Autor: Ralf

  • Qual der Wahl: Regen oder Wind

    Von Inverurie nach Macduff

    Nach vier Nächten sind wir heute von Inverurie nach Macduff an der Nordostküste weitergezogen. Macduff ist wie Böblingen und Sindelfingen direkt neben Banff und wird nur durch einen Fluss getrennt.

    Aber zuerst zum Weg dorthin. Wir sind im strömenden Regen in Inverurie aufgebrochen und Richtung Ostküste gefahren. Auf unserem Plan stand dort eine Burgruine und eine Felshöhle am Meer. Wir haben uns dann überlegt, dass wir im strömenden Regen darauf verzichten und lieber trocken bleiben. Wir sind auf direktem Weg bis Fraserburgh durchgefahren und haben dort das LeuchttuDSC07480rmmuseum besucht. Wir konnten direkt eine Tour in den Kinnaird-Head-Leuchtturm mitmachen. Dort wohnten bis 1991 die diensthabenden  Leuchtturmwächter, die immer abwechselnd im Dienst waren. Der Leuchtturm musste von ihnen immer penibel sauber gehalten werden, ebenso wie die dazugehörigen WohnhäuscDSC07492hen. Auch der Maschinenraum musste gepflegt sein. Es konnte jederzeit eine Prüfung durch einen Vorgesetzten erfolgen, der z. B. auch kontrollierte, ob auf den Türrahmen kein Staub lag. Die Wächter trugen im Dienst immer Uniform. Besonders wichtig war dass das Signal nachts pünktlich  erfolgte und in der richtigen Frequenz. Hierzu musste alle halbe Stunde das Drehwerk nachgezogen werden und das Gas nachgefüllt werden. Wir waren im Aufenthaltsraum der Wächter und oben beim Licht und den Linsen. Das war ein sehenswerter Stopp, zumal auch noch im  Museum einiges zu sehen war.

    DSC07506 Als wir aus dem Museum kamen, hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten in Fraserburgh noch das Mercat Cross bestaunen. Insgesamt hat Fraserburgh eine schöne Innenstadt mit einigen alten Gebäuden.

    Von Fraserburgh folgten wir weiter dem Küstenweg Richtung Roseharty. In Roseharty machten wir einen Abstecher zu Pitsligo Castle und DSC07524 wunderten uns, warum es überhaupt nicht ausgeschildert war und auch am Eingang keinerlei Infos zu finden waren, was wir vor uns haben. Als wir hineinkamen, beschlossen wir aufgrund des sehr ruinösen Zustandes zum nächsten Ausgang wieder hinaus zu gehen. An diesem Ausgang stand dann auch groß “Danger” und dass man sich nicht darin aufhalten sollte. Unser Eindruck hatte somit nicht getäuscht.

    Wir folgten weiter der Küstenstraße. Diese kam uns zwischendurch recht schmal vor. Wir lernten auf dem letzten Stück nach Pennan aber IMG_7827 erst, was eine wirklich kleine Straße ist. Hier geht es extrem steil bergab und das auf einer kurvigen und damit zum Teil sehr unübersichtlichen Single Track Road. Pennan liegt direkt am Meer und war früher ein Fischerdorf. Direkt hinter den Häusern kommt aber auch schon eine steil ansteigende Küste. Der Platz zwischen Meer und Felsen reichte gerade für eine Häuserreihe und eine Straße. Ein nettes Örtchen, das so klein ist und die Zufahrt so eng, dass es sich für viele Touristen noch nicht einmal anbietet, dorthin einen Abstecher zu  machen.

    IMG_7828 Es ging dann gleich zum nächsten Küstendörfchen, Crovie. Hier hatte noch nicht einmal eine Straße Platz zwischen Meer und Klippen, nur eine Häuserreihe. Nach Crovie kann man auch nicht hinunterfahren, sondern von einem Aussichtspunkt den Blick über den Ort bewundern oder hinunterlaufen, was wir aufgrund des wieder einsetzenden Regens bleiben ließen. Auch hier fragten wir uns, warum man dort lebt, aber da gerade die Post dort unten unterwegs war, leben wohl doch Menschen dort.

    Anders aber auch nett ist Gardenstown. Gardenstown hat wesentlich mehr Platz und die Küste ist nicht so steil, so dass die Häuser sich dann am Hang entlang ziehen. Gardenstown ist aber auch wesentlich größer und hat auch wunderschöne Häuser. Dort wäre ein Ferienhaus durchaus nett.

    Von Gardenstown nach Macduff war es nur noch ein Katzensprung. Da es weiter stark regnete fuhren wir ein wenig in Banff und Macduff herum und waren von beiden Städten angetan. Hier lohnt sich bei schönerem Wetter auf jeden Fall noch ein Spaziergang. Aufgrund des Regens entschieden wir uns, Duff House zu besuchen. Duff House gehört überraschenderweise zu Historic Scotland. Dort findet man sonst nur Ruinen und als wir das der Dame an der Kasse erklärten, meinte sich auch, Historic Scotland freue sich, ein Gebäude mit einem Dach zu haben, da das ganz neue Möglichkeiten bieten würde.

    Duff House wirkt an vielen Stellen leer, wenn man durch die Räume DSC07530 zieht. Dies liegt aber sicher an der Geschichte des Hauses. Es wurde von der Duff Familie in Auftrag gegeben und später als Hotel und Krankenhaus genutzt. Im zweiten Weltkrieg waren dort deutsche Offiziere gefangen. Ironischer Weise warfen Deutsche dort eine Bombe ab, so dass einige deutsche Offiziere starben und ein Teil des Gebäudes zerstört wurde.

    Daraufhin stand das Gebäude eine ganze Weile leer und wurde erst vor einigen Jahren renoviert und wieder zugänglich gemacht, da das Haus architektonisch besonders wertvoll ist. Nachdem es im April diesen Jahres wieder hätte geschlossen werden sollen, wurde das Haus an Historic Scotland übergeben, nun soll es dauerhaft der Öffentlichkeit zugänglich sein. In Duff House hat man mehr eine Galerie, an fast jeder fand sind einige Gemälde, vor allem Portraits, zu bewundern.

    Als wir das Haus verließen regnete es immer noch und wir wollten das Macduff Marine Aquarium besuchen. Dabei handelt es sich um ein großes Aquarium, in dem die lokalen Meeresbewohner vorgestellt werden. Es gibt sogar eine Art “Streichelzoo”. Leider war dieses nur noch eine gute halbe Stunde geöffnet, deswegen entschlossen wir uns, den Besuch zu vertagen.

    Stattdessen gingen wir noch kurz einkaufen, um uns für die Trips der nächsten Tage einzudecken und danach fuhren wir auf Umwegen durch einige schöne Straßenzüge von Macduff zu unserem B&B “Ashtree Cottage”. Das B&B ist wirklich schön und auch das Zimmer ist nett hergerichtet, auch wenn es etwas klein ist. Das Bad ist jedoch etwas größer als in unserer letzten Unterkunft.

    Nach unseren Recherchen ist das B&B durchaus in walking distance zur Innenstadt von Macduff. Jedoch kommen auf auf einige hundert Meter Entfernung auch beinahe so viele Höhenmeter, da die Küste hier in der Gegend sehr steil ist. Deswegen und wegen des weiter anhaltenden Regens entschlossen wir uns, einem Tipp unserer Vermieterin zu folgen und in das etwas entfernte Banff Springs Hotel zum Essen zu fahren.

    Das Banff Springs wurde uns als bestes Seafood-Restaurant der DSC07537 Gegend empfohlen, da diese den zubereiteten Fisch sogar teilweise selbst fangen. Dies war auch nicht zu viel versprochen, wir waren mit dem Essen überaus zufrieden. Und auch der Regentag stimmte uns zum Abschluss mit einem wunderschönen Sonnenuntergang über den Klippen von Banff noch versöhnlich.

    Heute hätten wir uns etwas mehr Wind gewünscht, dann wären die Regenwolken vielleicht etwas verblasen worden. Wenn man die Wahl zwischen Regen und Wind hat, ist Wind vielleicht doch die bessere Alternative. 🙂

  • D-Day

    Speyside once again

    Da wir in den letzten beiden Tagen schon alles besucht hatten, was wir für heute auf dem Plan hatten, sind wir noch einmal in die Speyside gefahren. Dort waren wir vor zwei Jahren schon einmal, aber es gab dort noch die eine oder andere Destillerie, die wir noch nicht von innen gesehen hatten.

    Gestartet sind wir in Keith. Dort besuchten wir die Strathisla Destillerie, IMG_7709 die zu Chivas Brothers gehört und vor allem für Blends produziert. Leider darf man hier auch  nur von außen fotografieren. Aber auch von außen ist die Destillerie sehr sehenswert. Sie hat eine wunderschöne Außenanlage. Nett war die Bank, die aus einem alten Gärbottich hergestellt worden war.

    Wir waren mit einem anderen deutschen Paar bei der Tour. Unser Führerin war richtig nett, als sie einmal aufgetaut war. Strathisla ist eine recht kleine Destillerie, mit einem kleinen Maischbottich, der für 10 Gärbottiche die Maische liefert. Der Maischbottich ist besonders, er ist aus IMG_7721Stahl, hat aber am oberen Ende Außenwand noch auf der Hälfte ca. 20 Zentimeter ein feines Drahtgitter, aus dem es herausdampfte. Die Gärbottiche sind aus Holz. In zwei Wash Stills und zwei Spirit Stills wird destilliert.

    Als Highlight waren wir auch in einem Lagerhaus. Um das IMG_7728 Risiko zu minimieren werden hier Fässer aller möglichen Destillerien gelagert, die dann irgendwann in den Blends verarbeitet werden. Chivas kauft die Fässer frisch abgefüllt zu und lagert sie dann selbst. Das verändert dann teilweise auch den Charakter gegenüber den bei den Destillerien selbst gelagerten Fässern. Wir haben Fässer von Glenlivet, Glen Grant, Aberlour und Strathisla selbst entdeckt.

    Am Ende durften wir noch zwei Chivas Regal Blends testen und einen Strathisla Single Malt. Die Blends waren nicht so toll, der Strathisla Single Malt ist ok, aber nicht so besonders.

    Nach der Führung haben wir versucht eine Kirche zu finden, die im Reiseführer als sehr sehenswert beschrieben wurde. Wir fanden drei Kirchen in der genannten Straße, aber alle waren verschlossen und hießen anders. Tja, so kann es auch gehen.

    Dafür haben wir den Bahnhof der Strathspey Eisenbahn gesehen. Von hier verkehrt die Whiskyeisenbahn nach Dufftown, im September allerdings nur noch am Wochenende.

    IMG_7747 Nett ist in Keith noch eine Brücke, die 1609 erbaut wurde und Auld Brig heißt. Wir sind einmal darüber gelaufen und wieder zurück.

    Anschließend führte uns der Whisky in eine uns bekannte Region. Wir fuhren Richtung Dufftown, wo wir vor zwei Jahren schon einmal Quartier bezogen hatten. Damals hatten wir drei Destillerien nicht gesehen, dort wollten wir heute noch einmal einen Besuch wagen.

    Auf dem Programm stand zuerst Glenfarclas. Glenfarclas ist die einzige noch vollständig in Familienbesitz befindliche und von der Familie betriebene Destillerie in Schottland.

    Dort trafen wir wiederum auf Deutsche: Vier Motorradfahrer aus Rottweil und Karlsruhe. In dieser Gruppe machten wir uns dann zur IMG_7762 Tour auf. Nach den üblichen Erklärungen des Mälzens, das bei Glenfarclas wie bei den meisten Destillerien nicht mehr vor Ort gemacht wird, konnten wir die Malz-Mühle bei der Arbeit sehen und auch fotografieren. Überraschenderweise war die Malz-Mühle aus den 1970er Jahren. Die meisten Destillerien haben noch geradezu antike Mühlen, da diese bei entsprechender Wartung nahezu ewig funktionieren. Insgesamt wirkte die Destillerie sehr modern. So modern wie diese hatte bislang keine Destillerie auf uns gewirkt.

    IMG_7766 Danach konnten wir den größten Maischbottich Schottlands mit ca. 10m Durchmesser betrachten, woraus aus einem Maischvorgang zwei komplette Gärbottiche gefüllt werden können. Der Maischbottich und die Gärbottiche sind alle aus Stahl. Auch hier und abschließend im Still House, in dem 6 Brennblasen in Betrieb sind, IMG_7779 durften wir frei fotografieren.

    Leider durften wir nicht in ein Lagerhaus und auch das abschließende Tasting war eher uninspiriert. Wir durften nur den 10-Jährigen probieren, der wie alle Glenfarclas aus frischen Sherryfässern und mehrfach benutzten Bourbonfässern gemischt wird. Wir beide waren wie schon beim letzten Mal nicht sehr begeistert.

    Danach brachen wir direkt zur Cardhu Destillerie auf. Diese ist im Besitz des Getränkekonzerns Diageo und deswegen durften dort leider keine Fotos gemacht werden. Die Tour begann mit einem Geruchstest. Wir durften drei verschiedenen Dinge riechen und mussten dann raten, worum es sich handelte. Nur beim Torf waren wir alle richtig.

    Cardhu verwendet für seine Malts ca. 2 ppm Torf. Gemahlen wird das Malz mit einer Portheusmühle. Der Maischbottich ist hier auch aus Stahl. Bei den Gärbottichen sind acht aus Holz und werden auch gegen Holzbottiche ausgetauscht, weil Stahlbottiche am Stück geliefert werden und hierfür das Dach abgenommen werden müsste. Die Holzbottiche werden im Gebäude zusammengesetzt. Zwei weitere Gärbottiche in einem anderen Gebäude sind aus Stahl. Das zeigt, dass nach Meinung Cardhus das Material des Gärbottichs keine Auswirkung auf den späteren Geschmack des Whiskys hat. Bei den Stills wird jedoch nie eine ganze Brennblase ausgetauscht, weil sie hier Angst haben, das könnte den Geschmack ändern.

    IMG_7808  Bei Cardhu gibt es drei Wash stills und drei spirit stills. Interessanterweise geht hier der Hals bei der spirit still sogar noch leicht nach oben, was wir so noch nicht gesehen haben. Im Lagerhaus durften wir in einen durch eine Scheibe abgetrennten Vorraum. Auch schade.

    Auch hier endete die Tour mit einem Tasting. Wir bekamen einen 12-jährigen, den Special Cask Reserve Batch 1009 und einen Caol Isla 12 Jahre. Cardhu ist ok, muss aber nicht in unseren Schrank.

    Abschließend machten wir noch einen Abstecher zu Cragganmore. Dort waren wir vor zwei Jahren schon einmal, leider gab es heute keine Führung mehr. Ralf durfte noch einen Whisky testen und entschied sich für einen 16-jährigen Mortlach aus der Flora and Fauna Series, der ganz lecker war. Bei Cragganmore hatten sie einiges umgebaut, z. B. einen alten Schuppen abgerissen, der während des harten Winters vor zwei Jahren unter der Schneelast zusammengebrochen war. Hier ist nun der Parkplatz. Der Shop hat auch großzugigere Räumlichkeiten erhalten.

    Da wir heute in Summe drei Destillerien besucht hatten und Ralf jeweils Julias Drums mit trinken musste, wurde es unser persönlicher Destillerie-D-Day, der wieder mit einem Besuch beim Inder in Inverurie endete. Das Übernehmen der Drums von Julia fiel Ralf übrigens extrem schwer. 😉

  • Wie oft hat es heute geregnet?

    Inverurie West

    Während unseres Frühstücks sahen wir den Wetterbericht, in welchem für heute gutes Wetter angesagt wurde. Das bestätigte uns in IMG_7427 unserer Tagesplanung. Zuerst ging es zu Leith Hall and Garden. Das Herrenhaus Leith Hall kann allerdings nicht besichtigt werden, wir waren also nur im Garten unterwegs. Hier gefiel es uns sehr gut. Allerdings wird hier derzeit noch viel gearbeitet und man sieht einige Stellen, an welchen noch Pflegebedarf besteht. Der Garten ist am Hang gelegen und an vielen Stellen ist dies auch schön in die Gartengestaltung integriert.

    Zurück am Auto freuten wir uns, endlich aus der Kälte herauszukommen. Heute ging ein extrem kalter Wind, der die Wolken entsprechend schnell ziehen ließ.

    Bei unserem nächsten Ziel freuten wir uns darüber, dass wir noch kurz vor der Abreise Schals, Handschuhe und Mützen eingepackt hatten. Wir besuchten die Nord-Ost-Falknerei und sahen uns eine Vorführung im Freien an, die wir ohne die erwähnten Accessoires wohl nicht überstanden hätten. Es war eine schöne Vorführung, wir bekamen drei Vögel, einen Adler, einen Falke und eine Eule zu sehen. Super war, dass die Zuschauer die Möglichkeit bei dem Adler und der Eule hatten, diese auf ihrem Arm landen zu lassen. Das war eine tolle Sache und wir nutzen die Möglichkeit beide aus.

    Man bekam für die linke Hand einen Handschuh und etwas Futter IMG_7473 darauf. Dadurch wurden die Vögel angelockt und landeten bei uns. Der Adler war federleicht, nur beim Starten kam ein wenig Gewicht auf den Arm. Zwischendurch fand der Adler in der Natur selbst Futter und war dann auf unser Futter nicht mehr angewiesen. Er blieb dann bei seinem Futter und ließ sich nicht mehr locken. Der Guide ging los und konnte den Adler wieder holen. Ihm seine Beute wieder abzunehmen bedurfte jedoch einem Tausch gegen anderes Futter.

    Die Eule dagegen war richtig schwer. Auf dem ausgestreckten Arm war IMG_7581 sie kaum zu halten, man musste sie näher an den Körper nehmen, dann war es ok. Sie ließ sich ohne Weiteres streicheln. Die Federn sind extrem weich, ebenso wie die Oberseite der Krallen. Krass ist hier der Abflug. Sie duckt sich etwas und spreizt dann die Flügel und drückt sich etwas ab, hält aber am Handschuh richtig lange fest und zieht diesen sogar leicht mit.

    Beeindruckend für uns war es auch, dass man die Eule im Flug beinahe IMG_7536 überhaupt nicht hören konnte. Zum Abschluss wurde die Eule noch mit Küken gefüttert. Sie brauchte 3-4 Happen und hatte ein Küken verschluckt. Das war schon krass. Zum Ende der Vorführung fing es so richtig an zu schütten, so dass am Ende alle schnell das Weite suchten.

    Nach den Prospekten der Gegend sollte es bei Deans Shortbread ein Besucherzentrum gegeben, in dem man auch die Produktion sehen kann. Das ist alles soweit richtig, man sieht von der Produktion allerdings nur die Verpackung in Schachteln und das Etikettieren. Erstaunlich ist, wie viele Personen hierfür noch beschäftigt werden. Hier hätten wir mehr Automatisierung erwartet. Nett war hier der Shop. Ralf zog den Vergleich zum IKEA-Restaurant. So wie wir die anderen Gäste einschätzten, waren es viele Einheimische, die sich hier zum Mittagessen mit Freunden oder Bekannten trafen.

    Das nächste Ziel war Huntly Castle. Eine Ruine, von der auch IMG_7637 erstaunlich viel noch steht. Wir fanden viele interessante Stellen. Besonders beeindruckend waren die beiden Dekore an den offenen Kaminen in den Zimmern der Lady. Auch an der Außenwand gab es noch tolle Verzierungen zu sehen. Insgesamt ist Huntly Castle eine der sehenswerteren Ruinen. Da es mal wieder anfing zu regnen, freuten wir uns auf unser Auto.

    Weiter ging es zur Glendronach Destillerie. Karen zeigte uns und einem weiteren Herrn die Destillerie. Ein kleiner Bach fließt beschaulich über das Gelände, allerdings wird das Wasser nur als Kühlwasser verwendet. Die Wasserquelle für den Whisky ist eine Quelle ca. 3 km entfernt auf dem Berg Benrines. Von dort wird das Wasser in Rohren hergeleitet, damit keine Verunreinigungen hineinkommen.

    Auf dem ehemaligen Mälzboden stehen heute einige Ausstellungsgegenstände. Gemälzt wird seit einigen Jahren nicht mehr. Auch früher hatten sie nur 15% des Gesamtbedarfes selbst gemälzt. Eine Besonderheit sind zwei paar Schuhe, die man hier sehen kann. Es war wohl vorgeschrieben, dass man zum Mälzen die Schuhe wechseln muss, um keine Verunreinigungen durch die Straßenschuhe in die Gerste zu bringen. Die Schuhe haben eine extrem elastische Sohle und sind nach wie vor in einem tollen Zustand. Das zweite paar Schuhe ist eine Art Sicherheitsschuh, wie er bei den Öfen damals verwendet wurde. Früher wurde ein winziger Bruchteil Torf verwendet (1ppm), heute ist der Whisky komplett torffrei.

    Als wir zur Mühle kamen nahm diese gerade den Betrieb auf. Dann ist es leider auch nicht erlaubt zu fotografieren, da es sehr schnell zu Bränden kommen kann. Während des Mahlvorgangs versteht man in diesem Raum kein Wort, weshalb wir schnell weiter gegangen sind. Hier wird eine Boby Mühle verwendet. Man trifft eigentlich immer IMG_7658 Mühlen von Boby oder Porteus an. Leider sind beide Hersteller inzwischen Pleite. Die Qualität war einfach zu gut. 🙁

    Karen war total nett und hatte auch nichts dagegen, wenn wir uns zwischendurch etwas selbstständig bewegten um z. B. in den geöffneten Mälzbottich aus Stahl und Kupfer zu schauen. Hier war gerade das erste Wasser zu sehen, das noch schön durcheinander gemischt wurde. Ab diesem Raum bis zum Verlassen des Destillierhauses ist es in einer Destillierie immer herrlich (für Julia, für Ralf fast zu) warm.

    Auch ein weiterer Mitarbeiter von Glendronach, den wir zwischendurch etwas von der Arbeit abhielten, weil wir so begeistert in den Mälzbottich schauten als er dort arbeitete, war total nett. Insgesamt wirkt dort alles sehr sympathisch.

    Die acht Maischebottiche sind alle aus Holz. Die beiden neuen, die vor ca. 2 Wochen erst eingebaut wurden, sind aus schottischem Holz und haben zusammen 15.000 Pfund gekostet. Der älteste Bottich ist inzwischen schon über 70 Jahre alt, hält aber noch gut.

    IMG_7667 Im Destillierhaus waren jeweils eine Wash still und eine Spirit Still gerade aktiv. So konnten wir auch im Spirit Safe die Destillate schön durchlaufen sehen. Das Lagerhaus durften wir leider nur durch ein Fenster im Laden sehen. Schade, das ist immer genial.

    Insgesamt konnte man sich in dieser Destillerie ein tolles Bild von einer produzierenden Destillierie machen, da alle interessanten und wesentlichen Vorgänge bei unserem Besuch liefen. Hier wird 24 Stunden pro Tag an sechs Tagen pro Woche gearbeitet.

    Die Destillerie war von 1996 bis 2002 aufgrund eines zu großen Bestands geschlossen. Seit 2002 wird wieder produziert und der Absatz vor allem in Taiwan nimmt wohl stetig zu. Die Produktion wurde auch erhöht und der erhöhten Nachfrage nachkommen zu können. Das hört sich toll an, man muss nur bedenken, dass die Nachfrage frühestens in acht bzw. 12 Jahren gestillt wird.

    Die Destillerie liegt in einem beschaulichen Tal und wird von vielen Bäumen gesäumt. Hier leben viele Vögel. Eine solche Vogelfamilie wird IMG_7676 als “parliament” bezeichnet. Diese Vögel sind früher immer aufgeflogen wenn Steuereintreiber ins Tal kamen und haben so die Destillierer gewarnt. Diese nette Geschichte ist auch Namensgeber für einen Whisky von Glendronach. Zum Standardsortiment gehört ein 8-jähriger, ein 12-jähriger, ein 18-jähriger und der 21-jährige genannt Parliament. Da hier auch gerne experimentiert wird, gibt es auch drei verschiedene Holzfinishs, Tawny Port, Sauternes und Muskateller. Ralf durfte auch zwei davon probieren, den Tawny Port und den Sauternes. Der Tawny Port schmeckte herrlich und wäre durchaus etwas für unsere Hausbar, genauso wie der 12-jährige. Wir werden aber unterwegs noch weitere Glendronach-Abfüllungen versuchen und uns dann vielleicht doch für einen entscheiden, den wir uns zulegen werden.

    Bei Fyvie Castle kamen wir kurz vor knapp an. Wir durften uns noch einer Tour anschließen, die gerade begonnen hatte. Fyvie Castle war IMG_7682 auch als Hochzeitsvereinbarung für Anne Gordon gebaut worden, da Haddo House von den Kindern aus früheren Ehen geerbt werden würde und so für die Kinder von Anne Gordon nichts zu erben gewesen wäre. Fyvie Castle ist ein recht modernes Castle, da es sehr lange bewohnt war. Hier gibt es sogar Telefon. Trotzdem ist es sehenswert. Nach einem kurzen Regenschauer konnten wir im Anschluss sogar noch in den Garten und hier ein wenig herumwandern. Der ummauerte Garten ist im Verhältnis zu vielen anderen sehr klein und wird als Nutzgarten verwendet. Aber auch blühender Schnittlauch kann schön sein.

    Im Restaurant Fennel in Inverurie gab es unser Abendessen. Das Restaurant wirkt recht neu und modern. Auch die Speisekarte ist gut. Vermutlich hat der Koch auch einige Zeit auf dem Kontinent gearbeitet, es gab auch solche Dinge wie Kartoffel-Rösti auf der Karte. Die Soßen waren fast alle mit Alkohol (Wein oder Schnaps) abgeschmeckt. Lecker war es auf jeden Fall.

    Heute hatten wir so viele Regenschauer, dass wir irgendwann aufgehört haben zu zählen. Durch den starken Wind hat es aber alle recht schnell wieder weggeblasen.

  • Alles Sehenswerte in Schottland an einem Tag

    Inverurie, Tolquhon Castle, Haddo House, Pitmedden Garden, Glen Garioch Destillerie, Loanhead of Daviot, Maiden Stone, Inverurie

    Nach dem wir von einer lauten Elster und sonstigen Vögeln schon recht früh geweckt wurden und einige Dinge erledigt hatten, gab es um 8 Uhr ein schottisches Frühstück. Für Ralf die komplette Variante, für Julia ein vegetarisches Frühstück. Nach einem Jahr Abstinenz ist es durchaus lecker. Mal sehen, wie lange es uns so geht. Für morgen haben wir gleich mal Porridge bestellt.

    IMG_7295 Trotz Regen machten wir uns auf den Weg zur Ruine Tolquhon Castle. Die Ruine ist sehenswert. Es ist noch verhältnismäßig viel erhalten. Man kann auch an vielen Stellen noch in den ersten Stock steigen und so z. B. den Empfangssaal besichtigen. Hier lag sogar noch der Originalfußboden. Da wir sehr früh dort waren, hatten wir das gesamte Castle für uns.

    Da es regnete, machten wir uns auf zum Haddo House. Dieses kann nur mit einer Führung besichtigt werden. Der Guide war sehr unterhaltsam und zeigte uns viele Kleinigkeiten im Schloss. Haddo House war erbaut worden, weil William Gordons Schwiegervater von ihm verlangte, dass für seine Tochter, Williams dritte Frau, einIMG_7308 entsprechendes Haus gebaut wird. Haddo House wurde ca. 1735 georgianischen Stil erbaut. Bei einem Umbau wurde fast alles im viktorianischen Stil umgestaltet. Hierzu hatte der großzügige Ehemann der Frau 100.000 Pfund, das entspricht heute ca. 3.000.000 Pfund, zur Verfügung gestellt. Wie unser Guide betonte, hatte die Ehefrau, “wie es sich für eine gute Ehefrau gehört”, alles ausgegeben. Das Gebäude wurde dem National Trust als Deal zur Verfügung gestellt, als der aktuelle Earl seine Steuern nicht bezahlen konnte. Er musste aufgrund des vielen Grundbesitzes derart hohe Steuern bezahlen, dass es ihm unmöglich war und er aushandelte, dass das Gebäude nach seinem Tod an den National Trust fällt und seine Frau ein Wohnrecht auf Lebenszeit erhält. Sie lebte im Südflügel, bis sie vor sechs Jahren mit 95 Jahren starb.

    Im Anschluss gab es im Tea Room ein kleines Mittagessen, wie immer sehr lecker.

    IMG_7320 Da es bereits geraume Zeit nicht regnete, entschlossen wir uns, erneut zum Pitmedden Garden zu fahren, den wir vor unserem Besuch bei Haddo House bereits angesteuert hatten. Dieses Mal hatten wir auch wirklich Glück. Zuerst wanderten wir durch das Farming Life Museum. Es ist eine nette Ausstellung, aber wir kannten fast alle ausgestellten Gegenstände und waren so etwas schneller durch. Der Garten ist ein formaler Garten, nett anzuschauen, wir hatten uns jedoch für den Eintrittspreis wesentlich mehr erwartet. Unser Glück war, dass wir auch hier wieder alleine unterwegs waren. Wären wir kein National Trust Mitglied gewesen, hätten wir uns vermutlich über die Preise geärgert.

    Untrennbar zu Schottland gehören Destillerien. Wir hatten schon fast Entzugserscheinungen, deshalb waren wir heute bei Glen Garioch. Glen Garioch gehört zum gleichen Konzern wir Auchentoshan und IMG_7376 Bowmore. Wir hatten im Voraus eine Spezialtour angefragt, jedoch leider keine Antwort erhalten. Im Nachhinein war es gut so. Der Guide Frank war zwar sympathisch und lustig allerdings richtig whisky-snobisch. Er verteilte bei jeder Gelegenheit Rundum-Schläge gegen andere Destillerien. Auch die Destillerien des eigenen Konzerns kamen nicht immer gut weg. Glen Garioch startet den Produktionsprozess, wie fast alle Destillerien, mit dem Mahlen der Gerste. Der Maischebottich und alle Gärbottiche sind aus Stahl. Frank legte während der gesamten Führung sehr viel Wert auf die verwendete Hefe. Wir durften diese auch probieren, sie schmeckt IMG_7371 etwas anders als Backhefe und wird in kleinen Kügelchen in einem 15kg Sack geliefert. Das sind dann schon andere Menge als in einem normalen Haushalt. Die Brennblasen waren leider auch nicht in Betrieb, es gibt hier zwei Wash Stills und eine Spirit Still. Abschließend durften wir noch einen Blick ins Lagerhaus Nummer vier werfen, bevor es zur abschließenden Verkostung ging. Das Besondere an einem Destilleriebesuch sind immer wieder die Gerüche. Das kann man auch nicht beschreiben, sondern muss es selbst einmal gerochen haben. Man könnte danach auch süchtig werden. 😉

    Danach sind wir zum abschließenden Tasting zurück in das Besucherzentrum. Dort durften wir dann zunächst den ungelagerten Spirit, also das reine Destillat probieren. Trotz des scharfen Alkohols (ca. 73%) schmeckte es etwas süß nach Malz.

    Nun konnten wir uns durch beinahe das ganze Angebot der Destillerie IMG_7387 probieren. Angefangen bei einem 8jährigen (schmeckte noch etwas scharf und unfertig) über den normalen 12jährigen (deutlich runder, leichte Sherry-Noten) kamen wir dann noch zu zwei Spezial-Abfüllungen in Fassstärke destilliert in 1994 und 1997. Beide waren aus Bourbon-Fässern und deswegen ähnlich mit Grundtönen von Vanille.

    Julias erster Gedanke beim Riechen an der 1997-Abfüllung war: Popcorn, Karamell. Zum Trinken musste dieser Whisky aufgeschlossen werden, danach hielt er aber den guten Eindruck, den wir vom Geruch her hatten. Die Abfüllung, die 1994 destilliert wurde, hatte eher Noten von frischen Früchten und roten Beeren.

    Zum Abschluss des Tages suchten wir noch zwei historische Steine. IMG_7391 Zuerst versuchten wir uns am Loanhead of Daviot. Da die Beschilderung leider sehr schlecht ist, mussten wir einige Zeit suchen, fanden dann aber auch mit Hilfe von Ralfs Navi-Handy zu den Steinkreisen hin. Dabei handelt es sich um zwei bereits 1500 v. Chr. errichtete Steinkreise, in dem rituelle Begräbnis-Zeremonien abgehalten wurden.  In dem kleineren der beiden wurden auch Urnen gefunden.

    IMG_7400Danach fuhren wir noch zum Maiden Stone, einer kunstvollen behauenen, über 3m hohen Steinsäule. Der Maiden Stone ist ein piktischer Stein, der einsam in der Landschaft steht. Man kann hier noch schwach einige Verzierungen erkennen. Welchen Zweck er hatte müssen wir noch einmal nachlesen.

    Danach ging es zum Abendessen zurück nach Inverurie. Zum Inder wollten wir nicht schon wieder und unsere erste Wahl hatte heute leider Ruhetag. So landeten wir in Schottland beim Italiener. Das Essen war ok, aber unsere eigenen guten Italiener ziehen wir weiterhin vor. Nett war in dem Restaurant die Beflaggung, überall hingen Flaggen von italienischen Fußballvereinen oder Automarken an der Decke.

    Nun wieder zurück zur Überschrift. Heute haben wir fast alles gesehen, was Schottland so zu bieten hat. Es fehlt uns noch ein wenig mehr Natur vor allem das Meer mit beeindruckenden Stränden. Wenn man alles was Schottland zu bieten hat in zwei bis drei Tagen sehen kann, ist die Frage von einigen von Julias Kollegen wohl doch berechtigt: “Schon wieder Schottland, kennt ihr da noch nicht alles?”

  • Endlich Urlaub – Schottland 2012

    Von Böblingen nach Inverurie

    Um 4:30 Uhr lagen wir im Bett und haben uns angeschaut. Da wir so oder so nicht mehr schlafen konnten, begannen wir unseren ersten richtigen Urlaubstag etwas früher als geplant.

    Um 5:35 Uhr kamen Marianne und Otto und brachten uns zum Flughafen Stuttgart. Hierfür und für das frühe Aufstehen noch einmal vielen Dank.

    Von Stuttgart ging es mit Air France nach Paris. Der Flug war kurzweilig und wir hatten fast durchgängig eine tolle Sicht und sahen in Paris auch den Eifelturm und den Triumphbogen von oben. So gut organisiert ein Flughafen in London, Amsterdam, … ist, so katastrophal ist Paris.

    Wenn man einen Anschlussflug hat, muss man dennoch komplett aus dem Sicherheitsbereich heraus. Wir mussten zusätzlich  noch das Terminal von 2D nach 2E wechseln. Das war ein Fußmarsch von ca. 10 Minuten. Zum Umsteigen hatten wir 1,5 Stunden. Nach dem Aussteigen und unserem Fußmarsch war noch eine gute Stunde übrig. Am Terminal 2E fanden wir dann auch die Schlange für die Bordkartenkontrolle. Nachdem diese so um die 50 m lang war, stellten wir einen Security-Mitarbeiter die Frage, ob wir es eine schnelle Möglichkeit gäbe, da unser Flug bald gehen würde. Er meinte, es sei kein Problem, wir hätten noch genügend Zeit und sollten uns ganz normal anstellen.

    Gesagt getan. Er hatte recht, durch die Bordkartenkontrolle waren wir relativ schnell durch. Dann begann das Anstellen jedoch von neuem für die Passkontrolle. Hier warteten wir erstaunlich lange. Man kommt sich vor wie im Europapark, wenn man bei den tollen Achterbahnen durch so Absperrungen im Zickzack geleitet wird. Nach der Passkontrolle kam noch die Sicherheitskontrolle. Das war recht schnell gegessen. Danach ging es endlich los Richtung Gate. Auch hier hatten wir ein besonderes Glück. Unser Gate befand sich am entferntesten Ende. Als wir am Gate ankamen war auch schon Boarding und wir konnten direkt erneut unsere Bordkarten vorzeigen. 20 Meter weiter stand noch einmal eine Damen und kontrollierte neben den Bordkarten, ob auch die Person mit der Bordkarte einsteigt, die auf dem Ausweis steht. 😉

    Im Flugzeug haben wir uns gut amüsiert, denn zur eigentlich Abflugzeit haben die Jungs noch immer mit dem Gepäck herumgemacht. Ganz am Ende sahen wir sogar unsere Koffer noch an Bord kommen. Es hatte sich also für uns gelohnt, so lange zu warten. Der Flug nach Aberdeen war unspektakulär. Einzig der Landeanflug war recht holprig.

    Der Flughafen in Aberdeen ist niedlich. Es gibt genau drei Schalter für die Passkontrolle für alle nicht UK-Ankommenden. In diesem Bereich gibt es für alle ankommenden Flüge auch EIN Gepäckband. Da wohl nicht so viele Flüge am Tag ankommen, wir kamen mit zwei anderen Flugzeugen fast zeitgleich an, ist das wohl ausreichend. Außerhalb des Sicherheitsbereichs gab es für alle UK-Ankommenden auch noch ein Gepäckband, direkt neben den Autoverleihern. So schnell waren wir noch nie bei den Autoverleihern. Wir hatten eine super freundliche Mitarbeiter bei Enterprise, die uns einen Ford Focus gab. Das Auto fährt sich super, ist aber etwas zu schwach motorisiert und damit nichts für Schaltfaule.

    Unser erstes Ziel war in bewährter Weise ein Schloss. Wir hatten uns für heute Castle Fraser ausgesucht und begannen unseren Urlaub IMG_7197 direkt mit einer hausgemachten Suppe des Tages. Diese Suppe gibt es bei fast allen Sehenswürdigkeiten und war bisher überall gut. Darauf hatten wir uns schon gefreut. Heute war es eine Zucchini-Suppe, die sehr lecker war. Anschließend schauten wir uns ein sehr verwinkeltes Schloss an, das ursprünglich als Wehrburg gebaut war, durch die vielen Umbauten nichts Wehrhaftes mehr hatte und nun eher als Schloss bezeichnet werden muss. In einem Raum wurden Fotos ausgestellt, was der National Trust bei der Renovierung alles zu tun hatte, das war schon ordentlich. Insgesamt gibt es viele sehenswerte Zimmer, z. T. auch sehr kitschigIMG_7204 und als Einstieg gut, allerdings haben wir schon andere Schlösser gesehen, die wir eher empfehlen würden. Der ummauerte Garten war schön, hier gibt es viele Blumen die schön anzusehen sind. Etwas früher im Jahr wäre noch etwas mehr zu sehen gewesen, aber es passte ganz gut.

    Unterwegs stellen wir wieder einmal fest, dass Schottland doch deutlich später erntet, als wir in Deutschland. Hier ist derzeit die Getreideernte in vollem Gang. Wir sahen heute viele Mähdrescher und Traktoren, die Körner oder Strohballen transportierten. Insgesamt ist die Gegend um Inverurie sehr landwirtschaftlich geprägt. Es gibt sehr viel Ackerbau und daneben Viehhaltung.

    In Alford wollten wir mit der Steam Valley Railway fahren. Wir gingen von einem historischen Dampfzug aus. Historisch war der Zug, aberIMG_7237 definitiv nicht Dampfbetrieben. Es ist eine Schmalspurbahn, die nur an bestimmten Tagen verkehrt. Die Fahrt dauert ca. 25 Minuten und ist hin und zurück gleich. Es ist ganz nett, weil man mitten durch einen Golfplatz fahrt und so die Golfer hautnah erlebt. Schön so was mal gemacht zu haben, einmal reicht aber auch.

    In Alford befindet sich auch das Grampian Transport Museum. Hier werden Transportmittel aller Art ausgestellt. Es beginnt mit IMG_7255 historischen Kutschen und Motorrädern. Die Anzahl ist bei allen Typen nicht besonders groß, z. B. gibt es nur drei Kutschen, aber es hat jeweils sehr interessante Stücke. Nach den Motorrädern folgten Rennwagen, Oldtimer, Fahrräder, ein toller historischer Zirkuswagen vor einer riesigen Kulisse, Lastwagen, der Nachbau einer alten Werkstatt und Armeefahrzeuge. Auch der ÖPNV kam nicht zu kurz, es gab zwei schöne alte Straßenbahnwaggons und einen Doppelstockbus. Schön war auch das alte Feuerwehrauto und eine Ausstellung alter Benzinkanister von verschiedenen Marken. Den  Abschluss bildeten Elektrofahrzeuge. Der Eintritt ist teuer, ob man für die Ausstellung pro Kopf 9 Pfund ausgeben will, muss man sich überlegen. Für uns war es ok.

    Da wir das erste B&B noch von Deutschland aus gebucht hatten, versuchten wir aufgrund der erhaltenen Wegbeschreibung es zu finden. Leider war die Wegbeschreibung nicht so, dass wir genau wussten, aus welcher Richtung wir nach Inverurie hineinfahren sollten. Das führte dann auch dazu, dass wir doch einige Zeit suchten, bis wir es fanden. Gelandet sind wir im Breaslann House, einem netten B&B am Rande von Inverurie. Die Eigentümer ist eine resolute und nette Frau, die wirkt als hätte sie alles im Griff. Unser Zimmer ist verhältnismäßig groß, nur das Bad ist etwas eng. Insgesamt sind wir sehr zufrieden, allerdings ist es zu weit außerhalb, als dass man ins Zentrum laufen wollte.

    Den Abschluss des heutigen Tages bildete ein Besuch beim Inder “Spice of Life”. Wir hatten uns schon auf indisches Essen gefreut und heute gleich die Gelegenheit genutzt. Das Ambiente war super, die Kellner nett und das Essen klasse. Hier werden wir in den nächsten vier Tagen sicher noch einmal landen.

  • Malt of the Month August 2012: Auchentoshan Three Wood

    Über die Destillerie

    Auchentoshan ist eine der wenigen verbliebenen Lowland-Destillerien und die einzige, in der der Whisky noch dreifach in drei unterschiedlichen Brennblasen gebrannt wird. Der entstehende Spirit (Rohbrand) ist dadurch besonders weich und hat einen sehr hohen Alkoholgehalt. Dieser wird jedoch vor Einfüllen in die Fässer etwas reduziert.

    Lage der Auchentoshan Destillerie

    Wie die Islay-Destillerie Bowmore befindet sich Auchentoshan seit kurzem in der Hand des japanischen Konzerns Suntory, der in Japan ebenfalls Single-Malt-Destillerien betreibt.

    Über den Whisky

    Auchentoshan Three Wood, 43% Vol

    Als Steigerung zum Glenmorangie des letzten Monats wird der Three Wood, wie der Name schon vermuten lässt, in drei unterschiedlichen Fässern gereift. Er ist vermutlich ca. 12 Jahre im Fass gereift, wovon er die ersten 10 Jahre im typischen Bourbon-Fass lagert, danach 2 Jahre in einem Oloroso-Sherry-Fass und abschließend noch für einen kürzeren Zeitraum in einem Pedro Ximenez Sherry-Fass.

  • Malt of the Month July 2012: Glenmorangie Nectar d’Or

    Über die Destillerie

    Glenmorangie befindet sich ein Stück nördlich von Inverness und der Speyside Region an der Ostküste Schottlands und wird zu den Highland Destillerien gezählt.

    Lage der Glenmorangie Destillerie

    Als Besonderheit dürfen bei Glenmorangie die im Verhältnis zur Größe höchsten Brennblasen Schottlands gelten, die deutlich zum leichten Charakter des Whiskys beitragen. Außerdem werden bei Glenmorangie Fässer nur höchstens zweimal benutzt, wohingegen viele andere Destillerien die Fässer auch öfter benutzen. Glenmorangie kommt außerdem eine Pionierrolle bei den sogenannten „wood finishes“ zu. Als wood finishing bezeichnet man den Vorgang, dass der Whisky nach der eigentlichen Reifung noch in ein Fass eines ganz anderen Typs für eine bestimmte Zeit (meist weniger als 2 Jahre) eingelagert wird.

    Über den Whisky

    Glenmorangie Nectar d’Or, 12 Jahre, verdünnt auf 46% Vol., nicht kühlgefiltert.

    Dieser Glenmorangie ist ein exzellentes Beispiel für ein wood finish: Er wurde nach der Reifung in Bourbon-Fässern in Barriques gelagert, in denen zuvor Sauternes-Wein enthalten war.

  • Malt of the Month June 2012: Glenfiddich 18y

    Über die Destillerie

    Die Destillerie Glenfiddich ist immer noch im Besitz der Gründerfamilie, was heutzutage eine Seltenheit darstellt. Sie liegt in Dufftown, der Whiskyhauptstadt der Speyside-Region.

    Lage der Glenfiddich Destillerie

    Die Besitzer bewiesen immer wieder großen Pioniergeist, beispielsweise durch den Vertrieb von Glenfiddich als Single Malt und die Eröffnung eines Besucherzentrums bereits in den 1960er Jahren. Nicht zuletzt durch diese Innovationen wurde Glenfiddich zur größten Single-Malt Destillerie weltweit.

    Glenfiddich besitzt sehr kleine Brennblasen, so dass in Summe 28 Brennblasen eingesetzt werden, um die Nachfrage befriedigen zu können.

    Über den Whisky

    Glenfiddich 18 years, verdünnt auf 40% Vol.

    Glenfiddich ist standardmäßig als 12-, 15- und 18-jährige Abfüllung erhältlich. Gerade die älteren Abfüllungen sind unserer Meinung vollkommen zu Unrecht als Massenprodukt von minderer Qualität verschrieen.

  • Malt of the Month May 2012: The Glenlivet Nadurra

    Über die Destillerie

    The Glenlivet, im Herzen der Speyside gelegen, ist die einzige Destillerie, die im Titel den Artikel „The“ führen darf, da sie die erste Destillerie war, die in der Region legal betrieben wurde. Mittlerweile ist sie eine der größten Destillerien Schottlands.

    Lage der Glenlivet Destillerie

    Der Erwerb der Lizenz im Jahre 1823 war für den damaligen Besitzer George Smith die Chance, seinen guten Ruf zu wahren und die lästigen (und illegalen) Konkurrenten auf einen Schlag loszuwerden. Zur damaligen Zeit verwendeten nämlich viele Destillerien den Namenszusatz Glenlivet, auch wenn sie gar nicht im Tal des Flusses Livet gelegen waren.

    Über den Whisky

    The Glenlivet Nadurra, 16 Jahre, verdünnt auf 48% Vol., nicht kühlfiltriert.

    Der Nadurra ist eine Abfüllung von Glenlivet, die möglichst naturbelassen bleiben sollte. Deswegen wurde auch auf die sonst bei Glenlivet übliche Kühlfiltrierung verzichtet. Der Nadurra wird nicht durchgehend abgefüllt sondern nur zu bestimmten Zeitpunkten im Jahr. Zu diesem Zeitpunkt werden dann einige Fässer ausgewählt und vermählt.

    Da die abgefüllte Menge des Nadurra nicht so groß ist, kann keine vollständig gleichbleibende Qualität gewährleistet werden. Auf dem Etikett wird deswegen der sog. Batch, also die Charge der Abfüllung gekennzeichnet.

    Dieser Umstand wird auch als Marketinginstrument eingesetzt: So war ein Batch (leider nicht der vorliegende) des Nadurra sortenrein aus der mittlerweile nicht mehr erhältlichen zweireihigen Triumph-Gerste hergestellt.

  • Malt of the Month April 2012: Bell’s Special Reserve

    Über die Destillerie

    Große Teile der Produktion der malerischen Blair Athol Destillerie werden in den verschiedenen Bell’s-Blends verwendet. Dort wurden wir vom unserem Tour-Guide auch belehrt, nicht “Whisky-snobbish” zu werden: Trotz des gegenwärtigen Trends hin zu Single Malt Whiskys sollte man einen Blend nicht grundsätzlich als minderwertig abtun.

    Lage der Blair Athol Destillerie

    Die Blair Athol Destillerie gehört zur Diageo-Gruppe, die vor allem für die Classic Malt Selection bekannt ist, zu der z. B. auch ein Whisky der Talisker oder Lagavulin Destillerie gehören.

    Der Whisky von Blair Athol ist als Single Malt direkt vom Besitzer nur in der sogenannten “Flora & Fauna” Serie erhätlich. Viele weniger prominente Destillerien der Diageo-Gruppe werden in dieser Serie auch als Single Malt vertrieben. Der Name “Flora & Fauna” leitet sich aus dem Design der Etiketten ab: Alle zeigen ein typisches Tier oder eine typische Pflanze aus der Gegend um die Destillerie.

    Über den Whisky

    Bell’s Special Reserve, keine Altersangabe, verdünnt auf 40% Vol.

    Ein hochwertiger Blend, der ausschließlich aus Malt Whiskys besteht, es wurde also kein günstiger Grain Whisky beigemischt. Vermutlich sind neben Whisky von Blair Athol noch zumindest Glenkinchie und Caol Ila im Blend enthalten. Obwohl er keine Altersangabe trägt, wird verschiedentlich darauf hingewiesen, dass alle enthaltenen Whiskys zumindest 8 Jahre alt sind.