Der erste Regentag

Mittwoch, 17.06.2009

Morgens sind wir in Minehead gestartet und haben uns super tolles Quartier nur ungern verlassen. Auch das Frühstück war lecker. Ralf hat es so gut gefallen, dass er gleich den Schlüssel mitgenommen hat. Er hat es glücklicherweise noch gemerkt, so lange wir am Hafen noch einige Fotos geschossen haben.

Von Minehead sind wir wieder einige Meilen zurückgefahren nach Watershead zur Cleeve Abbey. Diese Abbey ist keine wohlhabende Abbey gewesen, war aber für die Umgebung sehr wichtig, da sie die Grundversorgung für die Umgebung gewährleistet hat.

Die Klosterkirche ist komplett eingefallen, man sieht noch einige Überreste der Fundamente. Sehr gut erhalten ist dafür der Schlafbereich der Mönche und des Abtes und einige weitere Räume.

Fußboden in der Cleeve Abbey

Fußboden in der Cleeve Abbey

In einem Zelt wird ein Teil des Originalfußbodens ausgestellt. Dieser ist sehr schön, man sieht jedoch deutlich die Gebrauchsspuren. Die Abbey wurde nachdem das Kloster aufgegeben worden war, zur Farm umgebaut. An manchen Gebäuden sieht man das auch noch.

Wir haben uns dann eine Mitgliedschaft bei „English Heritage“ geleistet. Die Cleeve Abbey ist Mitglied bei English Heritage. English Heritage ist wie National Trust eine Organisation, die sich mit der Pflege von Denkmälern beschäftigt. Als Mitglied bekommt man dann in den angeschlossenen Sehenswürdigkeiten den Eintritt frei oder an anderen Stellen eine Ermäßigung.

Auf unserem weiteren Weg haben wir Dunster Castle besichtigt. Dunster Castle ist dem National Trust angeschlossen, so dass wir uns auch diese Mitgliedschaft noch geleistet haben. Gefühlt wird sich diese schneller amortisieren, da hier die Eintrittspreise höher sind, als bei English Heritage.

Dunster Castle ist ein Herrenhaus, das seit 900 Jahren besteht und über die Zeit nur zwei Familien gehört hat, die Familie Lutrell hat sogar seit 600 oder 700 Jahren dort gelebt.

Das Haus ist Julia insgesamt etwas zu dunkel gehalten. Es wurde sehr viel dunkles Holz verbaut. Ralf hat sein Billardzimmer entdeckt, allerdings steht hier sogar ein Snookertisch, der noch etwas größer ist, als ein herkömmlicher Billardtisch. Die Gärten haben sich auf diesem Anwesen nicht gelohnt.

Dunster Castle

Dunster Castle

Nun hat es für uns zum ersten Mal zu regnen begonnen, seit wir auf der Insel angekommen sind. Dies ist schon erstaunlich viel Zeit ohne Regen. Wir sind durch Dunster zurück zum Parkplatz gelaufen. Dunster ist außer dem Castle noch für den Yarn Market bekannt, auf dem früher Tuch gehandelt wurde. Insgesamt ist Dunster ein nettes Städtchen.

Direkt neben unserem Parkplatz fanden auf einer Wiese die nationalen Meisterschaften im Bogenschießen statt. Da es etwas regneten war unsere Lust, dies länger zu beobachten sehr gering. Es hätte sich durchaus gelohnt, da auch viele in traditionellen Gewändern gekleidet waren.

Von Dunster sind wir richtig ins Exmoor gestartet. Leider hat es inzwischen richtig stark begonnen zu regnen, so dass wir im Exmoor keine Wanderung machen wollten. Im Exmoor hatten wir zum ersten Mal richtig heftige Single Track Roads (geteerte Feldwege zu gut deutsch). Leider gibt es hier nicht in Schottland ständig Ausweichstellen, so dass man schon gut schauen muss, ob etwas entgegen kommt. Erschwert wird dies noch durch die vielen Hecken. In diesem Bereich Englands gibt es kaum einen Meter Straße, der nicht durch Hecken, hohe z. T. extra aufgeschüttete Erdwälle oder zumindest Bäume gesäumt ist. Dies macht das Fahren sehr unübersichtlich. Zwischendurch hatten wir das Gefühl durch eine grüne Hölle zu fahren.

Die Landschaft im Exmoor erinnert etwas an die schottischen Highlands. Zum Teil sieht man noch Grasstummel, da hier sehr viele Schafe weiden. Dann gibt es farnbewachsene Gebiete und kleine Büsche. Bäume hat es ganz oben kaum noch. Wir haben dann hin und her überlegt, ob wir eine kleine Wanderung dann trotz strömendem Regen machen, um zu den Tarr Steps (Schieferbrücke) zu gelangen. Nach langem Zögern haben wir uns dazu durchgerungen und es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Tarr Steps wurden als Brücke über einen Fluss gebaut. Der Fluss ist an dieser Stelle sehr breit und fließt auch dementsprechend langsam. Es wurden Schiefersteine als Brückenpfeiler verwendet und große Schieferplatten als Lauffläche darüber gelegt. Die Brücke ist interessant und wir hätten uns geärgert, wenn wir sie wegen des schlechten Wetters ausgelassen hätten.

Tarr Steps

Tarr Steps

Auf Feldwegen, die hier als Straßen in jeder Karte eingezeichnet sind und oft auch die einzige Möglichkeit sind, einen Ort überhaupt zu erreichen, ging es weiter am Duncary Beacon vorbei, von dem aus man eine tolle Sicht haben soll. Leider war hier nur Nebel und ein Wasserschleier. Ein Aufstieg auf den Berg lohnte sich also nicht.

Auf dem Weg nach Selworthy ließ der Regen merklich nach. In Selworthy hatten wir dann sogar schon wieder etwas Sonne. Selworthy ist ein Mini-Städtchen, das wie jeder Ort hier, eine Kirche besitzt. Diese ist ganz nett anzuschauen. Im Ort werden große Grünflächen und Gartenanlagen vom National Trust gepflegt. Diese sind schön mit den netten Häusern, als die Gartenanlagen von Dunster Castle. Hier ist ein kurzer Spaziergang lohnenswert.

Nach Porlock kommt man nur über sehr abschüssige Straßen, dieser Ort ist von Hügeln umgeben am Meer. Es ist ein kleiner Ort mit vielen weis getünchten Häusern. Eigentlich wollten wir hier etwas Warmes essen, jedoch haben um 17 Uhr alle Restaurants zu. So haben wir im Supermarkt eingekauft und uns davon erst einmal den Hunger gestillt. In Porlock gibt es auch eine nette Kirche, die wir auch besichtigt haben. Es vergeht eben kein Tag ohne Kirche.

Aus Porlock kommt man über eine Passstraße mit einer fabelhaften Aussicht in den Doppelort Lynmouth/Lynton. Um allerdings auf diese Passstraße zu gelangen muss man einen extrem steilen Berg hinauf. Da die Straße hier auch noch richtig kurvig ist, ist der erste Gang oft noch zu hoch.. Man sollte noch einen 0,5. Gang haben. Von der Passstraße konnten wir super auf das Meer schauen und haben auch noch einmal das Exmoor mit seiner Flora erlebt. Das Ganze immer noch ohne Regen, dafür aber mit einem starken Wind. Lynmouth liegt direkt am Meer, wieder umgeben von mehreren Bergen. An der Straße nach Lynmouth stehen ständig Schilder, die einen darauf hinweisen, in einem niedrigen Gang zu fahren und auf das große Gefälle hinweisen. Gegen Ende wird ausdrücklich gebeten, im niedrigsten Gang zu fahren. Es gibt auch einige Rettungswege, falls die Bremsen versagen sollten. Wir haben uns brav an die Anweisungen gehalten und haben noch nicht einmal unsere Bremsen gerochen, dafür aber den Verkehr aufgehalten. :-)

Lynton ist der zweite Teil des Doppelortes, der dann wieder oben auf dem Berg liegt. Diesen haben wir uns als Übernachtungsplatz ausgesucht. Als wir wieder oben waren, haben wir auch schnell eine Unterkunft gefunden. Mit 30 Pfund pro Person und Nacht ist das Waterloo House nicht supergünstig, aber völlig ok. Dies ist laut Schild vor dem Bed & Breakfast das älteste Gästehaus am Ort. Die Vermieter waren sehr freundlich. Als wir ankamen fragte auch ein älteres Paar aus Cornwall nach einem Zimmer. Gemeinsam haben wir dann noch kurz gewartet, bis die Zimmer hergerichtet waren. Wir bekamen einen Tee serviert und haben uns gut unterhalten. Die beiden hatten noch einige Reisetipps für uns parat.

Wir haben zu Fuß noch ein wenig den Ort erkundet. Lynton ist ein Bilderbuchstädtchen. Absolut malerisch. Es gibt eine Seilbahn, die Lynton und Lynmouth verbindet. Julia hatte davon schon im Reiseführer gelesen und als sie sie gesehen hat beschlossen, unbedingt damit fahren zu müssen. Leider war sie heute schon geschlossen.

Von unseren Vermietern bekamen wir den Tipp im „On the Steps“ Essen zu gehen. Dies erwies als nicht günstiger aber sehr guter Tipp.

Lynton: Das On the Steps auf der rechten Seite

Lynton: Das On the Steps auf der rechten Seite

Unser Essen haben wir genossen. Für beide gab es Fisch und Muscheln. Julia entwickelt sich zur Muschelliebhaberin. Das Restaurant ist eher spärlich eingerichtet, aber hat eine angenehme Atmosphäre. Auch der Wirt ist ein eher ruhiger Mensch, passt aber hervorragend in dieses Lokal. Insgesamt ist es mit 26 Sitzplätzen auch eher klein. Als Nachtisch gab es für uns beide einen Tawny Port, für Julia eine Früchte Cremee Brülee und für Ralf eine Käseplatte mit fünf verschiedenen lokalen Käsesorten, Brot und Marmelade. Beide waren jeweils total begeistert.

Eine Antwort zu “Der erste Regentag”

  1. Rainer und Andrea sagt:

    Hmmm…..
    Tawny und Fisch, Muscheln…. Schlaraffengland :-)
    LG Rainer

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