Sonntag, 19.09.2010
Nach unserem Frühstück verließen wir mit unserem Auto Aberdeen. Die Entscheidung für unsere weitere Route war uns nicht leicht gefallen, da in dieser Region sehr viele Sehenswürdigkeiten vorhanden sind. Wir haben uns dann für eine eigene Route entschieden, die uns zuerst zum Drum Castle führte und noch einige weitere in petto hatte.
Bei Drum Castle kamen wir eine halbe Stunde vor der eigentlichen Öffnung der Räumlichkeiten an. Deshalb haben wir uns trotz des Regens entschlossen einen Rundgang durch die ummauerten Gärten zu machen. Diese sind in vier Teile angelegt und jeder Teil stellt ein unterschiedliches Jahrhundert zwischen 17. und 20. Jahrhundert dar. Hier wäre ein Besuch im Juli oder August sehenswerter gewesen, da dann vor allem noch mehr Rosen geblüht hätten.
Das Castle an sich war sehenswert, vor allem da wir viele kleine Details wieder von den netten Damen des National Trusts erklärt bekamen. Interessant ist hier vor allem, dass es sich um die
Originaleinrichtung des letzten Eigentümers handelt, der jedoch von vielen Antiquitäten umgegeben war. Einer der früheren Eigentümer hatte einen Sohn, der malerisch sehr begabt war. Diesen Sohn bat er, für seine neue Bibliothek ein Selbstportrait zu erstellen. Das fertige Bild stellt ihn als Erz-Engel im Adamskostüm dar.
Der älteste Teil der Burg stammt aus dem 13. Jahrhundert, ein Turm, in den die genannte Bibliothek mangels Platz irgendwann gebaut wurde. Der obere Stock des Turms ist noch im Originalzustand wie er vermutlich zur Bauzeit war.
Von Drum Castle ging es nur ein paar Meilen weiter zu Crathes Castle. Crathes Castle ist ein Beispiel der Towerhouse Architektur. Allerdings musste der Turm aufgrund der 21 Kinder eines Eigentümerpaares erweitert werden, da hier nicht alle Platz fanden. Diese Turmarchitektur würde für unser heutiges Leben zwar bei den
aktuellen Bauplatzpreisen Sinn machen, allerdings wäre das viele Treppensteigen doch sehr umständlich. In Crathes Castle kann man ein viktorianisches Bild bewundern, das aus drei unterschiedlichen Perspektiven drei unterschiedliche Bilder zeigt. Hier war auch eine in ledergebundene Weihnachtskarte von Queen Elisabeth ausgestellt, die der Eigentümer erhalten hat. Der Garten, der zu Crathes Castle gehört ist sehenswert. Auch nicht so groß kann man hier gemütlich einen Spaziergang machen. Leider haben wir die Gordon Highlanders verpasst, die später noch vor dem Castle spielen sollten. Wir hätten hierzu über eine Stunde warten müssen, wozu wir nicht bereit waren. Dafür hörten wir das Stimmen der Dudelsäcke, was sich ziemlich krass anhört, wenn viele einfach nur vor sich hinspielen und es überhaupt nicht zusammenpasst.
In Craigievar Castle war eine Besichtigung nur mit Führung möglich. Wir hatten Glück und konnten uns noch einer Führung anschließen, die kurz zuvor gestartet war. Unser Guide führte uns durch die Räumlichkeiten, des ebenfalls in Towerhouse-Architektur erbauten
Castles und machte uns auch mit der Gespenstergeschichte des Castles vertraut. Ein Gast soll vom Eigentümer nachts gefragt worden sein, ob er lieber gegen ihn kämpfen wolle oder aus dem Fenster springen. Der Gast entschied sich für das Fenster, ohne sich bewusst zu sein, wie hoch es war. Leider überlebte er nicht, deshalb kommt er jetzt regelmäßig als Geist wieder, der es bereut nicht gekämpft zu haben. Da das Castle wieder zum National Trust gehört, gibt es auch hier keine Innenfotos. Selbst im Internet war es uns bislang nicht möglich, Bilder von National Trust Sehenswürdigkeiten von innen zu finden. Der NT ist hier wohl sehr restriktiv.
Kildrummy Castle war für uns etwas kompliziert zu finden, da wir erst zum Hotel und den Gärten abgebogen sind und dort aufgeklärt wurden, dass es eine separate Einfahrt für die Ruine des Castles gibt.
Wie auch sonst gilt: Wer lesen kann ist klar im Vorteil! Das Hotel wurde aus den Steinen des Castles gebaut und liegt wunderschön in der Pampa. Vermutlich ist es auch noch nicht ganz billig. Die Gärten sind sicher nett, aber wir hatten für den heutigen Tag bereits genug Garten gesehen. Von Kildrummy Castle ist nicht mehr sehr viel übrig, aber die Überreste lassen auf ein herrschaftliches Castle schließen. Selbst Maria Stuart muss hier einmal zugegen gewesen sein. Insgesamt ist es einen Besuch wert, vor allem wenn man wie wir ganz alleine und in völliger Ruhe durch die Ruine wandern kann.
Von Kildrummy ging es dann endgültig Richtung Whisky. 🙂 Zu unserem Ziel Dufftown ging es über eine kleinere Straße, dafür hatten wir hier eine wunderschöne Landschaft. Dies weckte zum ersten Mal wieder Highland-Erinnerungen von unserem letzten Schottland-Trip. Zum Teil ist die Landschaft karg mit wenigen kleinen Sträuchern und es wirkt wie im Hochgebirge über der Baumgrenze, dann keine 100 Meter weiter ist man im tiefsten Schwarzwald mit hohen Nadelbäumen rechts und links. Es gibt glücklicherweise wenige Autos, die einem auf solchen Strecken entgegenkommen.
Wir haben uns nun schon einige Male über Straßenbezeichnungen gewundert. Generell sind “A”-Straßen größer als “B”-Straßen, jedoch ist auch die Anzahl der Ziffern, die auf den Buchstaben folgen ein Indiz für die Größe. Allerdings sind wir auch schon B-Straßen mit vier Ziffern gefahren, die deutlich größer und besser ausgebaut waren als manche zwei-ziffrige A-Straße.
In Dufftown kann man nicht in den Ort fahren, ohne an mindestens einer Destillerie vorbeizukommen. Häufiger haben wir jetzt schon das Zitat oder die Aussage “Rome was built on seven Hills, Dufftown stands on seven stills” (Rom wurde auf sieben Hügeln gebaut, Dufftown liegt auf sieben Brennblasen) gelesen oder gehört. Ganz korrekt ist da so nicht mehr. Ursprünglich waren hier sieben Destillerien ansässig, zwei davon wurden inzwischen geschlossen. Dafür wurden zwei neue Destillerien eröffnet. Leider kann man hier nur zwei der sieben Destillerien überhaupt besichtigen. Aber dazu morgen mehr.
Untergekommen sind wir im Davaar B&B bei Andi und Sue in einem Zimmer mit schmalem Doppelbett und mal wieder nur einer Decke. So langsam gewöhnen wir uns daran, freuen uns aber trotzdem wieder auf unser eigenes Bett. Von Sue haben wir auch die Empfehlung für die nächsten drei Abendessen erhalten. Am ersten Abend waren wir im “A Taste of Speyside” essen. Die beiden Eigentümer waren sehr gesprächig und unterhielten uns sehr gut. Es war ein netter Abend und die Preise waren absolut ok. Interessant war auch die Whisky-Auswahl: ca. 80 Whiskys aus der Speyside-Region. Hier genehmigten wir uns auch noch zwei ortsansässige Whiskys: Ralf hatte einen Mortlach, der uns auch beiden schmeckte. Julia hatte einen Glendullan, der auch lecker war, wobei der Mortlach etwas stärker im Geschmack war als der Glendullan.
Danach schauten wir uns das Mercat Cross an, dass anzeigt, dass Aberdeen das Marktrecht besitzt. Es ist nicht besonders sehenswert.
Provost Skene’s House: Provost steht für Bürgermeister und einer der Bürgermeister hieß Skene. Dieser Bürgermeister kaufte das Haus und lies es sehr schön herrichten. Im Haus kann man ein Speisezimmer mit Möbeln und Porzellan besichtigen, einen Raum, der eine wundervolle Deckenmalerei besitzt, ein Musikzimmer, das Schlafzimmer und besonders das Kinderzimmer mit allerlei Spielsachen.
Da wir nun die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt abgeklappert hatten, machten wir uns mit dem Bus auf zur Old Town. Die Busfahrt war ein Erlebnis, da es keine Anzeigen im Bus gab, an welcher Haltestelle man sich befindet, bzw. welche Haltestellen es überhaupt gibt. Zufälliger Weise stiegen wir sogar an der richtigen Haltestelle aus, um zu King’s College zu laufen.
King’s College selbst ist sehenswert. Leider hatte die Kapelle an diesem Tag geschlossen. Die Kuppel erinnert stark an St. Giles in Edinburgh. Wir sind immer wieder fasziniert, in welchen historischen Gebäude Schulen und Colleges untergebracht sind. Das kennen wir aus Deutschland kaum.
In der St. Marchar’s Kirche konnten wir noch einen Rundgang machen, bevor dort eine echt schottische Hochzeit stattfand. Begrüßt wurden die Gäste von mehreren Fotografen, die alle erst einmal aufnahmen. Zur Unterhaltung der ankommenden Gäste spielte ein Dudelsackspieler. Viele Gäste kamen tatsächlich im Kilt. Die Trauzeugen des Bräutigams (uns fehlt hier das männliche Gegenstück zu Brautjungfern) haben sich auch frühzeitig mit dem Bräutigam vor der Kirche versammelt. Nach und nach sind alle in die Kirche gegangen. Kurz vor beginn der Trauung tauchte auch die Braut mit ihren Brautjungfern auf. Die Braut wurde vermutlich von ihrem Vater und noch zwei oder drei anderen Männer, alle im Kilt, sowie vier Brautjungfern in die Kirche geleitet. Die Braut trug ein weißes Kleid, das sich nicht von den uns
bekannten Hochzeitskleidern unterschied. Die Brautjungfern waren alle in einheitlich braunen Kleidern gekleidet und hatten jeweils auch einen Straus. Die Damen kamen vielfach in wirklich sehr kurzen Röcken ohne Strumpfhosen, wo Julia vom bloßen Hinsehen schon kalt wurde. (Julia trägt eine ge-fütterte Übergangsjacke. 🙂 )
Wir sind dann einfach mal weitergelaufen und irgendwann dann doch an besagter Brücke angekommen. Julia fand sie enttäuschend, da sie sich bei einer Sehenswürdigkeit etwas anderes als eine simple, nicht irgendwie verzierte Brücke vorgestellt hatte. Jedoch fing direkt im Anschluss an die Brücke eine Straße mit schönen Häusern an.
Wieder mit dem Bus sind wir zum Strand bzw. zum Stadtteil Footdee gefahren. Footdee ist ein kleines Viertel, das Fischer nach ihren Bedürfnissen gebaut haben. Wir vermuten, dass immer außenherum die Wohnhäuser lagen und in den weitläufigen Innenhöfen die Hütten als Speicher genutzt wurden. Manche dieser Hütten sind inzwischen toll hergerichtet, andere stehen kurz vor dem Verfall. In einiger Entfernung kann man den Seehafen sehen. Allerdings kann man von dieser Stelle aus nicht näher hinlaufen. Jedoch liegt Footdee direkt an der Hafenausfahrt, so dass wir bei unserem anschließenden Spaziergang von Footdee zur Vergnügungsmeile zwei größere Schiffe beim Hinausfahren beobachten konnten. Auch auf dem Meer waren in der Ferne mehrere Schiffe zu beobachten, wobei wir uns wunderten weil wir den Eindruck hatten, dass sich diese nicht bewegten.
Die Wanderung zum Castle führte jedoch über einen atemberaubenden Klippenpfad direkt an der Steilküste entlang. Hier hatten wir einige Male bedenken, vom Wind direkt ins Meer geblasen zu werden. Für diese Ängste wurden wir jedoch mit einem unbeschreiblichen Ausblick entschädigt.

Begrüßt wurden wir in Aberdeen vom Rathaus. Dieses hat einen hohen Turm, der sehenswert und von weitem sichtbar ist.
Wir machten dann noch einen kleinen Ausflug zu den Royal Terrace Gardens, dies ist ein kleiner Park mitten in der Stadt. Nett, aber wirklich sehr klein. Von dort hat man einen guten Blick auf His Majesty’s Theater, dessen Fassade sehr sehenswert ist.
Begonnen haben wir unseren Rundgang, wie vom Reiseführer empfohlen, beim alten Westtor von St. Andrews. Es ist das älteste erhaltene mittelalterliche Stadttor in Großbritannien. Mittlerweile führt eine Einbahnstraße hindurch.
wieder die Reformation zugeschlagen und ein wahrlich imposantes Kloster zerstört. Die umliegenden Flächen werden heute noch als Friedhof genutzt, so dass wir durch den Friedhof zu einem noch erhaltenen Turm kamen, den wir bestiegen. Wir waren heilfroh, dass uns weder beim Hoch- noch Heruntersteigen jemand entgegenkam, da es extrem eng war und aneinander vorbeigehen nur sehr schwer möglich gewesen wäre. Oben wurden wir für unsere Mühen belohnt. Der Blick über St. Andrews und das Meer war klasse.
In Arbroath haben wir uns die Abtei angesehen, die St. Andrews nicht viel gibt. In dieser Abtei ist mit dem Abbots House noch ein Gebäude komplett erhalten. Diese Abtei erinnerte uns mit ihren roten Sandsteinen stark an Hirsau und weckte Erinnerungen an unsere Hochzeit.