieren gäbe, so dass wir mal wieder den Bus nutzten, um nicht mehr Auto fahren zu müssen.

    Beim Einsteigen in den Bus wunderten wir uns, dass uns der Busfahrer nicht sagen konnte, an welcher Haltestelle wir aussteigen müssen, um zur Destillerie zu gelangen. Auch sonst war er nicht besonders freundlich. Allerdings hat sich dieses Bild doch noch schlagartig geändert. Als einige Fahrgäste zugestiegen waren, fragte er in die Runde, ob uns jemand helfen könne und wir bekamen prompt eine hilfreiche Antwort. Eine Dame drückte sogar auf den Haltewunsch, damit wir rechtzeitig aussteigen konnten.

    DSC06959 Da wir etwas zu früh an der Destillerie ankamen machten wir noch einen  halbstündigen Spaziergang zu den kleinen Wasserfällen, die hinter der Destillerie liegen. Sie sind nicht besonders hoch, aber den kleinen Spaziergang wert. Interessant war die dunkle Färbung des Wassers, die wir uns nicht erklären konnte.

    Leider war bei der Führung durch die Destillerie das Fotografieren verboten. Nur von außerhalb der Gebäude durfte man nach Innen fotografieren. Im Gegensatz zu Glenfiddich sind hier alle großen Bottiche (mash tun und washback) aus Stahl, bei Glenfiddch wird Wert auf Holz gelegt. Der Vorteil bei Stahl sind die längere Haltbarkeit und die leichtere Reinigung. Es gibt wohl immer wieder Diskussionen, ob es einen Unterschied macht, wenn man Holz oder Stahl verwendet, allerdings gibt es noch keine abschließende Meinung. 

    IMG_8902 Das ausführliche an dieser Führung war die Beschreibung das Mahlens der Gerste. Wichtig generell wird in einem ersten Sieb alles Grobe, wie z. B. Steinchen, herausgefiltert. Sollte noch Metall enthalten sein, wird dieses von einem starken Magneten herausgezogen. Es ist extrem wichtig, dass keine groben Gegenstände ins Mahlwerk kommen, da hier bei Funkenschlag eine sehr große Explosionsgefahr besteht.
    Die Gerste darf nicht zu fein gemahlen werden, da sonst in den washbacks ein Brei entstehen würde, der dann nicht mehr verwendet werden könnte. Hier durften wir frische Würze probieren, die im Großen und Ganzen einem Gerstenbier entspricht. Die Männer nahmen alle eine Schluck, während die Frauen nur einmal den Finger in die Flüssigkeiten stecken und daran rochen und diesen ablutschten. Diese Destillerie ist im Jahre 1898 abgebrannt. Als jetzt das still house erweitert wurde, fanden die Handwerker eine Zeitung aus dem Jahr 1898, in die eine Flasche Whisky eingewickelt war. In dieser Zeitung war der Brand der Destillerie erwähnt. Die Handwerker tranken während ihrer Mittagspause dreiviertel dieser Flasche leer. An der gleichen Stelle wurde aktuell wieder eine Flasche eingemauert.

    Als Abschluss der Tour gab es eine Probe mit sechs Sorten Whisky:
    – Spirit
    – Sherry Cask
    – Bourbon Cask
    – 10 Year
    – 16 Year
    – a’bunadh

    IMG_8931

    Der Spirit ist einem klaren Schnaps vergleichbar, Sherry Cask ist ein Whisky, der ausschließlich im Sherry-Fass gelagert wurde. Analog Bourbon Cask, im 10-jährigen und im 16-jährigen sind Bestandteile aus Sherry- und aus Bourbon-Fässern enthalten, wobei jeweils größere Teile aus Sherry-Fässern hinzugefügt werden. A’bunadh ist der Versuch, einen Whisky mit dem Geschmack von 1898 herzustellen, der wohl auch ganz gut gelingt. Wir möchten am liebsten die Bourbon-Cask-Abfüllung, den 16-jährigen und a’bunadh. A’bunadh bedeutet im Gälischen ursprünglich. Hier bestand auch die Möglichkeit, sich selbst eine Flasche abzufüllen. Normalerweise besteht hier die Auswahl zwischen dem Sherry-Cask und dem Bourbon-Cask, leider war das Bourbon-Cask leer. Diese beiden Fässer sind im normalen Handel nicht kaufbar, nur bei dieser Führung, wenn man selbst eine Flasche abfüllt.

    DSC06969In Aberlour hat auch das bekannte Walkers Shortbread seinen Firmensitz. Allerdings waren wir hier nicht direkt in der Fabrik einkaufen, sondern im ersten Walkers Shop im Dorf direkt. Es gab dort auch jede Menge Bruch zur Auswahl und die Verkäuferin hatte uns viel über die Umgebung zu berichten. Mit dem Bus ging es dann zurück nach Dufftown.

    Abends waren wir wieder in Dufftown essen, heute im Le Faisonderie. Gewählt haben wir das “A taste of Scotland”-Menü mit drei Gängen. Man konnte jeweils aus zwei Vorspeisen, zwei Hauptspeisen und zwei Desserts wählen. Es war lecker, allerdings ist es faszinierend, wie man aus Sahne, Sahne und noch mehr Sahne, sowie Himbeeren, Whisky und etwas geröstetem Getreide einen Nachtisch machen kann. Neben dem Essen war noch der Service bemerkenswert. Obwohl man ihn eigentlich selten bemerken konnte, da der einzige Kellner ein ziemlich schüchterner französischer Austauschstudent war, der sich immer eifrig bedankte und sich beim Küchenchef Tipps zur Aussprache der Gerichte holte.